Bei herrlichstem Sonnenschein haben in Hamburg 50.000 Menschen gegen Atomkraft demonstriert. Mehr Fotos gibt es beim Klick aufs Bild.
[Schon als wir auf den Bahnhof Dammtor zugehen und all diese Leute sehen, Menschenströme aus allen Richtungen, jede Menge Fahnen, herrliches Wetter, da rutscht es mir raus: Ach guck, sage ich, wie schön. Ja, sagt der Mann, man muss die Feste auch feiern, wie sie fallen.]
Und Markus war auch da.
(Let’s make it a running gag.)
Bevor Ihr fragt:
§1
(1) Gegenstand dieses Vertrags ist das noch zu verfassende Werk der Autorin mit dem Arbeitstitel Sachen machen. Der endgültige Titel wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
§6
(4) Das Werk erscheint voraussichtlich im Juni 2012 (Taschenbuchprogramm Mai bis Oktober 2012).
Also noch kein Grund, hibbelig zu werden. Jedenfalls für Euch nicht.
*hibbel*
Das freundschaftlich verbundene Hotel hatte uns (Maximilian und mir) ein Angebot gemacht. Ich war vor einigen Monaten schon mal im freundschaftlich verbundenen Hotel und hatte darüber schreiben wollen, dass das ein total tolles Hotel ist, und zwar nicht nur wegen der freundschaftlichen Verbundenheit, aber dann habe ich vor lauter Insel-Tollfinden ganz vergessen, das Hotel zu fotografieren. Und dachte, dann machste das halt nächstes Mal.
Jetzt also das Klassenfahrts-Angebot, wir trommelten flugs eine kleine, feine Gruppe von Bloggern und Twitterern zusammen; ein Wagnis, denn manche kannten sich nicht, wir kannten manche auch nur flüchtig, stellte sich aber raus: alle super. Lauter alberne, dauerquasselnde Frauen, stillere, genügsame Männer, dazu die drei zauberhaftesten Kinder von Hamburg. Und alle lieben das Hotel. Diesmal, denke ich, als wir ankommen, machst du aber ein paar Fotos vom Hotel, es ist nämlich im Stil des Helgoländer Wiederaufbaus eingerichtet, also im Stil der 50er- oder 60er-Jahre, und das ist schon sehenswert. Aber erstmal müssen wir was essen, in Fett ertränktes Gemüse, fiesen Fisch oder trockene Backofenkartoffeln, dann schnell raus aus dem Laden und eine Runde ums Oberland drehen. Schon auf dem Weg dahin kommen wir an einem Stand mit Pröbchen vorbei, natürlich, Helgoland ist eine Saufinsel, alles zoll- und mehrwertsteuerfrei, wir kaufen kleine Feiglinge und Apfelkorn und Wodka und Küstennebel und andere kleine Fläschchen. „Schlucktied“?, fragt M. an jeder Ecke, „noch nicht!“, sagen wir, aber natürlich ist bald Schlucktied. Der Himmel reißt auf, es wird immer blauer, alle kichern, gern auch über meine immer noch knallroten Augen. Abends versacken wir im Aquariumscafé und trinken Abenteuerliches. Eiergrog. Ananaspunsch. Helgoländer Welle. Ausklang im Hotelzimmer mit mehr Alkohol und Gesang. Liebe Hotelgäste im Zimmer über uns: sorry, das musste so.
Am nächsten Morgen ziehe ich die Vorhänge auf – die krassen Vorhänge! Ich muss unbedingt noch das Hotel fotografieren, ohne Fotos kann man darüber nicht schreiben, außer vielleicht, dass sogar überall Linoleumboden verlegt wurde, wie cool ist das denn bitte – ich ziehe also die Vorhänge zurück, und draußen ist alles blau. Knall- und glitzerblau, Himmel blau, Meer blau. Außer blau sieht man aus dem Fenster noch die Düne, die besteht aus weißem Sand, ein paar bunten Hütten und dem rot-weiß-gestreiften Leuchtturm. Helgoland, alter Felsbrocken, musst Du immer gleich so übertreiben? Das zieht einem ja die Schuhe aus, so viel Blau und Glitzer am frühen Morgen. Duschen, ich muss dann auch was über die Bäder schreiben, die sind nämlich leider nicht im passenden Stil gehalten, sondern ganz normale Hotelbäder, wie man sie heute in jedem Hotel findet, langweilig.
