Besser ist das: Plastik / Müll
Vor ein paar Monaten habe ich hier mit großem Elan eine kleine Reihe angefangen, die „Besser ist das“ hieß, und in der es um den Versuch ging, irgendwie „anständiger“ zu konsumieren. Es ging um Fleisch und andere Lebensmittel, Geld, Kleidung und so weiter. Irgendwann hat mich leider ein bisschen der Schwung verlassen, aber eigentlich war ich noch nicht fertig. Das Thema Plastik und Müll steht beispielsweise noch aus.
Vielleicht war ich auch deswegen so lustlos, weil es so frustrierend ist. Beim Thema Müll liegt ja eines auf der Hand: wir produzieren zu viel davon. Viel zu viel. Vielvielviel zu viel.
Letztes Jahr habe ich die Ausstellung Endstation Meer gesehen und darüber geschrieben. Da geht es nur um den Plastikmüll im Meer, und es macht einen fertig. Die schiere Menge an Plastikteilen jeglicher Größe, die im Great Pacific Garbage Patch herumschwimmt (und das ist nur einer der vielen Müllstrudel in den Weltmeeren), erschlägt einen. Man sieht diese Ausstellung und möchte ab derselben Sekunde nie wieder irgendetwas aus Plastik benutzen oder gar kaufen. Plastik geht niemals nicht kaputt, beziehungsweise es geht halt nur kaputt, zersetzt sich aber nicht, verrottet nicht, sondern bricht nur in immer kleinere Stückchen, bis es in der Nahrungskette landet. Wo es eindeutig nicht hingehört.
Und dann spült mir das Internet so einen schönen Link an: da hat ein 19jähriger tatsächlich eine Idee entwickelt, wie man das ganze Plastik aus dem Meer fischen könnte. Jippie! Das klingt doch toll! Bis dasselbe Internet den nächsten Link anspült, der erklärt, warum das natürlich doch nicht so einfach ist.
Also: kein Plastik mehr benutzen? Schwierig. Beziehungsweise quasi unmöglich. Vor einer Weile hörte ich von einer Frau, die es versucht. Das Hauptproblem, soll sie gesagt haben, sei Shampoo. Das gibt’s nun mal quasi nur in Plastikflaschen. Ich zum Beispiel benutze auch noch andere Kosmetikprodukte – nicht sehr viele, aber die, die ich benutze, kommen größtenteils in Plastik daher. Auch sonst ist Plastik leider unfassbar praktisch für alles mögliche, ganz vermeiden lässt es sich also nur unter größeren Anstrengungen. Selbst die schönste Biokosmetik wird (zumindest teilweise) in Plastik verpackt. Aber ein bisschen was geht. Was sich wunderbar und wirklich ziemlich einfach vermeiden lässt, sind zum Beispiel Plastiktüten. Seit ich diese Ausstellung gesehen habe, habe ich ziemlich konsequent immer einen Stoffbeutel in der Handtasche. Oder ich frage im Laden, ob es nicht eine Papiertüte gibt. Warum werden Plastiktüten eigentlich nicht einfach verboten? Funktioniert anderswo doch anscheinend auch. (Ja, ich höre schon die Leute mit den Fingern schnipsen, die jetzt sagen möchten, dass Papiertüten auch nicht zwangsläufig umweltfreundlicher sind. Ich weiß. Seufz. Es ist kompliziert. Aber wenn wir über Müll und Verrottbarkeit sprechen, ist Papier doch sicher die bessere Wahl?) Was natürlich auch beim Tütenvermeiden hilft, ist die Gemüsekiste. Dadurch, dass wir nur noch ganz selten in den Supermarkt gehen, haben wir tatsächlich kaum noch Tüten und kaum Lebensmittelverpackungen.
