Was ich doof finde

Ich finde es doof, sich über Leute lustig zu machen. Okay, da gibt es Ausnahmen, aber in den allermeisten Fällen finde ich Lustigmachen doof. Vor allem dann, wenn es darum geht, dass jemand etwas nicht gut kann. Haha, guckt mal, der kann das nicht! Lustig. Und selbst? Kannst Du seiltanzen, Schweine schlachten, Teppiche knüpfen? Nein? Dann halt doch einfach die Klappe.
Ganz konkret geht es mir fürchterlich auf den Zwirn, dass sich alle Welt über die schlechte englische Aussprache von Zugbegleitern mokiert. Ein ganzes Buch heißt „Senk ju for träwelling“. Ich habe keine Ahnung, worum es da sonst noch geht, außer um das ach so schlechte Englisch der Zugbegleiter, und ich möchte es auch gar nicht wissen. Schon der Titel macht mich wütend. Und jetzt geht gerade ein Lied von den Wise Guys auf Facebook um, mit demselben Thema. Ich habe keine Lust, diese beiden Dinge zu verlinken, das Buch und den Song. Denn: Mannmannmann, wie unlustig ist das denn? Deutsche Zugbegleiter sprechen Englisch mit deutschen Akzent! Donnerwetter!
Man hat mich sogar schon direkt darauf angesprochen. Als Übersetzerin müsse ich doch in der Bahn jedes Mal das kalte Grausen kriegen, wenn diese Durchsagen kommen. Wie bitte? Ehrlich gesagt: ja, ich bekomme das kalte Grausen. Aber nicht, weil die Zugbegleiter so einen Akzent haben, sondern weil ich reflexartig denke: jetzt macht sich bestimmt wieder so ein Vollidiot darüber lustig.
Aber warum? Was daran ist so witzig oder verachtenswert? Wer in der Schule sehr gut in Sprachen ist, wird wohl meistens nicht Zugbegleiter. Ich kenne die Ausbildungsvoraussetzungen nicht, aber ich nehme an, die meisten haben kein Abitur. Sondern wahrscheinlich Realschulabschluss. Was erwartet Ihr denn? Dass studierte Philologen mit einem Prädikatsexamen in angewandter Phonetik Euch die Fahrkarten abknipsen? Vielleicht ist der Zugbegleiter ein ganz reizender Vater, vielleicht spielt die Zugbegleiterin super Eishockey, vielleicht strickt er Socken, vielleicht ist sie ein Kotzbrocken; es ist relativ wahrscheinlich, dass sie irgendwas können oder gerne machen, was ich nicht kann, und was Ihr Aufreger auch nicht könnt. Dafür ist meine englische Aussprache besser. Na und? Ich sag das gerne noch mal: NA UND?
Die Leute sind Zugbegleiter. Ich finde es wirklich und ohne jede Ironie irgendwie reizend, dass die Bahn sie dazu anhält, ihre Durchsagen auch auf Englisch zu machen. Das ist grundsätzlich erstmal gastfreundlich und nett. Die meisten Zugbegleiter wissen wahrscheinlich, dass sie keine Sprachgenies sind; vielleicht haben sie sich bei den ersten Malen fürchterlich geschämt, diese Durchsagen zu machen. Vielleicht macht es ihnen auch Spaß. Weiß man alles nicht. Was man weiß, ist: die Durchsagen werden von Leuten gemacht, deren Kernkompetenz nun mal nicht in Fremdsprachen liegt, und auch nicht liegen muss. Sich darüber lustig zu machen, bloß weil man selbst zufällig ein bisschen besser Englisch kann, ist total billig. Stefan-Raab-Niveau. Ich kann nichts Lustiges daran finden, dass Leute irgendetwas nicht sehr gut können und man sie deswegen verächtlich macht.

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57 Kommentare

  1. Maximilian Buddenbohm Dienstag, 3. April 2012 um 16:06 Uhr [Link]

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  2. Anne Dienstag, 3. April 2012 um 16:08 Uhr [Link]

    Sehr schön. Ich muss zugegebenermaßen manchmal etwas kichern, wenn der Akzent sehr krass ist, aber nicht, weil ich dann denke „Oh, ist der doof“, sondern, weil ich es eher niedlich finde. Es gibt aber auch deutsche Ansagen, bei denen ich kichern muss, weil irgendwas witzig war.

    Mal abgesehen davon kommt das mit dem „albernen“ Akzent eher selten vor, ist zumindest mein Gefühl, meistens ist das ganz normales Englisch, wie das halt klingt, wenn die Muttersprache Deutsch ist. Manchmal ist es sogar ziemlich gut, und in Zügen nach Amsterdam oder Brüssel wird auch gerne auf Französisch und auf NIederländisch durchgesagt, da kann ich kaum beurteilen, ob das gut oder schlecht ist und es ist ja auch egal.

  3. Frische Brise Dienstag, 3. April 2012 um 16:12 Uhr [Link]

    Danke!

  4. nata Dienstag, 3. April 2012 um 16:25 Uhr [Link]

    Jahrelang pendelte ich mit der Bahn zwischen Köln und Hamburg. In dieser Zeit haben sich die Zugbegleiter meinen höchsten Respekt erworben. Was die nämlich können, und zwar ausnahmslos alle, das ist der Umgang mit bekloppten, unverschämten und unangenehmen Leuten. Egal wie herablassend, besoffen oder diskutierwütig die Fahrgäste sind. Die Zugbegleiter kommen damit klar, bleiben freundlich und regeln die Situation.

    Was ich in den Jahren mit der Bahn gründlich zu hassen gelernt habe, das ist die Bahn als solche. Die Art wie dieser Laden organisiert ist, wie die Züge riechen, wie man trotz der Horrorpreise mal wieder irgendwo an der Strecke strandet, das ist alles piefig und provinziell. Und genau dieser Provinzmief den die Bahn transportiert, der ruft so eine gewisse Komik hervor, wenn die Angestellten sich mittels englischer Sprache an ihre internationale Kundschaft wenden.

