Endstation Meer?

Im Oktober waren wir ein paar Tage in Zürich, und weil das Wetter so fürchterlich war, sind wir in diese Ausstellung über Plastikmüll im Meer gegangen. Jetzt ist sie in Hamburg, und ich lege Euch einen Besuch sehr ans Herz. Auch wenn ich fand, die Ausstellung hätte hier und da besser gemacht sein können.

Plastikmuell

Was man sieht: relativ viel Filmmaterial über die Vermüllung des Meeres mit Plastik. Ich habe dort zum ersten Mal vom Great Pacific Garbage Patch gehört, einem gigantischen Müllstrudel im Pazifik. Als nächstes erfährt man dann natürlich, dass die anderen Ozeane ihre eigenen Müllstrudel haben. Diese Filme und Bilder sind wirklich erschütternd. Das Hauptproblem mit dem Plastik ist, dass es nicht verrottet und sich zersetzt, sondern einfach nur in immer kleinere Stückchen zerbricht (und zwar sehr, sehr langsam) und dann in die Nahrungskette gelangt.
Man sieht Bilder wie die von den strangulierten Basstölpeln, die ich auch auf Helgoland fotografiert habe. Oder von Seehunden, die einen Plastikring um den Kopf haben. Eine Schildkröte, die als kleine Schildkröte in so einen Dosen-Sixpack-Plastikring gekrochen sein muss, der einfach nicht kaputtging, als die Schildkröte wuchs. Sie hat jetzt eine sehr schmale Taille. Eine Schildkröte!
Oder diese hier, von verendeten Albatrossen mit dem Bauch voller Plastikteile. Mit vollem Magen verhungert oder an der Unverdaulichkeit des Plastiks gestorben, 2000 Meilen vom nächsten Kontinent entfernt.

Besonders eindrucksvoll finde ich, wie auf den letzten Bildern die Albatrosse schon komplett verwest sind, kein winziges Fitzelchen Albatros mehr übrig, aber der Plastikmüll sieht aus wie auf den Bildern ganz am Anfang. Und wird wahrscheinlich von den nächsten Albatrossen gefressen oder an die Kinder verfüttert.

Die Ausstellung „Endstation Meer?“ ist noch bis Ende März im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen. Geht da hin! Danach zieht sie weiter nach Finnland und Dänemark. Man möchte nie wieder irgendetwas aus Plastik benutzen.

NACHTRAG: Falk Schreiber war auch in der Ausstellung.

13 Kommentare

  1. nicwest Freitag, 28. Dezember 2012 um 11:02 Uhr [Link]

    Dazu passend und sehr lesenswert: Donovan Hohn, Moby-Duck. The True Story of 28,800 Bath Toys Lost at Sea and of the Beachcombers, Oceanographers, Environmentalists, and Fools, Including the Author, Who Went in Search of Them

    • Isabel Bogdan Freitag, 28. Dezember 2012 um 11:15 Uhr [Link]

      Ha! Danke fürs Erinnern, das hatte Meike Winnemuth schon mal erwähnt. Ich habs aber noch nicht gelesen.

  2. jubil Freitag, 28. Dezember 2012 um 11:45 Uhr [Link]

    Ich kann den Film Plastic Planet empfehlen…
    http://www.plastic-planet.de/

    Der ist gut, macht aber, dass man erst gar nicht mehr und dann wirklich sehr, sehr ungern wieder aus Plastikflaschen trinkt.

    • Isabel Bogdan Freitag, 28. Dezember 2012 um 12:19 Uhr [Link]

      Danke für den Hinweis! Ja, schon der Trailer sieht gruselig aus.

    • Ideealistin Samstag, 9. Februar 2013 um 06:50 Uhr [Link]

      … oder noch lieber das Buch lesen. Das geht ein bisschen tiefer (und ist trotzdem leicht und sogar unterhaltsam zu lesen – im Gegensatz zu „Slow Death by Rubber Duck“, durch das ich mich aus nachhaltig gewecktem Interesse für das Gruselthema Plastik gerade quäle und das es leider immer noch nicht auf Deutsch gibt).
      Noch was zum Gucken: Die Doku „Addicted to Plastic“, http://www.youtube.com/watch?v=CUfu4rV36QI

  3. Sabine Montag, 31. Dezember 2012 um 13:13 Uhr [Link]

    Und natürlich dieses schöne Video:

    http://www.youtube.com/watch?v=GLgh9h2ePYw

    Moby Duck wollte ich auch empfehlen, das ist ein sehr schönes Buch von einem, der sich noch so richtig über die Welt wundern kann.

