Die bezaubernde Anja Goerz hat einen neuen Podcast: „Die Schreibenden.“ Darin unterhält sie sich mit Autorinnen und Autoren über das Schreiben, und weil sie eine gestandene und routinierte Radiomoderatorin ist, macht sie das eben nicht nur bezaubernd, sondern auch sehr professionell und ohne Drumherumgelaber. (Das ist ja mein Dauerproblem mit Podcasts: Zu viel Gelaber, da bin ich meist nach wenigen Minuten schon raus.) Die ersten drei Folgen sind heute online gegangen, und zwar mit Sven Stricker, Rainer Moritz und mir. Jeweils etwa eine Dreiviertelstunde. Sven Stricker habe ich schon gehört, er ist super und lustig und sehr interessant, weil er aus einer ganz anderen Richtung kommt als ich, nämlich vom Hörbuch und Hörspiel. Ich kenne ihn, weil er schon vor Jahren bei Hörbüchern zu von mir übersetzten Romanen Regie geführt hat. Jetzt muss ich erstmal arbeiten, würde aber viel lieber gleich noch Rainer Moritz hinterherhören, den ich auch schon ewig kenne, denn er ist der Leiter des Hamburger Literaturhauses und ebenfalls Autor. Und Kritiker und alles mögliche. Das ist mit Sicherheit auch sehr unterhaltsam. Zu hören ist das alles hier auf Soundcloud, auf Spotify und auf iTunes.
Wer weitere LiteratInnenpodcasts hören möchte: Ich bin ja großer Fan von Sexy und bodenständig von Alena Schröder und Till Raether, die sich immer über verschiedene Aspekte des Schreibens unterhalten.
Und wer dann immer noch nicht genug hat, kann bei Kapitel eins von Cornelius Hartz noch Interviews mit AutorInnen hören. Die Sache ist da wohl ein bisschen eingeschlafen, aber sowas wird ja nicht schlecht.
- „Dass es jetzt überall Rollstuhlrampen gibt, heißt ja nicht, dass niemand mehr Treppen benutzen darf.“ Kristof Magnusson auf HR2 über Literatur in einfacher Sprache.
- Gleiches Thema, aber diesmal statistisch untermauert: Nina George und einige andere Frauen haben Frauen in der Literaturkritik gezählt. Die Uni Rostock hat die wenig überraschenden Ergebnisse jetzt ausgewertet. Spoiler: „Nur ein Drittel der Rezensionen befasste sich mit Büchern von Autorinnen. In zwei Dritteln der Beiträge ging es um die Werke von Autoren.“
Ich bin keiner dieser Schriftsteller, die gefühlt immer zu wenig Zeit haben, ihre vielen Ideen zu Papier zu bringen. Ich schöpfe nicht aus dem Vollen. Ich lebe seit Jahrzehnten mit der Angst, dass mir nichts mehr einfällt, dass ich eines Tages sagen muss: Das wars!
Ehrlich, mich beruhigt sowas. Ich lebe nicht mal nur mit der Angst, sondern sogar mit der Überzeugung, dass mir nichts einfällt. Deswegen habe ich nie geschrieben. (Bis mir halt doch was begegnet ist. Aber doch nicht eingefallen!)
- Mein Verleger Helge Malchow geht in Ruhestand und zieht vorher nochmal Bilanz. Wenn man sich den Verlag Kiepenheuer und Witsch so anguckt, möchte man wohl sagen: Alles richtig gemacht. Thank you for the music, Herr Malchow.
- Und zum Schluss noch ein Interview mit Helge Malchow und seiner Nachfolgerin Kerstin Gleba. Sie ist schon seit Ewigkeiten im Verlag und rückt ganz organisch nach. Ich ich möchte sagen: Schon wieder alles richtig gemacht, sie ist toll.
Ich will mal wieder versuchen, ob ich das Bloggen nicht doch wieder in Gang kriege. Zum Warmwerden erstmal ein kleines Feuilleton.
- Joachim Meyerhoff hat den Jonathan-Swift-Preis bekommen und eine hinreißende Dankesrede über Komik gehalten.
- Der Guardian hat die Shortlist für den Bad Sex in Fiction Award veröffentlicht. Ich bin froh, dass ich nicht in der Jury bin, ich könnte mich nicht entscheiden.
- Eike Schönfeld in der Welt über seine Neuübersetzung von Darwins Origin of the Species.
- Rosemarie Tietze – die Kollegin, von der ich mit Sicherheit am meisten gelernt habe – hat „Krieg im Kaukasus“ von Tolstoi übersetzt und sprich darüber in Druckfrisch mit Denis Scheck.
