jetzt war ich zwei Tage größtenteils zu Hause. Das war auch ganz gut so – es war viel Input in der ersten Woche, viel Fremdes und Ungewohntes und viel Eingewöhnen. An diesen zwei Tagen habe ich gelesen und im Internet herumgelungert, was ich halt immer so mache, und bin ein bisschen durch meine Wohngegend gestromert, habe aber nicht viel gemacht. „Viel“ kommt jetzt wieder: heute und morgen habe ich Uni, ich will versuchen, mit den Studenten ein Kapitel aus „Tschick“ ins Chinesische zu übersetzen. Das ist ein Experiment, denn natürlich verstehe ich kein Wort von ihrer Übersetzung, aber dann müssen sie mir eben auf Deutsch erklären, was die Probleme sind, was für Lösungsideen sie haben, und warum die auch wieder zweifelhaft sind. Wir machen Kapitel 18, aus dem ich auch hier zitiert habe, ich bin sehr gespannt, wie das läuft.
Am Donnerstag fahre ich dann wahrscheinlich nach Suzhou, wo es wunderschön sein muss. Dort soll ich auch einen kleinen Vortrag an der Uni halten, dafür bringen sie mich dort unter, was wirklich super ist. Und dann fahre ich am Samstag wohl weiter nach Shanghai, das ist dann nämlich nur noch 20 Minuten mit der Bahn entfernt, und gucke mir übers Wochenende Shanghai an. Wo ich dann endgültig allein sein werde, da betüddelt mich niemand mehr.
Es bleibt also alles spannend. Ich habe gehört, Leute hielten mich für cool – „was Du alles machst“ und „Du traust Dich was“ und so. Hier, ich verrate Euch ein Geheimnis: so cool bin ich gar nicht. Ich finde das schon alles ganz schön aufregend und auch ein bisschen beängstigend. (Bitte keine Ratschläge und Aufmunterungssprüche jetzt, so schlimm isses dann auch nicht.)
Jetzt aber ab an die Uni!
Was ich so mache, wenn ich eigentlich was machen sollte.
irgendwie komme ich gerade nicht aus den Puschen. Ich müsste dringend arbeiten, aber ich schiebe es vor mir her – ich habe Korrekturen von einer der letzten Übersetzungen bekommen, und diesen Arbeitsgang verabscheue ich aus ganzem Herzen. Die Korrekturen sind vollkommen okay, ich habe eigentlich keine Beschwerden, aber ich maaaaag einfach nicht. Ich glaube, es liegt daran, dass das Dokument ja schon mal fertig war, und dann bekomme ich es zurück, und nichts ist mehr fertig, ich muss über alles mögliche, was ich schon längst entschieden und erledigt hatte, noch einmal neu nachdenken, das widerstrebt mir irgendwie.
Bevor ich diese Korrekturen nicht fertighabe, kann ich auch nicht weiterschreiben, denn das muss jetzt erstmal weg. Anders gesagt: Ich kann hier von keinem neuen Zwischenstand berichten, was den Pfau angeht; ich glaube fast, dass ich die Datei nach dem Urlaub noch nicht mal aufgemacht habe. So geht das nicht weiter! (mehr …)
was war das gestern für ein schöner Abend! Eigentlich wollten wir zu Falk und der schönen, klugen Frau. Aber dann war das Wetter so schön, dass wir beschlossen haben, lieber zusammen rauszugehen und ein Picknick zu machen.
Und so saßen wir irgendwo in Planten un Blomen auf dem Rasen (und zwar nicht beim japanischen Teehaus, um auch gleich einen Insiderwitz unterzubringen), picknickten lauter leckere Sachen, tranken Sekt und Wein und Wasser, sahen den Gänsen beim Watscheln und einem bemerkenswert winzigen Hund beim Gänsejagen zu, redeten dies und das, erzählten vom Urlaub, aßen weiter, tranken weiter und fanden alles toll und wären da gerne noch sehr, sehr lange sitzengeblieben.
Allein, es sollte nicht sein: viel zu früh kamen zwei ausnehmend freundliche Security-Herren und baten uns, den Park zu verlassen. Weil es nämlich gleich ein Feuerwerk gebe, und da wollten wir sicher nicht zu nah dran sein. Der Park würde dazu geschlossen. Also packten wir unser Zeug zusammen und gingen. Richtung Michelwiese, dachten wir, da könne man doch auch noch ein bisschen sitzen und vielleicht erstmal von irgendwo aus das Feuerwerk angucken. Und als wir so auf den Michel zugingen und zum Turm hochsahen …
Okay, 10,50 € sind ein stolzer Eintrittspreis für einen Kirchturm. Aber dafür bekommt man auch einen Becher Orangensaft dazu! Wir nehmen den Aufzug, zack! ist man da oben und tritt aus der Tür, und: boah, wow. Es ist kurz vor zehn, im Norden ist der Himmel noch nicht ganz dunkel, ein wunderschöner Abendhimmel, davor der blinkende bunte Dom, zu unseren Füßen die Stadt. Auf der anderen Seite die Elbe, der Hafen, man merkt ja in der Stadt sonst oft gar nicht, wie groß dieser Hafen ist, weil man immer nur bis zur Elbe kommt, aber dahinter geht’s natürlich noch viel weiter, und das ganze Hafengelände ist noch viel heller erleuchtet als die Stadt. Es ist wunderschön, ich gucke sowieso so gerne von oben auf Städte, und außerdem ist es herrlich warm, hier oben weht aber ein leises Windchen. Es ist, anders gesagt, perfekt. Freunde, Hamburg, Sommer, ich bin ganz ergriffen und grinse nur noch blöd und sage ungefähr sechshundert Mal „ist das schön“. Es schlägt zehn Uhr.