  4. birgit Dienstag, 1. Januar 2013 um 15:19 Uhr [Link]

    gerade entdeckt:

    arte 10.01. 22.35-23.25 uhr
    „Plastik: Der Fluch vom Meer“
    doku von 2012

    • Isabel Bogdan Dienstag, 1. Januar 2013 um 23:00 Uhr [Link]

      Danke, das notiere ich mir gleich mal!

  5. Aber Fukushima sieht alles in allem schon beeindruckend aus | Bandschublade Montag, 4. Februar 2013 um 23:45 Uhr [Link]

    [...] Edit: Isabel Bogdan hat die Ausstellung schon zuvor in Zürich besucht. Und ebenfalls einen Artikel geschrieben. [...]

  6. Der Wirtschaftsteil | GLS Bank-Blog: Geld ist für die Menschen da! Donnerstag, 14. Februar 2013 um 06:25 Uhr [Link]

    [...] Falk Schreiber war in einer Ausstellung über Plastikmüll, die zur Zeit in Hamburg gastiert,  und war sich nicht ganz sicher, wie er das finden sollte. Die Ausstellung wurde bereits in vielen Feuilletons und auch in Blogs besprochen, Isabel Bogdan z.B. hat die Ausstellung in Zürich auch gesehen. [...]

  7. Probenähen meets {minus} Plastik | frau-fluchten.de Dienstag, 20. Oktober 2015 um 22:15 Uhr [Link]

    […] kam – nur zu einem einzigen Zweck: weggeworfen zu werden. Plastik, das nie verrottet und die /Meere vermüllt/.  Nicht schön. Und unnötig. Kleine, ganz simple Dinge zur Plastikvermeidung wurden schon im […]

  8. Matthias (Repair Café Stuttgart) Sonntag, 24. Februar 2019 um 22:42 Uhr [Link]

    Was wir gegen Plastik haben? – Eigentlich nichts.
    Plastik ist kaum noch aus dem Alltag wegzudenken. Es ist praktisch und komfortabel. Plastik ist vielseitig und bunt, leicht und billig und man kann es einfach entsorgen. Die Anwendung von Plastik macht sehr viel Sinn im medizinischen Bereich, etwa um Medikamente steril verpacken zu können. Wir nutzen es zur Wärmedämmung, um Energie zu sparen. Und auch bei Elektrik und Elektronik leistet Plastik wertvolle Dienste. Undenkbar, was wir ohne diesen künstlichen Wunderstoff machen müssten.
    Die Verwendung von Plastik macht in vielen Fällen demnach durchaus Sinn. Wünschenswert ist, wenn es langzeitig verwendet wird und nach dem Gebrauch möglichst umweltschonend wiederverwendet werden kann. Ein guter Ansatz, der aber noch viel zu selten verfolgt wird, heißt Cradle to Cradle (C2C).
    Wir verbrauchen zu viel und werden nicht mit den Folgen fertig.
    Unser Plastik-Konsum ist leider so üppig, dass wir mit der Wiederverwertung überfordert sind. Recycling- und Upcycling-Maßnahmen geschehen selbst in unserem hochtechnologisiertem Land nicht in ausreichendem Maße – Wir verschiffen einen enormen Teil nach Asien, zum bemerkenswert großen Anteil übrigens illegal. [(1)]
    Die Verwendung von Plastik im Alltag ist nur allzu oft unnötig. Es gibt Alternativen, die schlichtweg besser sind. – Ja, gut: Manchmal scheinen sie auch teurer zu sein. Und eine Glasflasche ist auch schwerer als eine Plastikflasche. Trotzdem fühlen sich die Alternativen zu Plastik oft viel angenehmer an. Man fühlt sich besser damit, sogar gesünder – Wir werden Euch während der Fastenzeit 2019 viele Tipps und Tricks verraten, wie man im Alltag auch gut ‚ohne’ auskommt.
    Was spricht denn nun wirklich gegen den intensiven Einsatz von Plastik?
    Drei Gründe:

