Warum es so wichtig ist, die Übersetzer zu nennen
Warum liest man ein Buch? Sicher aus ganz unterschiedlichen Gründen. Vereinfacht könnte man sagen: die zwei Hauptgründe, aus denen man ein Buch mag und liest (oder nicht mag und nicht liest), sind
1. die Geschichte und
2. die Sprache.
Für die meisten Leser dürfte beides eine Rolle spielen, in unterschiedlicher Gewichtung, je nach Buch; je anspruchsvoller die Literatur ist, desto mehr Wert legt man möglicherweise auf die Sprache. Wenn die Geschichte gut genug erzählt ist, wenn die sprachliche Gestaltung etwas Besonderes ist, dann kann der Plot auch ein schlichtes „boy meets girl“ sein, es ist trotzdem ein tolles Buch. Und umgekehrt: die beste Story nutzt nichts, wenn sie grauenhaft erzählt ist, wenn die Sprache nicht stimmt, wenn sie holprig ist und vor Fehlern strotzt.
Das ist der Grund, warum man als Leser zunächst mal wissen möchte, von wem ein Buch überhaupt stammt. Wir wollen wissen, wie der Autor heißt, denn möglicherweise kennen wir ihn, und dann ahnen wir schon, ob uns die Geschichte interessieren wird und uns die Sprache zusagt. Zumindest bei deutschen Autorinnen. Wenn das Buch aber eine Übersetzung ist, dann sagt mir der Autorenname vielleicht etwas über die zu erwartende Geschichte – aber um eine erste Ahnung zu bekommen, ob das Buch mir sprachlich zusagen könnte, muss ich wissen, wer es übersetzt hat. Möglicherweise sagt der Name des Autors einem überhaupt nichts, man weiß aber, dass die Übersetzerin oft tolle Bücher übersetzt, und dass sie das gut macht; dann guckt man es sich vielleicht an. Wenn man die Autorin toll findet, aber sieht, dass die Übersetzung von jemandem stammt, von dem man wenig hält, lässt man es. Man mag jetzt sagen, ich sei da ein Spezialfall, weil ich selbst Übersetzerin bin. Das glaube ich aber nicht. Auch meine nichtübersetzenden Freunde lesen Bücher – zumindest teilweise – der Sprache wegen. Und was mich angeht: Ich habe schon oft genug Bücher *nicht* gekauft, weil sie von bestimmten KollegInnen übersetzt wurden (deren Namen ich hier selbstverständlich nicht nenne, weil es eben Kollegen sind). Und umgekehrt: Krimis zum Beispiel interessieren mich überhaupt nicht, aber wenn „Wolf Haas“ draufsteht, kaufe ich sie. Ausschließlich wegen der Sprache, die Handlung ist mir komplett wurscht.
Es muss ja gar nicht jede Buchbesprechung auch eine fundierte und ausführliche Übersetzungskritik enthalten. Manchmal bietet sich das gar nicht an. Aber sobald ein Rezensent über die Sprache eines Buchs schreibt, muss er doch auch darauf hinweisen, dass es sich nicht um die Sprache des Autors handelt, sondern um die seiner Übersetzerin. Und dann muss er den Leser seiner Kritik wissen lassen, über wessen Sprache er da gerade schreibt. Und auch, wenn er nichts über die Sprache sagt, gehört der Hinweis auf die Übersetzerin zumindest ins Kleingedruckte, unten drunter, wo noch mal Autor, Titel, Verlag, Preis etc. genannt werden.
Aber nicht nur in Kritiken gehören die Übersetzer genannt. Sondern beispielsweise auch in Werbemaßnahmen von Verlagen, und das gilt bis in kleine Facebookeinträge – da liest man verblüffend häufig so etwas wie „jetzt endlich bei uns auf Deutsch erschienen“, als wäre die deutsche Version vom Himmel gefallen (oder um mich selbst zu zitieren: „Uns ist eine Übersetzung erschienen, Hallaluja!“). Eine Leserin, die sich für die sprachliche Gestaltung eines literarischen Werks interessiert, möchte da doch die wichtigste Angabe dazuhaben, nämlich: von wem sie denn nun stammt, die sprachliche Gestaltung. Weil das für jemanden, der die Sprache liebt, eines der wichtigsten Kauf- oder Nichtkaufargumente ist. Viel wichtiger als Preis oder Seitenzahl oder ISBN. Es nervt kolossal, wenn man bei jedem Hinweis auf ein Buch in Blogs oder den sozialen Netzwerken erstmal selbst rauskriegen muss, wer es denn übersetzt hat, um entscheiden zu können, ob man das Buch sofort kaufen oder vielleicht nur auf dem Schirm behalten oder gleich abhaken will.
Jeder Käufer eines Hörbuchs möchte wissen, wessen Stimme er hören wird. Ein Käufer klassischer Musik wählt nach Interpret aus. Genauso möchte die Leserin eines Buchs wissen, wessen Stimme sie lesen wird.
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Ach ja, FUN FACT zum Schluss: Der Übersetzer ist der Urheber der deutschen Fassung. Kein Dienstleister, der mal eben inches in Zentimeter umrechnet, das Ergebnis abliefert und dann nichts weiter damit zu tun hat. Und dass wir Urheber sind, bedeutet unter anderem, dass wir bei jedem Zitat genannt werden müssen. Ich sehe schon, das schreibt Ihr Euch jetzt alle schön hinter die Ohren, ne?
