Film: Was vom Tage übrig blieb
Jaaa, ein Klassiker. Kennt ihr bestimmt alle, aber ich kannte ihn noch nicht, ich habe auch den Roman (Kazuo Ishiguro) nicht gelesen.
Es sind die dreißiger Jahre, und wir befinden uns in Darlington Hall, dem Anwesen von Lord Darlington (James Fox). Butler Stevens (Anthony Hopkins) stellt eine neue Haushälterin ein (Emma Thompson). Und wie auch die beiden selbst, kapiert man auch als Zuschauerin erst nach und nach, dass sie sich ineinander verlieben. Denn das geht natürlich nicht – Personal untereinander, das kommt nicht in Frage. (Heute würde man sagen: Don’t fuck the company.) Und was nicht in Frage kommt, das kommt nicht in Frage, da ist Stevens sehr streng. Sehr der englische Butler. Er hat das Haus und das Personal im Griff, er hat seine Gefühle im Griff, alles wird so gemacht, wie es sich gehört. Keine Emotionen, keine Abweichungen. Miss Kenton ist da ein kleines bisschen entspannter, aber das lässt Stevens nicht zu.
Lord Darlington kollaboriert derweil mit den Nazis. Stevens gestattet es sich nicht, auch nur darüber nachzudenken, was er davon halten soll. Er weigert sich, es ist nicht sein Job; sein Job ist es, dafür zu sorgen, dass das Silber poliert ist. Erst Jahre später merkt er, dass es ein Fehler war, der kapitale Fehler seines Lebens, keine Gefühle zuzulassen, immer nur zu funktionieren, nie etwas zu hinterfragen. Oder wie Markus Felsmann es auf Instagram so schön formuliert: „ Welche Verantwortung hat das Individuum vor der Geschichte, wie können wir Historie begreifen und bewältigen, wie fiktionalisieren wir unser Leben, erzählen es als Roman? All diese Fragen stellt mein heutiges Buch des Tages, das zugleich eine der wohl traurigsten Liebesgeschichten ist, die ich je gelesen habe.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Großartiger Film! (Gibts auf Netflix.)
Melanie Samstag, 29. Dezember 2018 um 12:11 Uhr [Link]
Ich liebte das Buch, den Film sah ich noch nicht, aber allein schon wegen der hervorragenden Darsteller sollte ich ihn mir wohl ansehen, danke für den Hinweis, liebe Isabel!
Sabine Samstag, 29. Dezember 2018 um 20:39 Uhr [Link]
The Remains of the Day ist meinem Dafürhalten nach mit das makelloseste, was die Literatur überhaupt hervorgebracht hat. Ein leiser und rundum großartiger Roman. Ich fand den Film gut, aber keinen Vergleich zu der lichten, tragischen Klarheit des Buches.