Anderswo

- Weltbild scheint kurz vor der Insolvenz zu stehen. Bricht mir jetzt, ehrlich gesagt, nicht so richtig das Herz.

- Oder vielleicht doch nicht.

- Einige Autoren veröffentlichen eine Deklaration zur digitalen Zukunft unserer Literatur.

- Katy hat die Leseproben aus den 10 Titeln der Longlist für den deutschen Buchpreis gelesen. Ich habe mir das Leseprobenheftchen auch geholt, aber schnell aufgegeben; sie waren mir zu kurz, ich hatte bei allen das Gefühl, mein Urteil sei ungerechtfertigt, und ich wollte immer nicht so schnell schon wieder in den nächsten Text springen. Am Mittwoch wird die Shortlist veröffentlicht.

- Im Mairisch-Blog schreibt Stefanie Ericke-Keidtel den fünften Teil der Reihe „Was macht eigentlich ein Verlag?“: Pressearbeit.

- Sascha Lobo weiß, was Leser wollen.

- Was bestimmt interessant wäre: Der Buchreport Zukunftstag. Der wendet sich aber leider „an einen exklusiven Teilnehmerkreis und ist auf 50 Teilnehmer beschränkt“. Preise: Verlage 1.150 € zzgl. MwSt.; Dienstleister 1.350 € zzgl. MwSt. Janee, klar.

- Smilla Dankert ist in Brügge auf eine Milonga geraten. Ihre Bilder machen, dass man sofort Tango lernen möchte. (Ach, wär ich 10 cm kürzer …)

- Und Jeannine Platz ist mit einem Containerschiff gefahren. Das möchte man dann ebenfalls sofort auch.

Anderswo

- Anatol Stefanowitsch über Schnitzel: Lustig ist das Rassistenleben, faria, faria, ho! (Kommentare besser nicht lesen, da kriegt man nur wieder Plack.)

- Aus dem Tagebuch der Groschenromanautorin Anna Basener: Ich habe jetzt eine Woche, um aus dem Entwurf 100 Manuskriptseiten hochadlige Herzchirurgie zu machen. Der Druck ist groß, das Pensum noch größer und der erste Satz ein Arschloch. Jaja, motivier mich doch.

- Jetzt dürfen die Leichtathletinnen sich nicht mal mehr die Fingernägel so lackieren, wie sie wollen. Fingernägel in Regenbogenfarben verstoßen gegen die Regeln. Das sagt zumindest der Leichtathletik-Weltverband. Sagt der LEICHTATHLETIK-WELTVERBAND! Nicht etwa die Russen. Das macht mich alles so wütend.

- Dafür ist das hier vielleicht der schönste Zeitungsartikel der Welt: Mendener Möpse rennen wie Sprintstar Usain Bolt. Ich weiß gar nicht, welcher Satz mein Lieblingssatz ist, vielleicht „Beim Mopsrennen in Menden rannten 65 knautschige Vierbeiner um die Wette“? Knautschige Vierbeiner! Oder eher „Weitere Sonderpreise in Form von Pokalen gingen an […] Julia Bürmann als erfolgreichste Trainerin, weil sie zwei Möpse im Rennen hatte“? Oder doch „So einfach gestaltete sich die Realität indes nicht“? Oder „Der am weitesten gereiste Mops war ein portugiesisches Findelkind“? Ich kann mich nicht entscheiden, ein Satz funkelt schöner als der nächste. Lest am besten selbst: Auf die Plätze, fertig – und ab geht der Mops!

Ansonsten: viel Deprimierendes gelesen in den letzten Tagen. David Miranda, Haasenburg, Asylbewerberhetze in Berlin, und so weiter. Alle bekloppt, und zwar wirklich. Mag ich gerade alles nicht verlinken.

Post!

Aus Uganda, wie aufregend! So richtig von Hand geschrieben, per Luftpost geschickt, mit Briefmarken drauf und allem.