Stephie Samstag, 16. Mai 2015 um 19:26 Uhr [Link]
Ein interessanter Artikel, der mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt haben. In gewisser Hinsicht haben Sie eigentlich vollkommen Recht und ich würde Ihnen in den meisten Punkten zustimmen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich kaum bis gar nicht darauf achte, wer ein Buch übersetzt hat, wenn ich zur deutschen Ausgabe greife. Mir ist klar, dass sehr viel Arbeit in einer solchen Übersetzung steckt und ich merke beim Lesen, ob ich eine gute oder eher schlechte Übersetzung vor mir habe. Dennoch kenne ich bis auf ein oder zwei Übersetzerinnen, die ich persönlich sehr schätze, nur wenige beim Namen, sodass mir die Information nicht weiterhelfen würde bzw. würde sie meine Kaufentscheidung so gut wie nie beeinflussen. Ich kaufe die meisten meiner Bücher auf Deutsch, egal, wer sie übersetzt hat, leider. In letzter Zeit ist mir auch nur eine Übersetzerin in schlechter Erinnerung geblieben, allerdings würde ich wahrscheinlich wieder zu einem Buch greifen, das sie übersetzt hat, weil ich, wie gesagt, nicht darauf achte. Für mich ist der Autor in der Regal viel entscheidender, obwohl die sprachliche Gestaltung der deutschen Version tatsächlich überwiegend in den Händen der Übersetzer liegt. Vielleicht werde ich in Zukunft mehr darauf achten, aber ich denke nicht, dass mich eine weniger gute – grauenvolle Übersetzungen will ich jetzt einmal außen vor lassen – Übersetzung im Endeffekt von einem Kauf abhalten würde, wenn ich das Buch unbedingt lesen möchte, weil ich den Autor schätze oder mich die Geschichte brennend interessiert. Bei englischen/amerikanischen Autoren könnte ich zur Not noch auf das Original ausweichen, bei anderen Sprachen habe ich persönlich diese Option jedoch nicht.
Mir ist die Geschichte also offenbar doch wichtiger als die Sprache. Ich kann aber nachvollziehen, dass Ihnen als Übersetzerin die Sprache viel bedeutet und Ihnen Mängel eher auffallen als mir. So geht es mir mit rechtlichen Belangen und Fehler in dieser Hinsicht fallen bei mir viel stärker ins Gewicht, weil das eben mein (zukünftiger) Beruf ist.
Isabel Bogdan Samstag, 16. Mai 2015 um 19:37 Uhr [Link]
Ich glaube, da gibt es so einen Ursache-Wirkung-Kreislauf, wie beim Huhn und dem Ei: Die Übersetzer fallen oft unter den Tisch, mit der Begründung, das sei auch nicht so interessant – und deswegen interessiert es auch so wenig Leute, weil sie schlicht noch nie auf die Idee gekommen sind, dass es interessant ist. Weil sie eben oft ignoriert werden. Wenn wir Übersetzerlesungen machen und auf der der Bühne vom Übersetzen berichten, gibt es immer total erstauntes Feedback: „Ich wusste ja gar nicht, wie spannend das ist, ich habe einfach nie drüber nachgedacht, mir war gar nicht klar, was ihr da alles macht und wie das geht.“
Man könnte den Übersetzernamen zum Beispiel auch als Werbeinstrument einsetzen. Wenn der Übersetzer Harry Rowohlt heißt, wird das auch gemacht, er steht außen auf dem Cover, sein Name gilt als Qualitätsmerkmal. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er besser übersetzen würde als andere, sondern damit, dass er auch sonst ein Typ ist und von sich reden gemacht hat.
Ob der Übersetzer von Interesse ist, ist also nur eine Frage der Wahrnehmung. Und die würde ich sehr gern schärfen.
Charlousie Samstag, 16. Mai 2015 um 19:46 Uhr [Link]
Ich muss gestehen,ich kann mich Stephie da vollstens anschließen.
Mein Kriterium ist der/die Autor/in. Ich habe eine Lieblingsübersetzerin,deren Namen ich allerdings kurz nachgucken muss (ok,es ist ein Übersetzer“pärchen“und mir fehlen nur die Vornamen), aber ansonsten bin ich wohl Wiederholungstäterin und würde trotz schlechter Übersetzung versehentlich nochmal zu dieser Übersetzer/in greifen.
Interessant, diese Selbsterkenntnis, da ich bei Hörbüchern wahrhaftig sehr penibel darauf achte und Hörproben höre,bevor ich mich zum Kauf entscheide.
Natürlich brauche ich die Schuld jetzt nicht komplett auf die Verlage schieben,aber ich denke, dass oft auch von dieser Seite zu wenig der Fokus auf die Übersetzung gelegt wird und dann gerät das leichter mal in Vergessenheit.
Auf dem Hörbuchcover steht der Sprechers drauf. Auf einem Buchcover habe ich noch nie die Übersetzer gesehen…
In meinen bibliographischen Daten übernehme ich die Infos der Verlagshomepage. Führen sie den Übersetzer auf,tu ich das auch. Wenn nicht…Ja,dann tatsächlich nicht. (werde das zukünftig ändern ;))
Zum Urheberrecht: ist das wirklich so? Treten die Übersetzer die Nutzungsrechte nicht ab? Reicht es dann nicht,den Verlag, an den die Rechte übergingen,zu nennen?
Ich weiß,dass das Urheberrecht nicht komplett „veräußert“ werden kann und eine Übersetzung natürlich eine eigene Schöpfung ist,bei der man eher nicht vom Copyright sprechen kann,aber bin mir trotzdem sehr unsicher,wie die Regelung da genau aussieht.
Vielen Dank aber für diesen Impuls zum Nachdenken und den schönen Sprachstil im Artikel ;)
Wünsche noch einen schönen Abend,
Charlousie
Philipp Elph Samstag, 16. Mai 2015 um 19:59 Uhr [Link]
Noch nie habe ich eine Kaufentscheidung getroffen, die durch den Namen des/der Übersetzer/Übersetzerin beeinflußt war. Ich freue mich über sprachlich gelungene Geschichten, wobei ich davon ausgehe, dass die Basis dazu bereits im Original gelegt sein muss. Und dafür ist der Autor verantwortlich. Wenn ihm das gelungen ist, sollte selbstverständlich die Übertragung ins Deutsche auf gleichem Niveau erfolgen. Dass dies manchen Übersetzern besser gelingt als anderen, dessen bin ich mir bewußt.
