Verschleißteile

Ich fürchte, genau das sind sie, die armen Viecher: Verschleißteile. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie länger als ein paar Tage halten, vielleicht ein paar Wochen. Die Kaninchen sind völlig apathisch, ein Teil der Schildkröten versucht immerhin noch rauszukrabbeln. Gibt’s am Straßenrand zu kaufen.

SAMSUNG CAMERA PICTURES
SAMSUNG CAMERA PICTURES

Uni / Smog

Das ist der neue Campus der Universität Nanjing.

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Unterrichtsgebäude

SAMSUNG CAMERA PICTURESUni-Bibliothek (sieht aus wie ein aufgeschlagenes Buch und wurde von einem Alumnus gestiftet, nach dem sie jetzt auch benannt ist.)

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Studentenwohnheim. In solchen Wohnheimen wohnen alle chinesischen Bachelorstudenten (die Ausländer meist woanders). Sie bewohnen zu viert ein Zimmer; die Masterstudenten zu dritt, Doktoranden zu zweit. „Und die Liebe?“, frage ich. „Auf der anderen Seite der großen Straße gibt es viele kleine Hotels“, sagt ein Student.

 

SAMSUNG CAMERA PICTURESFakultätsgebäude

SAMSUNG CAMERA PICTURESPavillon der Unbildung

SAMSUNG CAMERA PICTURESInstitut für Meteorologie, auf dem Hügel gegenüber, stark gezoomt

SAMSUNG CAMERA PICTURESCampus / Smog

SAMSUNG CAMERA PICTURESKultur-irgendwas. Ich glaube, hier finden studentische Theateraufführungen und sowas statt.

SAMSUNG CAMERA PICTURESSporthalle

Liebes Tagebuch,

ich habe unfassbar lange geschlafen. Dann habe ich mir ein paar Gedanken über mein Uniseminar morgen gemacht und hier ein bisschen geputzt und geräumt, und dann haben mich zwei Studentinnen abgeholt zu einem Bummel am Konfuziustempel. Als wir ankamen, war es schon dunkel, die allermeisten Fotos sind unscharf. Sind jetzt trotzdem zu viele hier im Eintrag, aber hey, wann ist man schon mal in China. Wir haben echte Drachen gesehen, zwei aus Feuer und zwei mit blauen Augen. Wir haben unglaubliche Mengen Essen gesehen (und glaubliche Mengen gegessen), ganze Enten, komplett Undefinierbares und eindeutig Leckeres. Die Studentinnen haben frische Kokosmilch getrunken (ich nicht, weil ich noch mit einem frischem Melonensaft beschäftigt war), von der einer der beiden schlecht wurde. Sie wurde immer blasser. Im Tempel haben wir noch ein bisschen Livemusik mit Glocken und Instrumenten gehört, deren Namen ich mal wieder auf Japanisch weiß, nämlich Koto und Shakuhachi. Auf Chinesisch keine Ahnung. Gelernt: dass Konfuzius anscheinend derjenige war, der als erster fand, man solle doch vielleicht lieber keine Menschen opfern, sondern Tiere. Scheint ja auch sonst ein ganz kluger Mann gewesen zu sein, wie man so hört. Und dann sind wir nicht mehr lange geblieben, denn T. war wirklich sehr blass und wir fanden, sie soll eine Kohletablette nehmen und ab ins Bett. In der Nähe meiner Wohnung habe ich endlich einen veritablen Supermarkt gefunden und alles mögliche eingekauft, vor allem erstmal einen großen Berg Obst. Das ich, wie sich an der Kasse herausstellte, wohl hätte wiegen müssen oder so, jedenfalls haben sie es, weil keine Preise draufklebten, einfach aussortiert. Also morgen kein Obst zum Frühstück, nächstes Mal weiß ich Bescheid.
Morgen ist meine zweite Unisitzung. Und vorher gibt’s Kaffee! Mit Milch!

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Jetlag

Wir erinnern uns: bei der Anreise war ich 34 Stunden lang meistens wach gewesen, mit Unterbrechungen von ein paar 20-Minuten-Häppchen Schlaf. In der nächsten Nacht habe ich geschlafen wie ein Baby, 12 Stunden am Stück. Die darauf folgende, also die letzte Nacht habe ich wachgelegen, richtig wach, hellwach und totmüde. Keine Ahnung, was das sollte, es war nicht laut, ich war nicht aufgeregt oder irgendwas, ich weiß ja, dass ich hier superstens betreut und umsorgt werde, ich war einfach nur: wach. Die komplette Nacht. Gegen halb sieben habe ich aufgegeben, bin aufgestanden und habe geduscht. Zugegebenermaßen etwas schlecht gelaunt, weil fix und fertig. Nicht schlafen ist doof. Und auf die Dauer kann es auch nicht wirklich gesund sein, immer dreißig Stunden wach zu sein und dann zwölf Stunden zu schlafen.

Heute habe ich mit Yangyang Xu vom Goetheinstitut einen Ausflug gemacht, von dem es alles mögliche zu erzählen gäbe. Dazu bin ich aber viel zu müde. Deshalb also auf besonderen Wunsch zweier einzelner Herren („Blogg doch noch!“) nur schnell das hier: Hurra, ich bin eine echte Bloggerin! Ich habe mein Essen fotografiert! Bratnudeln, gekochter Eisbergsalat, Tofu mit Erdnüssen.