Aber ich ahne, dass wir hier in Deutschland mit unserer Mülltrennung auch gar nicht das Hauptproblem sind. Jedenfalls nicht, was den Plastikmüll im Meer oder sonstwo angeht. Wir recyceln viel – na logisch funktioniert das System an vielen Stellen immer noch nicht so, wie es sollte, aber die Idee ist grundsätzlich gut und richtig, und ich hoffe, es wird weiter daran gearbeitet, das alles noch besser zu machen. Ich trenne jedenfalls pingelig, weil ich überzeugt bin, dass es grundsätzlich richtig ist. Aber global gesehen bringt es natürlich ü-ber-haupt nichts, wenn dann am anderen Ende der Welt ein Tsunami kommt und hunderte von Küstenkilometern Ziviliation ins Meer spült. Das ist mir klar, aber ich versuche trotzdem, so wenig Plastik wie möglich zu verwenden, vor allem nicht das sinnlose Verpackungsplastik und die Tüten.
„Zurzeit aber werfen allein die Deutschen jedes Jahr noch etwa 5,5 Millionen Tonnen herkömmliches Plastik auf den Müll“, steht in diesem Artikel über die Entwicklung von Biokunststoffen. Darin findet sich auch ein Video über kompostierbare Plastiktüten, und dass sie im Kompostwerk dann doch aussortiert werden, weil sie sehr viel langsamer kompostieren als der Rest. Auch sonst sind Biokunststoffe noch nicht die ultimative Superlösung, es gibt auch da noch beträchtliche Probleme – aber ich will trotzdem hoffen, dass die Forschung in die richtige Richtung geht und intensiv weiter betrieben wird.
Plastik ist natürlich nur eins von vielen Themen. Ein anderes ziemlich schlimmes Thema sind Elektrogeräte. Die sollten natürlich eigentlich auch hier bei uns recycelt werden, aber das funktioniert offenbar nicht so, wie es sollte. Man bildergoogle nur mal das Wortpaar Elektroschrott Afrika , da bekommt man schon das kalte Grausen. Das ist, wohlgemerkt, unser Elektroschrott. Und es ist das Ende unserer Elektrogeräte – am Anfang dieser Geräte wurden dafür Rohstoffe benötigt, die teilweise ebenfalls in Afrika abgebaut wurden, und zwar ebenfalls unter unwürdigsten Bedingungen. (Stark vereinfacht und schwach recherchiert.)
Ich verwöhnte Wohlstandstussi bin gerade echt genervt von meinem langsamen iPhone 3. Die Updates verlangsamen es quasi täglich noch weiter, und es regt mich maßlos auf, dass all diese Geräte so konzipiert sind, dass man nach kürzester Zeit ein neues haben möchte, weil das alte immer langsamer wird oder die neueren Apps nicht mehr darauf laufen. Dass man besser eine neue Waschmaschine, Spülmaschine, Kaffeemaschine, Sonstwasmaschine kauft, als die alte zu reparieren. Dass meine Steuerberaterin mich anruft und fragt, ob ich echt immer noch keinen neuen Computer gekauft habe, der alte sei doch schon vier Jahre alt. Wo soll der ganze Müll denn hin?
Als neues Telefon könnte ich jetzt für einen Euro ein iPhone 4 bekommen. Verlockend. Das dann in – wann, spätestens einem Jahr? auch wieder nervt, weil es langsam wird. (Außer dass ich es doch nicht für einen Euro bekomme: ich würde nämlich auch den Tarif wechseln. Wenn ich *kein* neues Telefon für einen Euro dazunehme, dann kostet der neue Tarif jeden Monat fünf Euro weniger. So plump verarschen kann ich mich nicht mal alleine.) Ich kann auch für deutlich mehr Geld ein 5er bekommen, das hält dann vielleicht etwas länger. Oder ich kann mir ein Fairphone bestellen; das klingt nach einer guten Idee, aber es hat noch niemand gesehen und getestet. Und es wäre natürlich auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Was kein Grund ist, es nicht zu tun.
Anders gesagt: Es ist ein Elend. Man kann versuchen, Müll zu vermeiden, aber alles in unserer Konsumgesellschaft ist auf möglichst hohen Verbrauch und Verschleiß ausgerichtet. Dinge, Sachen, Zeug: kaufen, wegwerfen, neu kaufen. Man kann sich aber bemühen, möglichst wenig von allem zu verbrauchen. Qualität zu kaufen und so lange wie möglich zu benutzen. Und die Dinge dann möglichst noch weiterzugeben.
