Elisabeth Rank: Bist du noch wach?

RankWachLisa Rank schreibt schon wieder über Abschied. In ihrem ersten Roman, Und im Zweifel für dich selbst, ging es um einen plötzlichen Abschied, um den überraschenden Tod eines jungen Mannes und wie seine Freundin und deren beste Freundin damit umgehen – nämlich indem sie einfach erstmal losfahren, wegfahren, irgendwohin. Reden, weinen, nicht reden, verzweifeln.
Diesmal geht es um schleichende, langsame Abschiede. Protagonistin Rea ist eine moderne Großstädterin, Ende zwanzig, sie arbeitet in einer Werbeagentur, geht auf hippe Partys und in hippe Clubs und hat hippe Freunde, unter anderem ihre beiden Mitbewohner Konrad und Pelle. Konrad ist außerdem ihr bester Freund – und entfernt sich gerade von ihr. Oder sie sich von ihm? Jedenfalls leben sie sich auseinander, Rea merkt, dass er innerlich weiter und weiter weg ist, und kann nichts dagegen tun. Konrad, darf man annehmen, geht es damit auch nicht gut – wenn auch vielleicht etwas besser, denn er hat eine neue Freundin – und man fragt sich, wo eigentlich die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe verläuft, ob das immer so klar ist. Rea jedenfalls hat, als diese innige Freundschaft zu Ende geht und ihr entgleitet, einen ebensolchen Kater wie nach einer zu Ende gegangenen Liebe.
Außerdem liegt auch noch ihr Vater im Sterben, zu dem sie ein deutlich herzlicheres Verhältnis hat als zu ihrer Mutter. Und sie entdeckt ein Familiengeheimnis, über das sie mit niemandem sprechen kann. Denn Konrad ist nicht da, und wenn, dann höchstens körperlich anwesend. Oder, wie es im Klappentext heißt: „Mit wem soll man darüber reden, dass es niemanden mehr gibt, mit dem man über alles reden kann?“ Der Vater nicht, Konrad nicht, nur die beste Freundin ist noch da. Immerhin.
Was für ein trauriges Buch. Trotz lustiger Momente. Zwar bekommt Rea nach aller emotionalen Gelähmtheit am Ende doch noch die Kurve, sie rafft sich auf und fängt ein neues Leben an, aber dennoch: da ist kein „allem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sondern vor allem das schmerzhafte, langsame Akzeptieren, dass Dinge zu Ende gehen. Puh. Keine Riesenstory, keine Explosion, aber viele kluge Sätze, viele Perlen, die bestimmt irgendjemand anderes irgendwo zitiert hat (Anke z.B.) – ich schreibe dies in Schottland und habe das Buch nicht dabei, deswegen müsst Ihr es jetzt selbst lesen, um die schönsten Zitate zu finden. Was ich sowieso für eine gute Idee halte.

Elisabeth Rank: Bist Du noch wach? Berlin Verlag, 256 Seiten, 17,99 €.
Als E-Book 13,99 €.

Und hier ist Lisas Blog.

2 Kommentare

  1. caterina Montag, 1. Juli 2013 um 15:42 Uhr [Link]

    Ach verdammt, immer noch nicht gelesen. Aber du findest so schöne Worte dafür, dass ich es wohl bald mal tun sollte.

  2. Interview: Lisa Rank Mittwoch, 25. September 2013 um 11:50 Uhr [Link]

    […] Elisabeth Rank, deren Bücher (Und im Zweifel für dich selbst und jetzt einigermaßen aktuell Bist Du noch wach) ich so sehr mochte, und die ich auch sonst super finde. Seit Jahren eine der Konstanten in meinem […]

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