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Und jetzt schlafe ich. Es ist jetzt neun Uhr, ich plane, wieder zwölf Stunden am Stück zu schlafen und dann endlich im Takt zu sein. So.

Getting started

Um elf Uhr wollen mich zwei deutsche Studentinnen abholen, kurz etwas zu Mittag essen und dann mit mir an die Uni fahren. Um zwei Uhr ist meine erste Veranstaltung. Vorher will ich mir noch mal kurz ins Gedächtnis rufen, was ich da eigentlich erzählen will, mir meine Notizen noch mal ansehen und mir ein paar Gedanken machen, also stelle ich mir den Wecker auf halb neun.
Um halb neun drücke ich die Snoozetaste, um zwanzig vor neun drücke ich die Snoozetaste, um zehn vor neun drücke ich die Snoozetaste, um neun stelle ich den Wecker aus und will aufstehen. Als nächstes weckt mich eine SMS von den Studentinnen, die ich um elf unten in der Halle treffen wollte. Es ist halb zwölf, ich habe zwölf Stunden am Stück tief und fest geschlafen (gerade mal nachgerechnet: ich war 34 Stunden lang meistens wach, mit ein paar 20-Minuten-Schläfchen dazwischen. Da soll man wohl kaputt sein.). Die beiden Studentinnen gehen Kaffee und Croissants holen, während ich mich blitzartig anziehe und ein paar Sachen für die Uni packe. Auf Mittagessen habe ich nach dem Croissant dann gar keinen Appetit mehr, ich nasche ein paar dieser Teigtaschen, die auf Japanisch Shûmai heißen (die runden; das gestern waren die länglichen), mehr brauche ich so kurz nach dem Aufstehen noch nicht. Aber ein paar Fotos von Essen vom Straßenrand mache ich immerhin, auch wenn ich nichts davon esse.

SAMSUNG CAMERA PICTURES Schweinefüße

SAMSUNG CAMERA PICTURES Süßkartoffeln und Mais

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Zuckerobst (Drachenfrucht und Weißdornfrüchte, die wohl sehr sauer sind, umhüllt mit Zucker, eingeschlagen in einer Art Papier aus Zucker)

An der Uni mache ich erstmal eine Vorstellungsrunde, ich möchte von den Studierenden wissen, wie dieses Studium überhaupt läuft, ob sie viel deutsche Literatur lesen, was sie interessiert und so weiter. Und dabei hören, wie gut sie  Deutsch können, damit ich abschätzen kann, wie langsam und einfach ich sprechen muss. Und stelle fest: Sie sprechen alle unglaublich gut Deutsch, grammatikalisch sensationell, mit korrekten Nebensätzen frei formuliert, nicht nur so auswendiggelernte Hauptsatzkonstruktionen, ich bin wirklich beeindruckt. Und sie interessieren sich für alles mögliche, einer schreibt seine Bachelorarbeit über Vampire, eine andere über das unterschiedliche Städtebild in chinesischen und deutschen Reiseführern. Und sie sagen vollkommen ungerührt und ohne mit der Wimper zu zucken „Studierende“, wie alle Leute, die ich sonst an Unis kenne, das beeindruckt mich immer ungemein, anders gesagt: ich möchte dann eigentlich immer ein bisschen lachen. Überlege kurz, ob ich fürderhin von uns „Übersetzenden“ sprechen soll, nehme dann aber doch Abstand davon.
Denn dann fange ich gleich damit an, dass ich ihnen erzähle, wie das Leben als Übersetzerin in Deutschland so ist, all die berufspraktischen Dinge, dass wir Freiberufler sind und so weiter, und werde natürlich nicht mal fertig, da ist die Stunde schon zu Ende. Am Freitag geht es weiter.

SAMSUNG CAMERA PICTURESSAMSUNG CAMERA PICTURES

Ich bekomme eine Fahrkarte für die U-Bahn – tolles System, das möchte ich für deutsche Städte bitte auch, und zwar am liebsten kompatibel, also gleich so, dass es in allen Städten mit derselben Karte funktioniert: man hat eine Art Scheckkarte, die man mit einem Guthaben auflädt, und die muss man nur beim Betreten und Verlassen der U-Bahn an ein Gerät halten, und der entsprechende Betrag wird abgezogen. Stattdessen steht man in Deutschland in jeder Stadt wieder neu vor den Automaten wie der letzte Idiot und versteht erstmal nur Bahnhof.
Und dann gehen wir in einen Handyladen und probieren aus, ob eine chinesische Karte in meinem Telefon funktioniert. Tut sie nicht, ich kaufe ein billiges Handy mitsamt Karte und Freiminuten und Frei-SMS und soundsolange Frei-Wi-Fi für 350 ¥, das sind gut 40,- €. Super, da denke ich seit Monaten darüber nach, ob ich für einen Euro ein neueres iPhone nehme oder doch lieber für ein paarhundert das Fairphone ausprobiere, und dann sowas. Jedenfalls bin ich jetzt in China telefonisch zu erreichen, die Nummer gibts auf Anfrage.
Spätestens ab morgen werde ich einen Riesenhunger haben. Komisch, so kenne ich mich gar nicht, dass ich so wenig esse. Ob ich die Schweinefüße probiere?

Twitter