    Aber so lustig, dass man gleich ein ganzes Buch darüber schreiben muss, isses wahrscheinlich auch nicht.

  5. Susanne Dienstag, 3. April 2012 um 16:30 Uhr [Link]

    Geht mir genauso. Fremdsprachen- und sonstige Überheblichkeit ist ziemlich unerträglich.

  6. jule_ Dienstag, 3. April 2012 um 16:34 Uhr [Link]

    Vollste Zustimmung, danke für den Beitrag.

    Kleine Randnotiz: In Wien gibt es in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Wiener Linien bei manchen Stationen die zusätzliche von „Tonband“ kommende Information auf Englisch, dass man hier zum „Sitäh Ärpoat Tränn“ (aka City Airport Train) umsteigen könne. Dafür hätte man eineN professionelleN SprecherIn engagieren sollen.

  7. Liisa Dienstag, 3. April 2012 um 16:35 Uhr [Link]

    Danke für’s Brechen dieser Lanze!!

  8. Zahnwart Dienstag, 3. April 2012 um 16:38 Uhr [Link]

    In der aktuellen theater heute steht ein Interview mit Matthias Lilienthal, dem scheidenden Intendanten am Berliner HAU. Lilienthal erzählte, wie er eine Lecture Performance von Walid Raad zu Gast gehabt habe, auf Englisch ohne Übertitelung, und eine ebenfalls anwesende Dramaturgin vom Schauspiel Stuttgart habe ihm gesagt, dass so etwas in Stuttgart vollkommen unmöglich wäre. Und sowohl Interviewer als auch Lilienthal als auch die ebenfalls anwesende Presseprecherin waren sich vollkommen einig, dass es schon großartig ist, in Berlin solch tolle Sachen veranstalten zu können, in Berlin, nicht im piefigen Stuttgart, wo man noch Übertitelungen nötig hat!

    Und das war eine Form der Überheblichkeit, die ich ebenfalls sehr, sehr doof fand.

  9. Isabel Bogdan Dienstag, 3. April 2012 um 16:42 Uhr [Link]

    (Da muss man ja glatt aufpassen, dass einem nicht aus Versehen ein kleines „Typisch Berlin“ entfährt. Weil, das wäre natürlich total unfair.)

  10. Sandra Dienstag, 3. April 2012 um 16:59 Uhr [Link]

    Danke, Danke!
    DAS genau ist nämlich der Grund, warum ich im Beisein von anderen Deutschen KEIN Englisch spreche!
    Diese vielen kleinen Klugscheißer, die zufällig in der Grammatikstunde aufgepasst haben, während ich nur die Vokabeln toll fand, die es kreativ zu kombinieren galt, wie ich fand… manchmal gar nicht so falsch, manchmal aber auch so richtig falsch, klang aber trotzdem super.
    Ich gebe zu, dass ich mich auch gerne mal über Dinge lustig mache, Sprachen gehören nicht dazu. Manchmal ist es einfach so. Manchmal erschreckt es mich.
    Das, was mich auf die Palme bringt ist, dass es nach englischen Fußballinterviews scheinbar jahrelang keine anderen Themen gibt. Die „krassesten“ Stellen werden auseinandergenommen und an den Pranger gestellt: „Pfui, der Lothar Matthäus kann kein Englisch!“ – Warum lässt man es nicht einfach dabei und sagt: „Mutig der Mann, er spricht eine Fremdsprache, auch wenn er Fehler dabei macht. Na und? Los, liebe Kinder sprecht einfach und dann gibt es Menschen, die Euch wohlwollend korrigieren.“ So lange wir das nicht haben sage ich: „Sorry, ich spreche kein Englisch, nur Französisch und vielleicht ein paar Worte Italienisch. Da gibt es weniger Klugscheißer und die sind mir egal. Da darf ich Fehler machen, so! Das merkt keiner. Und keiner lacht mich dafür aus.“

  11. Jörg Dienstag, 3. April 2012 um 17:03 Uhr [Link]

    +1 hinsichtlich der Unlustigkeitseinstufung.

    Wann ist es aber legitim, über jemanden zu lachen? Als Kalkofe-Fan bin ich zu der Ansicht gekommen, dass man über Leute lachen darf, die etwas in der Überzeugung tun, darin ganz toll zu sein, in Wirklichkeit aber überhaupt nicht sind. Wenn ich so an Talkshows, Teleshopping, Astrokanal & Co. denke, finde ich Lachen hier sogar die einzig mögliche Reaktion.

    Allerdings unterstellt man damit diesen Menschen eine gewisse Reife und grundsätzlich die Fähigkeit, ihr Handeln zu verantworten – vielleicht ist das auch nicht immer gegeben? Naja, aber irgendwo ist halt auch mal Schluss mit der Einfühlung, sonst könnte man ja über gar nichts mehr lachen…

  12. stefanie. Dienstag, 3. April 2012 um 17:14 Uhr [Link]

  13. Isabel Bogdan Dienstag, 3. April 2012 um 17:25 Uhr [Link]

    Ja! Danke!

  14. Kiki Dienstag, 3. April 2012 um 17:31 Uhr [Link]

    .

  15. “Sich darüber lustig zu machen, bloß weil man se… | neues aus der roiberhöhle Dienstag, 3. April 2012 um 18:14 Uhr [Link]

    [...] Frau Bogdan über Zugbegleiter-Englisch Categories: Kultur quote | kommentieren | 1x gelesen 3 Apr ’12 ← Futschi inner Dose [...]