Und vielen Dank für für den Hinweis, was hinter die Ohren geschrieben werden soll. Ich nenne bei allen Besprechungen ins Deutsche übersetzte Bücher seit Jahren den „Urheber der deutschen Fassung“.
Isabel Bogdan Samstag, 16. Mai 2015 um 19:59 Uhr [Link]
Genau, der Übersetzer tritt, ebenso wie der Autor, die *Nutzungsrechte* ab. Das heißt, wir verkaufen dem Verlag das Recht, unseren Text zu veröffentlichen. Das Urheberrecht ist ein anderes Recht – der Urheber ist der Urheber, und daran ändert sich auch nichts, wenn man das Nutzungsrecht verkauft. Aus dem Urheberrecht erwächst zum Beispiel, dass die Urheber bei jedem Zitat genannt werden müssen.
Copyright ist wieder etwas anderes, das ist etwas Amerikanisches oder Internationales, ich kenne mich da auch nicht wirklich aus.
Katy Samstag, 16. Mai 2015 um 21:16 Uhr [Link]
Isa, gerade eben einen sehr guten amerikanischen Artikel zum Thema gelesen, vom Lektor/Verleger/Kritiker Scott Esposito. Es ist nicht immer leicht, auf die Übersetzung einzugehen, aber er sagt, es lohnt sich. http://wordswithoutborders.org/dispatches/article/on-reviewing-translations-scott-esposito#.VVd_UsxpG2h.twitter
serotonic Samstag, 16. Mai 2015 um 23:22 Uhr [Link]
Ich habe da früher auch nie drauf geachtet, es hat mich schlicht nicht interessiert. Bis sich mein Blick darauf allein durch Deine Perspektive verändert hat – plötzlich fallen einem ganz neue Dinge auf, stilistische Feinheiten, wie kleine, sprachliche Fingerabdrücke. Die Geschichten bekommen einfach eine weitere Ebene. Ich finde das als Leser unglaublich spannend und bereichernd.
Evy Samstag, 16. Mai 2015 um 23:22 Uhr [Link]
Ehrlich gesagt denke ich, dass das eher ne fachspezifische Sache ist.
Die Arbeit von Übersetzer muss gewürdigt werden und daher sollten sie auch in der Kurzinfo genannt werden.
Aber es ist eine Entscheidung mehr. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn ich ein Buch lesen will und dann merke, dass es ein nicht so guter Übersetzer übersetzt hat. Entweder kaufe ich die schlechte dt. Fassung oder das Original, mit dem ich vlt. schlechter klarkomme. Außerdem gibt es viele Übersetzer :)
Wir sind Konsumenten und ähnlich wie in der Musik gibt es Leute, die wesentlich an der Entstehung eines Werkes beteiligt sind, aber kaum erwähnt werden. Das hat Vor- und Nachteile, vermute ich. Wenn der Autor die ganze Aufmerksamkeit bekommt, fängt er die Folgen ab – grade bei großen Autoren stelle ich mir die ständige Aufmerksamkeit sehr nervig vor. Andererseits muss man dafür kämpfen, dass die Arbeit gewürdigt wird. Synchonsprecher geraten z.B. erst seit ein paar Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit. Oder: Beim ESC werden die Songschreiber erwähnt. Obwohl man besonders dort sieht, dass sie lieber im Hintergrund bleiben.
Die Frage ist: Genügt es, innerhalb einer Szene anerkannt zu sein oder fühlt sich die große Anerkennung durch die leser besser an?
Und: Was bleibt von einem buch übrig? Als Übersetzer hält man sich an den Autor – einen schlechten Originalstil wird man in der Übersetzung schwer korrigieren können? Welche Erfahrungen hast gemacht?
Isabel Bogdan Samstag, 16. Mai 2015 um 23:42 Uhr [Link]
Es geht überhaupt nicht darum, innerhalb einer Szene anerkannt zu sein. Es geht darum, überhaupt als wesentlich Beteiligte wahrgenommen zu werden.
Ich versuche hier zu erklären, warum es für mich *als Leserin* wichtig ist zu wissen, wer ein Buch übersetzt hat. Nämlich weil mir die Sprache wichtig ist. Sie muss nicht jedem Leser gleichwichtig sein, aber wer über Bücher schreibt, sollte wissen, dass es anderen Lesern eben wichtig ist. Wie der Autor auch wichtig ist, der Sprecher des Hörbuchs, oder bei Musik der Interpret. Und dass der Übersetzer zu den wichtigsten Angaben zum Buch gehört.
Einen schlechten Originalstil wird man beim Übersetzen natürlich immer so gut es geht beheben, man wird es jedenfalls versuchen. An einer doofen Geschichte können wir nichts ändern, stilistisch geht schon so einiges. Es ist eine der wichtigsten Kompetenzen des Übersetzers, Stilmittel von Stilblüten zu unterscheiden und entsprechend zu übersetzen. Es gibt genügend Bücher, die in der Übersetzung sprachlich besser sind als im Original; Autoren sind ja auch nur Menschen. (Ich kann kein Spanisch und kann es nicht beurteilen, aber Isabel Allende soll auf Deutsch deutlich besser sein als auf Spanisch, habe ich gehört. Obwohl sie von verschiedenen Übersetzern übersetzt wurde.)
Meine eigenen Erfahrungen mit dem Übersetzen findest Du zuhaut, wenn du ganz oben unter der Überschrift auf „Übersetzen“ klickst. Oder überhaupt hier durchs Blog blätterst.
