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von Jenny Merling
Hab gerade beim Übersetzen „Aber es gibt Millionen von Gründen, die dazu führen können, dass man zum Außenseiter wird“ in „Aber es gibt Millionen Gründe, aus denen man zum Außenseiter werden kann“ geändert und dachte – Mama Isa wäre stolz auf mich. :) Nicht umsonst giltst du ja als Helmut Markwort der Übersetzerbranche:
(Foto: Stefan Groenveld)
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Danke sehr, Jenny! Ich freu mich ja, wenn Leute beim Straffen und Kürzen an mich denken. (Wenn sie mich allerdings mit Markwort in Verbindung bringen, nun ja. *hust*)
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Das letzte Komma kriegt man übrigens auch noch weg: „Man kann ja aus Millionen Gründen zum Außenseiter werden.”
Ich sollte mich „Comma Killer“ nennen. Meine Hymne hätt ich dann schon.
percanta Mittwoch, 19. Dezember 2012 um 18:20 Uhr [Link]
Schön.
Uschi Donnerstag, 20. Dezember 2012 um 07:38 Uhr [Link]
Großartig. – Und auf jeden Fall siehst Du besser aus als Markwort. (Sorry, Herr Markwort.)
Kiki Donnerstag, 20. Dezember 2012 um 08:14 Uhr [Link]
Das kommt auch auf meine todo-Liste für 2013: a) Zeichensetzungsregeln lernen und anwenden und b) meine Sätze nicht so oft vor sich hin mäandern lassen. Füllwörter weglassen. In der K. liegt die W.
Jenny Samstag, 22. Dezember 2012 um 16:46 Uhr [Link]
Neeeiiiiin! Nichts gegen Füllwörter! Es kommt natürlich immer auf den Kontext an (das Phrasenschwein lässt grüßen…), aber Füllwörter können eine Textstelle so schön natürlich und echt und gesprochen klingen lassen, dass es eine wahre Wonne ist.
Ich wurde mal die „Queen der kleinen Wörter“ genannt (woran man in Bezug auf Isas und meine Übersetzungsansichten wieder mal sehen kann, dass Gegensätze sich tatsächlich anziehen) und das bin ich gern. Ich setze mich ein für einen bewussten Einsatz von Füllwörtern. Was in diesem Fall kein Euphemismus für das Weglassen derselben ist, sondern ernst gemeint. Das „ja“ ist zum Beispiel einer meiner besten Freunde…
Isabel Bogdan Samstag, 22. Dezember 2012 um 17:04 Uhr [Link]
Neeneenee, ich hab ja auch überhaupt nichts gegen Füllwörter, im Gegenteil. Immer eine Frage der Dosierung. Ich fürchte, wenn man hier im Blog nach „ja“ sucht, wird Erschreckendes zutage treten.
Helge Donnerstag, 20. Dezember 2012 um 10:02 Uhr [Link]
Ja, ja, und wenn die Übersetzung eines 300 Seiten Buchs plötzlich ein schmalbrüstiges 150 Seiten Bändchen ergibt will es wieder niemand gewesen sein :-)
Isabel Bogdan Donnerstag, 20. Dezember 2012 um 10:15 Uhr [Link]
Das Dumme ist, dass man sich damit ins eigene Fleisch schneidet. Wir werden ja nach Seiten in der Zielsprache bezahlt, und wer mehr Text produziert, bekommt mehr Geld. Allerdings ist deutscher Text immer länger als Englischer, oft bis zu 20%, sagt man. Es gibt so eine Art Übersetzer-Ehrgeiz, mit dem wir versuchen, diese Differenz möglichst klein zu halten. Man kann im Englischen ja so schön alles mit -ing-Formen aneinanderhängen, und im Deutschen wird da schnell jedes Mal ein Relativsatz draus; da ist Straffen und Einkürzen fast immer besser.
Ich bin aber schon quasi besessen von der Vorstellung „das muss doch knapper gehen“ und „das kann doch auch noch raus“, manchmal muss ich mir bewusst sagen, dass ein Füllwort an dieser Stelle aber doch ganz schön wäre, oder dass ein Nebensatz rhythmisch eigentlich gut passt.
Immerhin – wenn ich Komplimente zu meinen Übersetzungen bekomme, dann enthalten sie sehr oft Formulierungen wie „so schön schlank“ oder „schön knackig“ oder „auf den Punkt“. Das freut mich dann.