Kunst

„Was Kunst ist, wissen Sie ebensogut wie ich, es ist nichts weiter als Rhythmus. Wenn das aber wahr ist, so beschwer ich mich nicht mit Imitation oder mit Seele, sondern gebe schlicht und einfach Rhythmus mit jedem beliebigen Material, Straßenbahnfahrscheinen, Ölfarbe, Holzklötze, ja, da staunen Sie Bauklötze, oder mit dem Wort in der Dichtung, dem Ton in der Musik, oder wie Sie wollen. Darum sehen Sie sich nicht das Material an, denn das ist unwesentlich. Suchen Sie nicht versteckt irgendeine Imitation von Natur, fragen Sie nicht nach Seelenstimmungen, sondern suchen Sie trotz des ungewöhnlichen Materials, den Rhythmus in Form und Farbe zu erkennen. Mit Bolschewismus hat das ebensowenig zu tun wie der moderne Bubikopf. Dafür ist es die Essenz aller Kunst, das heißt, jedes Kunstwerk aller Zeiten musste diese primäre Forderung erfüllen, Rhythmus zu sein, sonst war es nicht Kunst.“??

Kurt Schwitters, 1926

(Schon mal gebloggt. Aber egal. Kann man nicht oft genug sagen.)

Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest

Lolita. Lolita wollte ich schon immer mal lesen. Um klassische Bildung nachzuholen. Und weil es alle toll finden, ich kenne niemanden, der es gelesen hat und nicht liebt. Man hat es mir hundertmal ans Herz gelegt. Wie man sieht, besitze ich es ja auch schon. Aber jetzt übersetze ich gerade ein Buch über die erwachende Sexualität dreizehnjähriger Mädchen, die sich in mitte-vierzig-jährige Männer verlieben, und das ist alles sehr unangenehm, die Männer ebenso wie die Mädchen, die ganze Atmosphäre ist schmierig. Soll ja bei Lolita nicht so sein. Schaumermal. Nach dieser Übersetzung brauche ich jedenfalls erstmal was ohne Pädophile.

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Ein Geschenk, ein Geschenk!

Lieber B., jetzt kenne ich zwar Ihren Namen, weiß aber sonst nichts über Sie. Google nennt mir einen Diplomaten, einen Rechtsanwalt, einen Facharzt für Innere Medizin, einen Fotografen, einen ITler und so weiter, man wundert sich, wieviele Leute gleichen Namens es gibt. Dabei klingt er gar nicht so gängig. Jedenfalls: ich freu mich wie verrückt! Vielen Dank! Wenn Sie mir eine kleine Mail schicken, bedanke ich mich auch persönlich. Die CD läuft schon und gefällt mir sehr. Feine Sache, so ein Wunschzettel.

NACHTRAG 28.10.: Die CD läuft durch, seitdem ich sie gestern Abend ausgepackt habe. Und jetzt muss ich was beichten. Ich habe beim Auspacken nämlich kurz gedacht: „schade“. Weil es die Live-CD ist, und auf dem Wunschzettel das Studioalbum gestanden hatte, weil ich Live-CDs normalerweise nicht so mag, denn was interessieren mich die Ansagen zwischen den Liedern und das Publikumsgeschrei. Aber. ABER! Was für eine richtige Entscheidung! Plötzlich ist hier Stimmung im Arbeitszimmer, das ist total toll, man möchte SOFORT auf ein Clueso-Konzert gehen und mitsingen. 17. Februar ist schon notiert, Alsterdorfer Sporthalle leider, aber egal. Vielen Dank, das ist wirklich eine total tolle CD und ich freu mich riesig.

Merksätze

Spring forward, fall back.

oder

Im Frühling stellt man die Stühle VORs Café, im Herbst holt man sie wieder ZURÜCK.

Gern geschehen. Kann ich auch im Frühjahr gerne noch mal.

Tag 18 – Das Buch mit dem schönsten Cover, das du besitzt

Ach ja, Superlative. Seufz. Sehr gut gefällt mir Der Ursprung der Welt von Jorge Edwards (Sabine Giersberg). Die Gestaltung stammt von Julie August.

Jo, gestreift halt. Aber man ahnt was, oben rechts. „Der Ursprung der Welt“ ist der Titel eines Gemäldes von Gustave Courbet von 1866, das damals ein Skandal war. Das Bild spielt in dem Buch eine wichtige Rolle: Ein Mann entdeckt im Nachlass seines besten Freundes, eines Fotografen, Fotos, die dem berühmten Gemälde nachgestellt sind. Der Kopf der Frau ist – wie auch auf dem Gemälde – nicht zu sehen, aber er hat doch den Verdacht, dass es sich um seine eigene Frau handelt. Er wird eifersüchtig, und diese Eifersucht wirft ihn völlig aus der Bahn, er wird geradezu besessen von der Vorstellung, seine Frau könnte ein Verhältnis mit seinem besten Freund gehabt haben. Lange her, dass ich es gelesen habe (ich hoffe, die Inhaltsangabe stimmt), aber ich weiß, dass ich es unglaublich großartig und überzeugend fand. Sehr beeindruckend. Und mit einem wunderbar gelösten Schluss. Das ist eine dringende Leseempfehlung, 160 Seiten, kann man schnell mal eben. Und es sieht wunderschön aus.
Was man da oben sieht, ist natürlich nur der Schutzumschlag. Weiße Streifen auf halbtransparenten schmaleren Streifen. Das Gemälde „Der Ursprung der Welt“ hat Julie August verschä dezent darunter versteckt.

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