Tschüss, 2012
2012 war das Jahr, in dem ich plötzlich Autorin war. Jedenfalls fühlt es sich immer noch an wie „plötzlich“. Natürlich gab es vorher Anzeichen. Den Vertrag mit Rowohlt für „Sachen machen“ habe ich schon im März 2011 unterschrieben. Aber das Buch war dann halt erst kurz vor Weihnachten 2011 fertiggeschrieben. Ungefähr zu der Zeit, als ich auch den Hamburger Förderpreis für Literatur bekam, für eine unfertige Geschichte über einen Pfau, die ich frech „Romananfang“ genannt hatte.
Anfang des Jahres 2012 habe ich mir eine Weile freigenommen, weil ich die Pfauengeschichte weiterschreiben wollte. Es ist beim Vorsatz geblieben, ich bin nicht wirklich weitergekommen. Ein bisschen weitergedacht habe ich natürlich, mit mittelprächtigem Erfolg. Anfang Juli erschien dann „Sachen machen“, und ich war selbst verblüfft, wie hysterisch ich meinen Amazon-Verkaufsrang überprüfte. Schlimm, wirklich. Sehr schlimm. Seit zwölf Jahren erscheinen Bücher mit meinem Namen vorne drin, ich hatte nicht gedacht, dass es mich dermaßen hibbelig machen würde, wenn er plötzlich außen drauf steht. Das direkte Feedback zum Buch war überwältigend, es gab auch erstaunlich viel Presse (nette), die Gesamt-Verkaufszahlen waren allerdings eher mittel. Aber so ist es wohl, wenn man keinen Namen hat, wahrscheinlich kann ich insgesamt nicht klagen. Und man erhofft sich natürlich immer mehr. Macht aber nix, das war schon alles sehr, sehr super, im Sommer hatte ich eine ganze Reihe Lesungen, die mir viel Spaß gemacht haben, und ich bin immer noch stolz wie Bolle: mein Buch. Mein eigenes. Selbstgeschrieben. Ist das zu fassen? Ich habe ein Buch geschrieben! Und Menschen lesen das gerne und schreiben mir hinterher, sie hätten jetzt auch Lust, Sachen zu machen, und sie hätten schon dies und das gemacht. Das ist unglaublich großartig. Deshalb hier auch noch mal: Danke für Euer Feedback und Eure Begeisterung. Das ist wirklich total toll.
Auch ein erstes Mal: Irgendwo wurde ich als Schriftstellerin bezeichnet. Ich finde, das ist ein zu großes Wort, das bin ich doch nicht. Autorin natürlich schon, Autorin ist, wer etwas geschrieben hat. Schriftstellerin ist, wer Literatur geschrieben hat. „Sachen machen“ ist keine Literatur, das ist eher journalistisch, es sind ja reine Erlebnisberichte, da ist nichts fiktionalisiert – ich weiß nicht, was die genaue Definition von „Literatur“ ist, aber mit „Sachen machen“ fühle ich mich nicht als Schriftstellerin.
Im August erschien dann „Dinner for one“, eine Anthologie über das Alleinessen, herausgegeben von Friederike Schilbach. Dafür habe ich fünf Geschichten übersetzt und eine eigene beigesteuert. Die ist so einigermaßen die Wahrheit und fühlt sich daher auch nicht wirklich wie „Literatur“ an.
Im Oktober erschienen dann tatsächlich zwei richtig literarische Geschichten im Hamburger Ziegel (nämlich „Brombeeren“ und „Der Pfau“, auf die ich beide sehr stolz bin), und im November ein ganz kleiner Beitrag in der Wiesbadenanthologie von stijlroyal und „Klein Fawa“ in der Rowohlt-Weihnachtsanthologie. Keine Ahnung, ob drei oder fünf Geschichten mich jetzt zur Schriftstellerin machen, aber auf jeden Fall kann ich mit Fug behaupten: 2012 war das Jahr, in dem ich plötzlich Autorin war. Ein Buch, fünf Anthologiebeiträge – vor einem Jahr hätte ich das sicher nicht geglaubt.
Dummerweise ist damit quasi mein literarisches Gesamtwerk auch schon veröffentlicht, alles gleichzeitig. Ich habe nicht 20 weitere Geschichten in der Schublade liegen, nicht mal zwei. Ende des Jahres habe ich dann doch noch ein bisschen am Pfau weitergeschrieben, im Moment ist er 45 Seiten lang – mal sehen, wie das weitergeht. Ich habe gute Vorsätze für 2013, aber dazu schreibe ich demnächst dann noch was.