Besser ist das: Kaffee

Vor einer Weile schrieb ich in einem Blogeintrag über Schokolade und Kaffee erst einiges über Schokolade, und dann:

Über Kaffee weiß ich ungefähr gar nichts, aber ich nehme an, dass die Probleme dort sehr, sehr ähnlich sind.

Bei Markus Trapp sah ich nun gerade diesen Film. Bei der Schokolade war das Hauptproblem die Kinderarbeit, beim Kaffee scheinen es die Pestizide zu sein, und bei beidem habe ich den Verdacht, dass die verlinkten Filme nur die Spitze des Eisbergs zeigen. Jedenfalls sieht man auch hier wieder: wenn ein Produkt billig ist, dann bedeutet das nur, dass irgendjemand anders den Preis zahlt. Wenn das schön weit weg passiert, braucht man es nicht zu sehen, es ist ja leider verdammt einfach, nicht hinzugucken. Darauf einen schönen Latte Macchiato.

25 Kommentare

  1. frenja Donnerstag, 20. Juni 2013 um 13:52 Uhr [Link]

    Allerdings gibt es in den allermeisten Supermärkten schon seit vielen Jahren mindestens eine FairTrade-Marke, oft inzwischen mehrere, und jetzt auch immer mehr Biovarianten. Bei der Schokolade finde ich es schwieriger, an den Branchenriesen vorbei zu kaufen.

    • Isabel Bogdan Donnerstag, 20. Juni 2013 um 13:55 Uhr [Link]

      Es kann nicht mehr lange dauern, bis Señor Rolando hier auftaucht und erklärt, warum Fair Trade auch keine Lösung ist. :-)
      Schieß los, Sir.

    • Markus Donnerstag, 20. Juni 2013 um 13:56 Uhr [Link]

      Herr Ronaldo, Sie werden erwartet. ;-)

  2. Dentaku Donnerstag, 20. Juni 2013 um 14:14 Uhr [Link]

    Hmmm:

    … wenn ein Produkt billig ist, dann bedeutet das nur, dass irgendjemand anders den Preis zahlt …

    Aber wie finden wir denn an unserem Ende der Welt heraus, was für welches Produkt ein angemessener Preis wäre? Dass der Hersteller selbst „wir sind voll fair“ irgendwo draufschreibt kann es jedenfalls nicht sein. Wir schaffen es ja nicht einmal, einen fairen Preis für Milch zu bilden, obwohl die hier im Land „erzeugt“ wird.

  3. Maximilian Buddenbohm Donnerstag, 20. Juni 2013 um 14:41 Uhr [Link]

    Die Fairness regelt sich nicht über den Preis, eher über die Weiterverarbeitung. Ein paar Cent Aufschlag für Fairtradesigele bringen gar nichts. Wenn Kaffee und Schokolade aber im Anbauland veredelt wird, bleibt natürlich viel mehr dort hängen, die Wertschöpfung passiert vor Ort. Ob das dann auch in dem Land fair passiert, das ist wiederum eine ganz andere Frage, die sicher oft genug zu verneinen ist. Aus Ländersicht ist es aber dennoch nur fair, andere Länder erst einmal aus der Rolle des reinen Rohstoff-Exporteurs ausbrechen zu lassen. Siehe auch Tee und sicher etliche andere Güter.

    • Jakob Donnerstag, 20. Juni 2013 um 22:15 Uhr [Link]

      Das Problem beim Kaffee ist, dass die Bohnen für eine gute Qualität sehr frisch geröstet sein müssen. Ein Transport der verarbeiteten Bohnen im Container kommt also nicht in Frage.
      Für Feld, Wald und Wiesenkaffee könnte der Großteil der Wertschöpfung tatsächlich im Erzeugerland geleistet werden.
      Elegant fände ich, einen Teil der horrenden Kaffee-Steuer dafür aufzuwenden, den Marktpreis für Kaffee zu stabilisieren.

