Michael Krüger, der bisherige Verleger des Hanser-Verlags, geht in Rente. Das steht seit ungefähr einem Jahr gefühlt täglich in irgendeiner Zeitung. Jetzt hat er selbst in der FAZ über seine letzte Buchmesse geschrieben, und man möchte den armen Mann eigentlich am liebsten mal in den Arm nehmen. (Oder schütteln, je nach Temperament.) Kann ihm vielleicht jemand einen Tee kochen und ihm versichern, dass mit siebzig Jahren nicht automatisch das Leben zu Ende ist? Dass man nicht alle, die man sieht, zum letzten Mal sieht, dass man nicht mit der Verrentung in ein Altersheim gesperrt wird, aus dem man nie wieder rausdarf? Wehmut und Abschiedsschmerz schön und gut. Aber was da schreibt, ist ja geradezu ein Häuflein Elend.
- Apropos Buchmesse: Jörg Dörnemann, Geschäftsführer der Self-Publishing- und Print-on-Demand-Plattform Epubli, findet, man müsse überhaupt nicht mehr nach Frankfurt. Na, dann bleib doch zu Hause, sag ich mal – ich finde die Buchmesse ja super und fahre gerne hin; tolle Leute, ich freue mich immer, die einmal im Jahr zu sehen. „Müssen“ muss das natürlich niemand.
- Und Buchmesse zum dritten: Denis Scheck spricht mit Jo Lendle, der Anfang des Jahres Hanser-Verleger wird, und Georg M. Oswald, der dieser Tage die Leitung des Berlin-Verlags übernimmt, über die Zukunft des Büchermachens. Jo Lendle hat auf der Messe offenbar recht viel geredet.
- Literaturagent Andrew Wiley meint, die Verlage sollten ihre Bücher einfach nicht mehr über Amazon verkaufen. Sag ich ja schon lange, aber auf mich hört ja keiner.
- Eleanor Catton (nie gehört) erhält den Booker Prize als jüngste Preisträgerin aller Zeiten.
- Antje Herden erzählt, was man als Kinderbuchautorin so verdient. (Und dann habe ich ihr auf Facebook meinen eigenen Blogeintrag zum Thema verlinkt, was dazu führte, dass auch andere den nochmal lasen und verlinkten … dabei ist er schon älter, aber macht ja nichts. Man kann wahrscheinlich nicht oft genug darauf hinweisen.)
- Kerstin Hoffmann hat Strategien gegen Schreibblockaden von unterschiedlichen Autoren, Bloggern, Journalisten und -innen zusammengestellt.
- Zum Schluss was Hübsches: Ich freu mich ja sehr, dass die Chinesen so gut Englisch können. Da kann mir quasi gar nichts passieren. Slip and fall down carefully!
Okay, alle machen es, niemand hat mich gebeten, aber ich bin trotzdem dabei: hier sind zwanzig Dinge über mich.
1. Ich bin eigentlich ziemlich charmant.
2. Habe aber auch eine zauberhafte kleine Macke.
3. Oder zwei.
4. Ich kann irgendetwas Abwegiges ziemlich gut.
5. Etwas anderes Abwegiges habe ich mal ausprobiert, bin aber nicht dabeigeblieben.
6. Als Kind ist mir mal was Lustiges passiert.
7. Und was Peinliches.
8. Was Peinliches ist mir auch als Erwachsene mal passiert, aber eigentlich war das auch eher lustig. Jedenfalls stehe ich nicht allzu schlecht da.
9. Ich bin nämlich auch ziemlich intelligent.
10. Vor allem habe ich einen guten Humor.
11. Und sehe gut aus.
12. Wobei ich aber auch irgendetwas an mir nicht mag.
13. Ich kann irgendetwas Banales und Egales überhaupt nicht.
14. Daran sieht man, dass ich absolut auf dem Boden geblieben bin, trotz meiner unzähligen Wunderbarkeiten.
15. Aber irgendwie niedlich.
16. Ich habe gar kein gutes Selbstbewusstsein und bin ziemlich schüchtern.
17. Aber insgesamt bin ich schon ganz cool.
18. Ich kann gut zwischen den Zeilen lesen.
19. Ich bin offenbar gerade in misanthroper Stimmung.
20. Das ist sonst gar nicht meine Art.
NACHTRAG:
21. Felix Schwenzel weiß noch mehr über mich.
Ganz herzlichen Dank an Eva Brandecker von The Grooves für das Überraschungspäckchen!
