Ich habe hier (und auf Facebook) ja schon ein paarmal auf die Lesebändchen hingewiesen, die ich so gerne mag. Seit ich zum ersten Mal so eins benutzt habe, klebe ich in jedes frische Hardcover eins ein, denn, wie Torsten einmal sinngemäß und aus dem Gedächtnis zitiert sagte: „Ich halte den Lesebändchengeiz für eins der Grundübel des Buchmarkts“. Jawohl, das ist es! Ein anständiges Hardcover, das auf sich hält, hat doch wohl bitte ein Lesebändchen! Echtjetzma. Und wenn es keins hat, dann klebe ich eben eins rein.
Die Lesebändchen kommen in bunt gemischten Farben in Fünferpacks, und es gibt immer mal wieder Angebote, bei denen fünf Fünferpacks etwas günstiger sind. Wenn man einmal welche bestellt hat, bekommt man zwei-drei Mal im Jahr eine Mail, dass es wieder Angebote gibt. Ich gehe dann immer unverzüglich in den Webshop und bestelle, es liegt hier immer ein Vorrat an Lesebändchen, sie sind nämlich auch super Mitbringsel. Ich bin sonst eher schlecht in sowas, wenn ich irgendwo eingeladen bin, denke ich nie vorher dran, eine Kleinigkeit zu besorgen oder so, sondern immer erst im letzten Moment. Hab ich noch ein von mir übersetztes Buch, das denjenigen interessieren könnte? Nein? Okay, dann Lesebändchen. Kommt immer super an.
Was ich jetzt aber eigentlich sagen wollte: Es gibt gerade Weihnachtsangebote. Habe ich natürlich sofort bestellt, keine Unmengen, weil ich noch so viele habe, nur zwei Päckchen mit je 5 Fünferpacks. Die Lieferung kam, wie immer, postwendend, allerdings war nur ein Päckchen drin. Kann ja mal passieren, Menschen machen Fehler. Ich schrieb also eine Mail, dass da ein Päckchen gefehlt habe und bekam wiederum postwendend eine Antwort mit einer netten Entschuldigung und dem Versprechen, sich zu kümmern und das fehlende Päckchen nachzuliefern. Heute kam ein Umschlag mit *zwei* Fünferpacks drin, obwohl ja nur einer gefehlt hatte. Ich habe noch eins geschenkt bekommen, einfach so, weil es ein Versehen gab und in der ersten Lieferung eins fehlte.
Liebe andere Unternehmen: so macht man das. Gutes Produkt, immer prompt geliefert, und bei einem Versehen einfach entschuldigen und den Fehler korrigieren. Und wenn man dann noch ein Entschuldigungsgeschenkchen mitschickt, bekommt man glatt noch einen Blogeintrag dafür.
Und jetzt geht alle mal schön hierhin und kauft Lesebändchen. Weihnachten, Ihr wisst schon.
- Bachmannpreis-Juror Arno Dusini hat jetzt auch einen offenen Brief zur Causa Strigl an den ORF/3sat geschrieben. Nachzulesen bei Sopran, der unermüdlichen Kämpferin für das Gute, Wahre, Schöne in Klagenfurt.
- Die neue französische Kulturministerin liest keine Bücher. Skandal!
- Ruth Klüger hingegen liest bekanntlich eine Menge, und spricht hier über die Gebrüder Grimm und ihre Märchen, genauer gesagt: die Mädchen-Märchen. Sehr spannend.
- Stephan Porombka über Poetry Slams.
- Och nee: die Berliner Buchhandlung ocelot ist insolvent. Der Geschäftsbetrieb soll aber weitergehen, das heißt: Alle Mann schnell eine Ladung Bücher bei ocelot kaufen! Weihnachtsgeschenke! Kann man auch online bestellen! (Mehr dazu: Tagesspiegel, Morgenpost.)
- Schon älter, aber jetzt erst zufällig gefunden: Sabine Scho im Gespräch mit Denis Scheck über den Zoo als Metapher für den auktorialen Erzähler. Wow.
- Und damit gehen wir weg vom Literaturbetrieb, bleiben aber bei Tieren: Echter Pelz ist billiger als Kunstpelz. Bitte angucken (Allerdings: Triggerwarnung. Teilweise sehr fies). Und dann keine Fellkapuzen mehr kaufen.
- Suhrkamp darf jetzt eine Aktiengesellschaft werden. Ich habe es aufgegeben, mir da eine Meinung bilden zu wollen, bin aber beeindruckt, wie sie es immer noch schaffen, tolle Bücher zu machen.
- Die Wiener Zeitung über Katy Derbyshire. Und ich kenne sie! Wir sind sogar befreundet! I‘m so proud of you, fleischgewordene Schnittstelle! (Ihr kennt das bestimmt alle, aber hier noch mal der Link zu Katys Blog: Love German Books.)
- Corinne Pulver in der Welt über ihre Rolle als Geliebte von Siegfried Unseld und Martin Walser. Unangenehm, auf verschiedenen Ebenen.
- Der zauberhafte kleine Verlag Voland und Quist hat eine wundervolle neue App herausgebracht: A story a day liefert einem für 3,59 im Monat jeden Tag eine kleine Geschichte. Monatlich kündbar. Die App selbst und die ersten fünf Geschichten sind gratis.
