Lesebändchen sind die Guten. Jedes anständige Buch sollte eins haben, das predige ich ungefähr seit der Erfindung des Buchdrucks. Aber auf mich hört ja keiner, erschütternd viele Bücher haben keins, man muss irgendwelche Lesezeichen nehmen, schlimmstenfalls Postkarten oder Tempotücher oder Kassenbons oder Schmierzettel, das ist doch entwürdigend für so ein Buch. Nein, ein schönes Hardcover mit einem schönen Schutzumschlag braucht ein Lesebändchen, da führt doch eigentlich kein Weg dran vorbei. Vor einem halben Jahr habe ich irgendwo unter ferner liefen schon einmal die lose zu kaufenden und selbst einzuklebenden Lesebändchen verlinkt; da hatte ich sie gerade erst entdeckt (ich glaube, durch einen Tweet von Anke Gröner) und mir sofort welche bestellt, sie aber noch nicht ausprobiert. Aber jetzt! Seitdem sind hier nämlich immer Lesebändchen vorrätig, für mich und zum Verschenken. Wenn ich ein neues Buch habe, ein schönes, gebundenes, von dem abzusehen ist, dass ich es mögen werde, freue ich mich, ein passendes Lesebändchen dazu auszusuchen und es einzukleben. Funktioniert super, geht ganz einfach, und wenn man nicht gerade dran zerrt, hält es auch wunderbar. Das mit dem Zerren habe ich nicht ausprobiert. Soll heißen: Praxistest bestanden, super Sache. Und nun geht hin und macht den Versender reich, er hat es verdient. Die Bändchen gibt es in unterschiedlichen farblichen Sortierungen zu jeweils fünf Stück à 4,95 €, oder man nimmt gleich fünf dieser Fünferpacks, dann wird es ein bisschen günstiger. (Dies ist kein gesponsertes Posting.)
NACHTRAG: Herr Schneider, der Fuchs, hat natürlich gleich welche selbst gebastelt und logischerweise viel schönere Bilder gemacht als ich.
Michael Krüger, der bisherige Verleger des Hanser-Verlags, geht in Rente. Das steht seit ungefähr einem Jahr gefühlt täglich in irgendeiner Zeitung. Jetzt hat er selbst in der FAZ über seine letzte Buchmesse geschrieben, und man möchte den armen Mann eigentlich am liebsten mal in den Arm nehmen. (Oder schütteln, je nach Temperament.) Kann ihm vielleicht jemand einen Tee kochen und ihm versichern, dass mit siebzig Jahren nicht automatisch das Leben zu Ende ist? Dass man nicht alle, die man sieht, zum letzten Mal sieht, dass man nicht mit der Verrentung in ein Altersheim gesperrt wird, aus dem man nie wieder rausdarf? Wehmut und Abschiedsschmerz schön und gut. Aber was da schreibt, ist ja geradezu ein Häuflein Elend.
- Apropos Buchmesse: Jörg Dörnemann, Geschäftsführer der Self-Publishing- und Print-on-Demand-Plattform Epubli, findet, man müsse überhaupt nicht mehr nach Frankfurt. Na, dann bleib doch zu Hause, sag ich mal – ich finde die Buchmesse ja super und fahre gerne hin; tolle Leute, ich freue mich immer, die einmal im Jahr zu sehen. „Müssen“ muss das natürlich niemand.
- Und Buchmesse zum dritten: Denis Scheck spricht mit Jo Lendle, der Anfang des Jahres Hanser-Verleger wird, und Georg M. Oswald, der dieser Tage die Leitung des Berlin-Verlags übernimmt, über die Zukunft des Büchermachens. Jo Lendle hat auf der Messe offenbar recht viel geredet.
- Literaturagent Andrew Wiley meint, die Verlage sollten ihre Bücher einfach nicht mehr über Amazon verkaufen. Sag ich ja schon lange, aber auf mich hört ja keiner.
- Eleanor Catton (nie gehört) erhält den Booker Prize als jüngste Preisträgerin aller Zeiten.
- Antje Herden erzählt, was man als Kinderbuchautorin so verdient. (Und dann habe ich ihr auf Facebook meinen eigenen Blogeintrag zum Thema verlinkt, was dazu führte, dass auch andere den nochmal lasen und verlinkten … dabei ist er schon älter, aber macht ja nichts. Man kann wahrscheinlich nicht oft genug darauf hinweisen.)
- Kerstin Hoffmann hat Strategien gegen Schreibblockaden von unterschiedlichen Autoren, Bloggern, Journalisten und -innen zusammengestellt.
- Zum Schluss was Hübsches: Ich freu mich ja sehr, dass die Chinesen so gut Englisch können. Da kann mir quasi gar nichts passieren. Slip and fall down carefully!
Heute mit zwei Themenbereichen, der großen Weltpolitik und der Literatur:
- Eine neue Idee für Nachhaltigkeit kommt aus den Niederlanden: Jeans leasen. Wie sinnreich das dann tatsächlich ist, sei einmal dahingestellt.
