Fundstück
„Übersetzer ist ein rätselhafter Beruf. Der Übersetzer soll das Unmögliche möglich machen: Inspiration auf Kommando eines fremden Textes! Eigentlich geht das nicht, und dennoch kommt es vor. Der Übersetzer ist der einzige Mensch, vor dem ich wirklich Angst habe. Bei der Arbeit an meinem Text durchleuchtet er mich. Wie ein Röntgengerät.
Mein deutsches Röntgengerät ist Beate Rausch. Beate ist meine deutsche Stimme, mit der ich vor mein deutsches Publikum trete. Warum man die Literaturübersetzer so schlecht bezahlt, verstehe ich nicht. Das heißt, doch, ich verstehe. Die so wenig bezahlen, verstehen nicht, wie schwer es ist, die Stimme eines Anderen zu sein, noch dazu in der eigenen Sprache.“
Viktor Jerofejew, übersetzt von Beate Rausch
Isabel Bogdan Freitag, 4. Mai 2012 um 23:58 Uhr [Link]
(Ich hätte da so ein-zwei andere Thesen, warum Übersetzer so schlecht bezahlt werden, aber sei’s drum.)
Heidrun Samstag, 5. Mai 2012 um 18:39 Uhr [Link]
„Der Übersetzer soll das Unmögliche möglich machen: Inspiration auf Kommando eines fremden Textes!“ Oh, toll, darf ich das zitieren?? So ungefähr 1000 mal ab jetzt über die nächsten 50 Jahre verteilt?
Isabel Bogdan Samstag, 5. Mai 2012 um 18:57 Uhr [Link]
Zitieren darf man doch immer! Ich kenne Herrn Jerofejew nicht, aber ich wüsst nicht, warum er was dagegen haben sollte.
Christiane Samstag, 5. Mai 2012 um 19:53 Uhr [Link]
Meine Güte, welch Fügung!
Liebe Isa, wo Du das Thema schon anschneidest, ich habe da mal eine Frage an Dich als Übersetzerin:
Wie verhält sich das denn in einer Übersetzung mit den Anreden und den Namen?
Ist es wirklich so (wie ich gerade den Eindruck habe), dass sich nach dem Handlungsort die Anreden bestimmen? In England heißen dann also die Herren Mister und in Frankreich Monsieur? Oder kann es auch mal sein, dass in England ein „Herr“ herumläuft und handelt? Wovon hängt so etwas ab?
Und wer bestimmt, ob Eigennamen übersetzt oder beibehalten werden? Der Übersetzer oder der Autor?
Vielen Dank für Deine Antwort! (Also wenn Du dann einmal Zeit hast, und Muse, vielleicht, hoffentlich.)