Geld. Falsch.

Ich habe mir eine Fahrkarte gekauft, der Automat hat mir Wechselgeld zurückgegeben. Hinter mir am Mülleimer war gerade ein Pfandflaschensammler, dem wollte ich zwei Euro in die Hand drücken. Er trug einen abgeschabten Anzug und hat wortlos, mit entsetztem Blick und einer deutlichen Geste abgelehnt. Dann hat er in den nächsten Mülleimer geguckt, ob Pfandflaschen drin sind. Mein Almosen wollte er nicht.
Zehn Minuten später stieg ich aus der Bahn, am Straßenrand stand eine Frau mit einem Schild „Ich habe Hunger“. Ich habe ihr nichts gegeben, weil ich es inzwischen etwas eilig hatte und erst mein Portemonnaie wieder aus der Tasche hätte kramen müssen.
Viel falscher wäre es wohl nicht gegangen.

8 Kommentare

  1. Uschi Sonntag, 10. August 2014 um 08:13 Uhr [Link]

    Tja… (Hätte mir auch so passieren können.)

  2. Trippmadam Sonntag, 10. August 2014 um 09:08 Uhr [Link]

    Mir auch. Die Trägheit des Herzens…

  3. TravellingStar Sonntag, 10. August 2014 um 11:41 Uhr [Link]

    Ich weiß nicht recht. Dem Flaschensammler Geld anbieten war doch ok? Natürlich hat er das Recht, Almosen abzulehnen, aber das braucht dir doch nicht peinlich sein. Und mitten in der Stadt, wo es nicht nur vor organisierten Bettlern und Bettlerinnen mit herzerweichenden Mottoschildern, die abends vom Clanchef im Metcedes wieder eingesammelt werden, sondern auch vor Taschendiebbanden nur so wimmelt, das Portemonnaie unsichtbar und unerreichbar in der Tasche zu belassen, finde ich ebenfalls völlig legitim. Ich habe mir angewöhnt, immer ein bisschen Kleingeld in der Hosentasche für solche Zwecke mit mir herumzutragen.

  4. Isabel Bogdan Sonntag, 10. August 2014 um 13:05 Uhr [Link]

    Okay, ersetze „falsch“ durch „dumm gelaufen“.

  5. Cristina Sonntag, 10. August 2014 um 20:25 Uhr [Link]

    Es ist alles sehr komplex und kompliziert…..
    Ich lerne in diesen Situationen der Begegnung mit den armen und den bettelnden Menschen einfach und spontan aus der Situation heraus zu handeln, so wie Sie es taten.
    Und jedesmal zu spüren , letztlich tue ich es für mich, es meine aktive Gestaltung dieser Begegnung.
    Jedesmal in der Situation nachdenken geht nicht…..,jedesmal entscheiden geht auch nicht, einfach den eigenen Impulsen folgen.

    diese sozialen Situationen aus meiner persönlichen Sicht reflektieren, mich kundig machen, das geschieht vorher, nachher…..

    Für mich ist immer eine persönliche Herausforderung an bettelnden und oder sichtbar Armen Menschen vorbei zu gehen, ……
    Gut so!
    Ich hoffe u d ich will, dass Armut, leidende Menschen, ausgegrenzte Menschen, soziale Notlagen mich immer berühren und beunruhigen……

  6. Friederike Sonntag, 10. August 2014 um 21:39 Uhr [Link]

    Auf die Gefahr hin, daß das jetzt auch „falsch“ klingt: was für ein beruhigender Blogbeitrag, und was für beruhigende Kommentare in einer Zeit, in der vielen vieles völlig egal zu sein scheint.

  7. Stephan Montag, 11. August 2014 um 06:58 Uhr [Link]

    In der FAS von gestern war ein Beitrag, der das Problem aus der Sicht der Flaschensammler und Obdachlosenzeitungsverkäufer schilderte. Ist aber noch nicht online.

  8. Sammelmappe Montag, 11. August 2014 um 17:35 Uhr [Link]

    Läuft bei mir auch manchmal dumm. Ich stecke mir oft Kleingeld in die Hosentasche, damit die Schwelle zum Geben niedriger ist.
    Allerdings habe ich auch ein paar Regeln. Eine lautet: nie am Fahrkartenautomat anquatschen lassen. Da kann ich sehr zickig reagieren.

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