Tag 11 – Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst

Immer dieser Quatsch mit dem Hassen. Es gibt natürlich einen Haufen Bücher, die ich mal super fand und jetzt nicht mehr. Erst hatte ich vor, hier „Der blöde Prinz“ zu antworten. Aber dann fiel mir auf: ist ja Quatsch, natürlich hasse ich ihn nicht. Ich finde immer noch, dass das ein wirklich nettes Kinderbuch ist. Man kann’s halt nur nicht mehr hören. Und der Satz „ach nein, das ist schon auch für Erwachsene“ lässt mich immer vermuten, dass diese Erwachsenen sonst überhaupt nicht lesen und womöglich ein etwas schlichtes Gemüt haben, und gleich hinterher schelte ich mich selbst für meine Arroganz. Denn den kleinen Prinzen scheiße zu finden, ist genauso einfach, wie ihn super zu finden. Es ist so einfach, sich darüber lustig zu machen, irgendwie wohlfeil. Und ja, klar tue ich das auch.
Es gibt genügend Leute, die sich auf ihrer Hochzeit in der Kirche vorlesen lassen „Du bist Zeit deines Lebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast, sagte der Fuchs“, und die Hälfte der versammelten Gemeinde ist gerührt. Ich nicht, ich denke „schnarch“, aber da kann der kleine Prinz ja nichts für, und das Brautpaar auch nicht. Das Brautpaar ist nämlich durchaus nicht blöd, bloß weil es den blöden Prinzen gut findet.

Und so habe ich nun auch diese Frage zweckentfremdet, wie die meisten anderen auch, und sage den Kleiner-Prinz-Hassern: seid nachsichtig. Nicht alles, was abgedroschen ist, ist auch gleich schlecht. Man sieht nur mit dem Herzen gut.

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11 Kommentare

  1. Not quite like Beethoven Freitag, 22. Oktober 2010 um 13:23 Uhr [Link]

    Das ist aber eine sehr erwachsene Einstellung :-). Ich musste auch erst gezwungen werden, mich mit dem Buch nochmal auseinanderzusetzen bevor ich – nach frühkindlicher Begeisterung – von der jungerwachsenen Abneigung weg und zum vorletzten Satz hinkam.

  2. Extramittel Freitag, 22. Oktober 2010 um 13:59 Uhr [Link]

    Punkt! Doppelpunkt!! Ganz nettes Kinderbuch mit wirklich hübschen Zeichnungen und einigen sentimental-moralischen Stellen, über die man gut hinwegsehen könnte, wenn sie nicht dauernd wiederholt würden. „Wir saßen auf der Wiese und baumelten mit der Seele“ war ja auch mal ein schöner Satz vom ollen Tucholsky, auch wenn er jetzt in jeder zweiten Werbung vorkommt.

  3. Gaga Nielsen Freitag, 22. Oktober 2010 um 21:06 Uhr [Link]

    Dem möchte ich eigentlich nur noch hinzufügen „„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann!“

    ach ja P.S., nicht dass ich es vergesse: „träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum!“

    (to be continued… ;-)

  4. Isabel Bogdan Freitag, 22. Oktober 2010 um 21:37 Uhr [Link]

    Genau. Das ist ja auch voll schön.
    „Es macht die Wüste so schön, dass sie irgendwo einen Brunnen hat.“

  5. Gaga Nielsen Freitag, 22. Oktober 2010 um 23:55 Uhr [Link]

    Au ja, wahnsinnig schön.
    Genau wie das hier, vielleicht kennst du es ja noch nicht.

    „Es ist was es ist sagt die Liebe“ (!!!)

    Und jetzt du!

  6. Isabel Bogdan Freitag, 22. Oktober 2010 um 23:57 Uhr [Link]

    Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.
    (Entschuldigung, die Reflexe.)

    Aber das ist gar nicht aus dem kleinen Prinzen, was du da zitierst! Das ist von Erich Fried, oder Fromm, die verwechsel ich immer.

  7. Gaga Nielsen Samstag, 23. Oktober 2010 um 00:09 Uhr [Link]

    Hey, da fällt mir ein… neulich beim Mittagessen aus der rumliegenden BZ erfahren, dass Ali McGraw (oder wie sie heißt, diejenige welche in der Verfilmung von „Love Story“, der größten Schmonzette des vergangenen Jahrhunderts Jenny, oder wie sie noch mal hieß spielen durfte) folgendes äußerte (Moment, muß kurz googeln wegen Original-Wortlaut – - – ah! – ich hab den
    Artikel gefunden): (…) Nur muss die Geschichte dann völlig neu geschrieben werden. Ihren berühmten Satz „Liebe heißt, niemals um Verzeihung bitten zu müssen“ kann Ali MacGraw nämlich gar nicht ausstehen: „Er ergibt keinen Sinn. Es tut mir leid“.

    Nicht sehr feinfühlig von Ali. So ein schöner Satz.

    „Liebe heißt niemals um Verzeihung bitten zu müssen“.
    Ich kann ihn immer wieder lesen und immer behält er sein Geheimnis!

  8. Gaga Nielsen Samstag, 23. Oktober 2010 um 00:12 Uhr [Link]

    P.S. ach das war nicht Hesse…? Erich Hes – - – äh —
    ach weißt du, ich lese einfach wahnsinnig viele Gedichte (vor allem romantische Lyrik und Besinnliches, ja auch Philosophisches ist immer wieder mal dabei!), da kommt man schon mal durcheinander! Du ja auch!

  9. Isabel Bogdan Samstag, 23. Oktober 2010 um 10:04 Uhr [Link]

    Ha! Gerade bei Anke über einen alten Eintrag gestolpert: guckt mal hier, Punkt 5. Kluge Frau. Aber wem sag ich das.

  10. saoirse Samstag, 23. Oktober 2010 um 11:53 Uhr [Link]

    wow, du hast japanisch mithilfe des kleinen prinzen gelernt, das ist doch das tolle an so einem buch, der wiedererkennungswert. ich hatte irgendwann während des grundstudiums sehr ambitioniert angefangen, fremd- bzw. altsprachige bibeln zu sammeln und konnte auf die weise das lukasevangelium in ganz abgefahrenen sprachen ohne wörterbuch lesen. bei den sprachen, die ich später gelernt habe, funktionierte das nicht mehr so gut, da bin ich dann dazu übergegangen, kleine prinzen zu sammeln, so kann ich z.b., obwohl ich kein einziges wort katalanisch oder tschechisch kann, eine ganze seite in der betreffenden sprache lesen und verstehen, das motiviert viel mehr als langweilige lehrbücher.
    p.s. einen japanischen habe ich auch, aber da klappt es mit dem lesen leider nicht so gut.

  11. Isabel Bogdan Samstag, 23. Oktober 2010 um 11:58 Uhr [Link]

    Ja, genau das war die Idee: etwas auf Japanisch lesen, das ich sowieso kenne, dann macht es auch nichts, wenn man mal eine ganze Seite nicht versteht, beziehungsweise, man kann sich ja ganz viel zusammenreimen, wenn man es eh kennt, und lernt dabei was. Ich habe den kleinen Prinzen tatsächlich komplett auf Japanisch gelesen, (allerdings nur auf der ersten Seite Vokabeln rausgesucht, den Rest habe ich einfach so gelesen). Das zweite komplett auf Japanisch gelesene Buch war „Das Doppelte Lottchen“, danach habe ich nie wieder ein Buch auf Japanisch gelesen. Konnte ich auch gar nicht, es sind einfach zu viele Zeichen, die konnte ich mir nie alle merken. Sehr mühsames Geschäft.

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