Georg Cadeggianini: Aus Liebe zum Wahnsinn
Schon wieder eine Lebensgeschichte von jemandem, der eigentlich viel zu jung ist, um seine Memoiren zu schreiben. Allerdings lebt Georg Cadeggianini mit dem Lebensmotto „Complicate your life“ und hat mit Anfang dreißig schon mehr gemacht als die meisten Leute in einem langen Leben hinkriegen.
Als erstes hat er mal mit 22 das erste Kind bekommen. Als es zwei Kinder waren (er und seine Frau studierten noch), sind sie alle zusammen für ein Jahr nach Florenz gegangen. Und weil das so schön war, haben sie dann gleich noch ein Kind und ein Jahr in Edinburgh angehängt.
So weit, so nachvollziehbar, auch wenn die meisten Leute schon dieses Programm nicht durchgezogen hätten. Aber die Cadeggianinis setzen noch einen drauf und gehen mit vier Kindern für ein Jahr nach Israel, nach Tel Aviv, wo Georg, der inzwischen neben den Kindern noch irgendwie sein Philosophie-Studium beendet hat, als Journalist aus dem Gazastreifen berichtet. Da wird es dann schon ein bisschen heftiger, ich weiß nicht, ob ich mit vier Kleinkindern in ein Krisengebiet gehen würde. Und es mit so viel Humor nehmen. (Quatsch, natürlich weiß ich das. Ich würde ja nicht mal allein hingehen.)
Schließlich kommt ein etwas plötzlicher Bruch in dem Buch, auf einmal sind es sechs Kinder, die Familie lebt wieder in München, und Georg arbeitet zwei Wochen pro Monat in Hamburg. Und hat ein schlechtes Gewissen, obwohl er schlechte Gewissen doof findet. Aber das ist quasi schon der Epilog.
Es gibt also eine Menge zu erzählen, und das liest sich alles schön fluffig so weg, mit vielen guten Lachern drin. Macht wirklich Spaß, und außerdem mag Cadeggianini keine Bananen, sehr sympathisch, die seien nämlich „die Fischstäbchen unter den Obstsorten“ (S. 165) – Kinder finden sie lecker, Eltern finden sie praktisch, aber wenn man erwachsen ist, reicht’s dann auch mal mit dem Zeug – lässt sich aber in Edinburgh schon mal einen Schokoriegel frittieren: „Ein Polterabend der Extreme. Eine Übertreibung in alle Richtungen. Die Zunge weiß kaum, wohin mit sich. Leben – deep fried.“ (S. 164) Yes! Das kann man dann gleich mal für das ganze Buch so stehenlassen.
Cadeggianini kommt im Regal zwischen Robert Burns und Bernd Cailloux.
Georg Cadeggianini: Aus Liebe zum Wahnsinn. Mit sechs Kindern in die Welt. Fischer Taschenbuch, 287 Seiten. 9,99 €
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