Der zweite Tag ist bei dem Wetter natürlich Dünentag. Satz des Tages: „Ich dachte, das wären Muscheln.“ Waren aber Robben, unfassbare Mengen von Robben, viel zu viele. Der Hotelier hat mal erzählt, sie dürften die Robben nicht schießen, weil sie unter Naturschutz stehen, was dann dazu führt, dass sie viel zu dicht beieinander liegen und sich Seuchen ausbreiten, und dann müssen sie die kranken Tiere schießen. Total beknackt, erst warten zu müssen, bis sie krank werden, aber vielleicht ist es ja im Sinne der natürlichen Selektion, dass erst welche krank werden müssen und nur die mit den besten Abwehrkräften überleben.
Die Sonne bratzelt vom Himmel, das Meer glitzert, wir gucken Robben und fotografieren Robben und mehr Robben und weitere Robben, die Kinder klettern im Sand herum und werden schnell müde, die Eltern auch, vom Kinderschleppen und Buggy-über-den-Sand-Ziehen. Die Familien machen Pause, die anderen gehen einmal rund um die Düne, gucken mehr Robben an, sammeln Steine in ihren Jackentaschen und wissen sich kaum zu lassen vor Glück. Es ist März, die Sonne scheint, Himmel und Meer sind knallblau, das Dünenrestaurant hat schon auf, unsere Gesichter färben sich in unterschiedlichen Farben, alle strahlen. Wir trinken Bier und Kakao mit Rum und gehen mit den Füßen ins Wasser, wo sie uns nach drei Sekunden fast abfrieren, und dann sitzen wir wieder in der Sonne und aus dem Strahlen wird langsam ein dümmliches Grinsen, denn das ist, so blöd das klingt: Glück. Mit netten Menschen in der Sonne sitzen.
Abends Kneipe, wie gehabt, mehr Eiergrog, dann Nachtwanderung. Als erstes fallen die Familien ins Bett, dann verabschieden der Mann und ich uns, und noch ein-zwei andere, die letzten machen Ernst mit der Nachtwanderung und landen in der ältesten Disko der Welt, wo alte Feuerwehrmänner tanzen und junge Helgoländer sich prügeln, und sind um fünf im Bett. Ich bin froh, dass ich da früher war, fit bin ich nämlich immer noch nicht. Ich habe Halsschmerzen und ein komisches Sprechgefühl, aber in meinen Augen ist langsam wieder Weißes zu sehen. Kurz vorm Einschlafen denke ich, dass ich noch ein paar Fotos vom Hotel machen muss, von den Möbeln, die nach Originalvorlagen neu angefertigt wurden, und von den ganzen Lampen und Lämpchen und Spiegeln aus den 50ern, die einzeln auf Flohmärkten zusammengesucht wurden und alles so hübsch machen.
Am Sonntag Morgen ist es eher grau, diesig, aber im Laufe des Vormittags geht auch das wieder weg, und es ist schon wieder so schön, kein Wölkchen mehr am Himmel, und wir laufen noch einmal ums Oberland und gucken nochmal nach den Vögeln, in Kleingruppen diesmal, und sitzen draußen und essen zu Mittag, und die Kleingruppen treffen wieder aufeinander, und dann ist es auch schon drei Uhr, und wir müssen zum Schiff. Das war die beste Klassenfahrt aller Zeiten, Reisegruppe perfekt, so viel gelacht, Wetter perfekt, so viel gegrinst, Hotel perfekt, ach, apropos: ich habe kein einziges Foto vom Hotel gemacht, ich werde nochmal hinfahren müssen. Yeah! Am Besten mit genau denselben Leuten. Ich bin in Euch alle verliebt.
„Und am Ende, ganz am Ende, wird das Meer in der Erinnerung blau sein.“
Weiterführende Literatur: Little Jamie, Merlix vorher und nachher, serotonic und hurra! Svensonsan hat Fotos vom Hotel und hat auch gebloggt. Und meine Bilder sind jetzt auch bei Flickr.
Und isses denn zu fassen: Extramittel hat extra wegen der Klassenfahrt ein Blog aufgemacht. Das wird bestimmt auch sonst voll schön. Jippie!
EDIT: Adelhaid hat ihr Altblog entrümpelt und neueröffnet, alles für die Klassenfahrt. Ach, Kinder, das war schon ganz schön schön, hm?