Für das globale Müllproblem bringt das natürlich ungefähr gar nichts. Aber das ist kein Grund, selbst weiter herumzumüllen. Ich möchte das nicht mehr, es macht mich zunehmend wütend, wenn auf privaten Grillpartys Plastikgeschirr benutzt wird, Grund: „Keine Lust, das alles zu spülen“ (= in die Spülmaschine zu stellen).
Und deswegen habe ich diesen Eintrag wohl so lange vor mir hergeschoben. Weil es so kompliziert ist, und weil ich nicht wirklich Lust habe, mich in das Thema reinzulesen, weil es so frustrierend ist. Und weil ich das Gefühl habe, als kleine Verbraucherin sowieso nicht viel tun zu können, außer: eine noch deutlich kleinere Verbraucherin zu werden. Also weniger zu verbrauchen. Womit ich dann wahrscheinlich immer noch tausend Mal so viel verbrauche wie die Leute in Afrika, die gleichzeitig von meinem Wohlstandsmüll leben und daran krepieren.
Die schnöde Wahrheit ist außerdem: ich habe auch Spaß am Konsum. Ich freue mich über neue Kleider, Möbel, Gadgets.
Dinge, Sachen, Zeug.
Müll, irgendwann.
Hier noch ein paar ganz wundervolle Bilder.
Hier geht es zu den restlichen Einträgen der Reihe Besser ist das.
Feathers McGraw Montag, 30. September 2013 um 18:50 Uhr [Link]
Ach mann. hier in England ist das mit den Plastiktueten auch noch viel mehr „rampant“ als es in Deutschland war. Da hatte ich auch immer Stofftueten dabei – hier jetzt nicht mehr, weil es so praktisch war. Werde mir wohl doch wieder mal ne Stofftuetensammlung anlegen. Ich hab inzwischen auch wieder aufgehoert mir CO2-Vermeidungs-Dingse zu kaufen fuer meine Flugreisen, weil ich nicht mehr weiss wie das geht und Easyjet es auch nicht mehr als Option anbietet.
Vielleicht fahr ich Weihnachten doch wieder mit dem Zug heim statt mit dem Flieger. Auch wenn es viele, viele Stunden laenger dauert.
Jenny Montag, 30. September 2013 um 19:08 Uhr [Link]
Tach, Feathers. Lustiger Zufall: Komme gerade vom Sprachlog, hab mich da (innerlich) deinem Kommentar angeschlossen, hüpfe dann hierher zur Isa, und da bist du auch schon gewesen. Hase und Igel. Aber in nett.
Jenny Montag, 30. September 2013 um 19:13 Uhr [Link]
Ach, ach. Müll. Ich hab ja im letzten Urlaub so ne Erkenntnis gewonnen (sorry an alle, denen ich das schon 10x begeistert/entsetzt erzählt habe). Wir haben in einer Ferienwohnung gewohnt, in der sehr streng der Müll getrennt wurde. Papier, Glas, Plastik sowieso, aber auch der „Normalmüll“ sollte noch mal unterteilt werden in Kompostierbares und echten Restmüll. Das mach ich zu Hause nicht, hab ja keinen Kompost (und gegen so einen, den man sich auf den Balkon stellt, hat der Mann leider was…). Jedenfalls war ich völlig überrascht davon, wie viel tatsächlich auf den Kompost konnte, wie wenig Restmüll wir in den 2 Wochen produziert haben. Da kam in der Zeit gerade mal eine kleine Tüte zusammen. Wenn ich das zu Hause auch so machen könnte…! Das vermeidet natürlich keinen Plastikabfall, aber dieser Normalmüll ist ja auch so eine Sache für sich. Fand ich jedenfalls interessant.