Uganda

„Dear fellow Christian“,
oh mein Gott, das ist ja wirklich tragisch. Der Brief kommt von Maria. Maria ist die älteste von drei Geschwistern. 2003 ist ihr Vater nach langer Krankheit an Lungenkrebs gestorben, sodass ihre Mutter, Grundschullehrerin, die Kinder allein großziehen musste. Und dann ist sie auf dem Heimweg von der Schule eines Tages überfahren worden.
Die armen Waisenkinder leben jetzt bei ihrer Tante, die arbeitslos ist und es sich nicht leisten kann, die Kinder zur Schule zu schicken. Aber glücklicherweise war Sr. Mary Lucy zur Stelle und hat seit 2010 die Schulgebühren übernommen. Dank dieser Hilfe konnte Maria ihr Advanced Certificate of Education machen und wurde in einen Kurs für Hebammen und Säuglingspflege aufgenommen. Aber Sr. Mary Lucy ist nun dummerweise auch schon 74 und kann die Geschwister nicht weiter unterstützen.
Du lieber Himmel, so viele Tragödien für die armen Kinder! Und das, wo Maria doch nur noch die zwei Jahre bräuchte, um Hebamme zu werden und ihre drei Geschwister, ihre Tante und Sr. Mary Lucy ernähren zu können. (Wir erinnern uns, weiter oben war sie die älteste von drei Geschwistern, aber wer wird da kleinlich sein.)
Also, um es kurz zu machen, my dear fellow Christian, sie braucht 2980 Pfund, mit denen sie ihren Kurs beenden kann, inklusive aller benötigten Schulmaterialien.

Uganda2

So viel Geld habe ich leider nicht. Aber wenn wir vielleicht zusammenlegen? Hier, ich hab ne Idee: Ihr überweist mir einfach so viel Geld, wie Ihr könnt, auf mein Konto, und ich schicke ihr das dann. Dochdoch, würde ich ehrlich machen! (Oder möchtest Du Dich darum kümmern, Sue?)

Neuigkeiten aus dem Hamburger Literaturhaus

„Liebe Freunde des Literaturhauses,

kurz vor dem Wochenende gibt es aus dem Literaturhaus sehr gute Nachrichten: Denn für das Literaturhauscafé, das im Mai dieses Jahres Insolvenz angemeldet hatte, wurde in dieser Woche ein neuer Pächter gefunden: Vijay Sapre, Herausgeber und Chefredakteur des Food- und Gastro-Magazins Effilee, wird das Literaturhauscafé ab sofort übernehmen.

Das Literaturhauscafé ist seit knapp 24 Jahren fester Bestandteil der Hamburger Gastronomie-Szene. Unzählige Lesungen und Festlichkeiten wie Empfänge und Hochzeiten wurden hier zelebriert. Auch das Frühstück à la carte bis 18.00 Uhr zählt zu den vielen Vorzügen des Traditionshauses. Eine solche Institution darf nicht verloren gehen“, sagt Vijay Sapre, der die Gastronomie in dem denkmalgeschützten, von Architekt Jean David Jolasse im Jahre 1868 erbauten Stadthaus nun übernommen hat. Zusammen mit dem bestehenden Team möchte der Gastronom und Kulinarik-Experte aus Leidenschaft ein neues Küchenkonzept erarbeiten. „Zunächst einmal geht es darum, eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zu machen, um herauszufinden, wo Optimierungsbedarf besteht. Das Ziel ist, eine gehobene Bistroküche anzubieten“, so Sapre, der sich mit der Pachtung des Literaturhauscafés einen Traum erfüllt. Ein logischer Schritt im Leben des Self-made Man, der seiner Kochleidenschaft auch beruflich immer näher kommt: Nach einem Praktikum beim Sternekoch Gutbert Fellert, wo er sein Talent am Herd einem Praxistest unterzog, gründete er das Foodmagazin Effilee, in welchem er Geschichten über Fische im Amazonasbecken, Kaffeehäuser in Neu-Delhi, Straßenimbisse in Singapur und aussterbende Nutztierrassen publiziert.

Auch Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses, freut sich, Vijay Sapre als neuen Pächter des Literaturhauscafés gewonnen zu haben: „Wir sind voller Zuversicht, dass es uns gelingen wird, zusammen mit Herrn Sapre das Literaturhaus als literarischen und kulinarischen Treffpunkt zu erhalten und seine Attraktivität zu steigern.

Wir wünschen Herrn Sapre und seinem Team einen guten Start, und wir würden uns freuen, wenn Sie ganz häufig im Literaturhauscafé auf einen Kaffee, ein Glas Wein oder auch zum Essen vorbei schauen!“

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Ich freu mich auch, ich glaube, das ist eine sehr gute Nachricht für alle Beteiligten. Dann wird demnächst probegegessen werden müssen, hm?

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