Alstereis

Heute Mittag kam dann plötzlich die Meldung: Die Umweltbehöde hat die Alster freigegeben! Damit hatte ich noch gar nicht gerechnet. Betreten auf eigene Gefahr natürlich, aber es ist jedenfalls nicht mehr verboten. Wir sind gleich hingefahren, es hatte sich noch nicht wirklich herumgesprochen, es waren nur ein paar vereinzelte Leute auf dem Eis. Und ich hätte schrecklich gern Schlittschuhe gehabt.
Was die Feuerwehr am Ufer gemacht hat und warum der Hubschrauber da herumflog, keine Ahnung. Wir hatten eine Thermoskanne Kakao dabei, der eigenartigerweise ein wenig nach Whisky schmeckte, und dieses Fettgebäck mit dem passenden Namen „Schneebälle“. Und es war wunderschön. Ich habe nur wenige Fotos gemacht, weil sie zweitens dann ja doch immer gleich aussehen, und einem erstens schlicht die Finger abfrieren. Ein paar lade ich noch bei Flickr hoch.

E-Books. Schlimm!

Alle mir bekannten Besitzer von E-Readern finden die Dinger toll: superleicht, total praktisch, wenn man verreist, oder auch nur zum S-Bahnfahren, wo man kein dickes Buch mehr in der Handtasche mitschleppen muss, sondern nur den kleinen Reader. Hinzu kommen weitere kleine Vorteile wie: es sieht nicht mehr jeder, was für peinlichen Schrott man liest; man braucht nicht mehr so viel Regalplatz für Bücher, die man eh nur so nebenbei wegliest, aber nicht für alle Ewigkeit im Regal haben will. Alle mir bekannten E-Reader-Besitzer finden, das ist eine tolle Ergänzung zum klassischen Buch.
Viele, viele andere Leute sind erstmal dagegen. So grundsätzlich und pauschal. Gegen E-Books. Dabei handelt es sich meiner Erfahrung nach sämtlich um Leute, die keinen Reader besitzen. Das sei doch furchtbar, jaulen sie, Lesen habe doch auch eine haptische Qualität, man müsse doch Papier in der Hand haben, man müsse blättern können, und es sei doch so schön, wenn das Gewicht beim Lesen langsam von der rechten in die linke Hand wandert, und ein schönes Buch rieche doch auch so schön, und das wolle man doch auch im Regal haben, und diese E-Books seien doch total unsinnlich, und. so. weiter. Manche echauffieren sich richtig, sie geraten geradezu in Rage, als bedeute die Erfindung des E-Books den Untergang des christlichen Abendlandes und jeglicher Kultur. Alle Argumente „dagegen“ laufen am Ende allerdings auf eins hinaus: Es ist anders. Anders als das, was ich kenne, anders als das, was wir die letzten paarhundert Jahre hatten.
Ja, du lieber Himmel. Natürlich ist es anders! Aber „anders“ ist doch nicht notwendigerweise schlechter. Mir scheint, viele Bücherliebhaber sind wirklich himmelschreiend konservativ, um nicht zu sagen: nachgerade reaktionär.
Seit ein paar Tagen geht auf Facebook ein Cartoon rum mit einem riesigen, quasi leeren Bücherregal, in dem nur drei E-Reader stehen. Jemand sagt zum Besitzer dieses Regals, das sei ja wirklich eine imposante Bibliothek, mit Kindle, Kobo und Sony Reader!
Vermutlich sollte dieser Cartoon illustrieren, wie schrecklich es aussieht, wenn die Bücherregale leer sind. Wenn man diesen Cartoon damit kommentiert, es sei doch super, da könne man das Regal gleich ganz rauswerfen und habe endlich Platz für Bilder an den Wänden, dann erklären einem garantiert soundsoviele Leute, dass Bücher ja wohl total kleidsam für eine Wand seien, und dass sie gar keine Bilder bräuchten, weil sie ja Bücher hätten.
Kinder! Das weiß ich doch alles, und das wissen all die anderen Reader-Besitzer auch. Wir alle haben Wände voller Bücher, behaupte ich mal. Und die finden wir auch schön. Die behalten wir auch. Wir mögen es auch, wenn das Gewicht beim Lesen von der rechten in die linke Hand wandert, und wir mögen auch den Geruch von Büchern. Wir freuen uns allerdings auch darüber, dass die Geschwindigkeit, mit der unsere Bücherwände wachsen, ein bisschen reduziert werden kann, und darüber, dass es eine neue Möglichkeit gibt, und darüber, dass unsere Urlaubskoffer nicht mehr ganz so schwer sind.
Mir scheint, der Unterschied zwischen begeisterten Reader-Besitzern und empörten Ablehnern ist vor allem der: wir Reader-Besitzer sehen diese Geräte als Ergänzung. Als zusätzliche Möglichkeit.
Die meisten Ablehner hingegen glauben offenbar, man wolle nie wieder ein Papierbuch in die Hand nehmen, man wolle sämtliche Bücher aus der Wohnung werfen, oder gar aus der Welt, man wüsste schöne Covergestaltung nicht zu schätzen, man röche nicht gern an Büchern, man blättere nicht gern und sei überhaupt ein unsinnlicher Mensch und durch und durch Banause. Stimmt aber gar nicht. Wir sehen da nämlich gar kein entweder-oder, sondern etwas Zusätzliches.
Ich freue mich beispielweise sehr, dass mit dem Frühjahrsprogramm 2012 die ersten Verlage sogenannte „Hardcover plus“ herausbringen – das heißt, man kauft das Hardcover und bekommt einen Downloadcode für das E-Book dazu. Dann kann man abends im Bett auf Papier lesen, und tagsüber in der S-Bahn auf dem Reader. Perfekt! Leichte Schmöker für zwischendurch, womöglich noch solche mit hässlichem Cover, brauche ich nicht unbedingt auf Papier und für alle Zeiten im Regal. Klassiker hingegen werde ich nach wie vor lieber in schönen Ausgaben haben wollen, in Leinen gebunden und mit Lesebändchen. Und so weiter. Ich finde es wundervoll, mir aussuchen zu können, in welchem Format ich ein Buch haben möchte. Dass es etwas Neues gibt, heißt doch nicht, dass das alte gleich komplett entsorgt wird.

(Mehr zum Thema hier im Blog: Ratschläge und Meinungen zu verschiedenen Readern; meine Entscheidung: der Sony Reader. Und hier ist noch ein weiterer Grund, keinen Kindle zu nehmen.)

Alstereis


(Zum Vergrößern anklicken.)

Ich fürchte, ich werde Euch noch eine Weile mit Alstereisbildern belästigen. Es ist einfach so umwerfend schön. Wobei es fast ein bisschen schade ist, dass es gestern geschneit hat, das sieht zwar auch toll aus, aber man sieht nicht mehr so richtig, dass darunter Wasser ist. Und mit Schlittschuhlaufen wird das so natürlich auch nichts. Abgesehen davon, dass ich gar keine besitze. Und dass man sowieso noch nicht drauf darf. Das Eis ist noch viel zu dünn.

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