Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es gelesen hast

Seit 2006 schreibe ich ins Internet, was ich gelesen habe. Anfangs bin ich einfach am Ende des Jahres am Regal langgegangen, habe überlegt, was es denn alles war, und dann eine nackte Liste gebloggt. Dann hatte ich eine Leseliste im Rechner, die ich immer gleich aktualisiert habe und habe – ebenfalls am Ende des Jahres – zu jedem Buch ein-zwei Sätze geschrieben und sie gebloggt. Seit Januar 2009 schreibe ich über jedes einzelne Buch, das ich gelesen habe, einen eigenen Blogeintrag. Und da ich immer finde, dass ich viel zu wenig lese, habe ich wirklich über *alle* Bücher gebloggt, damit es wenigstens nach so viel wie möglich aussieht.
Das sind jetzt fünf volle Jahre, die ich quasi lückenlos dokumentiert habe. Auch irgendwie gruselig. Es kann also niemand behaupten, er „hätte nicht gedacht“, dass ich irgendwas Bestimmtes gelesen oder nicht gelesen habe. Ganze fünf Jahre? Nein, ein kleines gallisches Dorf … ein einziges ganz gelesenes Buch, und gern gelesenes Buch, habe ich nicht bebloggt, und deswegen fällt es in die Kategorie „Ihr glaubt, ich hätte das nicht gelesen“:

Angela Leinen: Wie man den Bachmannpreis gewinnt. Ich habe keinen Schimmer, wieso ich gerade darüber nicht gebloggt habe. Die Blogger kennen Angela Leinen unter dem Namen Sopran, sie bloggt über Rudern, Tatort, Bücher und Anderswo (ein Dorf in Südfrankreich), und immer ausführlich und kenntnisreich und lustig über den Bachmannpreis. Das Buch wurde in der Blogosphäre allenthalben gelesen, vielleicht habe ich es deswegen nicht hinbekommen, was drüber zu schreiben. Weil alle anderen das schon getan hatten. Exemplarisch sei hier auf die Kaltmamsell hingewiesen, der ich nicht viel hinzuzufügen habe. Im Buch geht es gar nicht ausschließlich um den Bachmannpreis, der ist sozusagen nur der Aufhänger für eine Bestandsaufnahme der deutschen Gegenwartsliteratur. Und es ist ausdrücklich KEIN literaturwissenschaftliches Buch, sondern eins von einer interessierten Leserin, und das macht es so angenehm und kurzweilig. Sehr nettes Buch und hey, immerhin für mich was Superungewöhnliches: ich habe ein Sachbuch gelesen. Ganz! Und gerne! Man lese die verlinkte Rezension bei der Kaltmamsell und dann dieses Buch.

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Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat.

Das Buch in meinem Regal, das die wenigsten Seiten hat, hat 12 Seiten. Der Verlag mahnt offenbar schon die Verwendung des Namens ab; auch wenn er vor Gericht nicht Recht bekommen hat, habe ich trotzdem keine Lust drauf, auch noch Werbung für das Heft zu machen. Zumal es in der Geschichte darum geht, freundlich zu sein und einander kleine Pelzchen zu schenken. Eintrag gelöscht.

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Sascha Lobo: Strohfeuer

Ich-Erzähler Stefan gründet zu Beginn des neuen Jahrtausends zusammen mit seinen Freunden („Freunden“) Thorsten und Philipp eine Agentur für Unternehmenskommunikation, Werbung, Internet und so weiter. Ihre Kunden sind die Dotcoms. Stefan und Thorsten haben eine unglaublich große Klappe und keinerlei Skrupel, sie wollen das große Geld, Frauen und schnelle Autos, und das kriegen sie auch, mit Geschwätz und miesen Tricks. Stefan hat eine Freundin, Lena, die er liebt, eine Nebengeliebte, Sandra, in die er verliebt (oder verknallt) ist, und darüber hinaus vögelt er, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Er ist, kurz gesagt, ein rechtes Arschloch und hält sich für den Mittelpunkt der Welt. Obermacker Thorsten ist ein noch schlimmerer Arsch, Philipp hingegen ist stiller und läuft eher so mit. Und macht einen am Ende wahnsinnig. Überhaupt, das Ende: großartig. Dass die Dotcomblase geplatzt ist, wissen wir ja, und für seine Figuren kriegt Sascha Lobo wunderbar die Kurve. Eben weil Philipp einen wahnsinnig macht. Und weil Stefan einen wahnsinnig macht. Bis dahin hat man einen sehr kurzweiligen, sehr lustigen und unterhaltsamen Roman gelesen. Und deswegen gilt dieser Eintrag auch für den beim Bücherstöckchen übersprungenen

    Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst.

Sprücheklopfen ist Sascha Lobos Metier, und hier sind sie wunderbar getimet. Ich habe, was mir selten passiert, sogar über die Slapstickszenen gelacht. Das mit dem Schwein! Also die zweite Schweineszene, unfassbar. Und solche Details wie das farblich zur Bar passende Schnittchenkonzept. Oder die Verwendung des Worts „Hitler“. Hat mir sehr gefallen.
Ich hatte erwartet, dass es möglicherweise schwierig werden würde, Sascha Lobo und seine Figur Stefan auseinanderzuhalten. War es aber gar nicht. Natürlich ist Sascha Lobo ebenfalls ein Poser und Schwätzer und Selbstdarsteller, davon lebt er. Und Stefans Geschichte dürfte nah an seiner eigenen dran sein. Aber er ist nicht so ein Arschloch und geht nicht über Leichen. Glaube ich. So gut kennen wir uns nicht, aber ich mag ihn, sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gelesen. Und da hätte ich was verpasst.
Sascha Lobo wird im Regal zwischen Robert Littell und David Lodge wohnen.

Mehr dazu bei Katy (auf Englisch).

Sascha Lobo: Strohfeuer. Rowohlt Berlin, 288 Seiten, 18,95 €

(Danke an Sascha und Rowohlt Berlin für das Rezensionsexemplar!)

NACHTRAG: Ach ja, Ijoma Mangold hat das Buch bei den „Vorlesern“ besprochen. (Hihi.)

Tag 22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat. Schwanzvergleich!

Beide nicht gelesen. Der Mann hat die Jahrestage gelesen, hat ungefähr ein Jahr gedauert, er ist dem Cresspahl-Jahr gefolgt und hat zwischendurch anderes gelesen. Ich habe wahrscheinlich auch deshalb Angst vor so dicken Büchern, weil mein Gedächtnis so schlecht ist. Ich hätte nach einem Jahr keine Ahnung mehr, wie es angefangen hat.

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