Ich hab auch immer Stoffbeutel dabei und werde demnächst auch anfangen, beim Bäcker mir die Sachen nicht mehr in Plastik oder Papier mitgeben zu lassen, sondern ne Tupperdose mitbringen.
Unabhängig davon: Schön, dass du deine Reihe fortsetzt! Freut mich wirklich sehr.
Petra Montag, 30. September 2013 um 19:46 Uhr [Link]
Ich füchte, das ist ein wenig viel für ein einziges Posting, wenn du gleich die Welt retten willst. Eine Welt, die inzwischen soooo komplex ist, dass es in zehn Postings nicht reinpasst. Kleines Beispiel: Wenn du Plastik vermeiden willst, darfst du bei der Kosmetik nicht nur die Umhüllung weglassen, du musst auch so manchen Inhalt aus dem Glastiegel herausschaufeln. Denn in Cremes, Badezeug etc. ist nicht selten auch Plastik drin! Nicht direkt das Hartplastik ;-) , aber Kunststoffderivate. Klatschen wir uns nicht selten auf die Haut!
Oder auch so ein komisches Ding: Im angeblich weniger ökologischen Frankreich sind ratzfatz Plastiktüten verboten worden (es gibt sie nur mal selten im Notfall zugeteilt). Für einen kleinen Obolus kauft man an der Kasse eine riesige Dauertasche, wenn man nicht längst was schickes Eigenes hat. Kurz haben die Leute gemeckert, inzwischen finden sie es hipp, mit modischem eigenen Zeug aufzutauchen.
Dafür kaufen wir unsere Getränke weitgehend in Plastikflaschen, weil es ökologisch weniger schlimm ist, daraus Polarfleece herzustellen als Glasflaschen zu reinigen, zu desinfizieren und zu nutzen. So gibt es in Frankreich auch schon die ersten Sportschuhe mit federnden Sohlen aus ehemaligen Plastikflaschen etc.
Was ich damit sagen will: Ja, das alles ist sehr kompliziert. Und es gibt immer mehr als nur eine Seite. Das Problem beim Plastik im Meer ist ja nicht primär, dass es Plastik gibt. Sondern dass anderswo auf der Welt der Müll in der Landschaft landet.
Wenn aber das Erdöl noch teurer wird, ist es eh aus mit Plastik.
adelhaid Dienstag, 1. Oktober 2013 um 09:17 Uhr [Link]
haben sie nicht sogar in irland die plastiktüten wenn nicht verboten, so aber doch mit einer steuer belegt?
wir haben erst in der letzten woche genau hierüber gesprochen, als uns eine plastikbierflasche (kroatien) im meer entgegen kam, die wir natürlich rausgefischt haben, da ja die einzige möglichkeit, den great pacific garbage patch zu reduzieren ist, kein plastik mehr ins meer zu werfen.
zwar gab es dort bier in riesigen plastikflaschen, gleichzeitig war aber auf alle flaschen pfand, so auch auf allen weinflaschen. und im allgemeinen war es auch dort alles sehr schön aufgeräumt und sauber – bis man halt aufs meer ist, und da schwamm ne menge müll rum.
@jenny: wir produzieren pro monat eine tüte (25l) restmüll. pro woche einen 10l eimer biomüll und alle zwei wochen einen gelben sack. wir trennen das papier und das glas raus. wir kochen jeden tag selbst, kaufen gemüse auf dem markt in der fahrradtasche ein und nehmen im supermarkt immer eine papiertüte, weil darin dann gleich das altpapier gesammelt wird.
dass die bioplastiktüten noch extra raussortiert werden hatte ich nicht so im blick. vielleicht kaufen wir von nun an einfach papierbiomülltüten (was ja ansich auch nix anderes als ein schonbezug für den biomülleimer ist, weil’s sonst zu eklig wird).
ich bin ja immernoch für ein sachbuch zum thema besser ist das, aber ich habe den eindruck, dass erstmal das buch fertig werden muss, hm?