LiFe Sonntag, 17. Mai 2015 um 01:29 Uhr [Link]
Übersetzen ist wirklich keine leichte Angelegenheit. Warum haben eigentlich einige Leute, die zweisprachig aufgewachsen sind, weil ihre Elternteile aus unterschiedlichen Kulturen stammen recht Schwierigkeiten mit Übersetzungen? Zumindest war mir das häufig aufgefallen. Sie sprechen perfekt die Sprachen ihrer Eltern. Ihre Aussprachen sind perfekt, sie reden wie Engländer, Franzosen oder Amerikaner und wenn sie deutsch sprechen, dann wirken sie sachlich. Ich war immer von ihre Verwandlungen fasziniert. Also Übersetzen war für diese Kanditaten eine unglaubliche Herausforderung.
Lisa Sonntag, 17. Mai 2015 um 08:43 Uhr [Link]
Ich achte auf jeden Fall darauf da die Übersetzung can „make or break“ die Leseerfahrung. Die Übersetzung ist eine Kunst die ich sehr schätze und respektiere. Nadia Budde’s Übersetzung von der Lorax, Elina Krizokat’s von die Tatu und Patu Bücher, Julia Süßbrich’s von die Krümel und Pfefferminz Bücher sind Beispiele von exzellente Übersetzungen die Anerkennung verdienen.
Uschi aus Aachen Sonntag, 17. Mai 2015 um 09:07 Uhr [Link]
Ich verstehe Dich! Auf den Übersetzer achte ich übrigens tatsächlich auch erst, seit ich Dich „kenne“ – insofern schreitet Deine Bewußtseinsschärfung im deutschsprachigen Raum voran…
Interessanterweise haben übrigens Grafik-Designer nicht das einforderbare Recht, als Urheber der Gestaltung genannt zu werden (die berühmte kleine, meist bescheidene 6-pt-Sturzzeile am Ende rechts unten – wenn sie denn da ist), das ist der reinen Nettigkeit des jeweiligen Kunden überlassen. Ich ärgere mich auch immer schwarz, wenn jemand explizit nein sagt („Machen Sie DAS DA bitte noch weg.“) zu diesem Ansinnen.
Isabel Bogdan Sonntag, 17. Mai 2015 um 10:25 Uhr [Link]
Uschi, Fachübersetzer haben das teilweise auch nicht, glaube ich. Wenn man eine Broschüre oder sowas übersetzt, dann ist das eine Dienstleistung, und der Kunde kann dann auch damit machen, was er will und braucht den Übersetzer auch nicht zu nennen. (Da kommen dann auch 19% MwSt drauf; bei Literaturübersetzungen 7%, weil es eine künstlerische Leistung ist).
Es gibt da den wundervoll schwammingen Begriff der „Schöpfungshöhe“, die den Unterschied ausmachen soll.
Ja, Übersetzer sind wichtig, aber … | Buecherkinder-Blog Sonntag, 17. Mai 2015 um 10:40 Uhr [Link]
[…] zu einem Titel greift oder eben nicht – eine Erfahrung die Isabel Bogdan in ihrem sehr lesenswerten Blogbeitrag beschreibt – wage ich zu bezweifeln. Diese Fertigkeit wird er meiner Meinung nach höchstens […]
Nina Sonntag, 17. Mai 2015 um 12:02 Uhr [Link]
Ich bin fachfremd, habe also beruflich nichts mit Literatur zu tun, lege aber viel Wert auf Sprache (und habe damit im Weitesten Sinne auch beruflich zu tun). Auch mir geht es so, dass ich eigentlich keine ÜbersetzerInnen namentlich kenne und auch keine Kaufentscheidungen auf Basis der an dem Buch Beteiligten ÜbersetzerInnen tätige. Ich ärgere mich vielleicht beim Lesen über eine nicht so gelungene Übersetzung oder bemerke eine besonders gelungene, dies führt aber keineswegs dazu, dass ich dann die Namen der ÜbersetzerInnen im Kopf behalten würde und beim nächsten Bücherkauf parat hätte. Obwohl ich auch finde, dass ÜbersetzerInnen eine total wichtige Arbeit machen, mehr Aufmerksamkeit verdienen etc. Dennoch bezweifle ich, dass ich mir durch Aufmerksamkeitsschärfung auf die Arbeit der ÜbersetzerInnen künftig mehr Namen von ÜbersetzerInnen merken würde. Das ist vielleicht auch eine Kapazitätsfrage, ich bin, wenn ich im Buchladen stehe, froh, wenn mir neben viel Arbeit, Familienorganisation, mentalen Einkaufs- und To do- Listen noch einfällt, welche Bücher ich eigentlich schon lange mal lesen wollte, in meinem Hirn ist oft schlichtweg kein Platz mehr für noch mehr Infos, auf die ich dann achten sollte.
Isabel Bogdan Sonntag, 17. Mai 2015 um 12:13 Uhr [Link]
Ich fürchte, hier geht irgendwas durcheinander – ich will niemanden dazu bringen, Bücher nach Übersetzer auszuwählen, und es braucht sich auch niemand dafür zu rechtfertigen, dass er das nicht tut. Manche suchen ihre Lektüre nach Cover aus oder nach Verlag oder nach Seitenzahl, das ist ja auch alles vollkommen in Ordnung, jeder hat seine Vorlieben.
Ich will nur darauf hinweisen, dass es Leute gibt, die gerne vorher wissen möchten, wessen Sprache sie da lesen, das ist für *manche* Leser eine wichtige Information, genauso wichtig wie der Autor. Und deswegen gehört diese Angabe einfach dazu, wenn man über ein Buch spricht, und zwar genauso selbstverständlich wie der Autor. Oder der Sprecher eines Hörbuchs.
Isabel Bogdan Sonntag, 17. Mai 2015 um 13:24 Uhr [Link]
Gerade gefunden: Hier ist ein interessanter Artikel von Andrea Kamphuis über den Urheberstatus von Literaturübersetzern.