- Julia Dombrowski gibt Geflüchteten Deutschunterricht. Was den Leuten oft fehlt, sind Wörterbücher. Gesucht werden Wörterbücher aus unterschiedlichsten Sprachen ins Deutsche, hier mehr dazu. Wer welche übrig hat, kann sie an Julia schicken. Wer keine übrig hat, kann natürlich auch in der Buchhandlung des Vertrauens welche kaufen und schicken.
- Apropos Flüchtlinge: Birte Vogel hat ein neues Blog aufgesetzt, auf dem sie Hilfprojekte und -intitiativen für Flüchtlinge sammelt: Wie kann ich helfen?
Kurz vor der Buchmesse spazierten wir in ein Reisebüro und sagten, wir wollten in den Herbstferien eine Woche in die Sonne. Ziel egal. Herumliegen und Nichtstun, das war unser Sinn, und zwar bitte warm. Beim Wort „Herbstferien“ wurde die freundliche Reisebürodame ein wenig blass um die Nase, aber was will man machen, der lustige Mann ist Lehrer.
Sie suchte also ein bisschen und fand nach einer Weile ein schönes Hotel und dazu bezahlbare Flüge zu vernünftigen Uhrzeiten, was so kurzfristig keineswegs selbstverständlich ist. Das Hotel sah hübsch aus, die Preise auch, ich habe schon wieder vergessen, wo es überhaupt lag, denn dann fiel mein Blick auf die Zeile „Ü 18 – Nur für Erwachsene“. Ich sagte dazu vermutlich erstmal etwas so Eloquentes wie „äh?“
Nein, nein, beeilte sich die Reisebürodame zu erklären, das sei nun keineswegs etwas Unanständiges, es seien halt nur keine Kinder und Jugendlichen unter achtzehn Jahren dort erwünscht. Kinder seien ja doch manchmal etwas lauter, und es gebe halt Leute, die im Urlaub ihre Ruhe wollten.
Großartige Idee! Ich meine, klar sind Kinder irgendwie auch Menschen. Aber mal ehrlich, sie sind schon manchmal laut. Genauso wie Alte, die reden manchmal so laut, weil sie selbst nichts mehr hören, und außerdem stehen sie dauernd im Weg und sind so furchtbar langsam. Vielleicht könnte man extra Altenhotels haben, das ist doch auch schön für die, da sind sie unter Gleichaltrigen und können auch gleich Diabetikerkost zu essen kriegen. Und wir müssen sie nicht in unserem Hotel ertragen. Und außerdem hätte ich auch gern keine Homosexuellen im Hotel, die will doch keiner sehen, und weiß der Geier, ob das nicht doch ansteckend ist. Und ganz ehrlich, wenn jemand eine sehr dunkle Hautfarbe hat, das ist ja auch ein bisschen unheimlich, und man weiß ja auch nicht, ob das nicht doch abfärbt, im Pool zum Beispiel, also wenn wir bitte auch keine Schwarzen im Hotel haben könnten? Ach ja: Männer sind im Allgemeinen echt schlechte Menschen, die belästigen einen oder sie grölen herum, ich möchte bitte in ein Hotel ohne Männer. Und ohne Frauen! Weil, ach.
Anders gesagt: Geht’s noch? Ein Hotel, in dem Kinder unerwünscht sind? Anscheinend greift das sogar um sich, das war kein Einzelfall, es gibt immer mehr solche Hotels. Ich fürchte, ich bin vor Schreck ein bisschen ausfallend geworden und habe gesagt, da sind bestimmt nur Arschlöcher, da wollen wir nicht hin, und zwar aus Prinzip nicht. „Nur Arschlöcher“ nehme ich zurück, weil ich annehmen möchte, dass ein Teil der Leute, die sowas buchen, einfach nicht zu Ende gedacht hat. Oder womöglich die entsprechende Zeile im Prospekt übersehen hat.
Wir sind dann auf Menorca gelandet. In einer kleinen Hotel- und Apartment-Anlage, sehr hübsch, mit Pool und Strandzugang. Und mit Kindern. Die abends Spaß in der Mini-Disco hatten, die tagsüber im Pool oder im Meer plantschten, wie sich das gehört, die allesamt nett und reizend waren. Kein Kind hat genervt. Drei ca. 14jährige Jungs haben am Pool „Reinschubsen mit Erlaubnis“ gespielt, das war geradezu rührend.
Für ein paar Minuten genervt haben die beiden älteren Ehepaare, die am übernächsten Tisch zwei Frühstücke lang über Sylt schwadroniert haben. Aber hey, so ein Frühstück dauert auch nicht ewig. Man kann das schon ertragen. Denn es ist ja so: Wenn man in ein Hotel geht, dann sind da auch noch andere Menschen. Andere Menschen sind ein bisschen anders als man selbst. Zum Beispiel älter oder jünger.
Entschuldigung, es ist gerade alles so herrlich, dass ich keine Zeit zum Bloggen habe. Ich muss raus, in die Sonne, ins Meer. Es ist wunderschön hier, herrliches Wetter, das Meer ganz warm, die Touristensaison liegt in den letzten Zügen, es ist wenig los, aber Hochsommer. Und jetzt leider schon fast vorbei.