Dominik Dienstag, 1. Oktober 2013 um 09:24 Uhr [Link]
Das Thema beschäftigt mich auch schon lange – aus zwei Gründen:
1. Ich tauche. Und über das Tauchen habe ich die schrecklichen Plastik-Dramen insbesondere in Asien (Bali ist ein schlimmes Beispiel) erlebt, vor allem die dort nicht vorhandenen Entsorgungsmöglichkeiten. Da finde ich ja ganz pauschal, dass all die westlichen Lieferanten und Hersteller von Konsumgütern, die damit Milliarden verdienen, auch bei der Entsorgung verpflichtet werden sollten. Die bringen das ganze Zeug nämlich dort hin, müllen alles zu und überlassen die Menschen dort sich selbst.
2. Ich laufe viel und nehme an entsprechenden Events teil. Wenn man sieht, wie unfassbar viel Plastikmüll bei einem Event wie dem Berlin-Marathon anfallen (alleine die riesige Menge an Plastikbechern an den Versorgungsstationen oder die über 100.000 Plastiktüten zum Wärmen vor und nach dem Start) sind meiner Meinung nach Dinge, für die man Alternativen finden kann.
So oder so: ich glaube es gibt noch genug „Nischen“, in denen wir das Aufkommen von Plastik extrem verringern könnten, bevor wir uns dann an das große Ganze machen. Aber selbst schon hier ist die Frage: wie nur??
Gruselig ist das.
Wibke Dienstag, 1. Oktober 2013 um 10:32 Uhr [Link]
Das mit den Plastiktüten in Frankreich ist leider nicht ganz so toll wie’s klingt. Die sind nur in Supermärkten verboten worden (und ehrlich kann ich mich mit fast vierzig überhaupt nicht und gar nicht erinnern, dass es an deutschen Supermarktkassen jemals diese dünnen Fitzelplastiktüten für lau gegeben hätte, von denen die Leute hier in Frankreich dann eben mal locker jeden Samstag 15 mit heimgeschleppt haben… und heute wird immernoch jede Mehltüte und jedes Kleidungsstück bei uns im Supermarkt eingetütet wenn man nicht aufpasst), überall sonst (auch auf dem Markt) gibt es Plastiktüten nach wie vor, und man muss ehrlich gesagt ganz schön schnell reagieren, wenn man keine will, so schnell ist hier immernoch alles eingetütet! Unser (ausgesprochen netter!) Marktbauer muss auch jedes Mal wieder energisch davon überzeugt werden, dass das 2kg Kartoffelnetz nicht nochmal in eine Plastktüte gesteckt werden muss, weil die paar Erdkrümel, die da abfallen so schlimm doch nicht sind…
kelef Dienstag, 1. Oktober 2013 um 12:11 Uhr [Link]
wenn jeder einzelne versuchen würde, müll möglichst zu vermeiden, und den trotzdem anfallenden müll artgerecht zu entsorgen, dann wäre schon mal was gewonnen. leider ist es bei vielen artikeln einfach nicht möglich, die waren offen zu kaufen: nudeln, reis, usw.: alles hüppsch doppelt und dreifach verpackt in vielen fällen.
