Film: Vincent will Meer

Demnächst werde ich mir selbst unheimlich: ich habe schon wieder ferngesehen.
Vincent (Florian David Fitz) leidet unter dem Tourettesyndrom. Nachdem seine Mutter sich totgesoffen hat, steckt sein Vater (Heino Ferch), der längst von der Mutter getrennt ist, ihn in eine Einrichtung – ein Heim oder so? Dort teilt er sich das Zimmer mit dem Zwangsneurotiker Alex (Johannes Allmayer) und lernt die anorektische Marie (Karoline Herfurth) kennen. Die drei klauen das Auto der Therapeutin (Katharina Müller-Elmau), und dann geht eine Roadstory los: nach Italien wollen sie, ans Meer. Mit ohne Geld, erstmal, und ihnen auf den Fersen sind die Therapeutin und Vincents Vater.

Ich mach’s kurz: ja, schöner Film. Liebeswerte Figuren, sehr gute Schauspieler, die ihre jeweiligen psychischen Krankheiten sehr gut darstellen, mittelrasante Story, ich hab nix zu meckern, aber irgendwie isses auch nicht die große Begeisterung. Irgendwie bleibt das Gefühl, ich hätte in der Zeit auch was „Sinnvolles“ tun können. Ein Buch lesen, zum Beispiel, das dann möglicherweise auch nicht toller gewesen wäre, aber bei einem Buch hat man, also: habe ich mehr das Gefühl, dass es trotzdem zu was gut war. Das fehlt mir bei Filmen noch. Aber ich fange ja auch erst an.

NACHTRAG wegen ganz vergessen. Bechdel-Test:
Zwei Frauen: Ja
Die miteinander reden: Hm, jein? Also, nur ganz kurz, glaube ich.
Über was anderes als Männer: Auch jein, glaube ich. Halt kurz über Maries Krankheit. Aber kein echtes Gespräch.

[Was mich jetzt echt beeindruckt hat, das war mir tatsächlich nicht so klar: wie oft da Werbung kommt, und wie lang die jeweils geht. Völlig irre. Und dann ist es zu einem beträchtlichen Prozentsatz Werbung fürs Abnehmen und für Partnervermittlungen. Jaja, für Euch Fernsehgucker ist das nix Neues, ne? Schon gut.]

Film: The Sound of Music

Du lieber Himmel. Was! Für! Ein! Kitsch! Herrlich.
Die junge Salzburger Novizin Maria (Julie Andrews) kann sich nicht so richtig ins Klosterleben einfügen, dazu tollt sie viel zu gern in den Bergen herum, in der freien Natur, singt und tanzt und lacht, tirili, der kleine Wildfang. Die weise Mutter Oberin schickt sie daher zum dem verwitweten Kapitän von Trapp (Christopher Plummer), als Kindermädchen für seine sieben Kinder. Der Käpt’n lässt die Kinder nach Pfeiftönen antanzen, sich der Größe nach aufstellen und ihre Namen aufsagen, und er ist überhaupt ein ganz furchtbarer Typ.
Der Rest ist zu quasi hundert Prozent vorhersehbar: Maria erobert die Herzen der wirklich ganz entzückenden Kinder im Sturm, und das des Vaters wird auch spontan ganz weich, als sie den Kindern das Singen beibringt.

