Tschüss, Nanjing!
Ich bin dann mal wieder weg. Es war toll, vielen Dank! Hier noch mal der Blick aufs Touristenviertel Fuzimiao. Und jetzt: duschen, Kaffee, Koffer zu und los. In ungefähr einundzwanzig Stunden bin ich zu Hause.
Ich bin dann mal wieder weg. Es war toll, vielen Dank! Hier noch mal der Blick aufs Touristenviertel Fuzimiao. Und jetzt: duschen, Kaffee, Koffer zu und los. In ungefähr einundzwanzig Stunden bin ich zu Hause.
Vorgestern wollten Frau Xu und ich eventuell ins Nanjing-Museum. Das ist eines der berühmtesten Museen Chinas, und ich war noch nicht drin. Am Abend vorher schreibt sie mir eine SMS, ob ich ihr bitte schnell meine Passnummer schicken könne. Wofür sie die denn braucht, frage ich: für das Museum. Da muss man im Internet Tickets vorbestellen, und dafür braucht man die Passnummer. Himmel, denke ich, damit der Staat nur ja jederzeit weiß, wo man ist? Um eine Zugfahrkarte zu kaufen, braucht man die Passnummer ebenfalls. Sie bestellt also Tickets vor, wir gehen dann aber gar nicht ins Museum, sondern in den Präsidentenpalast, weil so schönes Wetter ist, denn da kann man mehr draußen herumlaufen.
Also will ich dann heute allein ins Museum. Ohne eine Karte vorzubestellen, denn ich gehe einfach davon aus, dass man an einem Wochentag Vormittag auch sicher einfach am Eingang Karten kaufen kann.
Das Museumsgelände ist riesig und hat einen hohen Zaun drumherum. Auf dem Gelände sind nur vereinzelt ein paar Leute zu sehen. Ich gehe am Zaun entlang (in die falsche Richtung), weiter und weiter, immer weiter am Zaun entlang, bis ich endlich an ein offenes Tor komme. Ein Auto fährt hinein, ein paar Arbeiter sind mit irgendetwas beschäftigt, Fußgänger sind hier außer mir keine, aber da steht ein Schild, dass es zu sämtlichen Ausstellungen usw. nach links geht. Ich gehe nach links, eine Art Einfahrt entlang, und stehe plötzlich auf dem großen Platz zwischen den Museumsgebäuden. Von wo aus ich ungehinderten Zugang zu allen Museumsgebäuden und Ausstellungen habe. Ohne Eintritt gezahlt zu haben, ohne Ticket, ohne Passnummer (außer dass sie die schon von gestern haben, wo ich gar nicht da war).
Ich sehe mir einige Tuschezeichnungen und Kalligrafien an, überspringe die Ausstellung über Edinburgh, gehe in den Shop und kaufe ein Souvenir … und traue mich dann nicht in weitere Bereiche, weil ich plötzlich denke, gleich wirste erwischt. Bestimmt wirst du gleich am Eingang zur nächsten Ausstellung nach deinem Ticket gefragt. Du solltest lieber zusehen, dass du hier rauskommst, bevor sie dich erwischen, du hast dich unrechtmäßig eingeschlichen, hoffentlich fragen sie am Ausgang nicht nach dem Ticket. Nicht, dass ich glaube, ich würde gleich im Gefängnis landen, aber mir ist irgendwie unwohl dabei, so hintenrum ins Museum gelangt zu sein. Wobei mich allerdings auch niemand aufgehalten oder auch nur komisch angeguckt hat. Ich wollte das gar nicht, ehrlich! Ich bin einfach nur durch die erstbeste offene Tür hineinmarschiert.
Um jetzt durch den Hauptausgang ebenso schnurstracks wieder rauszumarschieren, ohne sonderlich viel vom Museum gesehen zu haben. Natürlich will am Ausgang niemand mein Ticket sehen. Vielleicht bin ich auch einfach schon ein bisschen besichtigungssatt. In den letzten Tagen bin ich so viel herumgelaufen und habe mir so viel angesehen, dass es jetzt eigentlich erstmal reicht.
Stattdessen gehe ich lieber essen, rein zufällig kenne ich mich ja in dieser Stadt hervorragend aus und weiß, wo es hier in der Nähe tolles Essen gibt. Ich esse diese Teigtaschen, deren Namen ich immer vergesse, die süße Suppe mit den Blüten und dieses Gemüse. Diesmal habe ich mir den Namen gemerkt, es handelt sich um Artemisia Selengensis. Wisster Bescheid.
Danach die letzte Unisitzung. Ich habe die Studierenden etwas schreiben lassen, es sind total tolle Texte dabei herausgekommen, ich war sehr beeindruckt. Und dann habe ich auch noch Abschiedsgeschenke bekommen, ein Seidentuch und ein Buch über die Uni Nanjing. Morgen ist mein letzter Tag hier, kaum zu glauben. Das ging jetzt irgendwie ganz schön schnell, eigentlich habe ich mich gerade schön eingewöht. Zum Abschied nimmt Prof. Yin mich noch mit auf einen Berg und ich sehe Nanjing noch einmal fast smogfrei im Dunkeln von oben. Tschüss, Nanjing, es war toll!
(Morgen habe ich noch was vor, was hoffentlich auch toll wird. Freitag Rückflug. Keine Ahnung, ob ich morgen noch zum Bloggen komme; schätze, eher nicht.)
Schade, dass ich es nicht geschafft habe, ein *wirklich* vollbepacktes Fahrrad zu fotografieren. Bis ich die Kamera in der Hand habe, sind sie immer schon vorbei.
Ihr müsst jetzt sehr stark sein:
„Alte Neustadt“ ist natürlich Quatsch. Aber auf der Suche nach der Neuen Altstadt bin ich erstmal eine Weile herumgeirrt, oder sagen wir: ich musste hier durch, um von der Metro aus zur Neuen Altstadt zu gelangen. Erst kam ich durch ein Viertel, von dem die Hälfte abgerissen ist, aber auch nur halb abgerissen, es sieht fast aus wie eingestürzt. Und dann die Trümmer liegengelassen, und die andere Hälfte der Häuser ist noch bewohnt. Sehr eigenartig, ich habe keine Ahnung, was da los ist und warum das ganze Viertel so aussieht, so zur Hälfte kaputt und zur Hälfte nicht.
Und dann gehe ich durch ganz enge, kleine Gassen, wo Leute leben, die wahrscheinlich nicht sehr reich sind. Am Anfang gibt es Klamottenläden, alle sehr vollgestopft und dunkel. Hier kommt wahrscheinlich ungefähr nie ein Tourist durch, ich werde angestarrt, bin offensichtlich fehl am Platz und mag nicht in einen der Läden reingehen. Jeder meiner Schritte wird beäugt. Weiter drin im Gewirr werden die Gassen noch enger, hier passen keine Autos mehr durch. Teilweise kann man in die Häuser reingucken. In allen ist es sehr dunkel, sie haben kaum Fenster, und ich bin nicht sicher, dass alle Fenster auch Scheiben haben. Ich glotze nicht zu offensichtlich in die Häuser und Wohnungen, aber ich glaube, die meisten bestehen aus einem Zimmer, das gerade mal etwas größer ist als ein Bett. Kochecke, vielleicht noch ein Regal und ein Fernseher, und die restlichen Dinge, die man so hat, stapeln sich in den Ecken. Die Gassen sind gefegt, und überall hängt Wäsche draußen.
Dieses improvisierte obere Stockwerk ist bewohnt. Ab Mittwoch sollen es nachts unter Null Grad werden. Aber vielleicht schläft da oben ja niemand.