  16. bosch Dienstag, 3. April 2012 um 19:50 Uhr [Link]

    Find ich ja auch. Selbst bei Politikern muss man nicht lachen, wenn sie schlechtes Englisch sprechen. (Wenn sie auch noch schlechte Politik machen, ist das eh zum Weinen.)

  17. HenryVonKleist Dienstag, 3. April 2012 um 20:11 Uhr [Link]

    Ich ertappe mich dabei wie ich nicht-rheinländischen Zugbegleitern das ignorieren des Dehnungs-I´s in vielen Städtenamen (Troisdorf, Korschenbroich, Roisdorf etc.pp) mental ankreide..

    Hiermit entschuldige ich mich.

  18. Christoph Dienstag, 3. April 2012 um 21:52 Uhr [Link]

    Hallo Isabel,

    Du hast mir mit Deinem Beitrag sehr schön eine Perspektive gezeigt, aus der sich das Volk über die schlechte Aussprache der Zugbegleiter lustig macht. Das könnte man so sehen, muss es aber nicht. Viel Schlimmer ist, dass diese durchaus sehr netten Menschen von einem Konzern mit Weltherrschaftsphantasien dazu gezwungen werden, ihr Realschulenglisch so zur Schau zu stellen.

    Ich möchte jetzt keine Diskussion über Anglizismen losstoßen, aber die Bahn ist für meinen Geschmack manchmal in ihrem Selbstbild etwas *mehr* weltmännisch als wirklich sinnvoll wäre. Das von Dir erwähnte Buch ist übrigens tatsächlich sehr lesenswert, auch wenn es manche Dinge künstlich überhöht darstellt. Und die Zugbegleiter kommen da ganz und gar nicht schlecht bei Weg. Das System „Deutsche Bahn AG“ mit Börsenambitionen aber schon – zurecht, wie ich finde.

    Eine Firma, die mit ihrer PR-Abteilung von 300km/h zwischen Köln und Frankfurt schwärmt, aber es nicht schafft, die Fahrt von Dresden nach Berlin heute kürzer dauern zu lassen, als zu Dampflokzeiten macht mich skeptisch.

    Ich darf in den nächsten zwei Tagen seit langem mal wieder über eintausend IC-Kilometer absitzen. Mal sehen, was mir passiert. Aber das Zugpersonal wird sicherlich wie immer im DB-Fernverkehr sein Bestes geben – das meine ich ehrlich und ganz ohne Ironie.

  19. Christian Dienstag, 3. April 2012 um 22:15 Uhr [Link]

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  20. Spyri Dienstag, 3. April 2012 um 22:17 Uhr [Link]

    Ich muss gestehen, mich gut darüber lustig machen zu können. Grund ist jedoch weniger die nicht so punktgenaue Aussprache, sondern vielmehr, dass es irgendwie ein ganz eigener Akzent zu sein scheint, den die Bahn da ihren Zugebegleitern beibringt. Die sprechen, soweit ich mich erinnere, alle gleich. Im Sinne von identisch. Ich kann mich an einen Herrn erinnern, der abwich, in diesem Falle positiv, woei das auch egal gewesen wäre.
    Ergänzend sei noch angemerkt, dass man behaupten könnte, die Bahn schmücke sich dadurch mit dem Anschein von Internationalität, Kundenfreundlichkeit etc., wird diesem Anspruch aber bei genauerer Betrachtung nicht gerecht, da es teils auf ein bloßes Abspulen inklusive teils vollständiger Vernuschelung hinaus läuft. Ist so ein ganz kleines bisschen, wie diese Hinweise wie „Ohne Fett“ auf Gummibärchen. Sieht zuerst gut aus, ist aber letztendlich nutzlos.
    Dennoch sollten, da bin ich voll bei dir/euch, nicht Individuen Ziel des Spotts werden, das Prinzip darf aber meiner Meinung nach auch mit Belustigung betrachtet werden.

  21. Lenia Dienstag, 3. April 2012 um 23:04 Uhr [Link]

    Was bitte ist an Realschulenglisch so negativ???
    Ich habe auch „nur“ den Unterricht in der Realschule gehabt ohne weitere Fortbildung in der Englischen Sprache und ich arbeite heute als Exportmanagerin. Spreche fließend und verhandlungssicher Englisch und würde mal behaupten die meisten Menschen mit Abitur die ich kenne können kaum noch Englisch sprechen. Mein Freund z.B. oder seine 3 Geschwister die alle Abitur haben.

    Als Realschüler ist man doch nicht weniger Intelligent als ein Abiturient und das Sprachverständnis hat doch nichts mit der Schulbildung sondern, wie auch im Beitrag genannt, mit Begabung zu tun. Also bitte … !

  22. Isabel Bogdan Dienstag, 3. April 2012 um 23:14 Uhr [Link]

    Oh, so war das auch nicht gemeint, tut mir leid, wenn das so rübergekommen ist. Realschulabschluss bedeutet in den meisten Fällen halt, dass man drei Jahre weniger Englisch hatte als auf dem Gymnasium. Wer in der Schule, egal in welcher, ein gutes Englisch lernt und das gern macht, der wird vielleicht Übersetzerin oder Exportmanagerin. Vielleicht wird er zufällig sogar Zugbegleiter, aber es ist vermutlich nicht die Hauptkompetenz, nach der Zugbegleiter ausgewählt werden. Bei der Einstellung dürften Sozialkompetenz und Unerschütterlichkeit und ein stoisches Gemüt und Freundlichkeit und Umgangsformen und all sowas deutlich wichtiger sein.
    Ich wollte nur sagen, dass man sich nicht lustig machen soll, weil Leute etwas nicht gut können, was sie gar nicht gut können müssen. Mit Intelligenz hat das nur am Rande zu tun.

