Bootfahren

Ich hatte so viele schöne Bilder gesehen von Bootsfahrten in Suzhou (das ist diese Stadt zwischen Nanjing und Shanghai, wo ich für zwei Tage war und einen Vortrag an der Uni gehalten habe). Und weil man mich mit Bootsfahrten ja immer kriegen kann, wollte ich dort also eine machen, es war schönes Wetter, der Nachmittag frei … und dann sagten sie an der Uni, neinnein, das müsse man unbedingt abends machen, „die Lichter, die Lichter!“ Also habe ich mich nachmittags ein Stündchen hingelegt, was auch schön war, und habe die Bootsfahrt abends im Dunkeln gemacht. „Die Lichter, die Lichter!“ bedeutet, was mich eigentlich nicht hätte überraschen sollen, dass sie die Bäume giftgrün anleuchten und auch sonst allerhand farbenfrohe Lichterketten und Glitzereffekte installiert haben. Für meinen westlichen Geschmack ist das eher Kitsch, und von der Stadt sieht man auch nicht recht etwas. (Desweiteren bedeutet es, dass die Bilder von dieser Bootsfahrt allesamt für die Tonne sind.)
Aber es ist ja nicht so, als hätte Nanjing nichts zu bieten! Im Viertel am Konfuziustempel, in dieser touristisch aufbereiteten „Altstadt“ Fuzimiao, kann man ebenfalls Boot fahren, und abends ist es teurer als tagsüber. Wegen „die Lichter, die Lichter!“, nehme ich an, und freue mich, dass ich nachmittags bei Sonnenschein dort bin. Weil Bootfahren super ist, und weil ich außerdem schon den ganzen Tag herumlaufe und gern mal eine Stunde sitze und mich durch die Gegend schippern lasse.

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Auf ausländische Touristen sind sie hier übrigens nicht eingestellt. Wir werden die ganze Bootsfahrt über auf Chinesisch über das informiert, was es zu sehen gibt. Jedenfalls nehme ich das an, ich verstehe ja nichts. Und ich bin auch die einzige Ausländerin an Bord. Überhaupt gibt es in Nanjing sehr wenig Ausländer; im Univiertel sieht man ein paar, aber sonst eher nicht.
In der Tat sind überall im Ufergestrüpp Lampen und Lichterketten und Strahler installiert, ich ahne, wie es hier nachts aussieht. Stellenweise gibt es sogar lebensgroße Figuren, bunte Blumenbögen, die über den Kanal gespannt sind, und sonstige Plastikinstallationen.

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Mir gefällt diese Fahrt bei Tageslicht sehr, obwohl so ein buntes Lichtermeer bei Nacht natürlich irgendwie auch was hat. Vielleicht mache ich das noch, wenn ich mal wieder in Nanjing bin. Bei Tageslicht sehe ich dafür das, was in Hamburg irre viel Geld kostet: Wohnen am Wasser. Hier wirkt es, als gäbe es doch recht unterschiedliche Preislagen von Wasserwohnungen. Die Restaurants allerdings sehen alle eher hochpreisig aus. Für chinesische Verhältnisse. (Die Essenspreise! Habe ich schon etwas über die Essenspreise geschrieben? Nein? Sie sind teilweise so, dass man denkt, dann könnten sie es auch gleich einfach verschenken. Unglaublich günstig.)

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Und zurück zum Anleger. Bootfahren ist super, aber vielleicht wiederhole ich mich da.

Hallo, Hamburg!

Da bin ich wieder. Etwas verschnupft, aber gut angekommen, und ich habe wunderbar geschlafen. Das eigene Bett ist doch der gemütlichste Platz der Welt.
Was wirklich der Wahnsinn ist: die Luft hier. So! klar! Unfassar, es sieht aus, als hätte jemand die Fenster geputzt und den Kontrast wieder reingedreht. Dabei ist einigermaßen graues Novemberwetter; nicht auszudenken, wie es sich anfühlen muss, bei Sonnenschein anzukommen.
Heute habe ich mich erstmal mit dem Mann zu Hause eingemuckelt. Morgen gehen wir Glühwein trinken, um fünf Uhr auf dem „Winter Pride“-Weihnachtsmarkt am Anfang der Langen Reihe. Wenn noch jemand mitmöchte, freue ich mich! In den nächsten Tagen habe ich dann alles mögliche zu tun, und dann wird auch weitergebloggt. Ein paar Chinaeinträge sind noch ungeschrieben.

Tschüss, Nanjing!

Ich bin dann mal wieder weg. Es war toll, vielen Dank! Hier noch mal der Blick aufs Touristenviertel Fuzimiao. Und jetzt: duschen, Kaffee, Koffer zu und los. In ungefähr einundzwanzig Stunden bin ich zu Hause.