    • Isabel Bogdan Samstag, 22. Juni 2013 um 10:49 Uhr [Link]

      Jakob, das verstehe ich nicht – wenn sie Bohnen sehr frisch sein müssen, spricht das nicht erst recht dafür, sie vor Ort zu verarbeiten? Statt sie erstmal wochenlang auf Schiffen zu transportieren?

    • Jakob Samstag, 22. Juni 2013 um 12:36 Uhr [Link]

      Der zeitkritische Faktor ist die Lagerung nach der Röstung. Vorher sind Kaffeebohnen recht gut lagerfähig. Sobald sie geröstet sind, verflüchtigen sich die Aromen sehr schnell und auch gute Vakuumverpackungen können daran kaum etwas ändern…
      Das ist auch der Grund, warum man im Supermarkt keinen einzigen guten Espresso bekommt, die Bohnen sind oft schon viele Monate vorher geröstet worden, dass selbst wenn die Röstung gut war davon kaum etwas bleibt… Bei Kleinröstereien sind die Bohnen nie länger als 2 vorher geröstet, oft nur ein paar Tage.

    • Jakob Samstag, 22. Juni 2013 um 18:47 Uhr [Link]

      Das Problem ist, dass der Verfall vor allem nach der Röstung beginnt, vorher sind Kaffeebohnen recht gut lagerfähig. Idealerweise ist Kaffee, wenn man ihn kauft vor nicht mehr als 14 Tagen geröstet worden. Bei den kleinen Röstereien sind es sogar oft nur ein paar Tage.
      Vom Zeitpunkt der Röstung an nimmt die Qualität rapide ab. Das ist auch einer der Gründe, warum man auch mit hoher Zahlungsbereitschaft im Supermarkt keinen ordentlichen Kaffee bekommt: Er liegt einfach schon zu lange, und am Verfall kann auch keine Vakuumverpackung etwas ändern.
      Für anspruchsvolle Kaffeekonsumenten wird es deswegen (imho zurecht) bei einer Veredelung in der „Nähe“ bleiben.

    • Isabel Bogdan Samstag, 22. Juni 2013 um 20:07 Uhr [Link]

      Ah, danke! Hatte ich falsch verstanden (bzw. schlampig gelesen), ich dachte, die Bohnen müssen zum Rösten noch möglichst frisch sein. Aber steht da ja ausdrücklich anders.

  4. Señor Rolando Donnerstag, 20. Juni 2013 um 16:00 Uhr [Link]

    OK, jetzt haben wir uns die Wunderjahre hindurch in die Misere geshoppt und nun soll es ein zertifizierendes Siegel wieder richten.

    Träume können so schön sein.

    Erstmal ist Fairtrade nichts anderes als genau das: Ein Siegel, welches Herstellern bzw. Händlern für ihre Produkte vergeben wird. Das gilt es zu beantragen und auch zu bezahlen. Was bei Zertifikaten durchaus üblich ist, da wollen wir mal fair bleiben. Dafür behauptet die Fairtrade-Organisation, dass sie sich rührend um die armen Farmer kümmert. Und auf dem Weg zu diesen einen soliden Teil des im Supermarkt bezahlten Mehrpreises selbst einsteckt. Die Kritik an dem Verein läuft schon seit längerem und ist natürlich emotionsgeladen. Interessanterweise gibt es wenig entschärfende Antworten vom Verein. Googeln, ähh: enten, liefert ein paar Einstiegspunkte: https://duckduckgo.com/?q=Fair+trade+debate

