Immer mehr Handelsmarken denken sich neuerdings irgendwelche Etiketten aus, die so aussehen, als würde es sich bei ihren Produkten um Fleisch von glücklichen Tieren und Gemüse von glücklichen Äckern handeln. Überprüfen tut das niemand, oder halt jemand, der mit dem Produzenten irgendwie verstrickt ist. Will sagen: möglicherweise ist es graduell ein winziges bisschen besser, Produkte zu kaufen, auf denen „Tierschutz“ oder „Bio“ oder „Fair gehandelt“ oder sowas steht. Aber dass es diesen Tieren tatsächlich halbwegs gut ginge, kann man leider trotzdem nicht erwarten. Ähnliches gilt auch für das EU-Biosiegel: oft genug ist auch das Augenwischerei. (Das hatten wir hier schon mal.) Esst mehr Pflanzen. Echtjetzma.
Überraschung: in der letzten Woche habe ich mal wieder zu wenig geschafft. Ja, ich weiß, dass das langsam beknackt klingt. Mein eines Patenkind ist 13 geworden, und ich finde ihn immer noch total super. Genauso wie seine kleine Schwester, die 10 ist. Ich verstehe das nicht, ich bin doch gerade erst mit dem Kleinen an der Hand ins Krankenhaus gestapft, um die neugeborene Schwester zu begrüßen? Das war doch quasi erst gestern? Wir müssen uns unbedingt wieder öfter sehen. Man kriegt ja sonst gar nicht mit, wie die Kinder groß werden.
Die Schwiegereltern waren hier, sie hatten Karten fürs Ohnsorgtheater. Wir sind nicht mitgegangen. Wir waren dafür am nächsten Tag bei HAM.LIT, was wieder sehr schön war. Und am Freitag hatte ich ein aufregendes Date, das nichts fürs Blog ist, aber ich freu mich! Abends waren wir bei Freunden eingeladen, was auch sehr schön war. Supersüßes neues Baby.
Ich habe ein Buch gelesen, Jeden Tag ein Happy End von Devan Sipher. Und zwar deswegen, weil ich das eigentlich übersetzen sollte, es aber weitergegeben habe an meine „Meisterschülerin“ Jenny Merling, für die es das erste ganz eigene und allein übersetzte Buch ist (eins haben wir schon zusammen übersetzt). Und jetzt bin ich SO stolz auf sie, weil die Übersetzung wirklich super geworden ist, und ein bisschen bin ich auch stolz auf mich, weil ich von Anfang an gemerkt habe, dass Jenny eine tolle Übersetzerin wird. Beziehungsweise ist. Hach.
Filmprojekt: Fehlanzeige. Es war doch wieder jeden Abend was anderes, und wenn nicht, dann habe ich gearbeitet. Mannmann, das wird echt nix mit mir und den Filmen. Aber ich gebe die Hoffnung immer noch nicht ganz auf. Diese Woche habe ich zum Beispiel nur an vier Abenden etwas geplant! Völlig irre.
Und hier, das hätte ich ja fast vergessen! Dabei ist das doch schon eine Tradition, dass ich im Februar Wegwerfmonat mache. Jeden Tag etwas wegwerfen. Und außerdem habe ich in den letzten Jahren auch immer „Fastenzeit“ gemacht – also kein Twitter (wo ich im Moment sowieso nur selten bin) und kein Facebook (da hänge ich viel zu viel rum). Dann machen wir das doch einfach wieder so. Kommt auch gerade passend, da ist jetzt ohnehin alles voll mit vorhersehbaren Papstwitzen, da fällt mir das Weggucken nicht mal schwer. Und die Wegwerferei verlege ich auch in die Fastenzeit, statt jetzt sofort elf Dinge zusammenzusuchen, von denen ich dann behaupten würde, ich hätte sie in den letzten elf Tagen weggeworfen. Und weil hier eh kein Karneval ist und ich nicht religiös bin, kann ich auch gleich heute damit anfangen.
Facebook und Twitter sind ab heute also aus, und ich stopfe jetzt sofort diese komische Strickweste mit dem Burlingtonmuster in die Tüte für den Sozialladen. Die liegt seit Jahren ungetragen im Schrank – weg damit.
Ich habe schon ewig keine Linklisten mehr gepostet, aber es tut mir zunehmend leid, meine Leseempfehlungen und sowas nur noch auf quote.fm und Facebook zu posten. Das zerfasert alles zu sehr. Deswegen jetzt also auch hier – mal sehen, ob das was Regelmäßiges wird. Aber das hier sind lauter tolle oder interessante Sachen:
- Wibke Ladwig ruft dazu auf, man möge seinen Beruf erklären. Gerade all die neuen Berufsbilder, für die es noch keine festen Begriffe gibt. Finde ich super – ich höre so oft von Leuten, sie seien beispielsweise „Berater“, und wenn ich nachfrage, wofür, sagen sie, sie würden „Projekte begleiten“ und „Konzepte entwickeln“, und nach zehn Minuten weiß ich immer noch nicht, was sie eigentlich machen. Bitte, liebe konzeptentwickelnde, projektbegleitende Berater: was macht Ihr denn?
