Anderswo

- Die Süddeutsche berichtet, dass Amazon Millionen an Steuergeldern als „Starthilfe“ bekommen hat.

- Autor Thorsten Nesch schreibt bei Steglitz mind über Absagen von Verlagen. Weil er so viele bekommen hat, gleich in drei Teilen: I, II, III.

- Ein neues Tumblr von Freischreiber zum Thema Was Journalisten verdienen. Journalisten reichen anonym ein, was sie bei welchem Medium für welche Art Text bekommen haben; Pranger und Lobhudelei in einem.

- Nochmal Bezahlung: Kinderbuchübersetzer werden übrigens noch schlechter bezahlt als Erwachsenenbuchübersetzer. Und wehren sich jetzt mit einem offenen Brief an Random House. Und mit was? Mit Recht.

- Denn es ist nicht so, dass Random House kein Geld hätte. Im Gegenteil, sie sind ziemlich stolz auf ihre Gewinne. RH-Chef Markus Dohle: „Für Bertelsmann ist es sehr wichtig, fortlaufend in Kreativität zu investieren.“ Na denn.
(Aber auch: „Das gute Ergebnis – eine Umsatzrendite von 15,2 Prozent – sei aufgrund der großen Zahl an Bestsellern zustande gekommen, und auch, weil man die Ausgaben im Griff halte. Dohle: ‚Wir haben in den vergangenen Jahren erheblich an unserer Kostenstruktur gearbeitet.‘“)

- UPDATE: Random House hat auf den offenen Brief geantwortet.

- Untertitler ist auch ein ganz besonderer Job. Frank Sahlberger über seine Arbeit als Untertitler: „Wo der Helikopter noch landen kann, ist es für den Hubschrauber schon zu eng.“

- Sibylle Lewitscharoff schreibt über die Zusammenarbeit mit ihren Übersetzer: „Ein Beruf, der oft von sehr intelligenten Leuten ausgeübt wird, die viel zu wenig verdienen und oft auch in den Kritiken zu wenig gewürdigt werden. Ein anspruchsvolles Buch gut zu übersetzen, ist wirklich eine Meisterleistung. Kurzum: ich betrachte die Übersetzer gedanklich als meine Freunde und Kameraden im Geiste.“ Gleich merken: Wunderbares multilinguales neues Blog: Authors and Translators.

- Zum Schluss ein wundervoller Geburtstags-Cartoon von Hauck & Bauer für Harry Rowohlt.

Wip (Work in progress)

Mein neuer Held macht eine Art Schnell-Ausbildung in häuslicher Pflege und tritt seinen ersten Job als Pfleger eines jungen Mannes mit einer Muskeldystrophie an. Als Eselsbrücke für die Grundsätze jeglicher Pflegetätigkeit hat er in seinem Kurs gelernt:

Ask
Listen
Observe
Help
Ask again

Hat jemand einen Geistesblitz, wie man das übersetzen kann? Es muss nicht das Wort „Aloha“ dabei rauskommen, aber halt irgendwas Aussprechbares. Mit der wörtlichen Übersetzung

Fragen
Zuhören
Beobachten
Helfen
Nochmal fragen

komme ich nicht weit, weil Fzbhn als Eselsbrücke irgendwie nicht so hundertprozentig einleuchtet. Ich brauche ein paar Wörter, die mit Vokalen anfangen. Und deren Anfagsbuchstaben ein sinnvolles Wort ergeben. So in die Richtung:

Fragen
Antwort abwarten
Beobachten
Unterstützen
Wieder fragen

Fabuw kann man immerhin schon mal aussprechen, hilft aber nicht.

Film: Once

Was für ein wundervoller Film. Was für ein absolut wunder-wundervoller Film. Solche will ich mehr! Da ist ein Straßenmusiker in Dublin (Glen Hansard), in dessen Gitarre ein riesiges Loch klafft. Wenn er nicht Straßenmusik macht, hilft er seinem Vater in der Reparaturwerkstatt für Staubsauger. Und dann ist da eine junge Rosenverkäuferin (Markéta Irglová), deren Staubsauger zufällig gerade kaputt ist, und die eigentlich auch Musikerin ist. Und der Rest mag von der Grundidee her ein bisschen vorhersehbar sein, natürlich verlieben sie sich. Eigentlich. Aber vor allem machen sie zusammen Musik, und diese Musik ist so wundervoll, dass ich schon beim ersten Lied, gleich in der Anfangsszene nach dem Vorspann, die Tränen in den Augen hatte, weil da so eine Verzweiflung und so eine Leidenschaft in dieser Musik von Glen Hansard steckt, dass es einem die Schuhe auszieht (hier am Anfang noch ohne Markéta Irglová).