Britt Sonntag, 17. Mai 2015 um 13:54 Uhr [Link]
Der Übersetzer soll mal versuchen auf seinem Urheberrecht zu beharren und die Übersetzung alleine zu veröffentlichen……………Ich tu ja viel und gerne was für Autoren und allem was mit Büchern zu tun hat.
Das hinkt aber gewaltig. Da müsste man den Setzer, die Druckerei, den Lektor, den Korrektor, den Papierhersteller etc. auch mit angeben. Sorry, aber das sprengt einen Blogpost dann.
Die Nutzungsrechte liegen alleine beim Verlag; also ist er für mich auch Quelle bei Zitaten. Da kann der Übersetzer Urheber sein wie er will. Ohne Auftrag dürfte er das Buch gar nicht in einer anderen Sprache der Öffentlichkeit zugänglich machen. Bei Übersetzungen und anderen Bearbeitungen urheberrechtlich geschützter Werke bleibt das Urheberrecht des Originals bestehen. Zumal der Übersetzer meines Wissens keine künsterlerische Freiheit hat, also keine Schöpfungshöhe vorliegt. Er denkt sich ja den Text nicht aus, sondern nutzt vorhandenes Material. Dafür wird er bezahlt. Dieses Urheberrecht ist null und nichts wert. Traurig, aber so ist es. Sicher sollte das Werk des Übersetzers gewürdigt werden, aber muss man wirklich jetzt täglich irgendwo einen Wirbel um dessen Nennung machen? Es ist sein Job!
Stephie Sonntag, 17. Mai 2015 um 15:10 Uhr [Link]
@Britt: Das ist aber eine sehr einseitige Sichtweise und der Übersetzer hat ja nun wirklich viel mehr Einfluss auf die sprachliche Gestaltung des Werkes als jeder andere mit Ausnahme vielleicht des Autors. Setzer und Korrektor haben mit dem Werk diesbezüglich doch kaum noch etwas zu tun. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er den Übersetzer nennen will oder nicht, aber man kann doch nicht leugnen welchen Einfluss ein Übersetzer auf ein Werk hat.
Und was spielt es für eine Rolle, dass es sein/ihr Job ist? Einen Roman zu schreiben ist der Job des Autors – wenn wir jetzt mal nur die Vollzeit-Autoren in Betracht ziehen – und dennoch hat er ein Urheberrecht. Es ist der Job eines Journalisten Artikel zu schreiben, dennoch hat er ein Urheberrecht an seinen Texten. Das eine hat mit dem anderen doch überhaupt nichts zu tun.
Katarina Ganslandt Sonntag, 17. Mai 2015 um 15:40 Uhr [Link]
Ich hab schon Bücher abgebrochen, die ich – trotz eines guten Plots – in der Übersetzung nicht ertragen habe, weil so schmerzhaft offensichtlich war, dass der/die Übersetzerin sprachlich unvermögend war, kein echtes Interesse am Buch hatte oder schlicht keine Lust, landestypische Hintergründe zu recherchieren, wodurch Sachverhalte nicht mehr nachvollziehbar waren. (Mein Lieblingsbeispiel sind die „Lachknöpfe“, die Verkäuferinnen eines US-Supermarkts am Kittel trugen. Ich musste lange nachdenken, bis ich darauf kam, dass Smiley-Anstecker gemeint waren.)
Natürlich merke ich mir nicht jeden Namen, so wie ich nicht die Namen sämtlicher Schauspieler kenne, die mich nicht besonders beeindruckt haben, aber Namen von ÜbersetzerInnen, die ich als ausgesprochen gut empfunden habe, bleiben im Gehirnnetz doch irgendwo hängen und ich erkenne sie bei der nächsten Begegnung wieder. So wie die Sprecherin eines Hörbuchs erheblich dazu beitragen kann, dass eine Lesung als lebendig und angenehm empfunden wird (oder im negativen Fall als dröge und holperig), können gute Übersetzerinnen dafür sorgen, dass man beim Lesen eines Buchs gar nicht merkt, dass man eine Übersetzung vor sich hat, weil die Sätze so flüssig dahingleiten.
Kurzum: Wer ÜbersetzerInnen in einer Rezension, einem Radiobeitrag, einer Anzeige, im Buch (oder – Traum – sogar AUF dem Buch) beim Namen nennt, erhöht die Chance, dass die Qualität unserer Arbeit irgendwann vielleicht doch auch von den LeserInnen differenziert betrachtet und zu einem zusätzlichen Kaufkriterium wird.
Isabel Bogdan Sonntag, 17. Mai 2015 um 15:45 Uhr [Link]
Danke, Stephie. Was Britt da schreibt, ist allerdings keine „Sichtweise“, sondern offenbar komplette Ahnungslosigkeit.
Britt, lies doch bitte erstmal, was weiter oben schon steht, und auch den verlinkten Artikel von Andrea Kamphuis.
Wer einen Text produziert, ist der Urheber des Textes, das lässt sich auch nicht wegbehaupten (mir ist auch nicht klar, warum du das möchtest). Daraus erwachsen dem Urheber bestimmte Rechte, unter anderem das auf namentliche Nennung.
Urheberrecht und Nutzungsrecht sind zwei Paar Schuhe – dass wir (Übersetzer und Autoren) die *Nutzungsrechte* an einen Verlag verkaufen, ändert nichts daran, dass wir weiterhin die Urheber sind. Und ja, dafür muss der Verlag im Falle von Übersetzungen erstmal die Übersetzungsrechte im Ausland einkaufen (vom Originalverlag, der die Nutzungsrechte vom Autor gekauft hat, der vom Verkauf der Übersetzungsrechte einen Teil abbekommt. Alles klar?). Der Originalautor ist weiterhin der Urheber seines Texts, na logisch. Der Übersetzer ist der Urheber der Übersetzung.