- Ihr erinnert Euch an Edmund Stoibers Gestammel zum Thema Flughafen (wenn nicht: hier)? Ich sach ma: Rock‘n'Roll. Unbedingt ansehen!
- Dies hier ist die vielleicht nützlichste Übersetzungsseite der Welt. In vielen Sprachen kann man sich den Satz sogar vorlesen lassen. Und so wunderschöne Wörter entdecken wie shveb-shif. Ich bin ganz verliebt und möchte das am liebsten alles auswendiglernen. Wusste zum Beispiel auch nicht, dass Inuktitut aussieht wie Mengenlehre.
- Großartige Buchvermaktungsidee vom großartigen Verlag Kiepenheuer und Witsch: Die KiWi-Preview Frühjahr 2013. Ein kostenloses E-Book von über 500 Seiten, mit ausführlichen Leseproben, Hintergründen zu den Büchern, mit Weblinks zu Autorenseiten, Terminen und Videos – und mit der Möglichkeit, die vorgestellten Bücher zu gewinnen. Supertoll, ich bin dann mal ein paar Stunden auf dem Sofa.
Hurra! Diesmal ist alles anders: Maximilian und ich lesen nicht. Wir moderieren*, und wir haben illustre Gäste: Pia Ziefle, deren wundervollen Roman „Suna“ ich bestimmt schon 15 mal verschenkt habe, Stevan Paul, dessen Texte immer so einen Appetit machen und der bestimmt etwas aus dem Schlaraffenland lesen wird, und Bov Bjerg, der so charmant böse sein kann wie kein anderer, und dessen Blog eines der ersten war, die ich las. Ich freu mich sehr!
*man darf uns dann „das charmante Moderatorenduo“ nennen, wir denken noch über vorher zurechtgelegte Witze und bunte Pappkärtchen nach, vielleicht ziehen wir uns zwischendurch auch ein anderes Abendkleid an wie beim Eurovision Song Contest. Schaumermal.
Ach, das ist immer schön: HAM.LIT im Uebel und gefährlich. „HAM.LIT“ bedeutet, dass auf drei Bühnen im Halbstundentakt insgesamt fünfzehn Autoren lesen, und zwar – bei aller sonstigen Coolness – pünktlich. Anders würde es auch gar nicht gehen. „Uebel und gefährlich“ bedeutet, dass es stockduster ist und dadurch irgendwie kuschelig, obwohl wir uns im Bunker befinden. Und zwischendurch und hinterher gibt’s Musik.
Ansonsten ist das tatsächlich die literarische Großveranstaltung des Jahres, auf die sich alle schon lange vorher freuen, ich mich auch. Eine große Literaturparty, ein „man trifft sich“, und ich genieße es sehr, dass auch ich hier Leute kenne, und denke zum einemillionsten Mal in den letzten siebeneinhalb Jahren: Mann, wir haben mal in Coesfeld gewohnt. Was bin ich froh, dass wir jetzt hier sind. Fünfzehn tolle Autoren auf drei Bühnen in einem coolen Club. Und dann hole ich mir noch ein Alster und höre irgendwem zu.
Und zwar dieses Jahr Tilman Rammstedt, Donata Rigg, Kevin Kuhn, Sascha Reh, Friederike Gräff, Matthias Nawrat, Inger-Maria Mahlke und Daniela Chmelik. Teilweise bin ich mitten in der Lesung zu einer anderen Bühne gewechselt – mal deswegen, weil mich beide interessierten, mal eher, weil mich der erste langweilte. So eine richtig große Neuentdeckung war für mich dieses Jahr nicht dabei; aber auch keine Ausfälle, das war schon alles ganz schön gut. Ich habe allerdings mal wieder festgestellt, dass ich auf Lesungen gern unterhalten werden möchte. Ernsthafte Literatur lese ich lieber allein abends im Bett, aber auf Lesungen wird mir das schnell zu schwer, vor allem kann ich da nicht gut zuhören, meine Gedanken wandern immer schnell wo anders hin. Auf Lesungen lache ich lieber. Was bedeutet, am meisten Spaß hatte ich tatsächlich an Tilman Rammstedt, obwohl ich die Texte alle schon kannte, aber in den bin ich ja bekanntermaßen sowieso verliebt, das kam also nicht überraschend. Außerdem war er der erste, da war ich noch frisch.
Ansonsten: gute Texte gehört, nette Leute getroffen, Schwätzchen gehalten, Bierchen getrunken. Man sollte viel mehr solche Partys haben, solche „man sieht sich“-Veranstaltungen, ich liebe sowas. Mich ein bisschen treiben lassen, hier zuhören, da weghören, dort noch jemanden treffen, den ich auch viel zu lange nicht gesehen habe, das ist doch herrlich. Als ich nach Hamburg zog, gab es drei größere Lesereihen, Transit, Kaffee.Satz.Lesen und den Macht-Club. Sie sind ungefähr in dieser Reihenfolge verstorben, glaube ich, das ist sehr schade.
Für den 6. Februar 2014 schreibe ich jetzt schon „HAM.LIT“ in meinen Kalender und hoffe, Euch da alle zu sehen.