Dummerweise ist der Herr Papa aber auch gerade dabei, sich eine neue Frau und Mutter für die Kinder zu angeln. Maria haut deswegen nochmal kurz ab – denn, huch! Sie wird plötzlich immer ganz rot, wenn der Käpt‘n sie so ansieht, und weiß gar nicht, was da mit ihr los ist – und vergräbt sich im Kloster, wo die weise Mutter Oberin ihr aber sagt, dass das Kloster doch kein Versteck sei, in das man vor seinen Problemen fliehen könnte. Man müsse sich denselben vielmehr stellen. Also geht Maria zurück, die Braut des Käpt’n tritt verständnisvoll den Rückzug an, und dann wird ganz groß und in Weiß geheiratet und alle könnten glücklich sein bis an ihr Lebensende, wenn – Überraschung – wenn es nicht die dreißiger Jahre wären und Österreich sich Deutschland anschlösse. An der Stelle sind bestimmt schon mehr als anderthalb Stunden rum, der Film könnte zu Ende sein, aber dann kommt verblüffenderweise noch ein bisschen Politik und Spannung hinterhergeklappert: Käpt’n von Trapp wird zur Wehrmacht eingezogen und soll „morgen“ in Bremerhaven seinen Dienst antreten. Das kommt aber gar nicht in Frage, Trapp ist ein ausgesprochener Anti-Nazi, also muss die ganze Familie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion fliehen. Und so wird die ganze Sache zum Ende hin doch noch richtig spannend. Und dann ist der Film urplötzlich zu Ende. Nach 165 Minuten, die hauptsächlich aus triefendem Kitsch und viel Musik bestehen. Sehr geil, man kann sich da so richtig schön drin suhlen.

Auf Deutsch trägt der Film übrigens den unsäglichen Titel „Meine Lieder – meine Träume“ und ist eher unbekannt. Zumindest im Verhältnis zu den USA, wo jedes Kind jedes Lied mitsingen kann; läuft anscheinend jedes Jahr zu Weihnachten auf allen Kanälen, es besteht eine große kollektive Liebe zu diesem Film. Die zum Beispiel auch in Übersetzungen immer wieder durchkommt, ich weiß nicht mehr, wie oft in „meinen“ Büchern schon auf den Film angespielt wurde. Die Hälfte der Zeit habe ich es wahrscheinlich nicht bemerkt (nämlich immer dann, wenn es nicht ausdrücklich dabeistand). Der ein oder andere erinnert sich vielleicht an das hier – jeder Amerikaner kennt dieses Lied, ich hätte es nicht bemerkt, wenn ich nicht aufmerksame Blogleserinnen hätte. Sowas soll mir fürderhin nicht mehr passieren, denn ich werde jetzt immer sofort diese Melodie im Kopf haben.

Der Film (und das dazugehörige Musical) beruhen übrigens auf einer wahren Geschichte, kann man alles schön in der Wikipedia nachlesen. (Noch deutlich ausführlicher in der englischsprachigen.) Wieder ein Stück Bildung nachgeholt.
Und das Beste ist: es gibt Mitsing-Vorführungen! Mit Verkleiden!

Vielleicht übernehme ich mal die schöne Sitte von Anke, Filme dem Bechdel-Test zu unterziehen, und der geht so:
1. Es muss mehr als eine Frau eine tragende Rolle spielen. (Ja)
2. Frauen müssen miteinander sprechen. (Ja)
3. Und zwar über etwas anderes als einen Mann. (Nein.)

PS: Irgendwie musste ich an die Heidelberger Romanze mit Lilo Pulver und O.W. Fischer denken. Das ist auch triefender Kitsch, läuft aber in Heidelberg regelmäßig im Kino und ist Kult unter Studenten. Großer Spaß.