  23. kelef Mittwoch, 4. April 2012 um 02:12 Uhr [Link]

    menschen sollten sich ganz generell viel öfter klarmachen dass jeder zumindest eine sache besser kann als sie selber. meistens sogar eine ganze menge sachen. dann ist an falscher aussprache auch nichts lächerliches mehr zu finden.

    das erkennen dieser tatsache hilft übrigens ganz ungemein beim zwischenmenschlichen umgang.

  24. Frau Eff Mittwoch, 4. April 2012 um 07:49 Uhr [Link]

    Vielen Dank für die klaren Worte. Spricht mir aus der Seele. Sehr. Manchmal werden ja Stunden der Geselligkeit damit verbracht, sich über die Schwächen anderer lustig zu machen. Mir sind auch die Leute ein Rätsel, die „Im Cafe sitzen und Leute gucken und deren Kleidung und Verhalten kommentieren“ toll finden. Für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn jemand eine (witzige) Bemerkung über seine eigenen Unzulänglichkeiten macht, anstatt die der anderen unterhaltend zu finden.

  25. Schwedenhausfan Mittwoch, 4. April 2012 um 08:51 Uhr [Link]

    Ich gebe zu, ich hab auch schon gelacht – aber ich gebe auch zu: du hast Recht, absolut Recht! Im Grunde ist es einfach nur dämlich! Die Zugbegleiter geben sich bestimmt (zumindest die Meisten) echt Mühe und wahrscheinlich kostet es einige auch Überwindung, da sollte man nicht noch lachen!

  26. kid37 Mittwoch, 4. April 2012 um 13:01 Uhr [Link]

    Das ist zum Teil aber auch noch ein Relikt aus der „Learning English“-Schulzeit als das Credo noch „perfekte imitation“ hieß, bis hin zur affigen Nachahmung eines generischen BBC-Englisch, das kaum ein Muttersprachler spricht. Aussprache top, aber in London kein Brötchen kaufen können. Mein Prof an der Uni gehörte zu der Gruppe von Didaktikern, die gegensteuerten mit der Bedeutung von „gelungenen Kommunikationsakten“ in normaler, vielleicht auch inkorrekter Alltagssprache. Fand ich sehr sympathisch. Natürlich ist die richtige Aussprache wichtig, wichtiger aber doch, was „rüberkommt“ in so einer Alltagssituation.

    Und auf der andere Seite sind ja die Bücher von Sick und Co. leider auch Futter für diese lästigen Klugscheißer, die sich früher aus den Lexika der fünf Millionen Irrtümer bedient haben und auf jeder gemütlichen Party nervtötende Vorträge darüber halten, warum irgendein Obst eigentlich kein Obst, sondern eine Butterblume ist. Und Häme als Unterhaltungsprinzip für ale Schichten erlebt man ja in den diversen Doku-Soaps der TV-Sender. Stefan Raab allerdings kann sehr gut Wok fahren.

  27. Isabel Bogdan Mittwoch, 4. April 2012 um 13:31 Uhr [Link]

    Hihi. Eine Freundin von mir unterrichtet in Japan Deutsch und erzählte von einem empörten Studenten, der aus Deutschland zurückkehrte und sich beschwerte, kein Mensch sage „Guten Tag, wie geht es Ihnen?“ Die übliche Floskel für solche Situationen laute vielmehr „Na, alles klar?“. Was ja zweifellos richtig ist, einerseits; andererseits sehe ich auch irgendwie ein, dass man Sprachlernern erstmal „Guten Tag, wie geht es Ihnen“ beibringt.
    Aber tatsächlich kam auch ich damals in Japan an und konnte zwar nach dem Weg fragen, verstand aber von der Antwort kein Wort.

  28. kreuzberger Mittwoch, 4. April 2012 um 17:23 Uhr [Link]

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  29. Elvira Veselinovic Mittwoch, 4. April 2012 um 17:41 Uhr [Link]

    Darf ich auch was sagen? Also. Öhemmm… Es gibt m.E. (und schon dieses m.E ist etwas, was es in „meiner“ Sprache nicht gibt, man hat mir das erst nach dem Abitur in D anerzogen) bei diesen Dingen einen himmelweiten Unterschied – kulturell bedingt ist der beispielsweise in Wien z.B. größer als in Hamburg – zwischen „sich belustigt/amüsiert/zu Tränen gerührt einen abkichern“ und „überheblich/spöttisch mit dem Finger auf jemanden zeigen“. Wir beömmeln uns hier in Berlin z.B. viel mehr über diesen Knaben, der in feinstem RP Oxbridge die S-Bahn-Ansagen macht, als uns das Bahn-Denglisch je auch nur zu einem spöttischen Grinsen bewegt hätte. Will sagen: Es darf gelacht werden, wenn man etwas zum Lachen findet. Immer und überall. Und bitte oft und herzlich. Und besonders auch dann, wenn niemand anders das zum Lachen findet. Es sollte nur kein Spott und Hohn dabeisein, wenn der/die Belachte theoretisch zuhören könnte.

  30. Elvira Veselinovic Mittwoch, 4. April 2012 um 17:44 Uhr [Link]

    Äh, oben ist wahlweise ein „beispielsweise“ bzw. „z.B“. zu streichen. Und ich hätte gerne einen like-Button für den Kommentar von kid37.

  31. Isabel Bogdan Mittwoch, 4. April 2012 um 18:23 Uhr [Link]

    Ich finde halt, es soll auch dann kein Spott und Hohn dabeisein, wenn derjenige es *nicht* hört. Weil ich Hohn nicht leiden kann, egal ob der Verhöhnte es hört oder nicht.

    Natürlich bin ich auch mal spöttisch. Ist ja auch völlig in Ordnung mal über jemanden zu lächeln. Was ich hier meine, ist das öffentliche Verhöhnen von Leuten, die ihre Arbeit machen und ein winziges, eher unwichtiges Detail davon in der Ausführung nicht perfekt beherrschen.