und zumindest hier in österreich sind die sondermüll-sammelstellen so weit weg von den behausungen der menschen, und so weit voneinander entfernt, dass es z.b. berufstätigen ohne auto in manchen fällen tatsächlich fast unmöglich ist, richtig zu entsorgen, es sei denn, sie nehmen sich einmal im monat einen tag urlaub dafür. allerdings müssen sie es dann mit dem müll auch entsprechend lange aushalten. ich habe das – seit ich in pension bin – genau ausgerechnet: zur biomüll-tonne gehe ich 400 m, zur batterien/medikamenten/leuchtmittel/telefon-entsorgung 800 m (in die andere richtung), allerdings haben die wochentags nur von 16.00 bis 18.00 uhr geöffnet, samstags von 10.00 – 13.00 uhr. für plastikmüll gibt es derzeit gar keine tonnen in der umgebung, für plastikflaschen gehe ich 400 m (wieder in eine andere richtung); da die leute zu faul sind die flaschen zu knicken sind die tonnen meist voll, ordentlich leute wie ich nehmen die dann wieder mit nach hause, und versuchen es ein anderes mal. wo die tonnen für plastikflaschen und biomüll nebeneinanderstehen, stehen allerdings keine tonnen für etwaigen anderen müll, worin auch immer man den abfall transportiert hat: das muss man wieder mitnehmen oder widerrechtlich dazupappen. tonnen für dosen gibt es – manchmal – neben den plastikflaschentonnen, wonach das berechnet wird kann ich nicht erkennen: steht gerade keine tonne da, nimmt man die dosen eben wieder mit. die sperrmüllsammelstelle hat den ganzen tag geöffnet, auch am wochenende ein paar stunden, ist aber 4 km weit entfernt, und von den öffentlichen verkehrsmitteln geht man noch einmal 600 m zu fuss, dort kann/soll/muss man grössere altgeräte, möbel etc. abgeben, kann man aber nur, wenn genügend platz da ist. telefonische auskunft gibt es keine: kommen sie halt vorbei, wenn platz ist können sie das zeug da lassen. wenigstens die glascontainer stehen nur 50 m entfernt. und ich wohne in einem dicht besiedelten gebiet.
kartons von verpackungen werden kaum von jemandem vor dem wegwerfen zerschnitten, somit füllen ein oder zwei kartons gerne die einzige papiertonne hier im haus.
die mülltonnen sind allesamt so hoch, und der einwurf oben auf dem deckel, kinder oder menschen unter einer gewissen körpergrösse können da einfach nix reinwerfen – die schmeissen das zeug dann eben daneben, oder in die kleinen mistkübel die auf den strassen herumhängen. die sind dann sofort voll, und der mist landet auf dem boden.
da kannste dich bemühen was du willst, für viele leute ist das alles tatsächlich einfach zu mühsam. alte, berufstätige, kranke, behinderte haben oft wenig chance. wenn sich die nachbarn nicht erbarmen, oder jemand aus der familie, dann fliegt das zeug eben in den normalen müll.
derzeitiger stand im hof neben den mülltonnen: eine waschmaschine, ein fahrrad, ein heizlüfter, ein mikrowellengerät, zwei sessel. wem auch immer das zeug gehört.
derzeitiger stand in der wohnung: zwei katzeklokartons voller papier (siehe heizlüfter und mikrowellengerät neu, daher papiertonne voll, müllabfuhr hatte wohl keine lust die in die tonne geklemmten und dann vom regen durchweichten kartons herauszufitzeln): seit zwei wochen. eine stofftasche voller batterien: abgebastelle dreimal „heute ausnahmsweise geschlossen“: seit vier wochen. eine grosse tasche mit plastikflaschen (tonnen dauernd voll, stehen aber auch vor einer schule und gegenüber vom supermarkt): seit zwei wochen. ich meine, ich habe einen einpersonen-haushalt, wenn ich mir da eine vierköpfige familie vorstelle krieg ich panik. über unangekündigten besuch mag ich auch im moment nicht nachdenken.
solange die kommunen das nicht in den griff bekommen, wird das mit der mülltrennung und anschliessenden ordnungsgemässen entsorgung noch ein langer weg. da nützt auch ein persönliches umweltbewusstsein nur bedingt – aber es ist ein anfang.
Regionalulf Dienstag, 1. Oktober 2013 um 14:21 Uhr [Link]
Auch bei uns hat die Biokiste den Müllaufwand erheblich reduziert – ich habe schon zwei mal eine Tonnenverkleinerung durchführen lassen. Und: Klar sind Papiertüten besser als Plastik. Die kann man kompostieren (und vorher mehrfach verwenden).
Neli Dienstag, 1. Oktober 2013 um 16:14 Uhr [Link]
Guck doch mal hier, wo (nicht nur) deutscher Müll die Umwelt verschmutzt http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1993052/auslandsjournal-vom-25.-September-2013#/beitrag/video/1993052/auslandsjournal-vom-25.-September-2013
agatha Dienstag, 1. Oktober 2013 um 16:30 Uhr [Link]
Ich war neulich in einem großen Supermarkt, und da gab es gängeweise (!) Plastikmüll für einen Euro pro Artikel…Wahnsinn! Und es war klar, dass diese Sachen nicht lange gebraucht und genutzt werden (können). Einfach nur Wahnsinn!
