Ingo Herzke heute bei Wortpong

„Wir schmeißen den Primuskocher an und brutzeln ein paar Tofuburger. Denn “Tiere essen” ist ja wohl sowas von absolut uncool! Das zumindest behauptet Jonathan Safran Foer in seinem tollen neuen Buch und weil dem sein Deutsch nicht ganz so super ist als wie seine Bücher, um mit den Sprachjongleuren der Wortpong-Redaktion Schritthalten zu können, haben wir seinen Übersetzer, den großartigen und vielbeschäftigten Ingo Herzke eingeladen. Der hat noch andere Bücher im Gepäck und womöglich ein paar Schnitzelrezepte (Sellerie, versteht sich!). Musikalisch rühren wir dazu wie üblich ein lustiges Allerlei-Süppchen zusammen, schwere Kost, leicht verdaulich serviert und garantiert mit jede Menge Geschmacksverstärker.“

Einschalten!
WORTPONG.fm FLEISCH
Mittwoch 3.11.
17 – 19 Uhr
FSK (93,0 MHz / 101,4 Kabel)
Stream: www.fsk-hh.org

(Bevor Ihr fragt: ich kann nicht, sonst wäre ich mitgegangen.)

Autorenstimme des Monats

„Jede noch so kritische Frage eines Übersetzers ist Ausdruck von Respekt – nur in der Hinterfragung liegt die Erfahrung von Sprache, die Möglichkeit zur Bildung jenseits der Einbildung: zur gegenseitigen Aus- und Fortbildung, daraus wächst manchmal innige Freundschaft. Es gibt wohl keinen genaueren Leser als den Übersetzer, der durch seine Zweifel jedes Luftloch eines Textes aufspürt. Wäre da nicht das Herr-Diener-Gefälle und die Unzulänglichkeit jeder Analogie, so würde ich den Schriftsteller gern als Don Quichotte und seinen Übersetzer als Sancho Pansa bezeichnen. In Wirklichkeit aber hat der Übersetzer mit seinem Werk in seiner Sprache eine weit größere Macht: er kann einem Text Eleganz verleihen, er kann ihn ebenso zerstören.“
Julia Franck

(Aus dem VdÜ-Pressenewsletter.)

Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es gelesen hast

Seit 2006 schreibe ich ins Internet, was ich gelesen habe. Anfangs bin ich einfach am Ende des Jahres am Regal langgegangen, habe überlegt, was es denn alles war, und dann eine nackte Liste gebloggt. Dann hatte ich eine Leseliste im Rechner, die ich immer gleich aktualisiert habe und habe – ebenfalls am Ende des Jahres – zu jedem Buch ein-zwei Sätze geschrieben und sie gebloggt. Seit Januar 2009 schreibe ich über jedes einzelne Buch, das ich gelesen habe, einen eigenen Blogeintrag. Und da ich immer finde, dass ich viel zu wenig lese, habe ich wirklich über *alle* Bücher gebloggt, damit es wenigstens nach so viel wie möglich aussieht.
Das sind jetzt fünf volle Jahre, die ich quasi lückenlos dokumentiert habe. Auch irgendwie gruselig. Es kann also niemand behaupten, er „hätte nicht gedacht“, dass ich irgendwas Bestimmtes gelesen oder nicht gelesen habe. Ganze fünf Jahre? Nein, ein kleines gallisches Dorf … ein einziges ganz gelesenes Buch, und gern gelesenes Buch, habe ich nicht bebloggt, und deswegen fällt es in die Kategorie „Ihr glaubt, ich hätte das nicht gelesen“:

Angela Leinen: Wie man den Bachmannpreis gewinnt. Ich habe keinen Schimmer, wieso ich gerade darüber nicht gebloggt habe. Die Blogger kennen Angela Leinen unter dem Namen Sopran, sie bloggt über Rudern, Tatort, Bücher und Anderswo (ein Dorf in Südfrankreich), und immer ausführlich und kenntnisreich und lustig über den Bachmannpreis. Das Buch wurde in der Blogosphäre allenthalben gelesen, vielleicht habe ich es deswegen nicht hinbekommen, was drüber zu schreiben. Weil alle anderen das schon getan hatten. Exemplarisch sei hier auf die Kaltmamsell hingewiesen, der ich nicht viel hinzuzufügen habe. Im Buch geht es gar nicht ausschließlich um den Bachmannpreis, der ist sozusagen nur der Aufhänger für eine Bestandsaufnahme der deutschen Gegenwartsliteratur. Und es ist ausdrücklich KEIN literaturwissenschaftliches Buch, sondern eins von einer interessierten Leserin, und das macht es so angenehm und kurzweilig. Sehr nettes Buch und hey, immerhin für mich was Superungewöhnliches: ich habe ein Sachbuch gelesen. Ganz! Und gerne! Man lese die verlinkte Rezension bei der Kaltmamsell und dann dieses Buch.

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