Liebes Tagebuch,

was war das gestern für ein schöner Abend! Eigentlich wollten wir zu Falk und der schönen, klugen Frau. Aber dann war das Wetter so schön, dass wir beschlossen haben, lieber zusammen rauszugehen und ein Picknick zu machen.
Und so saßen wir irgendwo in Planten un Blomen auf dem Rasen (und zwar nicht beim japanischen Teehaus, um auch gleich einen Insiderwitz unterzubringen), picknickten lauter leckere Sachen, tranken Sekt und Wein und Wasser, sahen den Gänsen beim Watscheln und einem bemerkenswert winzigen Hund beim Gänsejagen zu, redeten dies und das, erzählten vom Urlaub, aßen weiter, tranken weiter und fanden alles toll und wären da gerne noch sehr, sehr lange sitzengeblieben.
Allein, es sollte nicht sein: viel zu früh kamen zwei ausnehmend freundliche Security-Herren und baten uns, den Park zu verlassen. Weil es nämlich gleich ein Feuerwerk gebe, und da wollten wir sicher nicht zu nah dran sein. Der Park würde dazu geschlossen. Also packten wir unser Zeug zusammen und gingen. Richtung Michelwiese, dachten wir, da könne man doch auch noch ein bisschen sitzen und vielleicht erstmal von irgendwo aus das Feuerwerk angucken. Und als wir so auf den Michel zugingen und zum Turm hochsahen …
Okay, 10,50 € sind ein stolzer Eintrittspreis für einen Kirchturm. Aber dafür bekommt man auch einen Becher Orangensaft dazu! Wir nehmen den Aufzug, zack! ist man da oben und tritt aus der Tür, und: boah, wow. Es ist kurz vor zehn, im Norden ist der Himmel noch nicht ganz dunkel, ein wunderschöner Abendhimmel, davor der blinkende bunte Dom, zu unseren Füßen die Stadt. Auf der anderen Seite die Elbe, der Hafen, man merkt ja in der Stadt sonst oft gar nicht, wie groß dieser Hafen ist, weil man immer nur bis zur Elbe kommt, aber dahinter geht’s natürlich noch viel weiter, und das ganze Hafengelände ist noch viel heller erleuchtet als die Stadt. Es ist wunderschön, ich gucke sowieso so gerne von oben auf Städte, und außerdem ist es herrlich warm, hier oben weht aber ein leises Windchen. Es ist, anders gesagt, perfekt. Freunde, Hamburg, Sommer, ich bin ganz ergriffen und grinse nur noch blöd und sage ungefähr sechshundert Mal „ist das schön“. Es schlägt zehn Uhr.

Hafennacht

Freundliche Mitarbeiter des Kirchturms bringen kleine Bänke und schließen die Wendeltreppe auf, die noch weiter nach oben führt, und von der aus man auch einen tollen Blick aufs Feuerwerk haben soll. Es wird langsam ganz dunkel, ich kann mich gar nicht sattsehen an der Stadt und den Lichtern. Und dann das Feuerwerk – normalerweise höre ich das immer nur und denke immer „schon wieder verpasst“, ich mag Feuerwerk nämlich gerne, gehe aber nie gezielt hin, sondern verpasse es immer. Und jetzt also vom Kirchturm, einige Raketen steigen sehr hoch, andere sehen von hier oben aus aus, als würden sie ganz da unten zwischen den Häusern bleiben. Der Dom macht zum Feuerwerk übrigens die Lichter aus, oder zumindest einen Teil, ich frage mich, wie es wohl ist, das Feuerwerk von diesem riesigen Kettenkarussell aus zu sehen, das so wahnsinnig hoch fährt. Nix für mich. Aber vom Riesenrad aus ist es bestimmt toll. Aber nicht so toll wie vom Michel, denn hier sind wir, und ich kann gar nicht aufhören, „ist das schön“ zu sagen. Wir sind immer noch in T-Shirt und Flip-Flops, obwohl es schon mitten in der Nacht ist und der Wind auffrischt, und es ist überhaupt nicht kalt. Ich liebe den Sommer, mir macht auch die Hitze tagsüber nichts, ich komme auch mit der Schwitzerei klar – dann isses halt nass, na und, am dritten Tag hört man ja auf zu stinken, dann ist der Dreck ausgeschwitzt, und dann geht eben alles etwas langsamer, aber das macht ja nichts, es entspannt und wärmt einen so richtig durch vor dem Winter, ich liebe, liebe, liebe das. Ich liebe diese Stadt, und ich liebe den Sommer. Die Turmuhr schlägt elf.
Erst kurz bevor sie zwölf schlägt, fahren wir wieder runter. Danke für den schönen Abend, Falk und die schöne, kluge Frau.

Feuerwerk

(Doof: keine Kamera dabei. Und die im iPhone taugt halt nicht.)

8 Kommentare

  1. Jenny Samstag, 3. August 2013 um 13:55 Uhr [Link]

    Awww. Freue mich für euch und euren schönen Abend.

  2. Frische Brise Samstag, 3. August 2013 um 19:19 Uhr [Link]

    Traumhaft schön!

    Das war aber eine Sonderöffnungszeit, ne?!

    • Isabel Bogdan Samstag, 3. August 2013 um 23:32 Uhr [Link]

      Das gibts regelmäßig und nennt sich Nachtmichel. Sollte man gelegentlich machen, weil: wunderschön.

    • Frische Brise Sonntag, 4. August 2013 um 20:30 Uhr [Link]

      Aaaahhhhh! Dankeschön!

  3. giardino Samstag, 3. August 2013 um 23:10 Uhr [Link]

    (Hach. Dein Text ist Kamera genug.)

  4. Lena Dienstag, 6. August 2013 um 13:23 Uhr [Link]

    Habe nach dem Lesen einen Kloß im Hals – seit 1 Jahr weg aus Hamburg und die Sehnsucht wird immer größer…

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