Erlend Loe (Hinrich Schmidt-Henkel): Jens. Ein Mann will nach unten.

loe - ein mann will nach unten.inddFvonk ist ziemlich am Ende. Seine Freundin ist weg, das Verhältnis zu seiner Tochter nicht gerade innig, und seine Arbeit hat er auch verloren, wegen der Unkultur. Und dann verfolgen ihn auch noch die Schwangeren.
Eines Tages kommt eine mysteriöse Frau und mietet die beiden möblierten Zimmer in seinem Untergeschoss an. Stellt sich raus: der da einzieht, ist niemand Geringeres als Jens Stoltenberg, der norwegische Premierminister. Er braucht zwischendurch mal Zeit für sich, zum Abschalten und Runterkommen, er ist nämlich ganz schön ausgebrannt. Anders gesagt: fast genauso am Ende wie Fvonk, nur dass er nach außen hin noch funktioniert und weiterregiert.
Die beiden Männer freunden sich an, reden über alles mögliche, vor allem schüttet Jens Fvonk das Herz aus, sie unternehmen zusammen Skitouren, fahren zum Einkaufen nach Schweden, geben sich ihren respektiven Depressionen oder Psychosen hin und werden nach und nach etwas gesunder oder kranker, je nachdem. Und brechen einem zwischendurch das Herz. Zum Beispiel, weil der eine nie allein ist, und der andere immer:

Ich bin ja nie allein. Das ist wahrscheinlich der Kern des Problems. Viele, viele Jahre lang bin ich nie allein gewesen, dabei ist es wichtig, allein zu sein, sagt die Regierungsärztin, sehr wichtig, irgendwas passiert mit dem Gehirn, wenn man nie allein ist und nie mal gar nichts tut, ich weiß nicht mehr, was sie genau sagte, aber es war etwas mit dem Gehirnstoffwechsel, der gerät aus dem Gleichgewicht, und das ist nicht gut.
Nein, das ist sicher nicht gut.
Wie ist das bei dir, schaffst du es, dir etwas Zeit zum Alleinsein freizuschaufeln?
Ja.
Magst du es?
Nein, sagte Fvonk, alles andere als das.

Was mit dem lustigsten Titel der Saison anfängt und dann lange zwischen Tragik und skurriler Komik changiert, wird im Laufe des Lesens dann doch eindeutig traurig. Herrje, man möchte die beiden am liebsten einfach mal in den Arm nehmen. Ein Buch über Männerfreundschaft und Einsamkeit. Und auf jeden Fall eine Leseempfehlung! Auch wenn es einen am Ende nicht gerade glücklich macht.

(Auch super: Naiv. Super.)

Erlend Loe (Hinrich Schmidt-Henkel): Jens. Ein Mann will nach unten. KiWi Taschenbuch, 8,99 €. Auch als E-Book.

2 Kommentare

  1. Johannes Samstag, 29. Juni 2013 um 10:07 Uhr [Link]

    Danke für die Empfehlung! Klingt super. (Leider funktioniert der Link zum Buch nicht, sonst hätte ich umgehend bestellt.)

    • Isabel Bogdan Samstag, 29. Juni 2013 um 11:38 Uhr [Link]

      Ups. Danke für den Hinweis, Link ist repariert!

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