Über die künstlerische Freiheit des Übersetzers und somit zur Schöpfungshöhe schreibe ich seit zehn Jahren immer wieder in dieses Blog, das kannst du gern alles nachlesen.
Es steht dir natürlich auch frei, die Urheber nicht zu nennen, Übersetzer wie Autoren, dann darfst du sie halt rein rechtlich auch nicht zitieren.
Britt Sonntag, 17. Mai 2015 um 16:22 Uhr [Link]
Es ist aber nun einmal so – dieses Urheberrecht nutzt dem Übersetzer nichts. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum da jetzt plötzlich so darauf herumgehackt wird. Der Übersetzer darf den von ihm übersetzten Text nicht nutzen. Der Autor bleibt genauso Urheber. Ohne den Autor hätte der Übersetzer keinen Text.
Und nein, es ist nicht Unwissenheit. Auch wenn ich zu dem Völkchen der Blogger gehöre, habe ich eine fundierte Ausbildung, die auch Urheberrecht und Medienrecht beinhaltet. Mich ärgert, wie gerade auf anderen Medien eine Bloggerin niedergemacht wird. Ohne die Blogger keine Buchwerbung, ohne Buchwerbung hat auch der Übersetzer nichts davon.
Wie wäre es, wenn alle mal zusammenarbeiten, statt aufeinander herumzuhacken?
Isabel Bogdan Sonntag, 17. Mai 2015 um 16:34 Uhr [Link]
Das Urheberrecht „nutzt“ dem Übersetzer fast genausoviel wie dem Autor. Außer dass der Autor seinen Text auch selbst veröffentlichen darf, während der Übersetzer das Übersetzungsrecht erst erwerben muss (was im Normalfall der Verlag tut). Und logisch bleibt der Autor Urheber, das zweifelt ja auch niemand an.
Mich ärgert ebenfalls, wie gerade anderswo eine Bloggerin niedergemacht wird. Deswegen habe ich hier sachlich und ohne auf das Niedermachen anderswo Bezug zu nehmen, die Lage dargestellt. Nämlich die: Dass ich als Leserin gerne vorher wissen möchte, wessen Text mir da empfohlen wird.
Es wird übrigens nicht „plötzlich darauf herumgehackt“, dass Übersetzer Urheber sind. Wir reden uns vielmehr seit Jahren den Mund fusselig, mit mäßigem Erfolg, wie man sieht.
Britt Sonntag, 17. Mai 2015 um 17:24 Uhr [Link]
Zumindest sind wir uns in dem Punkt einig, was diese Hetzkampagne betrifft. Sowas geht gar nicht. Kolumne hin oder her.
LiFe Sonntag, 17. Mai 2015 um 20:27 Uhr [Link]
Es gibt z. B. eine Biographie von Sylvie Vartan, die gar nicht übersetzt wurde. Das Buch ermöglicht kulturelle Eindrücke über Bulgarien, die m. E. Lesern vorenthalten wird.
Dirk Montag, 18. Mai 2015 um 07:21 Uhr [Link]
Danke für diesen Beitrag!
Ja, es stimmt, als Leser*[1] schenkt man der Übersetzung wahrscheinlich regelmäßig zu wenig Aufmerksamkeit. Dieses Defizit bemerkt man aber erst, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird oder einen Vergleich hat.
Leider gibt es viel zu wenige Bücher, die in mehr als einer Übersetzung zur Verfügung stehen – diese fehlende Vergleichsmöglichkeit (und natürlich die von Dir genannten Nichtnennungen) führen meines Erachtens nach dazu, dass der Übersetzer nicht wahrgenommen wird.
Der Leser hat eigentlich gar keine Chance, die Übersetzerleistung zu würdigen – weil er eben den notwendigen Vergleich nicht (oder nur sehr selten) hat.
Bei Hörbüchern ist das anders – hier wird schon einmal innerhalb einer Serie (desselben Autors) der Sprecher gewechselt – und alle vorher begeisterten Hörer sind enttäuscht (selten anders herum). Ist mir auch schon passiert. Wobei – auch hier habe ich nicht darauf geachtet, ob nicht vielleicht auch der Übersetzer dieser Romanreihe gewechselt hat – vielleicht war es ja gar nicht der Sprecher, der das Buch verhunzt hat?!
Dass die Verlage ungern mehrere Übersetzungen bezahlen wollen, um dann im Verkauf feststellen zu können, welche Übersetzung sich besser verkauft – ähhhm, ja, nette Vorstellung. Aufgrund der bisherigen ‚Unsichtbarkeit‘ von Übersetzern ist es aber auch illusorisch, dass die Leser dieses neue Unterscheidungsmerkmal überhaupt bemerken.
Es steht zu befürchten, dass der jetzige Status zumindest noch eine Zeitlang bestehen bleibt, ich werde mich aber bemühen beim nächsten Buchkauf den Verkäufer explizit nach der Übersetzung zu fragen – vielleicht wird ja mehr daraus. ;-)
*[1] Auch bei Verwendung ausschließlich männlicher Berufs- und/oder Gattungsbezeichnungen sind immer sowohl weibliche als auch männliche Personen gemeint.
Christoph Schepers Montag, 18. Mai 2015 um 09:25 Uhr [Link]
Hallo Isabel,
eine kleine Anregung, um die Leistung bzw. Bedeutung des Übersetzers zu veranschaulichen. Wie wäre es denn, wenn sich ein paar Übesetzer zusammen tun, und einen kurzen Text übersetzen. Und zwar jeder für sich, völlig unabhängig von den anderen.
Den Originaltext und die unterschiedlichen Ergebnisse könntest Du dann in Deinem Blog veröffentlichen.
