Film: Once

Was für ein wundervoller Film. Was für ein absolut wunder-wundervoller Film. Solche will ich mehr! Da ist ein Straßenmusiker in Dublin (Glen Hansard), in dessen Gitarre ein riesiges Loch klafft. Wenn er nicht Straßenmusik macht, hilft er seinem Vater in der Reparaturwerkstatt für Staubsauger. Und dann ist da eine junge Rosenverkäuferin (Markéta Irglová), deren Staubsauger zufällig gerade kaputt ist, und die eigentlich auch Musikerin ist. Und der Rest mag von der Grundidee her ein bisschen vorhersehbar sein, natürlich verlieben sie sich. Eigentlich. Aber vor allem machen sie zusammen Musik, und diese Musik ist so wundervoll, dass ich schon beim ersten Lied, gleich in der Anfangsszene nach dem Vorspann, die Tränen in den Augen hatte, weil da so eine Verzweiflung und so eine Leidenschaft in dieser Musik von Glen Hansard steckt, dass es einem die Schuhe auszieht (hier am Anfang noch ohne Markéta Irglová).

Der Film lässt sich so viel Zeit. Keine rasanten Schnitte und Kamerafahrten, keine Hektik, Lieder werden zu Ende gespielt, Blicke zu Ende geguckt, Sätze zu Ende gesprochen. Ich finde das sehr wohltuend. Und außerdem ist das alles nicht auf Hochglanz poliert, es ist alles sehr normal und durchschnittlich und die Figuren so echt. Markéta Irglová ist eine dieser Frauen, die auf den ersten Blick vielleicht eher unscheinbar wirken, die aber, sobald man sie ein bisschen länger anguckt, immer schöner werden, weil da irgendetwas in ihrer Mimik ist und in ihren Augen. Und auch sonst ist sie offenbar eine ganz leise Person, deren Kraft man erst bei genauem Hinsehen bemerkt. Wundervoll.
Das ist meine Sorte Film, sowas will ich mehr sehen.
Danke, Jenny und Anne, für die Empfehlung, das war wirklich ein Volltreffer. Ich bin geradezu beglückt und werde mir jetzt sofort das musikalische Gesamtwerk von Glen Hansard draufschaffen. Und das von Markéta Irglová vorsichtshalber gleich mit. (Glen Hansard und Markéta Irglová sind zusammen Swell Season, Glen Hansard singt bei The Frames, beide haben auch Solowerke veröffentlicht.)

Buch und Regie: John Carney

Bechdel-Test:
1. Es spielt mehr als eine Frau eine tragende Rolle: Nein. Schon durchgefallen.
2. entfällt.
3. auch.

Den Trailer hänge ich hier nicht an, weil er schon ein bisschen zu viel verrät, finde ich. Kann man aber bei Youtube gucken.

Film: Moulin Rouge

Musicalfilm von Baz Luhrmann. Mit Nicole Kidman und Ewan McGregor. Ich kopier mal kurz Wikipedia zum Inhalt:

Paris, 1900: Christian, ein englischer Schriftsteller, sitzt traurig vor seiner Schreibmaschine und erzählt rückblickend, was er erlebt hat. Er nimmt bereits vorweg, dass seine große Liebe verstorben ist. Ein Jahr zuvor, im Jahre 1899, kam er gerade von London nach Paris, um als Künstler an der „Revolution der Bohème“ teilzunehmen. Er trifft auf ein buntes Ensemble verschiedener Künstler, darunter Toulouse-Lautrec, die gerade bei der Erstellung eines neuen Stücks sind, das sie Harold Zidler, dem Betreiber des Moulin Rouge vorstellen wollen. Sie nehmen Christian spontan als Autor auf. Da er jedoch ein Unbekannter ist und keine Erfahrung vorzuweisen hat, will man ihn in einem feinen Anzug zu Satine schicken und als berühmten englischen Schriftsteller ausgeben. Satine, die auch „der funkelnde Diamant“ genannt wird, ist eine Kurtisane und der große Star des Moulin Rouge. Wenn es ihm gelingen würde, Satine mit seinen Gedichten zu verzaubern, würde sie ihn Zidler als Autor für das neue Stück empfehlen.
Als er Satine bei ihrer Darbietung im Moulin Rouge sieht, ist er fasziniert und verliebt sich auf den ersten Blick in sie.

Erzählt wird die Geschichte quasi wie ein einziger Videoclip, durchgängig so wie der Trailer: schrill, rasant, mit schnellen Schnitten und Kamerafahrten, und es ist gespickt mit Anspielungen und Albernheiten. Komplett überdreht, was natürlich Methode hat und einen Sinn.
Nicole Kidman und Ewan McGregor sind schöne Menschen, ich mag die Musik, ich mag Albernheiten, ich fand die ganzen Zitate aus den letzten hundert Jahren Musikgeschichte (also lauter musikalische Zitate aus der Zeit, nach der der Film spielt) sehr lustig, ich mag auch die Kostüme und alles – aber diese Videocliphaftigkeit und diese schnellen Kamerafahrten und Schnitte haben mich (Entschuldigung, Sven), schon nach einer halben Stunde so genervt, dass ich ausgemacht habe. Und ich war nicht allein, dem Mann ging es genauso. Bei allem Verständnis dafür, warum das genau so sein soll und nicht anders: ich kann das nicht gucken, da werde ich bekloppt.

