Endlich!
„Frau Bogdan“, sagt der ältere Herr, „ich wollt sie mal was …“, er druckst herum, „also, ich weiß ja nicht, ob man das so fragen darf.“ – „Ja?“, frage ich zurück. Da fragt er: „Sind Sie schon über vierzig?“ Ich muss lachen, dann sage ich, „ich bin dreiundvierzig“, da sagt er, „über vierzig reicht schon, warten Sie mal“, kramt herum und sagt, „ich hab da was, das wollte ich Ihnen schenken.“ Er überreicht mir ein Buch. „Sie lesen doch schon mal ein Buch, oder? Wär ja zu schade, das in die Papiertonne zu tun, da dachte ich, vielleicht möchten Sie das lesen. Soll ganz gut sein.“ – „Danke“, stammle ich, und dass ich in der Tat Bücher lese und dass es ja wirklich schade wäre, es wegzuwerfen. Na gut, gelacht habe ich auch, aber nicht so schlimm, ich bin ein bisschen stolz auf mich, dass ich einigermaßen die Fassung gewahrt habe. Das Buch heißt „Endlich über vierzig. Der reifen Frau gehört die Welt.“
Auszug aus dem Klappentext: „Beherzt und geistreich, mit aufschlussreichen Beispielen aus der Geschichte und der heutigen internationalen Szene belegt sie die Überlegenheit der Frau über vierzig auf so verschiedenen Gebieten wie Beruf, Gesellschaft, Erziehung, Sexualität und Aussehen sowie ihre Chancen auch bei jüngeren Partnern.“ Schon das Inhaltsverzeichnis liest sich so, dass man irgendwie Mitleid mit der Autorin bekommt. Da geht es viel um das Alter, um Sexualität und darum, dass „die jüngere Rivalin“ nicht zu beneiden, sondern zu bemitleiden sei, außerdem darum, dass man mit vierzig auch noch schön sein kann und dass reife Frauen (in dem Fall welche über dreißig) bessere Mütter seien. Hui.
Das Buch ist übrigens von 1980. Und jetzt Achtung: die Autorin ist 1942 geboren.
Eisig
Seit ich denken kann, kann ich den Winter nicht leiden. Kalt, nass, bäh. Und dann war es vor zwei Jahren so richtig kalt, also: so richtig. Tagelang unter Null. Und plötzlich habe ich nicht mehr den Frühling herbeigesehnt, sondern gehofft, dass es noch lange genug kalt bleibt, dass die Alster zufriert und man darauf herumlaufen kann. Tagelang hatte ich am Schreibtisch die Alsterwetter-Webcams offen und habe der Alster beim Zufrieren zugeguckt, habe dauernd irgendwelche Wetter- und Nachrichtenseiten aufgerufen, auf denen die aktuelle Eisdicke gemeldet wurde, und es hat geklappt: die Alster fror zu. Ich war an einem der ersten Tage drauf, als nur ein paar Leute auf dem Eis herumschlidderten, es war herrlich. Dann hat es geschneit, da war nichts mehr mit Eis und Schliddern, es lag zu viel Schnee auf der Eisdecke, dafür gingen aber mehr und mehr Leute drauf, bestimmt zwei Wochen lang. Es war die meiste Zeit grau und schneite und war kein wirklich schönes Wetter, aber ich fand es so! schön!, auf der Alster herumzulaufen. So schön. Seitdem bin ich mit dem Winter versöhnt.
Letztes Jahr war es nicht kalt genug. Dieses Jahr … im Moment sieht es gut aus. Seit drei oder vier Tagen ist es durchgehend unter null Grad, das Wetter ist sonnig und herrlich klar. Ich war gestern schon mal gucken. Noch fahren die Schiffe, das Eis in der Mitte wird also immer wieder aufgebrochen. Aber am Rand ist es schon schön dick, Eisschollen schieben sich übereinander, es knackt und knistert, die Sonne scheint, es ist wirklich eisig kalt, und ich drücke die Daumen, dass es noch lange genug kalt genug bleibt. Und am liebsten trocken, kein Schnee aufs Eis. Fast spiele ich mit dem Gedanken, mir Schlittschuhe zu kaufen. Hach. Dass ich auf meine alten Tage noch den Winter lieben lernen würde! (Klick auf die Bilder macht sie groß.)
Sachen machen
Bumm-chik-pok-chick: Ich hatte eine Stunde Schlagzeugunterricht. Und fand es so super, dass ich ganz vergessen habe, Fotos zu machen. Aber einen Bericht geschrieben habe ich natürlich, bitte hier klicken: Jabbadabba-dabbadabba-duschschsch!
WRITING THE BLUES
Neulich empfahl ich hier Zora Neale Hurstons wundervolles Buch – und zack! gibt’s eine Lesung mit Übersetzer und Lektorin. Nächste Woche Dienstag in der Buchhandlung Christiansen in Ottensen. Das wird bestimmt sehr interessant.
WRITING THE BLUES
Zora Neale Hurstons großer Liebesroman „Vor ihren Augen sahen sie Gott“
Eine Klassikerin der schwarzamerikanischen Literatur, neu übersetzt von Hans-Ulrich Möhring.
Mit Hans-Ulrich Möhring und Karen Nölle
Dienstag, 7. Februar 2012, 20 Uhr
Ort: Buchhandlung Christiansen
Bahrenfelder Straße 79,
22765 Hamburg; Tel. (040) 3902072
www.buchhandlung-christiansen.de
Eintritt 5 Euro
Florida 1928. In einer einzigen Nacht erzählt Janie ihrer besten Freundin Pheoby, wie sie aufbrach, ein anderes Leben zu führen, wie sie mit dem viel jüngeren Tea Cake endlich das Glück fand und was geschah, als der große Hurricane kam. Mit Leidenschaft und Lebensweisheit zeichnet Zora Neale Hurston das Bild einer Liebe zwischen Frau und Mann, die zur alles verändernden Kraft wird. In ihrer Geschichte geht es nicht um die gegenseitige Anklage der Geschlechter, die der traditionelle Blues so häufig singt, sondern um die Feier der freien Begegnung.
Mit Ausschnitten aus dem Original und Musikbeispielen werden Übersetzer und Lektorin in dieser Lesung anschaulich machen, worin die besondere Herausforderung dieses Buches besteht. Kann man die Lebendigkeit eines Textes, der im Original weitgehend in schwarzer Mundart geschrieben ist, im Deutschen erhalten?
Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne, edition fünf und Buchhandlung Christiansen