Gastspiel
Ich habe ein „Gastspiel“ im Börsenblatt gegeben und mich mal wieder über das alte Übersetzerthema ausgelassen. Bitte sehr: Von der Unsichtbarkeit.
UPDATE
Beim Börsenblatt gibt es jetzt eine Umfrage: wohin gehört der Übersetzername – aufs Cover oder ins Kleingedruckte? Hier abstimmen. (Na kommt. Ihr wisst schon.)
Monika Freitag, 28. September 2012 um 00:13 Uhr [Link]
ähm … „die Übersetzung besorgt“???
Isabel Bogdan Freitag, 28. September 2012 um 00:27 Uhr [Link]
Jo, sagt man so. (Ich mag den Ausdruck aber irgendwie auch nicht.)
Monika Freitag, 28. September 2012 um 01:43 Uhr [Link]
Na ja, klingt nicht wirklich besser als „die Übersetzung ist erschienen“.
Isabel Bogdan Freitag, 28. September 2012 um 08:43 Uhr [Link]
Immerhin gibt es einen aktiv Handelnden, der da etwas tut. Bei „ist erschienen“ klingt es, als täte nur die Übersetzung was, nämlich vom Himmel fallen.
Robert M Maier Freitag, 28. September 2012 um 01:04 Uhr [Link]
Ach Frau Isabo. Eigentlich ist das doch gar keine Umfrage, sondern eine reine leading question… trotzdem will aber (Stand 28.09. 00:58) noch gut ein Viertteil der Antwortenden kaltschnäuzig auch weiterhin nicht auf die Existenz einer Instanz zwischen Rankin oder Rowling oder sonstwem und dem deutschen Leser aufmerksam gemacht werden… je länger man drüber nachdenkt, desto schauerlicher ist das. Ob es wohl genügen wird, die einfach auf unsere Existenz hinzuweisen?
Isabel Bogdan Freitag, 28. September 2012 um 01:35 Uhr [Link]
Keine Ahnung. Ich hoffe ja immer, dass stetiges Aufklären hilft; vielleicht glauben diese 25% der Leute ja wirklich, dass Übersetzen sowas Ähnliches ist wie Umrechnen von Inch in Zentimeter, und dass das demnächst komplett von einer Software übernommen werden kann. Da hilft nur: rausgehen und vom Übersetzen erzählen. Erklären, was wir da genau tun.
Vor ein paar Jahren wurde ich auf einer Party einem Ingenieur vorgestellt mit den Worten: Das ist Isa, sie hat gerade einen Übersetzerpreis bekommen. Der Ingenieur war wirklich ernsthaft verblüfft, dass man für sowas einen Preis bekommen kann und fragte, wofür der Preis denn sei – dafür, dass ich alles richtig gemacht habe? Ich konnte dann quasi einen Groschen nach dem anderen bei ihm fallen sehen, als ich erklärt habe, worum es bei „guten“ Übersetzungen geht. (Was natürlich wieder ein sehr großes Thema ist, das man nicht in fünf Sätzen zusammenfassen kann.)
Und ich will dem Ingenieur gar nicht vorwerfen, dass er es nicht besser wusste. Er hatte halt noch nie darüber nachgedacht. Deswegen glaube ich, die beste Methode ist: drüber reden. Also eigentlich wie im wirklichen Leben.
streckenweise Freitag, 28. September 2012 um 13:20 Uhr [Link]
Man darf das den Ingenieuren auch nicht übel nehmen – die dürfen nämlich ihre Texte häufig selber übersetzen. (Und sie sehen sowieso alles rein technisch.)
Die Toni Freitag, 12. Oktober 2012 um 09:46 Uhr [Link]
Ja, stetiges Aufklären hilft:
Habe selbst zwar reichlich mit Sprache zu tun, aber … ach … mit einer eher ingenieursartigen, die bestenfalls kurz, prägnant, präzise ist (ist sie meist nicht) und dennoch waren mir die Leistungen der Übersetzer als Leserin lange kaum bewußt.
Aber: habe gerade dieses Interview (http://www.cicero.de/salon/kein-sex-entenhausen/52150?seite=4) mit Denis Scheck gelesen und endlich hinreichend aufgeklärt durch Ihren Blog SOFORT an sie gedacht.
Also: Übersetzer sind die unbesungenen Heroen der Literatur!
Sie können gar nicht genug darauf hinweisen.
Die Toni
Isabel Bogdan Sonntag, 14. Oktober 2012 um 23:23 Uhr [Link]
Großartiges Interview, vielen Dank!