[Der Vorsatz war: ein Film pro Woche. Jetzt sind wir in der 12. Kalenderwoche, das war der fünfte Film, den ich gesehen habe, oder na ja: dann doch nicht gesehen habe. Ichsachmaso: da geht noch was. Aber hey, das ist mehr als in den letzten werweißwievielen Jahren zusammen! Und den sechsten habe ich auch schon geguckt, nur noch nicht geschrieben, und der war sensationell!]

Indiebookday

WolkenbruchHeute ist Indiebookday! Wenn der Link gerade nicht geht, liegt das daran, dass die Resonanz so groß ist, dass die Webseite gelegentlich in die Knie geht. Macht aber nichts, noch besser kann man sowieso hier sehen, wie gut die Sache ankommt: Wie viele Leute da schon die Indiebooks gepostet haben, die sie sich heute gekauft haben! Wahnsinn.
Lieber Mairisch-Verlag: sensationell. Wahrscheinlich nicht mal so viel Aufwand an Zeit und Geld für Euch, aber was für eine tolle Werbeaktion!
Ich habe gekauft: „Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse“ aus dem Schweizer Salisverlag. Es ist wunderschön und hat ein Lesebändchen und ist teilweise auf Jiddisch. Wer noch nicht mitgemacht hat: schnell los in eine hübsche Buchhandlung und ein Buch aus einem unabhängigen Kleinverlag kaufen! Da draußen sind so dermaßen tolle Bücher! Und wenn nicht heute, dann morgen, übermorgen, ihrwisstschon. Heute lohnt sich Rausgehen aber besonders, jedenfalls in Hamburg, es ist unfassbar schön draußen.

Anderswo

- Gleich zum Anfang eine gute Nachricht: die deutsche Sprache ist kerngesund!

- Andreas Platthaus in der FAZ über die Neuübersetzung von Klassikern.

- Im Standard berichten fünf KollegInnen über das Übersetzen: Künstler im Hintergrund. „Über die große Kunst, den richtigen Ton zu finden, und das Ende der Bescheidenheit einer Berufsgruppe.“

- In der ZEIT ein Interview mit Horst Lauinger, dem Leiter des Manesseverlags.

- Und noch ein (etwas seltsames) Interview in der Sächsischen Zeitung mit Jonathan Franzen.

- Zoë Beck, Jan Karsten, Kirsten Reimers und Thomas Wörtche habe einen neuen Verlag gegründet: culturbooks (weil sie alle auch beim CulturMag arbeiten) für elektrische Bücher. Ich bin gespannt, was da kommt.

- Steffen Meier über den Autor als Minimarke.

- Amazon möchte das Wort „book“ ganz für sich allein haben. Und „read“ und „author“ auch gleich. Zumindest als Top-Level-Domain. Um es mit Twitter zu sagen: Alle bekloppt.

- Beim Mairisch-Verlag erklären sie mal, was so ein Verlag eigentlich macht. Was ja in Zeiten von E-Books und Self-Publishing keine so blöde Frage ist. Los geht’s mit dem Thema Manuskripte und Lektorat.

- Nicht vergessen: morgen ist Indiebookday! Da soll man in eine nette Buchhandlung gehen, ein Buch aus einem unabhängigen Verlag kaufen und das dann fotografieren und über Social-Media-Kanäle verbreiten. Hier gibts ein Interview mit dem Initiator Daniel Beskos von erwähnten Mairisch-Verlag, und wer nicht weiß, welche Verlag denn eigentlich unabhängig sind, kann hier bei Wibke Ladwig gucken (ohne Anspruch auf vollständigkeit). Ich bin ja außer von Mairisch auch noch Fan der edition fünf. Pro-Tipp: Bücher aus unabhängigen Kleinverlagen sind nicht immer vorrätig. Deswegen heute noch schnell per Mail oder Telefon bestellen, dann ist es morgen da!

- Und zum Schluss: Guckt mal, was ich kann! Okay, vielleicht eine Winzigkeit langsamer. Aber hey. Ich kann das! Von vorne bis hinten! Und das ist so! geil!

Termine

Hurra! Es gibt noch mal eine kleine Runde Lesungen:

Freitag, 5. April, 20.00 Uhr: Rindchens Weinkontor, Hamburg-Eppendorf. Zusammen mit Maximilian Buddenbohm. Eintritt 7,50 €.

Donnerstag, 11. April, 19:30 Uhr: Bücher am Lambertiplatz, Lüneburg. Eintritt 5,- €.

Donnerstag, 18. April, 20:00 Uhr: Tirili. Die Frühlingslesung mit Pia Ziefle, Stevan Paul und Bov Bjerg. Maximilian und ich moderieren. Eintritt 6,- €.

Sonntag, 12. Mai, 15:00 Uhr: Roter Pavillon, Klinik Elmshorn. Zusammen mit Stefan Beuse. Eintritt frei.

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