Ich verstehe nicht wieso Plastik immernoch soo billig sein kann.
Und am wenigsten verstehe ich wieso man aus so einem eigentlich wertvollen Material so kurzlebige Produkte (und damit langlebigen Müll) herstellt.
alaskagirl Freitag, 4. Oktober 2013 um 09:23 Uhr [Link]
Da wir in einem der wenigen Landkreise in D wohnen, wo es keine gelbe Tonne und keinen gelben Sack gibt, werden wir ganz anders mit unserem Plastikmüll konfrontiert. Hier muss jeder Verpackungsmüll zum Wertstoffhof gebracht werden. Grundsätzlich halte ich das für großen ökologischen Blödsinn, dass jeder jede Woche mit dem Auto zum Wertstoffhof fährt, um seine drei Säcke Verpackungsmüll wegzubringen, aber es macht einem doch bewusst, wie viel es ist. Ich habe jeden Joghurtbecher mindestens 5 mal in der Hand, beim Essen, beim in die Spülmaschine ein- und ausräumen, beim in die Tüte packen und beim Wegwerfen auf dem Wertstoffhof. Wir spülen Joghurtbecher, Gläser und Dosen in der Spülmaschine, da es kein Vergnügen ist, gammelige Verpackungen auf dem Wertstoffhof sortenrein getrennt (unter strenger Aufsicht der Wertstoffhofangestellten) zu entsorgen. Das machen beinahe alle so; ein weiterer Unsinn des Wertstoffhofsystems: Verpackungen spülen, bevor sie verbrannt werden.
Ich ärgere mich über jede Plastikverpackung, weil ich weiß, dass ich das hinterher wieder zum Wertstoffhof tragen muss. Deshalb finde ich es schade, dass auch der Biolieferdienst Joghurt in Bechern und Milch in Tetrapacks liefert. Milch in Flaschen gibt es fast nirgends mehr.
Isabel Bogdan Freitag, 4. Oktober 2013 um 09:55 Uhr [Link]
Wow. Das klingt wirklich bizarr.
Immer dieses verdammte Einerseits-Andererseits | Meine Stadt soll schöner werden Freitag, 4. Oktober 2013 um 20:50 Uhr [Link]
[…] Nachtrag vom 4. Oktober 2013: Auch andere verzweifeln beim Versuch, etwas richtig zu machen, an der Kompliziertheit unserer Welt. Nachzulesen hier: https://isabelbogdan.de/2013/09/30/besser-ist-das-plastik-muell/ […]
Marion Grob Mittwoch, 9. Oktober 2013 um 14:09 Uhr [Link]
Bei Lush gibt es Seife und Shampoo (in Form von Haarseife) offen, also am Stück, zu kaufen. Die Sachen werden in Papiertütchen verpackt, die man aufgrund des feinen Dufts erst einen Weile zwischen die Wäsche legen kann, bevor man sie ins Altpapier gibt. Cremes und Flüssigkeiten werden in Plastikbechern verkauft, die von Lush gerne zurückgenommen werden, sofern man sie nicht selber für andere Dinge weiterverwendet. Die Produkte werden nicht an Tieren getestet und sind komplett aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, d.h. sie können bedenklos auf den Kompost oder in den Biomüll gegeben werden. Eine vollständige Liste der Inhaltstoffe findet sich auf der Tüte bzw. dem Behälter, oft zusammen mit einem Bild von dem Mitarbeiter, der das Produkt hergestellt hat.
Es gibt in etlichen Städten Lush-Läden, in denen man alles ausprobieren darf (ganz großer Spaß, und wie das alles duftet!) und in denen einen – wenn man möchte – freundliche und kompetente Verkäuferinnen beraten, ohne aufdringlich zu sein. Oder man bestellt übers Internet.