Freundliche Mitarbeiter des Kirchturms bringen kleine Bänke und schließen die Wendeltreppe auf, die noch weiter nach oben führt, und von der aus man auch einen tollen Blick aufs Feuerwerk haben soll. Es wird langsam ganz dunkel, ich kann mich gar nicht sattsehen an der Stadt und den Lichtern. Und dann das Feuerwerk – normalerweise höre ich das immer nur und denke immer „schon wieder verpasst“, ich mag Feuerwerk nämlich gerne, gehe aber nie gezielt hin, sondern verpasse es immer. Und jetzt also vom Kirchturm, einige Raketen steigen sehr hoch, andere sehen von hier oben aus aus, als würden sie ganz da unten zwischen den Häusern bleiben. Der Dom macht zum Feuerwerk übrigens die Lichter aus, oder zumindest einen Teil, ich frage mich, wie es wohl ist, das Feuerwerk von diesem riesigen Kettenkarussell aus zu sehen, das so wahnsinnig hoch fährt. Nix für mich. Aber vom Riesenrad aus ist es bestimmt toll. Aber nicht so toll wie vom Michel, denn hier sind wir, und ich kann gar nicht aufhören, „ist das schön“ zu sagen. Wir sind immer noch in T-Shirt und Flip-Flops, obwohl es schon mitten in der Nacht ist und der Wind auffrischt, und es ist überhaupt nicht kalt. Ich liebe den Sommer, mir macht auch die Hitze tagsüber nichts, ich komme auch mit der Schwitzerei klar – dann isses halt nass, na und, am dritten Tag hört man ja auf zu stinken, dann ist der Dreck ausgeschwitzt, und dann geht eben alles etwas langsamer, aber das macht ja nichts, es entspannt und wärmt einen so richtig durch vor dem Winter, ich liebe, liebe, liebe das. Ich liebe diese Stadt, und ich liebe den Sommer. Die Turmuhr schlägt elf.
Erst kurz bevor sie zwölf schlägt, fahren wir wieder runter. Danke für den schönen Abend, Falk und die schöne, kluge Frau.
(Doof: keine Kamera dabei. Und die im iPhone taugt halt nicht.)
da bin ich wieder! Nach fast fünf Wochen Schottland. Es war, was das Wetter angeht, der herrlichste Sommer seit vielen Jahren, sagen die Schotten. Für uns war es auch herrlich, wir haben dauernd im Bach gebadet und ganz viel Musik gehört und gemacht (letzteres nur der Mann), wir haben viel mit Freunden zusammengesessen und geredet, wir haben getanzt und vor allem: sehr viel Nichts gemacht. Und das war auch gut so, denn im letzten Jahr haben wir beide ganz schön viel gearbeitet.
Ich habe nicht mal viel gelesen. Was haben wir bloß den ganzen Tag gemacht? Ich weiß es nicht. In der Hollywoodschaukel gesessen, den Schwalben und Mauerseglern bei ihren Flugmanövern zugesehen und ungefähr sechs Millionen Fotos von Pfauen gemacht. Dazu: 24 Seiten geschrieben. Das ist ganz schön wenig, wenn man bedenkt, was ich mir vorgenommen hatte. Andererseits, siehe unten: „… aber so ein Zeitroman, mein lieber Freund, das zieht sich!“ Ist ja auch klar, dass man nicht „kurz mal eben“ einen Roman schreibt. Es ist schon in Ordnung, es geht eben langsam.
Zwischenstand: 68 Seiten. Vieles ist noch unklar. Manches ist mir klarer geworden, anderes gar nicht. Ich muss meine Figuren noch besser kennenlernen, und ich muss mir vor allem klarer werden, was ich eigentlich will, wo ich hinwill. Soll das ein nettes, kleines Unterhaltungsromänchen werden, oder darf’s auch ein bisschen ernster sein? Ist der Pfau wirklich das Hauptthema oder nur der Aufhänger? Na, und so weiter.
Jetzt also: back to work. Ich hoffe, dass ich in Schottland genügend Input und genügend Erholung hatte, um mich jetzt mit frischem Elan dranzusetzen und einigermaßen geregelte Arbeitstage am Schreibtisch zu verbringen und dann doch irgendwie voranzukommen. Dummerweise liegen hier auch die Korrekturen des Buchs, das ich im Winter übersetzt habe, da muss ich auch noch durch. Und dann muss ich noch den Festivalbericht aus Stonehaven fertigmachen, damit der nächste (oder übernächste) Woche erscheinen kann. Und Urlaubsfotos sichten. Und vielleicht auch noch welche bloggen. Außerdem dies und da… neenee. Ich muss dieses Buch schreiben! So.
Los geht’s.