    Wir haben den verantwortungsvollen Umgang mit Müll verlernt. Beste Beispiele: An einem schönen Abend bei gutem Wetter, etwa am Stuttgarter Marienplatz, quellen die vorhandenen Mülleimer über. Der Platz ist völlig verdreckt mit Einweg-Unrat [(2)]. Wir sind viel zu faul geworden, um unseren eigenen Dreck wieder aufzuräumen und mitzunehmen. Dort zu entsorgen, wo er hingehört. Dieses Verhalten ist bequem, aber uncool und falsch. Unsere gute Kinderstube hat hier versagt.
    Wir werfen unseren Müll in den Wald und spülen ihn ins Wasser. In der Natur haben Getränkeflaschen, Zigarettenkippen und Chipsverpackungen aber nichts verloren. Sie sehen dort weder ästhetisch aus, noch verrotten sie: Viele Plastikarten benötigen mehrere Jahrhunderte (!), bis sie sich zersetzen. Dieser Abfall wird von Tieren fälschlicherweise für Nahrung gehalten und stellt lebensgefährliche Fallen dar. Vögel, die beispielsweise mit Plastikbändern ein Nest bauen, erdrosseln sich manchmal selbst, weil die Bänder nicht nachgeben und sie sich nicht selbst befreien können. [(3)] Andere Tiere erkunden neugierig unsere Plastikverpackungen. Sie bleiben darin stecken und quälen sich damit oder verenden sogar an ihnen.
    Das Gleiche im Meer: Zigtausend Tonnen Müll treiben im Meer und bilden enorm große Flächen – viereinhalbmal so groß wie Deutschland [(4)] (Stand 03/2018. Andere Berichte schreiben schon Jahre früher von der dreifachen Menge.) Auch hier: Wieder nicht hübsch anzusehen, wieder gefährliche Fallen für Tiere. Sie schlucken den Unrat hinunter und dort bleibt er dann auch. So wurden in den Mägen toter Wale jede Menge Plastikmüll gefunden, sowohl in Indonesien [(5)], als auch in Spanien [(6)] und auch schon vor unserer Haustür in der Nordsee. [(7)] Robben verheddern sich in den Resten von Fischernetzen [(8)]. Und Schildkröten verfangen sich in ihrer Jugend im Sixpackträger [(9)] oder in Flaschenverschlüssen und werden diese nie mehr los.

    Ce bébé tortue sortait de son nid pour rejoindre l’océan avant d’être pris au piège d’un bouchon en plastique.
    300 millions de tonnes de #plastique sont produits chaque année.
    Entre 8 et 12 millions de tonnes finissent dans les #oceans
    Crédit photo : Tortugueros México pic.twitter.com/tKMcS91TY8
    — Miss Ivєs ? (@_miss_ives_) 30. Dezember 2018

    Ihre Panzer verformen sich mit der Zeit und wachsen um die Plastikgürtel herum. So einen Umgang kann niemand wollen.
    Nicht zu vergessen sind die Seevögel – Sie können das bunte Plastik oftmals nicht von Nahrung unterscheiden und verfüttern es an ihre Jungen. Es kommt nun leider vor, dass diese Produkte nicht verdaut und wieder ausgeschieden werden, sondern vielmehr die jungen Vogelmagen füllen, bis kein Platz mehr für verwertbare Nahrung da ist. Am Ende lautet auch hier die Todesursache: Plastik [(10)].
    Übrigens: Wer Hering, Thunfisch oder anderes Meeresgetier verspeist, muss heutzutage damit rechnen, ebenfalls Plastik zu essen, Stichwort: Nahrungskette [(11)]. Vom Meersalz mal ganz zu schweigen [(12)].