Fussel Freitag, 11. Oktober 2013 um 19:07 Uhr [Link]
Bei uns (Dresden) gibt es in den Bioläden Milch in Flaschen. Auch in vielen Supermärkten (keine Discounter) gibt es mindestens eine Sorte Milch in Flaschen. Auch Joghurt wird sowohl im Biomarkt als auch in den Supermärkten in 500g-Gläsern angeboten. Die kleinen Becher kauf ich nicht mehr.
Bei Säften wird’s dann schon schwieriger, da hat man oft Probleme, was in Glasflaschen zu finden.
In allen meinen Handtaschen oder Rucksäcken wohnt auch ein Einkaufsbeutel aus Stoff.
Wir haben zwar eine Biotonne, aber an unserem Dreifamilienhaus ist ein Garten, den die Mieter auch für Beete nutzen dürfen. Da stehen dann in einer versteckten Ecke auch zwei Schnellkomposter. Das gibt prima neue Erde für den Garten.
Soweit klappt das ganz gut. Richtig schwierig wirds aber beim Wurst- oder Käseeinkauf. Ich habe noch keinen Supermarkt oder Fleischer gefunden, die bereit wären, einem das in mitgebrachte Dosen zu tun.
Auch Reis oder Nudeln sind quasi nicht ohne Plastikverpackung zu bekommen. Selten mal findet man was in Pappe, aber da habe ich immer die Berichte im Ohr, daß genau diese Pappen Erdölrückstände enthalten und die fröhlich an die darin befindlichen Lebensmittel abgeben :-/
Shampoos sind auch so ein Problem. Mit Wascherde hab ich’s noch nicht probiert.
Schwieriges Thema, aber man kann nur versuchen, selber seinen Teil zu tun. Wenn jeder sagt „aber ich kann doch nichts ausrichten“ macht keiner was…
Anderswo Sonntag, 13. Oktober 2013 um 00:10 Uhr [Link]
[…] Und ein Nachtrag zum Mülleintrag neulich: Schweden hat zu wenig davon. Schweden ist ziemlich cool, […]
Woanders – Der Wirtschaftsteil | Herzdamengeschichten Donnerstag, 17. Oktober 2013 um 06:22 Uhr [Link]
[…] der Umwelt, der Sozialpolitik, des Weltmarktes und so weiter. Nichts als Rätsel um uns herum, kryptische Gesamtgefüge unüberschaubarer Größe. Wir möchten gerne, dass bestimmte Antworten leicht sind, dass alles einfach mit “bio”, […]
Der Wirtschaftsteil | GLS Bank-Blog: Geld ist für die Menschen da! Donnerstag, 17. Oktober 2013 um 06:23 Uhr [Link]
[…] der Umwelt, der Sozialpolitik, des Weltmarktes und so weiter. Nichts als Rätsel um uns herum, kryptische Gesamtgefüge unüberschaubarer Größe. Wir möchten gerne, dass bestimmte Antworten leicht sind, dass alles einfach mit “bio”, […]
Ben83ian Donnerstag, 12. Dezember 2013 um 15:49 Uhr [Link]
Toller Artikel…Plastik geht uns alle an, meine Gedanken dazu:
http://ben83ian.wordpress.com/2013/12/04/nachgetreten-plastik-geht-alle-an/
Said Sonntag, 2. Februar 2014 um 23:26 Uhr [Link]
Ja, das wäre schön wenn man durch richtiges Einkaufen einfach die Welt retten könnte. Leider Ist es wohl mehr als das, denn unser allgemeiner Lebensstil mit hoher Mobilität, Reisen und Haus im Grünen ist alleine schon sehr verschwenderisch. Wäre schon wenn ich mich durch richtiges konsumieren aus der Affäre ziehen könnte. Leider reicht es bestenfalls um mich vorübergehend zu beruhigen. Altholzmöbel von [Link entfernt, IB] sind immerhin ein bisschen besser als nicht nachhaltige. Wenn es bloß so einfach wäre…