    Was machen? Nur noch Quellwasser aus dem eigenen Hinterhof trinken? Kann man machen. Oder man wendet sich an den Kaffeeröster seines Vertrauens. Den gibt es als Konzern oder in klein und unabhängig. Erstaunlich oft sogar, wenn man sich mal umguckt. Und das Schöne: Diese Kleinen und Unabhängigen kümmern sich um das, was eigentlich zählt: Geschmack! Dafür wählen sie schonende Röstverfahren für feine Bohnen von ausgesuchten Kaffeebauern. Manchmal kennen sie diese sogar persönlich. Wie viel fairer kann’s denn gehen? Und wer wirklich niemanden „um die Ecke“ findet, bestellt den Kram eben online. Bekannt sind bspw. http://www.sonntagmorgen.com, http://www.coffeecircle.com oder (mit besonders, ähem, schönem Webauftritt) https://www.caffe-fausto.de

    (Man erspare uns allen bitte das „Aber Versand ist doch voll der Ökohammer.“ In die Supermärkte bringt auch niemand die handgestreichelten Bohnen per Fahrradkurier.)

    Und Don Buddo liegt natürlich ebenfalls goldrichtig. Ich schreibe mir mal die Suche nach einem charmanten Kaffeeröster aus Guatemala auf die Projektliste. (Und, hach, da waren wir ja auch schon eine Weile nicht mehr. Aber ich schweife ab…)

    • frenja Donnerstag, 20. Juni 2013 um 21:42 Uhr [Link]

      Hm, da sachste was. Und den Selbstdarstellungen der Kaffeerösterei umme Ecke kann man wirklich mehr trauen als denen der Konzerne, ja? Klingen tut das nämlich alles ähnlich. Aber im Zweifelsfall „Support your local dealer“, da ist auf jeden Fall was dran. Danke für den Denkanstoß!

    • Señor Rolando Donnerstag, 20. Juni 2013 um 21:45 Uhr [Link]

      Ganz ohne Vertrauen geht’s nicht. Dann rutscht man aalglatt in ein Dilemma und verdurstet. Was ja auch irgendwie schade wäre.

    • Jakob Donnerstag, 20. Juni 2013 um 22:04 Uhr [Link]

      Ich vertraue auch den Röstern, mit denen man reden kann, grade wenn sie direct trade machen, habe ich ein besseres Gefühl, als bei einem fairtrade Siegel. Oft gibt es auch aktuelle Blogs, wo über die Unterstützung vor Ort berichtet wird.

    • rantanplan Freitag, 21. Juni 2013 um 17:39 Uhr [Link]

      Da hätte ich nach Isa’s Ankündigung jetzt aber doch etwas mehr erwartet, als nur „FairTrade Organisationen wollen auch nicht für umsonst arbeiten“ und einen eher allgemeinen Link.
      Was an FairTrade Produkten, wie etwa Gepa Kaffee jetzt so schlimm sein soll wird hier jedenfalls nicht deutlich.

    • Señor Rolando Freitag, 21. Juni 2013 um 20:06 Uhr [Link]

      Schlimm ist das mit diesen Erwartungshaltungen. Da hätte jetzt echt mehr Weltfrieden kommen können. Ich verstehe das.

      Dabei bin ich da ganz einfach gestrickt. Kaffee muss hier nur zwei Bedingungen erfüllen:

      1. Gut muss er schmecken. Besser noch: sehr gut. Von diesem „gut“ gibt’s natürlich verschiedene Variationen, je nach Tageslaune. Und persönlichem Gusto. Ganz klar.

      2. Das Produkt sollte möglichst echt sein. Ich habe zwar überhaupt nichts gegen den z.B. im Film erwähnten Chemiekonzern, aber auf den Kaffeebohnen haben seine Produkte nur mäßig etwas verloren.

      Beides zusammen sorgt erstaunlicherweise gewöhnlich für vernünftige Bedingungen. Großplantagen liefern das meist nicht. Ein Haufen abstruser Zwischenhändler auch nicht.

      Der Fokus von Gepa ist offenbar ein anderer. Ich kann gar nicht sagen, ob ihnen die Qualität komplett gleichgültig ist. Ganz oben auf der Prioritätenskala liegt sie aber wohl nicht. Und was die Herkunft anbelangt: sie fußt primär auf größeren Kooperativen, also Genossenschaften. Da beißt sich die Katze dann wieder in den Schwanz.

