Film: The Party
Es ist ein Elend, ich blogge nicht mehr. Das ist vor allem für mich selbst ein Elend, weil ich der vergesslichste Mensch der nördlichen Hemisphäre bin, und wenn ich nicht drüber schreibe, was ich gelesen und welche Filme ich gesehen habe, dann werde ich sie sofort vergessen. „The Party“ habe ich gesehen, „Magical Mystery“ und „The Square“, alle drei super, mal sehen, ob ich das noch hinkriege, wenigstens kurz. Oh, und „Magnolia“, aber das ist noch länger her, das wird nichts mehr, noch drüber zu schreiben.
Der Titel „The Party“ ist unübersetzbar, denn es geht um eine Party, die anlässlich der Ernennung der Gastgeberin zur Ministerin stattfindet. Zu Hause bei Janet, der frischgebackenen Ministerin. Wir erfahren, dass sie alles für die Partei („party“) getan hat, allerdings nicht, für welche Partei, und wir erfahren auch nicht, was für eine Ministerin sie wird, denn das ist ganz egal. Sie bereitet in der Küche das Essen vor und telefoniert zwischendurch dauernd, ihr Mann sitzt derweil apathisch im Wohnzimmer im Sessel und hört Musik. Freunde kommen vorbei: die knallharte April mit ihrem weichgespülten Mann Gottfried, ein lesbisches Paar, deren Namen ich vergessen habe (die anderen habe ich auch vergessen, aber die werden im Trailer erwähnt), dessen jüngere Partnerin schwanger ist, und ein dauerkoksender junger Banker, dessen Frau später noch nachkommen wird.
Das Besondere an dem Film ist: Er ist in Schwarzweiß, da musste ich mich erstmal ein bisschen reingucken, und es ist ein Kammerspiel, er findet ausschließlich in der Wohnung statt – Küche, Wohnzimmer, Terrasse, Bad – und alles in Echtzeit, keine Sprünge oder sowas. Man meint eigentlich die ganze Zeit, im Theater zu sitzen. Wie großartig! Einfach die Möglichkeiten des Film radikal reduziert. Und es funktioniert, und zwar hervorragend.
Auch die Geschichte fühlt sich an wie Theater: wie in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ oder „Der Gott des Gemetzels“ oder auch „Ganzkörpereinsatz“ haben wir es mit einer begrenzten Menge an Paaren zu tun, die im Laufe von anderthalb Stunden munter vor sich hin eskalieren. Und dann am Ende eine wirklich sensationelle Schlusspointe, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Sehr, sehr guter Film.
Regie: Sally Potter. Mit Kristin Scott Thomas, Timothy Spall, Patricia Clarkson, Bruno Ganz, Cherry Jones, Emily Mortimer, Cillian Murphy.