Kistenfund
Mein erstes selbstgeschriebenes Buch war ein Kinderbuch. Also, ein Buch für Kinder, die noch kleiner waren als ich. Ich konnte nämlich schon schreiben, die Zielgruppe noch lange nicht.
Mein erstes selbstgeschriebenes Buch war ein Kinderbuch. Also, ein Buch für Kinder, die noch kleiner waren als ich. Ich konnte nämlich schon schreiben, die Zielgruppe noch lange nicht.
Heute hat James Krüss Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Und danke für so viele tolle Geschichten und Gedichte, für so viel Spaß und so viele Erkenntnisse. Ich liebe vor allem „Mein Urgroßvater und ich“, wo es immer wieder um Sprache, ums Erzählen, um Wörter und Geschichten geht, man kann daraus tatsächlich ganz viel lernen.
Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass Maximilian und ich mit einem Helgoländer Hotelier befreundet sind. Beziehungsweise mit seiner Liebsten. Ich war X mal auf der Insel, allein, in größeren Gruppen als Blogger-“Klassenfahrt“, mit Adelhaid zum Arbeiten, zu allen Jahreszeiten und immer wieder gern. Wenn man „Helgoland“ in das Suchfenster rechts eingibt, kommt recht viel, ich mag das da alles sehr.
Der Hotelier ist ein direkter Neffe von James Krüss. Und er hat gerade ein neues Hotel eröffnet, beziehungsweise ein altes Hotel renoviert und neueröffnet, und es – nach einem Krüss-Roman (kommt gleich mal auf die Leseliste) – Hotel auf den Hummerklippen genannt. Das Hotel ist ein Literaturhotel, es gibt Bücher in den Zimmern, und die Zimmer haben keine Nummern, sondern tragen die Namen von Autoren, die einmal auf oder über Helgoland geschrieben haben: also Namen wie August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Meta Schoepp, Franz Kafka, und, genau: Maximilian Buddenbohm oder Isabel Bogdan.
Genau. So habe ich auch geguckt. Ist das zu fassen? Sie haben ein Hotelzimmer nach mir benannt! Und es hängt ein Poster von mir an der Tür! Wie verrückt ist das denn! Es passieren ja gerade viele unglaubliche Dinge, aber das ist vielleicht das lustigste und irgendwie tollste. Ein Hotelzimmer! Das so heißt wie ich! Es liegt ganz oben unterm Dachjuchhee, hat schräge Decken und die spektakuläre Hummertapete, die dort alle Zimmer haben, und man muss relativ groß sein, um aus dem Fenster gucken zu können. Also, um da mehr als Himmel zu sehen. Dann allerdings ist der Blick fantastisch! Denn das Hotel liegt oben am Falm, also in der vordersten Reihe des Oberlands, man kann weit über die Düne hinweggucken, und dann macht Helgoland ja auch immer das mit dem Blau. Hach.
Und dann kam es noch doller: Ich durfte es taufen. Nicht nur das Zimmer, sondern das ganze Hotel. Leider durfte ich die Sektflasche nicht an der Wand zerdeppern, aber immerhin ein bisschen was übers Mäuerchen pladdern. (Nächstes Ziel: Fähre taufen.)
(Danke an Meike Winnemuth für das Video!)
James Krüss beschrieb Helgoland so:
Irgendwo ins grüne Meer
hat ein Gott mit leichtem Pinsel
lächelnd, wie von ungefähr,
einen Fleck getupft: Die Insel.
Die erste Zeile haben Anne von Canal und ich als Titel für unsere Inselanthologie gewählt. In der Helgoland gar nicht vorkommt. Das ist meine Schuld, ich wollte eigentlich eine Helgolandgeschichte schreiben, das stand sogar schon in der Vorschau, aber dann habe ich es nicht auf die Reihe bekommen, und jetzt ist etwas ganz anderes von mir drin. Aber immerhin hat James Krüss sozusagen den Titel spendiert, und deswegen verlose ich jetzt ein Exemplar der Anthologie unter allen, die in die Kommentare schreiben, welche Insel sie als nächste besuchen möchten. Und vielleicht dazu, warum, aber das muss nicht. Bis Donnerstag werden Kommentare gesammelt, am Freitag schmeiße ich den Zufallsgenerator an und lose eine/n Gewinner/in aus. Ich verschicke nur an Adressen in Deutschland. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, und die Mailadresse, die beim Kommentieren abgefragt wird, muss funktionieren, logisch.
