Olinka Vištica und Dražen Grubišić (Marcus Gärtner): Das Museum der zerbrochenen Beziehungen

Als Olinka Vištica und Dražen Grubišić sich getrennt haben, wussten sie nicht recht, wohin mit den gemeinsamen Erinnerungsstücken. Wegwerfen wollten sie sie ebensowenig wie behalten. Also haben sie tatsächlich ein Museum aufgemacht, das Museum der zerbrochenen Beziehungen in Zagreb, in dem sie solche Erinnerungsstücke aus aller Welt zusammentragen. Erinnerungen an Beziehungen, die nicht mehr bestehen. Weil nach mehreren Jahrzehnten die Liebe zu Ende war. Oder weil man sowieso nur einen Tag zusammen hatte und nie was draus geworden ist. Oder weil einer gestorben ist. Oder, oder, oder. Und zu diesem Museum gibt es nun ein Büchlein, in dem einige dieser Erinnerungsstücke vorgestellt werden. Jeder Gegenstand hat eine oder zwei Seiten, es gibt ein Foto und ein bisschen Text dazu. Manchmal nur einen Satz. Manchmal eine ganze Geschichte. Und alle, alle, alle brechen einem das Herz. Ich kann es gar nicht am Stück lesen, habe es auf dem Schreibtisch neben mir liegen und lese immer nur eine Seite. Einen Gegenstand. Vielleicht mal zwei. Und dann seufze ich tief und wende mich wieder meiner Übersetzung zu. Bis ich mir das nächste Mal das Herz brechen lasse. Von dem hässlichen Keramikfrosch zum Beispiel: das einzige Weihnachtsgeschenk, das ein Kind je von seiner Mutter bekommen hat, die Mutter hat die Familie nämlich verlassen, als das Kind drei wahr. Oder von der Asche eines geliebten Menschen, die in aller Welt verteilt wird. Oder von den Brustimplantanten, die nach dem Ende der Beziehung doch wieder rausgenommen wurden. Und dann muss ich auch mal kurz lachen, über den Liebesräucherduft, der auch auf dem Cover abgebildet ist, und bei dem nur steht: „Funktioniert nicht.“ Wenn der Herzbruch nicht mehr auszuhalten ist, klappe ich das Buch zu und kehre mit dem Anblick des Coverbilds zur Lakonie zurück. Ansonsten möchte man eigentlich aus jeder kleinen Geschichte einen Roman machen.

„Die Sache währte 300 Tage zu lang. Er gab mir sein Handy, damit ich ihn nicht mehr anrufen konnte.“

Olinka Vištica und Dražen Grubišić (Marcus Gärtner): Das Museum der zerbrochenen Beziehungen. Rowohlt, 15,00 €

4 Kommentare

  1. Cloud &Gut Samstag, 3. Februar 2018 um 13:58 Uhr [Link]

    Ach ach. Das kann wohl kaum jemand in einem Stück lesen.

  2. Frau Bruellen Samstag, 3. Februar 2018 um 14:32 Uhr [Link]

    oh, in las vegas gibt es auch so ein museum!

  3. LiFe Sonntag, 4. Februar 2018 um 10:45 Uhr [Link]

    In meiner Planung gibt es auch so ein Museum……keine Kopien. Mehr wird nicht verraten.

  4. Claudia Voit Samstag, 17. Februar 2018 um 13:14 Uhr [Link]

    Schon dein kurzer Artikel über das Buch lässt mich ganz schwermütig werden. Ich habe ja auch eine Vorliebe für alte Möbel, altes Porzellan und andere gebrauchte Dinge, stöbere gern mal auf Antik- und Flohmärkten und stelle mir vor, wie die Vorbesitzer waren. Das Buch würde ich auch gern lesen. Danke für den Tipp!

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