Liebes Tagebuch,

hier kommt noch eine neue Blogidee für dieses Jahr: die Rückkehr des Tagebuchbloggens. Allerdings werde ich das nicht täglich machen, sondern wöchentlich. Ob die Idee gut ist, werden wir sehen. Ich könnte mir vorstellen, regelmäßig Sonntags oder Montags auf die vergangene Woche zurückzublicken.
In meinem Teil des Internets wird gerade allenthalben etwas diskutiert und beschrieben, was ich auch seit einiger Zeit in meinem Kopf venitiliere. Man / alle / ich hänge zu viel bei Twitter und Facebook herum, wo die Sachen gleichzeitig irgendwie verlorengehen und nicht mehr mir gehören. Das ist schade. Deswegen will ich wieder mehr bloggen, Twitter habe ich schon das ganze Jahr (höhö) nur sporadisch mal an, von Facebook komme ich noch nicht so gut los. Aber auf jeden Fall habe ich gute Blogvorsätze. Also los:
Die letzte Woche fing mit einer sehr schönen Silvesterfeier bei Adelhaid an, und wo ich gerade den Link hier setze, sehe ich, dass sie just heute einen Wochenrückblick gebloggt hat. Crazy! Jedenfalls: sensationell gut gegessen und sehr lustig Shuffleboard gespielt. Guter Jahresanfang.
Vorher, am Silvester-Mittag, hatte ich endlich das Buch abgegeben, das ich eigentlich schon vor Weihnachten abgeben wollte. Aber immerhin habe ich es nicht noch mit ins neue Jahr genommen, sondern jetzt isses weg. Außer den Acknowledgments, die muss ich noch übersetzen, und eine Rechnung schreiben. Yeah.
Deswegen habe ich auch an den ersten Tagen dieses Jahres hauptsächlich nichts gemacht. Rumgewohnt, ein bisschen aufgeräumt und ausgemistet und geputzt und so Dinge, auf die man sich richtig freut, wenn man vorher zu viel gearbeitet hat. Ich habe zwei Filme gesehen, Little Miss Sunshine und ein paar Wallace-and-Gromit-Kurzfilme, die ich hier mal als einen Film zähle. Prima Anfang für das Filmprojekt. Ein Buch gelesen, nämlich Komet im Mumintal, und ein weiteres angefangen, „Vier Arten, die Liebe zu vergessen“ von Thommie Bayer. Zwischendurch kurz, aber heftig erkältet gewesen, das ist aber schon fast wieder weg. Einmal Schreibtreffen gehabt; es gibt nämlich neue Ansätze zur Selbstüberlistung, damit ich mit dem Pfau endlich weiterkomme, ich treffe mich jetzt gelegentlich mit einem Freund, der um die Ecke wohnt, zum Schreiben. Methode: Internet aus, Klappe halten, Wein trinken, schreiben. Läuft. Der Pfau hat jetzt 45 Seiten + 5 Seiten Notizen, und ja, ich setze ich mich jetzt selbst noch ein bisschen unter Druck, indem ich hier davon erzähle.
Gestern war Resteessen. Resteessen ist eine Institution bei uns, alle Freunde wissen, dass das am ersten Sonntag des Jahres stattfindet und so geht: alle kommen und bringen ihre restlichen Weihnachtssüßigkeiten mit. Da sind dann normalerweise ein paar Ekligkeiten dabei. Diesmal allerdings auch eine Menge selbstgebackener Plätzchen, sehr fein. Wir machen dann nochmal die Kerzen am Baum an, und wenn sie runtergebrannt sind, wird abgetakelt und der Baum vom Balkon geworfen. Schwer beeindruckend für die Kinder, für die Erwachsehen gibt’s einen Schnaps dazu und dann ist „Knut und gut“. Und einen Eimer Suppe gegen die Überzuckerung gibt es auch. Es ist jedes Jahr super, die Bude immer voll, nachmittags kommen die mit den Kindern, abends wird es meistens spät und etwas alkoholhaltig, und alle freuen sich.
Neben zwei Feiern in dieser Woche aber leider auch ein Todesfall. Krebs ist ein Arschloch.

In der nächsten Woche, also in dieser, muss ich wieder mit dem Arbeiten loslegen: die Acknowledgements, Rechnung schreiben, nächstes Buch anfangen, ein bisschen Kleinkram. Vermutlich ist außerdem irgendwann diese Woche die Beerdigung. Freitag fahre ich nach Köln zur Lesung, und von dort aus am Samstag nach Münster zur Taufe der jüngsten Nichte.