Der Film lässt sich so viel Zeit. Keine rasanten Schnitte und Kamerafahrten, keine Hektik, Lieder werden zu Ende gespielt, Blicke zu Ende geguckt, Sätze zu Ende gesprochen. Ich finde das sehr wohltuend. Und außerdem ist das alles nicht auf Hochglanz poliert, es ist alles sehr normal und durchschnittlich und die Figuren so echt. Markéta Irglová ist eine dieser Frauen, die auf den ersten Blick vielleicht eher unscheinbar wirken, die aber, sobald man sie ein bisschen länger anguckt, immer schöner werden, weil da irgendetwas in ihrer Mimik ist und in ihren Augen. Und auch sonst ist sie offenbar eine ganz leise Person, deren Kraft man erst bei genauem Hinsehen bemerkt. Wundervoll.
Das ist meine Sorte Film, sowas will ich mehr sehen.
Danke, Jenny und Anne, für die Empfehlung, das war wirklich ein Volltreffer. Ich bin geradezu beglückt und werde mir jetzt sofort das musikalische Gesamtwerk von Glen Hansard draufschaffen. Und das von Markéta Irglová vorsichtshalber gleich mit. (Glen Hansard und Markéta Irglová sind zusammen Swell Season, Glen Hansard singt bei The Frames, beide haben auch Solowerke veröffentlicht.)

Buch und Regie: John Carney

Bechdel-Test:
1. Es spielt mehr als eine Frau eine tragende Rolle: Nein. Schon durchgefallen.
2. entfällt.
3. auch.

Den Trailer hänge ich hier nicht an, weil er schon ein bisschen zu viel verrät, finde ich. Kann man aber bei Youtube gucken.

Film: Moulin Rouge

Musicalfilm von Baz Luhrmann. Mit Nicole Kidman und Ewan McGregor. Ich kopier mal kurz Wikipedia zum Inhalt:

Paris, 1900: Christian, ein englischer Schriftsteller, sitzt traurig vor seiner Schreibmaschine und erzählt rückblickend, was er erlebt hat. Er nimmt bereits vorweg, dass seine große Liebe verstorben ist. Ein Jahr zuvor, im Jahre 1899, kam er gerade von London nach Paris, um als Künstler an der „Revolution der Bohème“ teilzunehmen. Er trifft auf ein buntes Ensemble verschiedener Künstler, darunter Toulouse-Lautrec, die gerade bei der Erstellung eines neuen Stücks sind, das sie Harold Zidler, dem Betreiber des Moulin Rouge vorstellen wollen. Sie nehmen Christian spontan als Autor auf. Da er jedoch ein Unbekannter ist und keine Erfahrung vorzuweisen hat, will man ihn in einem feinen Anzug zu Satine schicken und als berühmten englischen Schriftsteller ausgeben. Satine, die auch „der funkelnde Diamant“ genannt wird, ist eine Kurtisane und der große Star des Moulin Rouge. Wenn es ihm gelingen würde, Satine mit seinen Gedichten zu verzaubern, würde sie ihn Zidler als Autor für das neue Stück empfehlen.
Als er Satine bei ihrer Darbietung im Moulin Rouge sieht, ist er fasziniert und verliebt sich auf den ersten Blick in sie.

Erzählt wird die Geschichte quasi wie ein einziger Videoclip, durchgängig so wie der Trailer: schrill, rasant, mit schnellen Schnitten und Kamerafahrten, und es ist gespickt mit Anspielungen und Albernheiten. Komplett überdreht, was natürlich Methode hat und einen Sinn.
Nicole Kidman und Ewan McGregor sind schöne Menschen, ich mag die Musik, ich mag Albernheiten, ich fand die ganzen Zitate aus den letzten hundert Jahren Musikgeschichte (also lauter musikalische Zitate aus der Zeit, nach der der Film spielt) sehr lustig, ich mag auch die Kostüme und alles – aber diese Videocliphaftigkeit und diese schnellen Kamerafahrten und Schnitte haben mich (Entschuldigung, Sven), schon nach einer halben Stunde so genervt, dass ich ausgemacht habe. Und ich war nicht allein, dem Mann ging es genauso. Bei allem Verständnis dafür, warum das genau so sein soll und nicht anders: ich kann das nicht gucken, da werde ich bekloppt.

[Der Vorsatz war: ein Film pro Woche. Jetzt sind wir in der 12. Kalenderwoche, das war der fünfte Film, den ich gesehen habe, oder na ja: dann doch nicht gesehen habe. Ichsachmaso: da geht noch was. Aber hey, das ist mehr als in den letzten werweißwievielen Jahren zusammen! Und den sechsten habe ich auch schon geguckt, nur noch nicht geschrieben, und der war sensationell!]

Indiebookday

WolkenbruchHeute ist Indiebookday! Wenn der Link gerade nicht geht, liegt das daran, dass die Resonanz so groß ist, dass die Webseite gelegentlich in die Knie geht. Macht aber nichts, noch besser kann man sowieso hier sehen, wie gut die Sache ankommt: Wie viele Leute da schon die Indiebooks gepostet haben, die sie sich heute gekauft haben! Wahnsinn.
Lieber Mairisch-Verlag: sensationell. Wahrscheinlich nicht mal so viel Aufwand an Zeit und Geld für Euch, aber was für eine tolle Werbeaktion!
Ich habe gekauft: „Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse“ aus dem Schweizer Salisverlag. Es ist wunderschön und hat ein Lesebändchen und ist teilweise auf Jiddisch. Wer noch nicht mitgemacht hat: schnell los in eine hübsche Buchhandlung und ein Buch aus einem unabhängigen Kleinverlag kaufen! Da draußen sind so dermaßen tolle Bücher! Und wenn nicht heute, dann morgen, übermorgen, ihrwisstschon. Heute lohnt sich Rausgehen aber besonders, jedenfalls in Hamburg, es ist unfassbar schön draußen.

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