  32. Jana Freitag, 6. April 2012 um 10:28 Uhr [Link]

    Man sollte mal klar sagen, dass der Fehler bei der Bahn liegt.

    Man kann als Manager, aus welchen unsinnigen Gründen auch immer, natürlich entscheiden, dass man Ansagen auch in Englisch habe möchte. Dann sollte man aber, verdammt nochmal, den Mitarbeitern auch die notwendigen Mittel an die Hand geben.

    Ich weiß nicht, ob und wie die Bahnmitarbeiter für die Ansagen trainiert werden. Wenn sie überhaupt trainiert werden, dann ist das Training eine Katastrophe. So als ob die Bahn eine Billig-CD aus der Ramschkiste vom Discounter zum Sprachtraining einsetzt. Das würde erklären, warum die wirklich alle gleich sprechen. Hauptsache es war billig.

    Die Sprecher blamieren nicht sich, die Ansagen blamieren die Bahn. Vielleicht wird es der Bahn irgendwann mal zu blöd, sich ständig mit den Ansagen zu blamieren.

  33. Isabel Bogdan Freitag, 6. April 2012 um 10:34 Uhr [Link]

    Ach was, ich glaube, die sprechen alle ähnlich, weil ihre Muttersprache eben Deutsch ist. Meiner Meinung nach blamiert sich da überhaupt niemand.
    Wenn ein Akzent blamabel wäre, müsste man ihnen auch alle deutschen Dialekte abtrainieren, dann müssten die Zugbegleiter Sprechunterricht bekommen, um Bühnendeutsch zu sprechen und wie Nachrichtensprecher zu klingen. Das kanns ja wohl auch nicht sein.
    Lasst die Leute doch reden, wie sie wollen, es geht doch nur darum, Informationen zu übermitteln.

  34. Isabel Bogdan Freitag, 6. April 2012 um 10:35 Uhr [Link]

    PS: Einer unser wichtigsten und prominentesten Literaturkritiker spricht Dialekt. Es zieht mir manchmal die Schuhe aus, wenn beispielsweise Gristian Gracht (0:53) ankündigt. Na und? Das ist *mein* Problem, aber doch nicht seins.

  35. Stef Freitag, 6. April 2012 um 11:10 Uhr [Link]

    Was mich eher aufregt, sind die unnatürlichen und -nötigen Sprachverrenkungen im Deutschen, die man auf Aushängen der Bahn manchmal sieht. Gestern zog es mir doch fast die Schuhe aus, als ich las (im Zusammenhang mit baustellenbedingten Fahrplanänderungen): „Ausnahmen in Tagesrandlagen entnehmen Sie bitte …“ TAGESRANDLAGEN! Ist das nicht kreativ? Und bescheuert?

  36. Isabel Bogdan Freitag, 6. April 2012 um 11:20 Uhr [Link]

    Ja, herrlich! Mich amüsiert sowas ja eher. (Bescheuert finde ich gut.)

  37. terschies Samstag, 7. April 2012 um 02:18 Uhr [Link]

    Ich könnte dich gerade umarmen für diesen Beitrag. Hach! Ich gehöre zu den Leuten, die in den 50er Jahren geboren wurden und die sehr „schlechtes“ Realschulenglisch sprechen, schreiben, lesen. Ich höre den schrecklichen Akzent noch nicht einmal. Und fühle mich immer gleich mit verhöhnt von den klugen Bildungsbürgern. Und ja, ich lerne Englisch jede Woche und gebe mir furchtbar viel Mühe aber es fällt mir von Jahr zu Jahr schwerer. Genauso gehen mir die Chantalismus-Seiten auf den Senkel wo sich so gerne öffentlich darüber beömmelt wird, dass Menschen ihre Kinder Schakeline nennen, hahaha. Klar, der moderne Mensch nennt seine Kinder Karl und Emma. Warum auch nicht. Aber dieses öffentlich Anprangern von Menschen, die ihren Kindern einen besonderen Namen geben wollen, kotzt mich an. Dann lass ich mich auch gerne – wie neulich in einer Diskussion – als Spassbremse und Gutmensch verhöhnen. Daher: Danke, Danke!

  38. Jana Samstag, 7. April 2012 um 02:42 Uhr [Link]

    Ich sehe schon, dass sich die Bahn da blamiert. Das ist das klassische Gewollt aber nicht Gekonnt.

    Ich finde, dass man einer Sprache wenigstens halbwegs gerecht werden sollte. Das hat auch etwas mit dem Respekt vor einer Sprache/Kultur zu tun.

  39. terschies Samstag, 7. April 2012 um 11:51 Uhr [Link]

    Liebe Jana, genau diese Haltung macht es Leuten wie mir schwer, Englisch zu sprechen. Ich habe furchtbar Angst vor der Blamage, wenn deutsche Menschen irgendwo in der Nähe sind. Hingegen habe ich es noch nie erlebt, dass Ausländerinnen und Ausländer mein Englisch oder dass von Zugbegleitern nicht verstehen. Im Gegenteil freuen sie sich erfahrungsgemäß, wenn ich (oder andere Leute in meinem Alter) mich durchstottere. Klar, meine Kinder habe ich für sehr viel Geld für ein Jahr ins Ausland geschickt. Kann sich aber auch nicht jeder leisten. Und ich finde es toll, dass mein Arbeitgeber (nicht die Bahn) mir Englischunterricht bezahlt. Aber mein Akzent wird sich so schnell nicht ändern, leider.