Drüben bei Maximilian gibt es ebenfalls ein Exemplar zu gewinnen, aber mit einer vollkommen anderen Frage. Isses nicht schön?
Ich war mit einer wildfremden Frau aus dem Internet im Bett. Sie heißt Katrin Bpunkt, und ich würde es wieder tun.
Und weil ich immer so schrecklich wenig zu tun habe und mich doch sehr häufig langweile, gebe ich zwischendurch einfach noch eine kleine Anthologie heraus, zusammen mit der besten Anne von Canal der Welt. Es war nämlich so: Wir haben uns auf einen Kaffee verabredet, weil eine gemeinsame Freundin fand, wir sollten uns kennen. Sie hatte eindeutig recht, und schon nach einer Stunde sagte Anne: Wollen wir nicht irgendwas zusammen machen? Eine Anthologie herausgeben oder so? Klar wollte ich das, und fünf Minuten später hatten wir das Thema „Inseln“ gefunden und eine kleine Liste angelegt, welche Autoren wir kennen und zu welchen Verlagen wir Kontakt haben. Eine Anthologie herausgeben ist dann so ähnlich wie einen Sack Flöhe hüten, aber mit der besten Anne der Welt macht das nichts, wir haben super zusammen funktioniert.
Ich freu mich sehr, dass so ein schönes Buch mit so großartigen Geschichten daraus geworden ist! Allesamt extra für diese Anthologie geschrieben. Ganz vielen Dank noch mal an Thommie Bayer, Zoe Beck, Maximilian Buddenbohm, Heikko Deutschmann, Verena Güntner, Uwe Kolbe, Susann Pásztor, Thomas Pletzinger, Harry Rowohlt, Tex Rubinowitz, Frank Schulz, Katrin Seddig, Clemens J. Setz und Pia Ziefle für die tollen Geschichten! Und Anne und ich haben auch je eine beigesteuert.
Ab jetzt in allen Buchhandlungen erhältlich. Und am 27. Juni gibt es eine kleine Buchpremiere in der Mathilde, es lesen Maximilian Buddenbohm, Susann Pásztor, Katrin Seddig und ich. Kommt alle!
Die 25. Lesung war eine Menülesung. Es war meine erste, und sie war sehr schön, das Essen toll, die Gäste super. Einmal gab es eine Lesung mit Musik, mit (na gut, eher irischem als schottischem) Folk, mit Dudelsack und Gitarre und Gesang, das war auch toll. Überhaupt bin ich – das klingt jetzt möglicherweise etwas un-überraschend – ein großer Fan von Buchhändlerinnen und Buchhändlern. Natürlich mochte ich Buchhandlungen auch schon vorher. Aber jetzt war ich in knapp 25 Buchhandlungen eingeladen (zwei, drei Mal waren es andere Veranstalter) und bin ganz verliebt: Was Buchhändler sich alles einfallen lassen! Sie gestalten Plakate und hängen sie auf, haben zum Teil ganz tolle Eintrittskarten, holen den benachbarten „vom Fass“ oder Italiener dazu, der Getränke und Häppchen verkauft oder spendiert, andere schenken kostenlos Wein aus, manche machen Häppchen, manche sogar echt britische Sandwiches, haben Whisky und Drambuie und Shortbread und Hobnobs da, legen schottisch karierte Decken auf die Büchertische, hängen große Pfauenbilder an die Wand, dekorieren ganze britische Schaufenster oder bauen veritable Bogdan-Altäre mit dem Pfau und Sachen machen und meinen Übersetzungen, mit Plakaten und Deko und allem Schischi. Und ich bin jedes Mal aufs Neue gerührt. Sie holen mich am Bahnhof ab und bringen mich ins Hotel und holen mich später am Hotel ab und bringen mich zur Buchhandlung und am nächsten Morgen wieder zum Bahnhof. Sie kümmern sich und sind total reizend, allesamt. Und dann kommen die Kunden, denen sie mein Buch zum Teil schon ans Herz gelegt haben, die es zum Teil schon gelesen haben, und immer habe ich das Gefühl, das Verhältnis zwischen Buchhändlerinnen und Kundinnen ist ein Besonderes, man kennt sich, man mag sich, es herrscht immer eine herzliche, entspannte und vergnügte Stimmung. Liebe Buchhändler: Ihr seid toll. Echt jetzt mal.