Brigitte Große Montag, 18. Mai 2015 um 11:13 Uhr [Link]
Das schreibt der Autor Georges Arthur Goldschmidt: Der Übersetzer ist wirklich – das sollte man nicht vergessen – immer der Mitautor des Textes, gerade in dem Maße, in dem er vollkommen verschwindet, sich mit jeder Faser seines Übersetzerwesens dem Text hingibt, ohne das Kleinste hinzuzufügen oder zu streichen. Darin liegt die Schwierigkeit des Übersetzens: ganz zum Autor zu werden und dabei nicht im geringsten von ihm abzuweichen, nicht der Interpretation oder der Anteilnahme usw. zu verfallen, sondern einzig und allein in der Genauigkeit des Übertragens zu erscheinen, so daß am Ende der Text so in der Zielsprache steht wie in der Ausgangssprache.
Katarina Ganslandt Montag, 18. Mai 2015 um 12:02 Uhr [Link]
@Brigitte: Wobei das, was Goldschmidt schreibt, für die „große“, die gute Literatur gilt und sicher eine spezielle Herausforderung darstellt. In der Unterhaltungsliteratur, wo Bücher oft mit heißer Nadel gestrickt und flüchtig lektoriert auf den Markt geworfen werden, geht es gerade darum, Kleinstes subtil hinzuzufügen bzw. zu streichen und stilistisch einzugreifen, um den Lesern zu einem möglichst gelungenen Leseerlebnis zu verhelfen. Gerade in diesem Bereich lassen sich meiner Meinung nach die engagierten von den weniger engagierten ÜbersetzerInnen deutlich unterscheiden.
Die Sache mit der Wertschätzung | Frau Hauptsachebunt Montag, 18. Mai 2015 um 16:54 Uhr [Link]
[…] Bogdan, selbst als Übersetzerin tätig, weist beispielsweise in diesem Blogartikel daraufhin, dass der Übersetzer der Urheber am deutschen Text ist. Man ist also, auch beim Zitieren […]
Isabel Bogdan Dienstag, 19. Mai 2015 um 13:39 Uhr [Link]
@Dirk: „Leider gibt es viel zu wenige Bücher, die in mehr als einer Übersetzung zur Verfügung stehen – diese fehlende Vergleichsmöglichkeit (und natürlich die von Dir genannten Nichtnennungen) führen meines Erachtens nach dazu, dass der Übersetzer nicht wahrgenommen wird.
Der Leser hat eigentlich gar keine Chance, die Übersetzerleistung zu würdigen – weil er eben den notwendigen Vergleich nicht (oder nur sehr selten) hat.“
Das sehe ich ein bisschen anders, und das ist ein Artikel, den ich auch schon seit Jahren zu schreiben plane: Ich glaube, man kann die Qualität einer Übersetzung durchaus auch beurteilen, ohne das Original zu kennen.
Das Übersetzungsrecht wird im Normalfall nur einmal verkauft; bei wichtigen Büchern wird alle paar Jahrzehnte dann mal eine Neuübersetzung gemacht (auch das wäre einen eigenen Artikel wert: ob und warum und wie Übersetzungen im Gegensatz zu Originalen veralten). Siebzig Jahre nach dem Tod des Autors erlischt das Urheberrecht und die Werke werden gemeinfrei, das heißt, dann kann jeder sie übersetzen und veröffentlichen wie er lustig ist. Das ist gerade mit dem „kleinen Prinzen“ geschehen, da kamen auf einen Schwung mehrere Neuübersetzungen heraus. Allerdings werden vermutlich die allerwenigsten Kunden ab sofort nach Übersetzer aussuchen, welche Ausgabe sie nun kaufen wollen, sondern eher nach Aufmachung und Preis.
@Christoph, zu den Neuübersetzungen des Kleinen Prinzen gab es genau sowas, einen Übersetzungsvergleich, im Artikel von Felicitas von Lovenberg in der FAZ.
Christoph Schepers Dienstag, 19. Mai 2015 um 15:46 Uhr [Link]
Hallo Isabel,
da hatte ich ja ne super Idee – nur zu spät ;-)
(P.S. der Link funktioniert nicht)
Isabel Bogdan Dienstag, 19. Mai 2015 um 15:51 Uhr [Link]
Ups, danke – ist korrigiert!
Stefan Mesch: Übersetzer [Interview zu Amy Hempels “Was uns treibt”, mit Stefanie Jaksch, Buchkontor Wien] | stefanmesch Dienstag, 19. Mai 2015 um 18:03 Uhr [Link]
[…] Credit will ich Isabel Bogdan zitierten: “”Ich glaube, da gibt es so einen Ursache-Wirkung-Kreislauf, wie beim Huhn und […]
slowtiger Dienstag, 26. Mai 2015 um 11:49 Uhr [Link]
Ich wähle hauptsächlich nach Sprache aus – indem ich die erste Seite lese. Überzeugt die nicht, dann kauf ichs nicht, egal welche Namen da noch stehen. Ein vertrauter Name führt nur dazu, daß ich das Buch mal in die Hand nehme, aber wenn dann die Seite enttäuscht, laß ichs bleiben.
Netzlektüre – 26.05.2015 | SUBtastisch Dienstag, 26. Mai 2015 um 12:22 Uhr [Link]
[…] „Warum es so wichtig ist, die Übersetzer zu nennen“ von Isabel Bogdan. Ich selbst bin ja Fachübersetzerin (nicht Literaturübersetzerin) und das nennen der Übersetzer/innen in einer Rezension ist für mich selbstverständlich. Etwas schlampiger bin ich da mit den anderen Metadaten. Da muss ich vielleicht mal etwas mehr Disziplin aufbringen. […]
Isabel Bogdan Dienstag, 26. Mai 2015 um 12:57 Uhr [Link]
Slowtiger, das erfordert natürlich, dass du das Buch schon in der Hand hast, was beim Rezensionenlesen normalerweise nicht der Fall ist. Da könnte einem der Übersetzername ebenso wie der Autorenname schon einen Hinweis geben, ob es sich lohnt, sich das Buch man anzugucken.