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Aus Versehen Sachen machen

Vorgestern wollten Frau Xu und ich eventuell ins Nanjing-Museum. Das ist eines der berühmtesten Museen Chinas, und ich war noch nicht drin. Am Abend vorher schreibt sie mir eine SMS, ob ich ihr bitte schnell meine Passnummer schicken könne. Wofür sie die denn braucht, frage ich: für das Museum. Da muss man im Internet Tickets vorbestellen, und dafür braucht man die Passnummer. Himmel, denke ich, damit der Staat nur ja jederzeit weiß, wo man ist? Um eine Zugfahrkarte zu kaufen, braucht man die Passnummer ebenfalls. Sie bestellt also Tickets vor, wir gehen dann aber gar nicht ins Museum, sondern in den Präsidentenpalast, weil so schönes Wetter ist, denn da kann man mehr draußen herumlaufen.
Also will ich dann heute allein ins Museum. Ohne eine Karte vorzubestellen, denn ich gehe einfach davon aus, dass man an einem Wochentag Vormittag auch sicher einfach am Eingang Karten kaufen kann.
Das Museumsgelände ist riesig und hat einen hohen Zaun drumherum. Auf dem Gelände sind nur vereinzelt ein paar Leute zu sehen. Ich gehe am Zaun entlang (in die falsche Richtung), weiter und weiter, immer weiter am Zaun entlang, bis ich endlich an ein offenes Tor komme. Ein Auto fährt hinein, ein paar Arbeiter sind mit irgendetwas beschäftigt, Fußgänger sind hier außer mir keine, aber da steht ein Schild, dass es zu sämtlichen Ausstellungen usw. nach links geht. Ich gehe nach links, eine Art Einfahrt entlang, und stehe plötzlich auf dem großen Platz zwischen den Museumsgebäuden. Von wo aus ich ungehinderten Zugang zu allen Museumsgebäuden und Ausstellungen habe. Ohne Eintritt gezahlt zu haben, ohne Ticket, ohne Passnummer (außer dass sie die schon von gestern haben, wo ich gar nicht da war).

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Ich sehe mir einige Tuschezeichnungen und Kalligrafien an, überspringe die Ausstellung über Edinburgh, gehe in den Shop und kaufe ein Souvenir … und traue mich dann nicht in weitere Bereiche, weil ich plötzlich denke, gleich wirste erwischt. Bestimmt wirst du gleich am Eingang zur nächsten Ausstellung nach deinem Ticket gefragt. Du solltest lieber zusehen, dass du hier rauskommst, bevor sie dich erwischen, du hast dich unrechtmäßig eingeschlichen, hoffentlich fragen sie am Ausgang nicht nach dem Ticket. Nicht, dass ich glaube, ich würde gleich im Gefängnis landen, aber mir ist irgendwie unwohl dabei, so hintenrum ins Museum gelangt zu sein. Wobei mich allerdings auch niemand aufgehalten oder auch nur komisch angeguckt hat. Ich wollte das gar nicht, ehrlich! Ich bin einfach nur durch die erstbeste offene Tür hineinmarschiert.
Um jetzt durch den Hauptausgang ebenso schnurstracks wieder rauszumarschieren, ohne sonderlich viel vom Museum gesehen zu haben. Natürlich will am Ausgang niemand mein Ticket sehen. Vielleicht bin ich auch einfach schon ein bisschen besichtigungssatt. In den letzten Tagen bin ich so viel herumgelaufen und habe mir so viel angesehen, dass es jetzt eigentlich erstmal reicht.
Stattdessen gehe ich lieber essen, rein zufällig kenne ich mich ja in dieser Stadt hervorragend aus und weiß, wo es hier in der Nähe tolles Essen gibt. Ich esse diese Teigtaschen, deren Namen ich immer vergesse, die süße Suppe mit den Blüten und dieses Gemüse. Diesmal habe ich mir den Namen gemerkt, es handelt sich um Artemisia Selengensis. Wisster Bescheid.

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Danach die letzte Unisitzung. Ich habe die Studierenden etwas schreiben lassen, es sind total tolle Texte dabei herausgekommen, ich war sehr beeindruckt. Und dann habe ich auch noch Abschiedsgeschenke bekommen, ein Seidentuch und ein Buch über die Uni Nanjing. Morgen ist mein letzter Tag hier, kaum zu glauben. Das ging jetzt irgendwie ganz schön schnell, eigentlich habe ich mich gerade schön eingewöht. Zum Abschied nimmt Prof. Yin mich noch mit auf einen Berg und ich sehe Nanjing noch einmal fast smogfrei im Dunkeln von oben. Tschüss, Nanjing, es war toll!

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(Morgen habe ich noch was vor, was hoffentlich auch toll wird. Freitag Rückflug. Keine Ahnung, ob ich morgen noch zum Bloggen komme; schätze, eher nicht.)

Fahrräder

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Schade, dass ich es nicht geschafft habe, ein *wirklich* vollbepacktes Fahrrad zu fotografieren. Bis ich die Kamera in der Hand habe, sind sie immer schon vorbei.

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