Die Zuhörer sind auch toll. Sie kommen, weil sie Spaß haben wollen, und dann haben sie hinterher noch ganz viele Fragen und sind total interessiert. Wie man auf so eine Idee kommt. Wie das mit dem Übersetzen ist. Was man, ganz unverblümt, als Übersetzerin eigentlich verdient. Was mich inspiriert. Warum der Pfau ein Pfau sein muss, und warum kein Affe. Warum die Chefin eine Frau und die Mitarbeiter vier Männer sind, und ob das nicht auch umgekehrt hätte sein können. Warum ich mich so gut mit Bankern und mit Teambuilding auskenne. (Spoiler: Tu ich gar nicht.) Dass man den Pfau ja auch politisch lesen kann, als Hierarchiekritik. Oder die 96jährige Dame in breitem Kölsch: „Wat isch mal fraren wollte: Denken Sie beim Schreiben eijentlisch auch an misch? Weill, Sie müssen misch unterhallten, Sie müssen mir den Alltag anjenehmer machen. Wenn Sie dat schaffen, dann sinn Sie für misch ne super Autorin! Isch bin ja Ihr Suppentopf. Ohne misch hätten Sie ja nix zu essen. Da müssen Sie beim Schreiben ja auch an misch denken.“
Manchmal war die Lokalpresse da und hat berichtet. Ich hieß Isabel, Isabell, Isabelle und Isabella. Ich hieß Bogdan, Bodgan und Bogdahn. Macht nichts, sowas passiert. Ich hatte sehr einfache Einzelzimmer und sehr schöne, große Doppelzimmer. In Köln hatte ich drei Nächte hintereinander das selbe Bett, das war schön. Ich hatte morgens um acht den lautesten Staubsauger der Welt direkt vor der Tür eines winzigen Einzelzimmers, also quasi direkt neben meinem Bett. Ich hatte einen Supermarkt nebenan, der um halb sieben beliefert wurde, mit einem ganzen LKW voll Zeug. Das macht alles nichts, ich mag das alles und schlafe hinterher weiter. Ich hatte herrlich ruhige Zimmer. Ich hatte doofe Kopfkissen, und ich hatte total bequeme Betten. Ich hatte tolle und schlimme Frühstücke. Ich habe für 12 oder für 140 Leute gelesen, meistens irgendwas dazwischen. Ich habe unfassbar viele Komplimente bekommen, jeden Abend wieder. So viel Liebe, so viel Schönes, so viel Freundlichkeit und Begeisterung von wildfremden Menschen. Das macht manchmal so rosa Glitzerwölkchen um mich herum. Ich habe ein Buch signiert für eine Cousine, die Krebs hat und nicht wieder gesund werden wird. Ich habe meistens viel zu wenig von den Städten gesehen, in denen ich war. Ich habe mir zwischendurch ein Kleid gekauft und ein T-Shirt.
Einmal bin ich ganz kurzfristig bei einem sehr schönen Festival im Salzkammergut für einen erkrankten Autor eingesprungen. Der Autor war wichtig, ich habe die schicke Suite bekommen, die für ihn vorgesehen war, in der schönen Wasnerin, habe mit großen Autoren zusammen gelesen (Clemens Setz! Thea Dorn! Marjana Gaponenko! Martin Walser! Hans Platzgumer!) und im Whirlpool auf der Dachterrasse gelegen und aufs Dachsteingebirge geguckt. Das war ein sehr schönes und glamouröses Wochenende. Und die Geschichte vom allerdollsten Zimmer erzähle ich ein andermal gesondert.
Aber normalerweise packt man morgens wieder den Koffer und fährt wieder zum Bahnhof und fährt in die nächste Stadt und sucht sich das nächste Hotel und die nächste Buchhandlung und fängt von vorne an. Die Bahn ist nach wie vor mein Freund, auch wenn ich von einem Besuch des Dortmunder Hauptbahnhofs an Fußballsamstagen eher abraten möchte. Das macht alles großen Spaß, und ein bisschen anstrengend ist es auch, aber ich habe dann auch immer wieder ein paar Tage dazwischen, an denen ich zu Hause bin.
Gestern Morgen bin ich aufgewacht und habe noch im Halbschlaf überlegt, in welcher Stadt ich bin und wie das Hotelzimmer aussieht, in dem ich liege. Dann fiel mir ein, dass ich zu Hause bin, und ich habe mich gefreut. Hier bleibe ich jetzt die ganze Woche, am Freitag lese ich in Hamburg, im Büchereck Niendorf. Nächste Woche geht es dann wieder los, darauf freue ich mich auch.