  40. Isabel Bogdan Samstag, 7. April 2012 um 16:40 Uhr [Link]

    Terschies, ja genau – Chantalismus-Seiten sind auch ganz grauenhaft. Da fällt mir immer gleich so ein Bildungsbürgersatz ein, nämlich de gustibus non est disputandum, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Dann haben andere Leute eben einen anderen Geschmack, das ist doch wirklich vollkommen egal. Beziehungsweise sogar ganz schön so, sonst würden ja alle Kinder Julia oder Johannes heißen. Und bloß weil es nicht ihr Geschmack ist, brauchen Leanders Eltern nicht die Nase über Schackelines Eltern zu rümpfen.
    Ich kenne ganz reizende Menschen, die ganz furchtbare Musik hören, aber deswegen mache ich doch keine Webseite auf, auf der ich mich darüber lustig machen, dass Leute Metal oder Schlager hören.

    Jana, „Respekt gegenüber der Sprache“ ist in der Literatur angesagt. Ein Literaturkritiker, der Dialekt spricht, ist deswegen noch lange nicht respektos der Sprache gegenüber. Bei den Durchsagen der Bahn geht es aber nicht um die künstlerischen Möglichkeiten von Sprache, sondern in allererster Linie um den Hauptzweck jeglicher Sprache, nämlich die Übermittlung von Informationen. Wenn die nicht nur auf Deutsch stattfindet, sondern auch noch auf Englisch, dann ist das eine gastfreundliche Geste. Da muss der Respekt vor dem Menschen (in beide Richtungen) meiner Meinung nach deutlichen Vorrang vor dem Respekt gegenüber der Sprache haben.

  41. Protokoll vom 07. April 2012beiTrackback Samstag, 7. April 2012 um 17:10 Uhr [Link]

    [...] Erwischt? Isabel Bogdan findet es doof, wenn ihr Bahner wegen des Englischs auslacht [...]

  42. TRB 273: Cnetz, Dialekte, Leerstandsmelder, Diskussionskultur, Comix FactorybeiTrackback Samstag, 7. April 2012 um 20:21 Uhr [Link]

    [...] Linktipps 08:31 In der CDU gibt es jetzt auch einen Netzverein: CNETZ 15:54 Isabel Bogdan findet es doof, wenn ihr Bahner wegen des Englischs auslacht 26:15 Nils Grube erklärt den Leerstandsmelder 35:56 Dietrich Brüggemann verknüpft die Diskussion [...]

  43. rudi mentor Sonntag, 8. April 2012 um 18:41 Uhr [Link]

    Liebe Isabel

    Grundsätzlich begrüße ich diese Haltung, geht aber in diesem Fall am Kern vorbei.
    Das schlechte Englisch ist ja kein Problem einer individuellen Person, der man ggf helfen kann. Es ist das Problem, dass die Bahn AG Ihre Mitarbeiter offensichtlich vor Herausforderungen stellt und sie bei der Umsetzung alleine lässt.
    Wenn Du es reizend findest, schön für Dich – wirklich, Respekt.
    Für die Meisten hört es sich aber so an, als würde jemand gerade Geige lernen. Es tut weh das zu hören! Und ja nicht nur einmal, sondern jeden Bahnhof, Tag für Tag. Da ist es eigentlich erstaunlich, dass die Leute da noch Humor beweisen, auch wenn er auf Kosten der Bahnmitarbeiter geht.

    Das Schlimme ist doch, dass sich dieser Mißstand sehr einfach beheben ließe. Die saubere Lösung wäre natürlich ein English Crashkurs gewesen. Auch mal exemplarisch einige Durchsagen aufzunehmen und als CDs an die Mitarbeiter zu verteilen, würde das Problem stark verbessern und kostet kaum was.

    Aber die Hauptsache (neben dem Nervfaktor) ist doch:
    Durch das schlechte Englisch werden die Durchsagen komplett unbrauchbar. Es ist schon schwer genug, als Deutscher mit den Durchsagen klarzukommen.
    Wenn ich als Ausländer mit einer Liste von lokalen Ortsnamen und technischen Bezeichnungen des örtlichen Transportwesens konfrontiert werde , brauch ich alle Aufmerksamkeit, um überhaupt auseinanderzuhalten, was eigentlich gemeint ist. Wenn ich mich dazu noch anstrengen muss schlechtes Englisch zu prozessieren, ist ein Informationsgewinn praktisch ausgeschlossen.

    Diesen andauernden Mißstand satirisch aufzuarbeiten ist durchaus legitim.

    Wie gesagt, grundsätzlich mag ich aber Deinen Ansatz ;-)

  44. Anne Montag, 9. April 2012 um 00:34 Uhr [Link]

    Schlechter als in anderen nicht-englischsprachigen Ländern sind die Ansagen doch gar nicht, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Ich habe auf der Arbeit genug mit Menschen aus anderen Ländern (Frankreich, Dänemark) zu tun, um sagen zu können, die reden auch mit Akzent und man kann teilweise auch gut hören, woher sie kommen. Ich verstehe trotzdem, was sie mir sagen wollen.

    Ich glaube nicht, dass sie nutzlos sind, denn trotz möglichem Akzent versteht man doch die Aussage, und ich fahre oft genug Bahn, um sagen zu können, dass da auch regelmäßig Leute in der Bahn sitzen, die mit dem Englischen mehr anfangen können als mit dem Deutschen. Da zeigt sich die Bahn mal serviceorientiert und schon wird wieder rumgenölt. Irgendwie auch schade.

  45. Vom Reisen / Linktipps | April's Journal Donnerstag, 12. April 2012 um 12:01 Uhr [Link]

    [...] mich selbst, nie mehr auch nur die Augen zu verdrehen und nicht gedankenlos zu kritisieren … ein Artikel über das Englisch in der Bahn. Jetzt finde ich mich selbst gerade ein bisschen doof, aber ich [...]