    • Isabel Bogdan Samstag, 22. Juni 2013 um 01:25 Uhr [Link]

      Hase, mir geht es hier erstmal überhaupt kein Stück um den Geschmack, sondern darum, dass erstens die Menschen und zweitens die Umwelt anständig behandelt werden. Dass irgendein Kaffeeröster behauptet „dochdoch, schon“, mag nett sein, wenn man ihn persönlich kennt und ihm vertraut. Solange aber kein solcher in meinem Leben aufgetaucht ist (und ich auch zugegebenermaßen keinen gesucht habe), werde ich vermutlich weiterhin Kaffee und Schokolade mit Fair-Trade-Siegel kaufen. Mag sein, dass die Institution „Fair Trade“ daran noch mitverdient, aber immerhin besteht eine reelle Chance, dass die Arbeiter und Kleinbauern etwas besser behandelt (und bezahlt) werden als bei den Kaffees, wo quasi „Ausbeutung“ draufsteht.
      Der Geschmack kann sich dann hinten anstellen, der kommt dann schon auch noch dran, wenn erstmal die Dinge stimmen, die mir wichtiger sind.

      (Irgendwann komme ich auch dazu, Deine Links von weiter oben anzuklicken. Ich bin gerade dermaßen im Offline, ich komm zu nix.)

  5. Jakob Donnerstag, 20. Juni 2013 um 19:05 Uhr [Link]

    Es gibt auch Kaffee aus Australien, geröstet in Würzburg: Teuer, aber Pestizid und Sklavenarbeitsfrei… (Da vertraue ich jetzt einfach mal dem Australischen Mindestlohn)

    http://mirella-kaffeeroesterei.de/Espresso/Skybury-Espresso::21.html

    • Señor Rolando Donnerstag, 20. Juni 2013 um 21:35 Uhr [Link]

      Ach guck. Danke für den Tipp.

      (Zack, liegt ein Kilo davon auf der Bestellliste.)

  6. Ulrike Montag, 1. Juli 2013 um 16:02 Uhr [Link]

    Bei Kaffee und Schokolade gibt es auch Fair Trade-Marken. Die sind auch im Supermarkt zu haben.

  7. Dieter Lehmann Donnerstag, 4. Juli 2013 um 11:53 Uhr [Link]

    Es gibt wie gesagt immer die Alternative von Fair-Trade Marken, die dann leider aber wesentlich teurer sind..

  8. Isabel Bogdan Donnerstag, 4. Juli 2013 um 12:12 Uhr [Link]

    Liebe Ulrike, lieber Dieter,
    hier ganz offensichtlich den Kommentarstrang nicht zu lesen, und dann mit einem Hinweis auf Dinge, die längst diskutiert wurden, Ihre eigenen Kaffeewebseiten zu verlinken, betrachte ich als Spam. Die Links habe ich daher gelöscht.

  9. Katharina Sonntag, 21. Juli 2013 um 20:23 Uhr [Link]

    Ich wußte gar nicht, dass es bei der Herstellung von Schokolade solche Probleme (Kinderarbeit) gibt. Bei Kaffee sind ja die Probleme bekannt. Aber woher weiß ich denn, welche Schokolade man kaufen kann?

    • Isabel Bogdan Sonntag, 21. Juli 2013 um 21:12 Uhr [Link]

      Tja. Wenn das so einfach wäre. Mehr dazu steht hier, da gibt es auch in den Kommentaren noch ein paar Anregungen.

  10. Tierprodukte Dienstag, 18. März 2014 um 10:17 Uhr [Link]

    […] schmeckt Sojamilch im Kaffee scheiße. Kaffee abgewöhnen, hm? Mist. Beziehungsweise: Besser ist das wahrscheinlich auch noch aus anderen Gründen. Ich habe jetzt ein bisschen Angst davor, mich mit […]

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