Die Sache mit dem Chili

Es sollte nämlich eine WG-Fete stattfinden, am Bismarckturm oberhalb des Philosophenwegs. Alle Mitbewohner hatten Leute eingeladen, es wurden etwa 100 Gäste erwartet. Inge, die alte Gnidde, hatte einen Biwaktopf organisiert, einen Rieseneimer mit geschätzten 50 Litern Fassungsvermögen, den man auf drei Beinen übers Feuer hängen konnte. Darin kochen ging natürlich nicht, aber es sollte Chili con Carne warmgemacht werden, das wir am Vortag in ganz normalen kleinen Kochtöpfen vorbereiteten. Den halben Tag saß die Schnippel-Brigade in der Küche und zerkleinerte Paprika und Zwiebeln, verkochte Hackfleisch für sagenhafte 120,- DM (Kinder! Das war richtig viel Geld, als der Herr Scholz und ich noch jung und Studenten waren!), ungezählte Dosen Mais und Bohnen, Paprika in allen Farben und literweise Tomatenmatsch. Immer in kleinen Töpfen, jede Ladung wurde für sich gewürzt und abgeschmeckt und in den großen Pott gekippt, dann kam die nächste Fuhre. Am Ende war der Topf fast randvoll und wurde unter beträchtlicher Anstrengung (inkl. Überschwappen) zum Abkühlen in den Keller geschleppt.
Abends roch das ganze Treppenhaus nach Chili. War ja auch kein Wunder, den ganzen Tag gekocht und beim Runtertragen übergeschwappt.
Am nächsten Morgen müffelte es irgendwie seltsam, ein Geruch, der im Laufe des Vormittags kräftiger wurde.
Mittags stank es beträchtlich.
Nachmittags roch es im gesamten Haus intensiv nach Kotze.
Später erklärte uns jemand, der Topf sei zu groß gewesen, und dass das mit der Gärung bei unterschiedlich temperierten Wärmeschichten ganz schnell geht. In der Tat stiegen im Chili dicke Blasen auf.
Nach allgemeinem ratlosem Schulterzucken und einigem Hin- und Herüberlegen, wie man denn wohl 50 Liter vergorenes Chili entsorgen könnte – Komposthaufen? Klo? – schleppten wir das Ding (inkl. Überschwappen) zum nächsten Gulli. Die Ratten werden ihren Spaß gehabt haben, und bei den Nachbarn waren wir eh unten durch.
Am Abend gab es dann Salate und Brot.

1 Kommentar

  1. Herr Paulsen Dienstag, 18. Januar 2005 um 09:27 Uhr [Link]

    Sauer werden, nennt man das Problem und die Lösung ist: große Mengen immer in vielen kleineren Töpfen möglichst rasch abkühlen lassen. Dazu die Töpfe auf Gitter stellen, damit sich auf dem Topfboden keine Hitzestaus entwickeln. Außerdem immer Schöpflöffel aus Metall in die Suppe hängen, die leiten die Hitze aus dem Inneren nach draußen. Und rühren, rühren, rühren.
    Selbst gestandenen Köchen treibt es übrigens bei Gewittern den Schweiß auf die Stirn. Gewitter beschleunigen den Prozess des Sauerwerdens und Sommers bricht in Restaurantküchen Panik aus wenn Gewitter nahen. Fonds, Brühen, Suppen und Jus werden in windeseile in die Kühlhäuser geschafft um zu retten was zu retten ist. Leider sinken dabei die Temperaturen in den Kühlhäusern, es steigt die Luftfeuchtigkeit und noch mehr Ware ist in Gefahr. Abends weinen die Köche dann ein bißchen und trinken noch mehr als sonst und fragen sich ob das sein muß mit diesen Gewittern.

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