Küssen

Aus einer erweiterten Kußschule

0.00 bis 4.99 Die bereits durchgenommenen Salon- und Anfängerküsse
5.00 Der Stirnprothesenkuß
5.10 Der Wimpernzupfkuß
5.20 Der Nasenlöcherkuß (unerkältet)
5.21 “ „(erkältet)
5.40 Der Damenbartkuß (flachsblond)
5.48 “ „(maulwurfbrünett)
5.49 “ „(schwarz)
5.55 Der Damenvollbartkuß
5.92 Der Doppelkinnkuß
5.93 Der Dreifachkinnkuß
5.94 Der Vierfachkinnkuß
6.00 Der Rauchfangkehrerkuß
6.10 Der Drillbohrerkuß
6.20 Der Ferdinandkuß
6.70 Der Zwiebelkuß
6.80 Der Senfkuß (Estragon)
6.81 “ „(Kremser)
6.93 Der Blattlauskuß
7.00 Der Achselhöhlenkuß (desodoriert)
7.01 “ „(naturfrisch)
7.10 Der Armreifenknackkuß
7.39 Der Büstenhaltersuchkuß
7.54 Der Miedersprengkuß (Größe 4)
7.55 “ „(“5)
8.00 Der Schwimmhäutekuß
8.50 bis 8.59 Die Strumpfküsse
8.98 Der Oberschenkelkuß (straffes Fleisch)
8.99 “ „(schlabbriges Fleisch)
9.30 Der Gesäßspaltenkuß
9.32 “ „(mit Jasminparfum)
9.33 “ „( Hagebuttenparfum)
9.40 Der Känguruhkuß
9.57 Der Strumpfbandgürtelkuß (besonnen)
9.58 “ „(unbesonnen)
9.59 Der Keuschheitsgürtelkuß
9.68 Der Vorkuß zu 9.69

9.69 bis 9.96 Küsse, die lt. 169?196 des kaiserl. salischen Hofkußerlasses v. 1. 4. 1069 und §§ 269?296 der Neuen Bundeskußverordnung (NBKV) der Staatsanwaltschaft angezeigt werden müssen
9.97 Das Anknabbern
9.98 Die stückweise (partielle) Auffressung
9.99 Die vollständige (totale) Auffressung

?Dieser Neue Physiologus erklärt Mensch und Welt sowie deren Beziehungen endlich richtig. Was in anderen Enzyklopädien fehlt, ungenügend oder gar falsch bestimmt ist – Sie finden es auf diesen Seiten erklärt, beschrieben und sinnreich geordnet – vollkommen unparteiisch:
Kein Zweig der Wirklichkeitswissenschaft, auch kein verschwundener (wie Morologie, Nasenwissenschaft, Physiognomik, Mythos, Poesie…) wird übergangen, aller Versuche, die Welt zu verstehen, wird mit dem gleichen Respekt gedacht.?

Wun-der-bar, kann man sich stundenlang drin festlesen. Ich lach mich gerade scheckig. Da gibt es tatsächlich einen Eintrag „Wuchtbrumme, nackttittige“.

Via Itha.

Zeitung

Die weiter unten bereits erwähnte und verlinkte „Allgemeine Zeitung“ ist ein veritables journalistisches Kleinod, das mir täglich Freude bereitet, und das ich hier sicher noch öfter zitieren werde. Meine beiden Lieblingsheadlines des heutigen Tages, beide auf der ersten Lokalseite, lauten:
„Auto beschädigt und verschwunden”
und „Karneval ist eine Lebensaufgabe.“

Falsch gedacht

Spam im E-Mail-Briefkasten. Es werden „mature women“ angeboten, und zwar: „over the age of thirty“. Und ich hatte gedacht, ich hätte noch fünfundzwanzig Jahre Zeit, bis ich in diese Kategorie falle. Wieder was gelernt.

Günter Grass und die Übersetzer

Wo ich es hier gerade von Grass habe:
Man mag ja von seinen Büchern halten, was man will, aber Grass ist zumindest ein Schriftsteller, der sich sehr intensiv um seine Übersetzer kümmert – in dieser Form vielleicht sogar weltweit einzigartig, jedenfalls habe ich noch nichts Vergleichbares gehört. Er veranstaltet seit dem „Butt“ (1978) zu jedem neu erschienenen Roman ein Treffen mit seinen Übersetzern aus aller Welt. Der Steidl-Verlag zahlt, wenn ich richtig informiert bin, Unterkunft und Verpflegung der Übersetzer, der ausländische Verlag verpflichtet sich beim Kauf der Rechte gleichzeitig, seinem Übersetzer die Reise nach Deutschland zu bezahlen.
Bei diesen Arbeitstreffen stellen die Übersetzer Fragen zum Text, zu sprachlichen Besonderheiten, zu Rechercheproblemen, Konnotationen, Anspielungen etc. und berichten gleichzeitig von den Schwierigkeiten bei der Übertragung in ihre Muttersprache. Grass antwortet, so gut er kann, und wenn er nicht mehr weiterweiß, sagt er: „Lassen Sie sich was einfallen.” Weil er seinen Übersetzern vertraut, denn er kennt sie und weiß, wie gründlich sie arbeiten:

Übersetzer sind die genauesten Leser. Sie nehmen den Autor beim Wort. Unerbittlich sind sie ihm auf der Spur. Sie finden sich nicht bereit, Unverständliches oder dem Autor unterlaufene Ungenauigkeiten als ein nach diffuser Vieldeutigkeit verlangendes Symbol hinzunehmen. Sie wollen es genau wissen. Sie penetrieren den Autor.

(Günter Grass in seiner Laudatio „Lob der Vielseitigkeit“ für den Übersetzer, Schriftsteller und Germanisten Per Øhrgaard zur Verleihung des Henrik-Steffen-Preises 2001 in Kiel.)

Nachzulesen ist das alles in diesem hübschen Buch.

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