Können sprechen Chinesisch, ich sehr glücklich! Ich eins mal kommen China.
Wow. Das sieht auf den ersten Blick nach wirklich einfacher Grammatik aus und klingt, als könnte man es durchaus nicht einfach mal so nachsprechen.
So, hier kommt nun auch offiziell die große Neuigkeit: ich gehe für einen Monat nach China. Als „Artist in Residence“ an die Universität Nanjing, auf Einladung des Goetheinstituts. Woohoo! Am 3.11. fliege ich los, am 29.11. komme ich zurück; der Flug ist gebucht, ich habe ein Visum. Und ich bin mächtig aufgeregt.
Das ist alles einigermaßen plötzlich vom Himmel gefallen, ich weiß ungefähr gar nichts über China und fühle mich noch sehr unvorbereitet; wer sich in Nanjing oder China auskennt, wer dort Leute kennt, die ich unbedingt kennenlernen muss, oder Geheimtipps hat, immer her damit. Wo muss ich hin, um Schlange, Ratte, frittierte Insekten zu essen? Oder am allerliebsten: Pfau? Brauche ich eine VPN-Verbindung? Wie nimmt man am besten Geld mit – Kreditkarte? Welche chinesische Literatur könnte man mal lesen? Hach, das ist alles! so! aufregend! In drei Wochen bin ich schon dort.
In der ersten Dreiviertelstunde auf der Messe dreimal Bastian Sick über den Weg gelaufen. Am Stand seines Verlags hieß es, er sei doch gar nicht da. Keine Ahnung, wen ich da immer gesehen habe.
*
„Wer ist denn der mit dem Ringelpulli? Den kenn ich doch?“
„Ja, klar, das ist … na … der Regisseur!“
„Sönke Wortmann?“
„Nee, der andere!“
„Leander Haußmann?“
„Nee, der andere!“
„Also, Fatih Akin ist es nicht.“
„Nee, der andere!“
„Orr, logisch! Hier … dings! Detlev Buck!“
„Sag ich doch.“
*
Und dann stehe ich plötzlich in einer Runde mit Detlev Buck, Moritz Rinke, David Wagner, Daniel Kehlmann und Thomas Glavinic und, äh, verschwinde ganz schnell wieder.
*

*
Kumquatkompott.
*
„Lassen Sie mich durch, ich bin Presse.“
*
„Kennen Sie denn unsere Kampagne Vorsicht Buch schon?“
„Ja.“
„Und wie gefällt sie Ihnen?“
„Gar nicht, ich finde sie blöd.“
„Oh. Naja, die ist natürlich auch für eine jüngere Zielgruppe gemacht.“
„Na, schönen Dank!“
„Sie haben angefangen!“
*
„Frau Bogdan! Über Sie habe ich ja heute Morgen schon gesprochen!“
*
„Was macht der Pfau?“
„Achtzig Seiten. Bis Leipzig bin ich fertig. E-hecht!“
*
„Kennen wir uns?“
„Natürlich, ich bin […]“
„Orrrrr, ich wieder! Entschuldigung!“
*
„Hey, hallo!“
„Hallo!“
„Ich muss leider aufn Termin, die Richtung.“
„Ich auch, andere Richtung.“
„Ja, so ist die Messe – just a chain of hugs.“
*
Anders gesagt: Schuldig in fast allen Punkten.

*
Im Taxi.
„Ich muss auf die Zeil.“
„Und ich ins Nordend. Ist doch eine gute Idee, zusammen zu fahren, oder?“
Fahrer: „Ja, kann man gut machen.“
„Hallo, ich bin übrigens Simone.“
„Hallo, ich bin Isa.“
*
Speeddating, nur mit tollen Leuten. Buchmesse ist super.
*
Plädiere nachdrücklich für die flächendeckende verpflichtende Einführung von Namensschildchen. Liebe alle, die ich nicht gegrüßt habe: es tut mir leid, war keine Absicht. Ich bin gar nicht so, ich kann es nur wirklich nicht.