25 km/h

Filmbloggen habe ich genauso vernachlässigt wie alles andere. Dabei war ich ein paarmal im Kino, ich fand Gundermann total super, habe den Dreigroschenfilm sehr gemocht, fand den zweiten Teil des ABBA-Musicals entbehrlich, obwohl ich den ersten Teil mochte, habe mir sogar Mission Impossible angesehen, was nun wirklich überhaupt nicht meine Sorte Film ist, und habe schon wieder vergessen, was ich sonst noch gesehen habe. Jenun.

Jetzt war ich also in 25 km/h und habe mich selbstverständlich ordnungsgemäß in Lars Eidinger verliebt. Ja, ich weiß, wie originell das ist. Und darum geht es: Zwei Brüder sehen sich auf der Beerdigung ihres Vaters nach 30 Jahren zum ersten mal wieder. Ein Bruder (Bjarne Mädel) ist im Dorf geblieben, hat die Tischlerei übernommen und sich um den Vater gekümmert. Die Mutter ist schon länger tot. Der andere Bruder (Lars Eidinger) verdient einen Haufen Geld mit irgendwelchen internationalen Geschäften, zur Zeit lebt er in Singapur. Er kommt natürlich zu spät zur Beerdigung, es gibt eine Schlägerei auf dem Friedhof, und später sitzen die beiden im Elternhaus und schweigen sich an. Na, und dann reden sie natürlich doch, und dann spielen sie Tischtennis, wie früher, und dann fällt ihnen ein, dass sie doch immer eine Reise mit den Mofas längs durch Deutschland machen wollten. Einmal in die Ostsee pinkeln. Sie wollten auf dieser Reise Sex haben, Drogen nehmen, in einem griechischen Restaurant die komplette Speisekarte essen und dergleichen vernünftige Pläne mehr. Die Reise haben sie nie gemacht, also gucken sie jetzt in den Schuppen, ob die Mofas noch da sind, und dann geht das los.
Ich mag Roadstories. Weil da lauter so kleine Geschichten passieren, und dann geht es weiter, es gibt nicht nur den einen Handlungsstrang. Den natürlich auch, aber eben auch die kleinen Geschichten am Wegesrand, Begegnungen vor allem, mit Frauen (Franka Potente! Alexandra Maria Lara! Jördis Triebel! Sandra Hüller!) und Männern (Tischtennismatch – und dann wird’s etwas albern. Geschenkt). Die Geschichte selbst ist in diesem Fall nicht besonders ungewöhnlich für eine Roadstory, es wechseln sich komische und traurige, verzweifelte und vergnügte Momente ab, wie sich das gehört – allerdings immer mit diesem angenehm dezent ironischen Unterton, wo es nachdenklich wird, und mit Bierernst, wo es lustig ist. So muss das.
Das Besondere an diesem Film ist aber die Chemie zwischen Mädel und Eidinger. Die erwischt einen nämlich sofort, man möchte dauernd dem einen eine scheuern und den anderen in den Arm nehmen, und kurz drauf umgekehrt. Man möchte dazugehören, zu diesen beiden, möchte die große Schwester sein, oder vielleicht lieber die kleine, oder vielleicht doch die Liebhaberin, quasi egal von welchem, denn wenn die beiden ihren Charme auspacken, dann aber holla. Und man möchte dringend einfach mal wieder etwas total Bescheuertes machen. So ein schöner Film! Und so wahnsinnig schöne Bilder drin. Ach ja, SPOILER: Boys do cry.

Regie: Markus Goller, Drehbuch: Oliver Ziegenbalg.

Aber mal was ganz anderes: Hat jemand die Telefonnummer von Lars Eidinger?

3 Kommentare

  1. ASG Samstag, 22. Dezember 2018 um 23:46 Uhr [Link]

    Will ich jetzt sofocht auch sehen. Merci!

  2. LiFe Sonntag, 23. Dezember 2018 um 00:02 Uhr [Link]

    ….waren es nicht 20 Jahre her, dass sich die beiden ungleichen Brüder einander gesehen haben?

  3. Det Sonntag, 23. Dezember 2018 um 06:25 Uhr [Link]

    Entdecke gerade die 25er Grenze beim EBike. Dieses „bräaaahmmmm“ und der Geruch vergisst man nicht!

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