Noch ein Zitat

Aus einer Zugfahrt mit Juli Zeh. Peter Ertle im Schwäbischen Tagblatt.

„Wir sprechen über das europäische Übersetzerfestival, auf dem sie war. In 30 Sprachen werden ihre Bücher übersetzt. Und die wenigsten Übersetzer kennt man? „Nein, ich bin mit den meisten in Kontakt!“ Und dann schwärmt sie, was das für wunderbare gebildete Menschen seien, alle sträflich unterbezahlt, aber deswegen mache das eben nur jemand, der es aus Leidenschaft mache. Als Autor begreife man durch den Austausch mit den Übersetzern erst richtig, wie Denken und Sprechen zusammenhingen. Wenn die Übersetzerin ins Chinesische mit dem deutschen Wort „gesunder Menschenverstand“ nichts anfangen kann. Wenn es das Wort „Spieltrieb“ nur im Deutschen gibt. „Was es als Wort nicht gibt, gibt es auch als Phänomen nicht, das ist das Spannende.““

12 Kommentare

  1. der Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 13:56 Uhr [Link]

    „Was es als Wort nicht gibt, gibt es auch als Phänomen nicht, das ist das Spannende.“

    Aua.

  2. Elvira Veselinovic Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 14:37 Uhr [Link]

    @der

    Nix Aua. Total alter Hut!

  3. britta Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 14:56 Uhr [Link]

    Die Saphir-Whorf-Hypothese gilt aber in weiten Teilen als überholt. Und so, wie der Satz da oben eingebettet ist, klingt er, als wollte man den Chinesen einen gesunden Menschenverstand und einen Spieltrieb absprechen. Beides haben sie aber ganz bestimmt, auch wenn ihre Sprache dafür keinen eigenen Begriff kennt.

  4. Isabel Bogdan Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 15:16 Uhr [Link]

    Wenn ich mal soufflieren darf: Wahrscheinlich meint der mit „Aua“ genau das, was Elvira mit „alter Hut“ meint, nämlich dass, wie Britta schreibt, diese These überholt ist. (Wobei ich keine Ahnung von der These und ihrer Überholtheit oder nicht habe.)
    Juli Zeh ist ja nicht doof, sie wird schon nicht meinen, die Chinesen hätten keinen gesunden Menschenverstand. Sondern sie kennen das nicht als Konzept, und deswegen muss sie es der Übersetzerin erst erklären.

  5. britta Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 15:34 Uhr [Link]

    Ich habe auch nicht behauptet, dass sie das meint. Ich habe gesagt, so, wie das da oben eingebettet ist, klingt es so.

  6. nicwest Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 15:56 Uhr [Link]

    Vielleicht hätte sie eher sagen sollen, dass man in anderen Sprachen mehr Wörter braucht, um das Phänomen zu benennen.

  7. Isabel Bogdan Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 16:01 Uhr [Link]

    Ha, ja, den Artikel habe ich schon mal gelesen – da werden drei tolle deutsche Wörter erwähnt, davon sind zwei zusammengesetzte Wörter, was den Grundgedanken eigentlich ad absurdum führt, und das dritte existiert gar nicht. Da fand ich das Buch dann irgendwie nicht mehr begehrenswert.

  8. britta Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 16:05 Uhr [Link]

    Und ist es nicht ein Unterschied, ob man sagt, jemand hat von etwas kein Konzept, oder ob man sagt, es existiert nicht als Phänomen?

  9. Isabel Bogdan Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 16:09 Uhr [Link]

    Sehe gerade, ich habe das Buch trotzdem (The Meaning of Tingo). Wahrscheinlich mal geschenkt bekommen.

    Und ja, klar ist das ein Unterschied, aber meine Güte, sie hat sich auf einer langen Zugfahrt mit jemandem unterhalten, der es womöglich erst hinterher aufgeschrieben hat. Da wurden wahrscheinlich keine Goldwaagen benutzt.

  10. britta Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 16:20 Uhr [Link]

    Das war keine rhetorische Frage. Ich dachte, ich hätte vielleicht ein laienhaftes Verständnis von ‚Phänomen‘.

  11. Jenny Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 17:11 Uhr [Link]

    Hab den Eintrag gelesen, dachte mir bei dem letzten Satz „Och nööö, Isa, sowas lässt du einfach so stehen?!“, bin fest entschlossen, dazu nen Kommentar zu schreiben und stelle dann fest – das habt ihr alle schon schön ausdiskutiert, da gibt’s gar nichts mehr zu sagen. Danke! Hier, nehmt euch n Plätzchen. Sind selbstgemacht.

  12. Isabel Bogdan Mittwoch, 8. Dezember 2010 um 17:14 Uhr [Link]

    Wenn Du jetzt noch sagst, dass Vanillekipferl dabeisind, fange ich an zu sabbern.

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