- Der Lieblingspodcast ist da! Ich gestehe: Ich habe nie Podcasts gehört. Immer mal wieder versucht, immer konnte ich mich nicht drauf konzentrieren, habe dann doch nicht zugehört und schnell wieder ausgemacht. Und jetzt haben Alena Schröder und Till Raether zusammen einen Autoren-Entlastungs-Podcast, der inzwischen in der sechsten Folge ist, und ich habe sie alle von vorn bis hinten gehört und bin in die beiden verliebt. Es geht immer ums Schreiben, immer um verschiedene Themen, diesmal sind sie mit Maike Rasch und Stephan Barthels in Schreibklausur und reden übers Schreibklausurschreiben und Alleinschreiben. Es ist bezaubernd und klug und lustig wie immer, und ich möchte sofort auch wieder in Schreibklausur.
- Die wundervolle Anne von Canal, deren Fan ich sowieso bin (Der Grund, die Inseln) hat einen neuen Roman geschrieben: Whiteout. Genauso fantastisch wie „Der Grund“, und er ist zu Recht Buch des Monats beim NDR. Bitte unbedingt alle lesen!
- Es fehlt unerklärlicherweise auf der Longlist für den deutschen Buchpreis. Stattdessen stehen dort acht Bücher, die noch gar nicht erschienen sind. Für den gemeinen Leser ist das doof, man kann sich gar keine Meinung bilden.
- Hans von Trotha im Deutschlandfunk über die Covergestaltung von Büchern. Einer von vierhundert Gründen, KiWi zu lieben, da lief das nämlich ganz anders.
- Daniel Kampa im Börsenblatt über seinen Neustart mit dem Kampa-Verlag, der keineswegs ein reiner Simenon-Verlag mit ein bisschen Deko drumherum sein soll.
- Ein interessantes Interview mit Sven Regener in der faz über seinen neuen Roman Wiener Straße, der dieser Tage erscheint. Hier noch eins in der taz. Außerdem ist die Verfilmung seines letzten Romans Magical Mystery angelaufen, die will ich unbedingt auch sehen. Wobei ich von seinen Büchern zugegebenermaßen nur Herr Lehmann gelesen habe, und das ist ja ewig her. Aber hey, ich habe Karten für Element of Crime in der Elbphilharmonie! Im Mai 2018! Freue ich mich jetzt schon drauf.
- Da war ich neulich auch schon und habe Rufus Wainwright gehört. Vielleicht eins der besten Konzerte, die ich überhaupt je erlebt habe, es war unfassbar. Überwältigend. Und weil ich sowieso nicht zum Bloggen komme, hier wenigstens ein Song.
(Zum Teil nicht mehr ganz frisch. Aber veraltet ja auch nicht.)
- Joachim Kaiser ist gestorben. Hier ein fast zehn Jahre altes Interview in der SZ.
- Niklas Bender schafft es, Carlos Ruiz Zafón nicht zu mögen, ihn aber auch nicht unfair zu verreißen. Nur am Ende platzt ihm kurz der Kragen. Ich habe mir den ersten Band mal nach einem Übersetzerseminar für die Heimfahrt gekauft, auf dringenden Rat einer Kollegin. Habe ihn nach 10 Seiten allerdings zur Seite gelegt und nie wieder reingeguckt, ich bin nämlich auch allergisch gegen Bücherverehrungsromane. Ebenso wie gegen Romane, deren Protagonisten Schriftsteller sind.
- Tijan Sila in der ZEIT über Schreiben und Sport. Ich sollte endlich Skaten lernen. Immerhin hatte ich schon wieder angefangen zu laufen, aber jetzt habe ich gerade den Fuß kapott. (Die vorletzte Treppenstufe für die letzte gehalten, wie so‘n Trottel.)
- Dörte Hansen übers Pfahlsitzen, den goldenen Totenkopf, Marathon, Erfolg und Wunder. Ich bin nicht das Dörte-Hansen-Wunder, ich laufe auch keinen Marathon, sondern hoffentlich irgendwann wieder 10 km, aber: ja, ja, ja. Genau.
- Der Emons-Verlag macht jetzt Bücher für echte Kerle. Man möchte fast auf jeden einzelnen Satz reagieren, und zwar mit Haareraufen. Keine Zeit, daher nur dies: Wer sich „Charly“ nennt, heißt in Wahrheit vermutlich Karl-Heinz. Und übrigens: „nicht unlangweilig“ heißt: langweilig. Und Leute, die mit 200 Sachen über die Autobahn brettern, die … ach, egal. Und so weiter. Mannmannmann.
- Und Karin Betz über das Übersetzen von Liao Yiwu. Die Herausforderungen bei Übersetzungen aus dem Chinesischen haben noch eine ganz andere Dimension als die bei denen aus dem Englischen.
- Und zum dritten: Karin Krieger über das Übersetzen von Elena Ferrante.
- Die Basler Zeitung über „den Schakal“ Andrew Wylie.
- Und zum Schluss was fürs Herz. About how society kills creativity. Und jetzt alle: *Ach wie süüüüüß!*