  46. April Donnerstag, 12. April 2012 um 12:06 Uhr [Link]

    Tja, die Gedankenlosigkeit … ich finde mich gerade selbst ein bisschen doof und gelobe Besserung, denn ich habe auch schon die Augen verdreht. Demnächst werde ich diese Durchsagen ganz anders hören. Danke für den augenöffnenden Beitrag.

  47. Tiziana Freitag, 13. April 2012 um 13:28 Uhr [Link]

    Das ist auch ziemlich bumms, ob ein Zugbegleiter perfekt Englisch spricht. Und ich glaube eigentlich nicht, dass das sooo viel mit dem Schulabschluss zu tun hat.

    Ich kann mal zwei konkrete Beispiele nennen:

    1. Ein Bekannter von mir ist Psychologe. Psychologe = hat Abi und Uniabschluss
    Sein Englisch ist furchtbar bis non-existent.

    2. Ein sehr bekannter Professor, der für seine Genialität (Allerdings ist er auch autistisch…) bekannt ist und ein mehrere Millionen schweres Förderprojekt an Land gezogen hat, hat mal einen Vortrag auf Englisch gehalten und mir rollten sich die Zehennägel zusammen. Er sprach zwar fließend, aber mit so einem derartigen Akzent, dass man schon nach dem 1. Wort wusste, aus welchem Land der Mann kommt.

    Ich spreche Englisch fast akzentfrei, aber darauf bilde ich mir nix ein, und ich bin meilenweit von „perfekt“ entfernt, was Grammatik und Vokabular angeht. Dafür kenne ich viele Menschen, die eine Fremdsprache (Englisch, Französisch, Deutsch etc.) fließend sprechen, aber dennoch nicht akzentfrei. Mein Vater lebt seit über 50 Jahren in Deutschland und ist total eingedeutscht, spricht seine Muttersprache schon gar nicht mehr richtig. Trotzdem hat er einen üblen Akzent im Deutschen, so dass die Leute denken, er versteht kaum was. Manchmal geht der Akzent halt nicht weg, selbst wenn jemand ne Sprache perfekt beherrscht.

  48. Irene Samstag, 28. April 2012 um 23:35 Uhr [Link]

    Ich kann übrigens bezeugen, dass der Autor von „Sänk ju for träwelling“ nicht gut Sport kann. Er hat z.B. bei uns in der Oberstufe in Volleyball beim Aufschlag (oder wie immer das heißt) die Deckenlampe zerschossen. Das war der Höhepunkt unseres faszinierend schlechten Kurses :-)

    Der Mythos dazu ging übrigens so, dass der Lehrer des Parallelkurses seine Teilnehmer früher Schluss machen ließ, damit sie noch bei uns zugucken und staunen konnten. Sänk ju for wolleball!

  49. Isabel Bogdan Samstag, 28. April 2012 um 23:37 Uhr [Link]

    Hihi.

  50. giardino Sonntag, 29. April 2012 um 10:55 Uhr [Link]

    Neulich mit dem Chor per Bahn nach Niedersachsen gefahren. Unsere Sopranistin ist Engländerin, arbeitet schon seit Jahrzehnten in Deutschland als technische Übersetzerin. Als mein Bariton-Kollege sie fragte, ob sich ihr bei dem Durchsagenenglisch nicht die Fußnägel aufrollten, meinte sie nur: Nee, überhaupt nicht, wäre doch super, dass sie überhaupt auf Englisch durchsagen würden. Umgekehrt gäbe es das nicht, und selbst wenn, würde sie bezweifeln, dass englische Bahnbedienstete Durchsagen in einer Fremdsprache auch nur annähernd so gut hinbekämen.

  51. Isabel Bogdan Sonntag, 29. April 2012 um 11:36 Uhr [Link]

    q.e.d.

  52. antje Donnerstag, 3. Mai 2012 um 13:13 Uhr [Link]

    warum nicht die einfachste (und m.E. wirtschaftlichste) Lösung anstatt das ganze Personal (zwangs)zu schulen: automatische Durchsagen in – dann – perfektem englisch, französisch…..(Hier in der Schweiz gerne praktiziert und je nach Transprtunternehmen und Strecke (englischsprachige Touristen oder nicht) auch variiert..

  53. Isabel Bogdan Donnerstag, 3. Mai 2012 um 23:42 Uhr [Link]

    Wird in Hamburg in den S- und U-Bahnen gemacht. Bei der Bundesbahn gibt es wohl mehr Aktuelles und Unvorhergesehenes, sodass spontane Durchsagen von echten Menschen gemacht werden müssen. Und: wenn die Ansagen alle automatisiert und professionell wären, würde ich etwas vermissen, was ich ganz charmant finde.
    „Lösung“ bedeutet ja, dass es ein Problem gibt. Ich sehe keins. Beziehungsweise eins beim Bahnreisenden, nicht bei den Bahnangestellten.

  54. Dieter Sonntag, 17. Juni 2012 um 10:40 Uhr [Link]

    Danke für den Twitter-Hinweis. Du schreibst ziemlich genau das, was ich auch denke. Mich nervt auch die Übererfüllung, wenn Deutsche unbedingt Barßelona (lispelnd, mit Zunge zwischen den Zähnen) sagen müssen, oder Wort „Gnocci“ unbedingt so überdreht wie in der Werbung klingen muß. Ich wette, viele Leute, die sich über nicht gut Englisch sprechende Deutsche aufregen, verstehen selbst nicht viel, wenn sie einen native speaker mit Dialekt reden hören. Das gelingt ja selbst innerhalb einer Sprache oft nicht.