Ein Thema, über das ich in Bezug auf dieses Blog noch nachdenke, ist, ob sich damit nicht irgendwie ein bisschen Geld verdienen ließe. Im letzten Quartal habe ich bei jeder Buchbesprechung darauf hingewiesen, dass die Links zu Osiander führen und ich davon profitiere, wenn Ihr dort bestellt. Ertrag im vierten Quartal aus dieser Aktion: 3,73 €. Immerhin, das bedeutet, dass ein paar von Euch tatsächlich dort bestellt haben. Finde ich super. Insgesamt mache ich dieses Osiander-Partnerprogramm jetzt seit ungefähr einem halben Jahr, der Gesamtertrag beläuft sich auf 5,12 €. So viel nehme ich mit Flattr ungefähr in zwei Monaten ein. Soll heißen: das sind beides eher theoretisch gute Ideen, als dass da tatsächlich etwas bei herumkäme. Der Wunschzettel funktioniert auch nicht wirklich, ich glaube, im kompletten letzten Jahr kamen darüber zwei Bücher. Vielleicht versuche ich mal, echte Werbepartner zu akquirieren – mein Buch da oben rechts könnte eins weiter nach unten rutschen und ein kleines Werbebanner darüber. Aber nur von Unternehmen, die mir passen, und auf keinen Fall irgendwas Bewegtes. Da müsste ich dann wohl ein bisschen Arbeit reinstecken, um Interessenten zu finden.
Weiter geht’s: an die Arbeit.

PS: Wir haben total viele Reste. Möchte jemand Resteessenreste essen kommen?

NACHTRAG: Franziska schreibt auch Wochenrückblicke.

Tove Jansson (Birgitta Kicherer): Komet im Mumintal

JanssonKometOh, wie aufregend! Eine echte Abenteuergeschichte! Ein Komet saust auf die Erde zu und soll genau im Mumintal einschlagen. Ein alter Bisam sagt, dann geht die Welt unter. Mumin und das Schnüferl bekommen Angst. Deswegen gehen sie sich vergewissern – sie ziehen los, zu einem Observatorium, um sich selbst ein Bild von dem Kometen und vom Weltraum zu machen. Und dann geht eine veritable Roadstory los, mit richtig aufregenden Abenteuern, mit Felsspalten und Abstürzen und kämpfenden Pflanzen und spektakulären Rettungen und vor allem mit lauter neuen Bekanntschaften. Und erstaunlichen Wetterphänomenen.
Dass ich die Mumins so mag, liegt an Szenen wie dieser hier, ganz am Anfang. Das Schnüferl hat einen neuen Weg entdeckt, den es mit Mumin zusammen erkunden will:

„Hallo“, sagte das Schnüferl. „Ich hab ganz allein einen eigenen Weg entdeckt. Er sieht gefährlich aus.“
„Wie gefährlich?“, fragte Mumin.
„Ich würde sagen, enorm gefährlich“, antwortete das kleine Schnüferl ernst.
„Dann müssen wir belegte Brote mitnehmen“, sagte Mumin. „Und Saft.“

Tove Jansson (Birgitta Kicherer): Komet im Mumintal. Arena, 188 Seiten, Gebunden, 12,95 €
Taschenbuch, 4,99 €

(Links zum Webshop der Buchhandlung Osiander. Wenn Ihr es dort kauft, bekomme ich ein paar Cent.)

Film: Wallace and Gromit – Die Technohose

Knetfilm! Wie toll ist das denn!
Wallace ist Erfinder, Gromit ist sein Hund. Dummerweise ist Wallace pleite und muss eins seiner Zimmer vermieten, um ein wenig Geld hereinzubekommen. Es zieht ein Pinguin ein, und ich weiß jetzt, woher der Name eines meiner Kommentatoren kommt, ha! Sehr lustig, da sieht man nichtsahnend fern, und auf einmal taucht da ein Blogleser auf und ist ein verbrecherischer Pinguin! Tst.
Jedenfalls, dieser Pinguin, also huiuiui. Der benutzt dann nämlich die Technohose, die Wallace erfunden hat, um ein Museum … aber das sollt Ihr Euch selbst angucken, das ist nämlich alles wirklich zauberhaft und sehr, sehr lustig. Selten so oft beim Fernsehen laut gelacht. Hach. Wundervoll. Und das beste ist: es gibt noch drei weitere! Und zum Teil sind sie komplett online! Hier kommt „Alles Käse“: Ich mochte die Technohose allerdings noch lieber.

Ach guck! Auf Englisch ist die Technohose auch komplett online. Und hier ist noch A matter of loaf or death, Teil 1 und Teil 2.

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