- Und ein Nachtrag zum Mülleintrag neulich: Schweden hat zu wenig davon. Schweden ist ziemlich cool, scheint’s.
- Wahrscheinlich ist zu große Industrie immer irgendwie bedenklich, aber bei Tieren besonders.
- Spitzenmäßige Überleitung von den großen globalpolitischen Themen zur Literatur: Wladimir Kaminer möchte den Weltfrieden sichern, und zwar durch mehr Sex. Wahrscheinlich ist das nicht mal die schlechteste Idee.
- Irgendwie sonderbar durcheinandrige Bestandsaufnahme der jungen deutschen Literatur, die, wie man ja weiß, in Berlin stattfindet.
- Hurrahurra, Andreas Steinhöfel hat den Sonderpreis zum Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk bekommen! Und findet in seiner Dankesrede ein paar klare Worte.
- Die FAZ über die Frage, wo wir Bücher kaufen.
- Vier junge VerlagslektorInnen, nämlich Sandra Heinrici (Kiwi), Lina Muzur (Hanser), Anvar Cukoski (Berlin Verlag) und Tom Müller (Blumenbar), im Gespräch mit der FAZ.
- Früher aufstehen! Ich, äh, kann’s ja mal versuchen. *hust*
- Unfassbar: Ilja Trojanow durfte trotz Visum und Einladung und allem nicht in die USA einreisen. Ohne Begründung. Zur Erinnerung: Ilja Trojanow schrieb zusammen mit Juli Zeh das Buch Angriff auf die Freiheit – Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte und setzt sich auch sonst engagiert gegen Überwachung ein.
Der PEN protestiert und verlangt Aufklärung, und Michael Krüger äußert sich im Deutschlandradio dazu (hier zum Nachhören).
- Janee, ist klar, Herr Professor: „Toronto literature professor and Giller prize-shortlisted author David Gilmour has found himself at the eye of a literary storm after declaiming in an interview that he doesn’t teach books written by women or Chinese authors, because he’s only interested in „serious heterosexual guys“.
- Ulrich Greiner hält den deutschen Buchpreis eher für Zirkus.
- Die Herren Günter Grass und Botho Strauß haben eine Meinung zu Facebook und dem ganzen Scheißdreck.
- Vattenfall will die Lesetage nicht fortsetzen. Die Vattenfall-Lesetage waren ein Lesefestival hier in Hamburg, das seit 15 Jahren jedes Frühjahr stattfand. In den letzten Jahren gab es zunehmend Gegenveranstaltungen und vor allem Kritik daran, dass ein Atom- und Kohlegigant sich mit Kultursponsoring weißwäscht. Wie wäre es denn, wenn Naturstrom oder Greenpeace da einsprängen? Das wäre doch eine schöne Idee.
- Im rbb-Kulturradio durften anlässlich des Internationalen Übersetzertags Hörer sagen, was sie von einer guten literarischen Übersetzung erwarten. Und meine Kollegin Katrin Harlaß ist im Studio.
- Eine Gruppe von Autoren um Juli Zeh wollte im Bundeskanzleramt einen offenen Brief abgeben, den fast 70.000 Leute unterschrieben haben, darunter eine ganze Reihe prominenter Autoren (noch vor der Wahl). In dem Brief wird Kanzlerin Merkel aufgefordert, endlich wirklich gegen die Ausspähung der Bürger vorzugehen. Es war überraschenderweise niemand da, der die Unterschriften hätte entgegennehmen und mit den Autoren sprechen können. Nicht mal das. Wer möchte, kann den Brief ebenfalls noch unterschreiben.
- Zehn Jahre nach seinem Ersterscheinen ist Michael Weins‘ Roman „Goldener Reiter“ noch einmal neu in wunderschöner Aufmachung bei mairisch erschienen. Er hat aus diesem Anlass ein Nachwort dazu geschrieben, und er will die Wahrheit sagen, unbedingt. Großen Respekt dafür, Michael Weins.
- Thalia schließt 20 Filialen, unter anderem die in Hamburg, Große Bleichen. Zufällig weiß ich von anderen Buchhandlungen in der Gegend, dass sie ganz gut laufen. Es liegt also nicht nur daran, dass die Leute lieber im Internet kaufen.
- Jo Lendle hat es sich mal angeguckt und einen Tag lang ein Praktikum in einer Buchhandlung gemacht. Fast bin ich ein bisschen neidisch. Eigentlich wollte ich das für „Sachen machen“ auch machen, aber dann ist aus dem Tag in der Buchhandlung eine Nacht in der Buchhandlung geworden, was natürlich auch super war. Vielleicht mache ich das mit dem Tag ja auch noch mal. (Tipp Nr. 24: Bei der Anzahl der Tipps nicht so genau mitzählen. Hihi.)
- Was man ebenfalls sofort nachmachen möchte: To go out drinking with German writers. Katy Derbyshire war diesmal mit Clemens Meyer trinken.
- Wow: Über 180 Autoren des Suhrkampverlags drohen damit, den Verlag zu wechseln, wenn der Einfluss Barlachs nicht deutlich reduziert wird. Man möcht fast sagen: Boah, ey.