Bogdanowitsch auf Stufe II – the best is yet to come

Gastbeitrag von Karen Köhler

Liebe Isabel, ich möchte gerne mal Deine Küche sehen. Vor allem Deinen Herd. Den stelle ich mir seit gestern riesig vor. Und überhaupt, backst Du gerne? Magst Du Tomatensaft und wenn ja, warum? Bis bald. Deine Karen

Ich unterteile meine Träume in drei Stufen. Unterste Stufe: Alltagsverarbeitungszeug. Das ist so ne Art Müllabfuhr. Zu viel Tetris gespielt, zack, kommen die Steinchen auch im Traum geflogen. Stufe II: Fantastische Träume. Ich kann fliegen, schweben, singen etc… und erlebe Außergewöhnliches. Die höchste Stufe, Stufe III sind Gesichte. Gesichte habe ich sehr selten. Insgesamt hatte ich bisher vier. Das sind kristallklare Träume, in denen man geistig wach ist und eine wichtige Botschaft empfängt. (Lottozahlen, spirituelle Botschaften, Weisheit etc…) Meistens träume ich in Stufe II. Ich träume oft von Bedrohung, Krieg und Weltuntergangszeug und knirsche mir dabei die Zähne aus dem Kiefer. Nicht so letzte Nacht.
Wenn Isabel Bogdan nicht gerade übersetzt, schreibt, bloggt, Hühner schlachtet, in Rhönrädern rumkullert oder als Literaturpreisjury rumentscheidet, dann taucht sie nämlich zuweilen in den Träumen anderer Leute auf. Letzte Nacht kam sie bei mir vorbei. Und ich finde das bemerkenswert, weil wir uns eigentlich gar nicht gut genug kennen, um in unseren Träumen vorzukommen. Mir wollte Isabel jedenfalls letzte Nacht auf Stufe II (wir waren schon geflogen und hatten irre intelligent den Weg abgekürzt) einen Job auf einem Wochenmarkt vermitteln. Sie erzählte mir davon, während wir in einer (ihrer?) Küche Plätzchen buken. Jeden Samstag müsse man da an einem Stand in die Stängel von ausgewachsenen Tomatenpflanzen mit einer Klinge hineinritzen, den austretenden Saft dann mit einer Pipette auffangen und in ein Gefäß träufeln. Das sei ganz einfach, man brauche nur eine ruhige Hand. Dieser Saft sei kostbar und teuer und würde einem auf dem Markt förmlich aus der Hand gerissen. Den Job habe sie jetzt viele Jahre gemacht, und es sei auch sehr gut bezahlt, 60 Euro die Stunde, ob ich das nicht machen wolle, sie schaffe das zeitlich nicht mehr. Klar, sage ich. Hallo? 60 Euro die Stunde. Während wir den Plätzchenteig ausrollen, frage ich mich, wer den Tomatensaft denn kauft und für was er gut sein soll, und dann zeigt mir Isabel ihre Ausstechformen. Die hättet ihr sehen sollen, die waren bestimmt 30 cm groß und hatten irre Formen und Muster. Das Ausstechen damit war ganz einfach, und es war auch kein Problem diese Riesenoschies aufs Backpapier zu heben. Leider passten immer nur zwei Stück auf ein Backblech, aber dafür hatten wir hunderte von Blechen um uns herum. Isabel kommt mit den ersten fertigen Keksen angeschwebt, sie sehen irgendwie indisch aus. Und das Backaroma sagt auf einmal, that we all know in our hearts, … the best is yet to come…, ich wache auf, mein Freund liegt neben mir mit Laptop, Obama hat die Wahl gewonnen und hält eine Rede. Ob ich was geträumt habe. Ja, sage ich, von Isabel Bogdanowitsch auf Stufe II.

6 Kommentare

  1. Gerriet Freitag, 9. November 2012 um 12:07 Uhr [Link]

    Herrlich, wie das reale Leben thematisch passend in den Traum eindringt: Barack Obama – Backaroma.

  2. Frau-Irgendwas-ist-immer Freitag, 9. November 2012 um 13:50 Uhr [Link]

    Gut, ich nehme einen der Riesenkekse! Danke!

  3. Uschi Freitag, 9. November 2012 um 14:01 Uhr [Link]

    Sweet dreams!

  4. Isabel Bogdan Freitag, 9. November 2012 um 14:19 Uhr [Link]

    „Soll ich dir mal meine Ausstechformen zeigen?“ Doch, kann man machen.

  5. Isabel Bogdan Freitag, 9. November 2012 um 14:20 Uhr [Link]

    PS: Ich mag keinen Tomatensaft.

  6. Jenny Freitag, 9. November 2012 um 17:58 Uhr [Link]

    Och, ist das ein schöner Traum.

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