Rezension: Verdächtige Geliebte von Keigo Higashino Mittwoch, 3. Juni 2015 um 19:00 Uhr [Link]
[…] habe ich mich noch nicht mit diesem Thema beschäftigt, wurde durch eine aktuelle Diskussion aber darauf aufmerksam gemacht und habe mit Überraschung (und Begeisterung) festgestellt, dass […]
Konstanze Sonntag, 7. Juni 2015 um 08:35 Uhr [Link]
Unter anderem Isabel Bogdan weist immer wieder darauf hin, dass es wichtig sei, Übersetzer von Büchern in Rezensionen (und somit auch auf Blogs) zu nennen. Ihren letzten Beitrag zu dem Thema findet ihr HIER. Ich kann verstehen, dass sie als Übersetzerin stolz auf ihre Arbeit ist und auch deshalb der Meinung ist, dass es notwendig ist, den Übersetzer zu erwähnen, wenn man über einen Text schreibt. Trotzdem gibt es mehrere Gründe, warum man bei mir den Übersetzernamen nur sehr selten erwähnt findet.
Grundsätzlich gibt es bei mir keinen „Infoblock“ mit den Daten zu einem Buch, weil ich erstens davon ausgehe, dass jemand, der meinen Blog im Internet gefunden hat, in der Lage sein wird, anhand des Autors und des Buchtitels alle gesuchten Informationen über die Verlagsseite zu finden. Zweitens habe ich ehrlich gesagt keine Lust, vor dem spontanen Schreiben einer Rezension, eines „Kurz und knapp“-Beitrags oder eines Leseeindrucks die Daten zusammenzusuchen. Außerdem stellt sich mir die Frage, wo ich die Grenze ziehen soll, wenn ich erst einmal damit anfange. Ich persönlich überspringe bei sämtlichen Blogs diese Infoblocks und finde es sehr lästig, wenn ich bei einem Beitrag, der aus wenigen Zeilen besteht, doppelt so viel Zeilen mit Daten wegscrollen muss.
Dazu kommt noch, dass ich nicht glaube, dass ich die Übersetzungsqualität wirklich beurteilen kann. Ohne „Infoblock“ müsste ich also in so gut wie jede meiner Rezensionen folgenden Satz schreiben:
„Ich weiß nicht, ob die Übersetzung dem Original gerecht wird, den ursprünglichen Text schlechter oder besser dastehen lässt, denn ich kenne die Originalausgabe nicht. Ich kann nur sagen, das Buch wurde von XY übersetzt.“ – nee, das ist doch wirklich keine Lösung!
Deshalb werden bei mir Übersetzer nur dann erwähnt, wenn es einen für mich relevanten Grund dafür gibt. Wenn ich zum Beispiel das Original mit der „bearbeiteten deutschen Fassung“ vergleiche, wie bei Agatha Christies „They Came to Baghdad“, dann erwähne ich selbstverständlich die Übersetzerin. Ich kann zwar nicht sagen, ob diese für die Kürzungen zuständig war oder ob der verantwortliche Lektor diese Entscheidungen traf, aber ich sage natürlich, wer den Text ins Deutsche übertragen hat.
Genauso halte ich es, wenn ich über (relevante) Wörter in Übersetzungen stolpere, die ich als unstimmig, falsch oder kritisierenswert empfinde, wie bei „Die zerborstene Klinge“ oder „Mord nach Drehbuch“. Was ich nicht erwähne, obwohl es mich regelmäßig sehr stört und aus dem Lesefluß reißt, sind Ausdrücke, die eindeutig regionalen (sehr, sehr häufig süddeutschen) Ursprungs sind, ohne dass die Geschichte in der dementsprechenden Region angesiedelt ist. Ich verstehe, dass es schwierig ist, diese vertrauten Begriffe beim Übersetzen vollständig zu vermeiden, denke aber, dass es einem professionellen Übersetzer eigentlich bewusst sein müsste, welche Ausdrücke regional und welche allgemein sind.
Also, liebe Übersetzer, wenn ich einen Übersetzer nicht nenne, dann ist es – auch wenn es euch wie Missachtung vorkommt – eigentlich ein großes Lob. Denn das bedeutet, dass ich mein Buch aufgrund eurer Arbeit einfach genießen konnte, ohne mich über Textstellen oder Ausdrücke aufzuregen oder mir Gedanken darüber machen zu müssen, woran es liegt, dass der Autor bei anderen Titeln oder im Original doch ganz anders klingt.
Die Sache mit den Übersetzern... - Buchimpressionen Donnerstag, 11. Juni 2015 um 21:15 Uhr [Link]
[…] von Isabel Bogdan ausgehend die Buch-Rezensenten beschäftigt, hat mich kopfschüttelnd zurück […]
Irina Medwed Dienstag, 14. Februar 2017 um 08:48 Uhr [Link]
Ich bin ebenfalls Fachübersetzerin und obwohl ich fast immer auf den Namen des Übersetzers schaue, merke ich mir diesen nicht. Ist es wichtig den Namen des Übersetzers zu wissen? Für den Leser denke ich nicht, aber vielleicht für einen Autor oder Verleger. Weil der Übersetzer ein Buch literarische und stilistisch sowohl aufwerten als auch abwerten kann. Theoretisch und praktisch.
Bei uns, in der ehemaligen Sowjetunion, galten zum Beispiel die Bücher von Arthur Conan Doyle oder Agatha Christi stilistisch als hochwertige Literaut. Ich war überrascht als ich später gelesen habe, dass die Romane als Trashliteratur deklariert werden. Dann habe ich einige Bücher auf deutsch gelesen. Und tatsächlich, scheinen die deutschen Übersetzungen für mich persönlcih etwas „flacher“ gehalten.