    Wir essen also Plastik, oft ohne es zu wissen. Wir bewahren unsere Lebensmittel in Behältnissen auf, welche Weichmacher ausdünsten und unsere Nahrung damit benebeln. [(13)] [(14)] Wir tragen Plastik auf der Haut [(15)] und reiben es in sie hinein. (Dazu ist einen Download wert: BUND: Mikroplastik und andere Kunststoffe in Kosmetika – der BUND Einkaufsführer (PDF))
    Jeder, der nur einen Funken gesunden Menschenverstand besitzt, müsste sich eigentlich schon aus reinem Selbstschutz intuitiv und lauthals gegen Plastik-am-eigenen-Leib zur Wehr setzen und alles tun, um es zu meiden, geschweige, es zu kaufen. Und trotzdem ist unsere Welt in den letzten Jahrzehnten zu einer Plastikwelt geworden. Es lebe die Kognitive Dissonanz: Wir wissen, was falsch ist, aber machen es trotzdem. Aber, wenn wir andere (Erdbewohner) damit schädigen, dann ist das leider nicht so geil.
    Der Verfasser dieses Textes ist übrigens nicht unbefleckt, da er selbst bis zum heutigen Tage ein Plastiknutzer ist – von der Menge her vielleicht unterer Durchschnitt. Bei jedem Abholtermin ist der Gelbe Sack etwa zu Zweidrittel gefüllt. Zwar hat er sich in den letzen Monaten immer intensiver mit dem Thema Plastikvermeidung befasst, aber, aber aber.
    Fazit
    Plastik verwenden ist manchmal notwendig und und oft sinnvoll. Aber sehr oft ist es auch überflüssig. Es ist gefährlich für Mensch und Umwelt.
    Man kann nun fordern, dass andere Länder besser recyceln und ihre Recyclingquoten erhöhen sollen (oder unser eigenes Land), dass die Politik etwas tun muss (“Verbote!”), dass die Industrie etwas tun muss (“Mehr Auflagen für Nachhaltigkeit”, auch gerne zulasten des Profits). Das sind vielleicht legitime Anforderungen. Aber wir sollten auch selbst etwas tun. Aber das Schöne daran ist: Wir können auch selbst etwas tun!
    Darauf macht die Initiative „Bitte ohne Plastik“ aufmerksam. #bitteohneplastik.
    Quellen

    Quelle 1: https://www.zdf.de/politik/frontal-21/kritik-an-muellexporten-nach-asien-104.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 2: https://cleanupnetwork.com/news/nachhaltigkeit/marienplatz-stuttgart-ueberfuellte-muelleimer-trotz-groesseren-volumens/⇡ zurück zum Text

    Quelle 3: https://isabelbogdan.de/2012/04/15/genauer-geguckt/⇡ zurück zum Text

    Quelle 4: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/muellstrudel-im-pazifik-ist-mehr-als-viermal-groesser-als-deutschland-a-1199383.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 5: https://www.focus.de/wissen/natur/panorama-toter-wal-in-indonesien-der-plastikmuell-in-seinem-magen-entsetzt-umweltschuetzer_id_9943618.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 6: https://www.n-tv.de/wissen/Wal-stirbt-an-verschlucktem-Muell-article20380541.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 7: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/muell-im-meer-wal-hatte-30-plastiktueten-im-magen-a-1132942.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 8: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 9: https://isabelbogdan.de/2012/12/28/endstation-meer/⇡ zurück zum Text

    Quelle 10: https://ozeankind-shop.de/was-ist-eigentlich-mikroplastik/⇡ zurück zum Text

    Quelle 11: https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/⇡ zurück zum Text

    Quelle 12: https://www.welt.de/gesundheit/article148929321/Im-Meersalz-stecken-Spuren-von-Plastikmuell.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 13: https://www.welt.de/gesundheit/article125155672/Die-unsichtbare-Gefahr-aus-dem-Plastikmuell.html⇡ zurück zum Text

    Quelle 14: https://nachhaltigkeit-und-umwelt.de/plastik-problematik-gefahren-und-vermeidung/⇡ zurück zum Text

    Quelle 15: https://www.codecheck.info/news/Diese-Fasern-in-Deiner-Kleidung-sind-aus-Plastik-262205⇡ zurück zum Text

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