    LG Dieter

  55. Isabel Bogdan Sonntag, 17. Juni 2012 um 10:59 Uhr [Link]

    Najanaja – wenn man eine Fremdsprache wirklich spricht, fällt es einem vielleicht schwer, die Wörter „deutsch“ auszusprechen. Ich habe mich als Kind immer fremdgeschämt, wenn meine Mutter „Camoñbäääch“ sagte, statt, wie alle anderen, „Kamm-m-behr“. Sie ist halt Französischlehrerin. Fand ich peinlich.
    Und jetzt mache ich natürlich genau dasselbe, wenn ich Wörter wie Sushi oder Wasabi ausspreche. Das finden bestimmt alle anderen bescheuert, aber ich kann „Wasabi“ unmöglich mit weichem s und Betonung auf dem zweiten a aussprechen. Was aber ja nicht bedeutet, dass ich mich über Leute lustig machen würde, die das tun, denn hey, ich sage auch immer noch Kamm-m-behr. Obwohl ich es „besser“ kann.

  56. Conny Montag, 20. Februar 2017 um 20:14 Uhr [Link]

    Liebe Isabel,

    mein Statement zu dieser Thematik kommt 5 Jahre zu spät ;-) habe es erst heute gelesen. Es geht nicht wirklich darum ‚wie gut jemand eine Sprache beherrscht ‚ es geht darum wie wir mit den Schwächen anderer umgehen und je weniger Sozialverhalten und Feingefühl jemand hat desto labiler der Charakter – und genau diese Schwachköpfe lachen über jeden Mist. Ich habe ein Jahr in GB gelebt und habe nie erlebt, dass man sich auf Kosten anderer derartig lustig macht wie in D. – dort habe ich eher höfliche respektvolle Menschen mit mehr Demut und dem berühmten schwarzen Humor kennengelernt, die mehr über sich selbst lachen als über andere. Die gleichen Deutschen, die andere verhöhnen, können es umgekehrt allerdings nicht vertragen, wenn ‚das Opfer dann noch schlagfertig ist‘ und sie als Provozierer schlecht dastehen – dann lacht keiner mehr. Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber die Erfahrungen, die ich in D. gemacht habe, zeigen mir, dass Toleranz und das Wort Menschenwürde im täglichen Umgang klein geschrieben werden. Man muss nur die falschen Klamotten anhaben, Frisur etc. schon ist dies ein willkommener Anlass Leute zu verarschen. Erst waren die D. eine Spassgesellschaft, die dann relativ schnell zur Verarschergesellschaft wurde.
    Nun redet man schon in den Medien darüber: Verroht Deutschland in seinen Umgangsformen? = JAAAA! Neulich setzte ich mich in Köln in die Empfangshalle der VHS, da ich erst in 40 Minuten einen Termin in der Stadt hatte – 2 Studenten die am Empfang sassen, lachten hohnvoll und machten Andeutungen über mich wie ‚jetzt sitzt die Alte da….hahaha‘. Da beschloss ich ihnen einen Streich zu spielen, denn ich spreche sehr gut Englisch (zuweilen) einen amerikanischen Akzent. Ich fragte sie also etwas aus ihrem Fachbereich in Englisch – da stotterten sie rum. Als ich ging waren sie überaus höflich (so plötzlich). Ich dachte bei mir: So geht es also: Nach oben schleimen (ach so eine Amerikanerin) und nach hinten treten (diese dämliche offensichtlich ungebildete Frau). PS. So weit zur Menschenwürde!

    Isabell ich finde, dass du mir aus der Seele sprichst – ich würde mich sehr darüber freuen, wenn wir Kontaktdaten (mail / Tel.) austauschen könnten um über dieses sehr interessante Thema: Sozialverhalten und Schadenfreude in D. zu reden. Ich habe schon oft darüber nachgedacht mit Gleichgesinnten einen Ethik-/ bzw. Social-Stammtisch zu gründen. Was hälst du davon?

    Über ein Feedback zu meinem Kommentar würde ich mich sehr freuen.

    Viele Grüsse
    Conny

  57. Cirielle Mittwoch, 22. August 2018 um 22:16 Uhr [Link]

    Liebe Isabel,

    ich freue mich sehr, dass du deine Meinung geschrieben hast und du hast es sehr schön geschrieben. Es wäre schön, wenn mehr Menschen so wie du wären.
    Ich bin eine Französin, die in Deutschland aufgewachsen ist und dort Germanistik und Anglistik studiert hat. Ich möchte niemand zu nahe treten, aber ich stelle immer wieder fest, dass das Spotten über andere Leute in Deutschland wirklich besonders schlimm ist. Jeder spricht eine fremde Sprache mit einem Akzent, nicht nur Zugbegleiter. Und es sprechen auch nicht alle Zugbegleiter so, wie es in dem Buch dargestellt wird. Und selbst wenn sie so sprächen, wichtig ist es doch, dass man sie versteht.
    Es sind nicht nur die Zugbegleiter der Deutschen Bahn, die verspottet werden, sondern auch andere Menschen. Ich habe noch gestern eine Reportage gesehen, in dieser hat ein Nichtmuttersprachler Englisch gesprochen. Da ich Anglistik studiert habe, kann ich bestätigen, dass dieser Mann ein hervorragendes Englisch sprach. Er machte nur wenige Grammatikfehler und das ist sehr gut. Selbst Engländer sprechen ihre Sprache nicht immer fehlerfrei. Natürlich hatte der Mann auch einen Akzent, trotzdem war seine Aussprache gut. Aber unter den Kommentaren waren wieder viele Menschen, die ihn verspotten mussten, ein Mann hat geschrieben, dass seine Lehrer ihn umgebracht hätten, wenn er in der Schule ein so schlechtes Englisch gesprochen hätte. Solche Bemerkungen machen mich einfach nur wütend. Ich bin sicher, dass sein Englisch nicht einmal halb so gut ist. Warum müssen hier die Menschen immer so tun, als können sie alles so gut, während alle anderen dumm seien?

    Viele liebe Grüße
    Cirielle

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