Film: The Great Gatsby
Jetzt wollte ich gerade darauf verweisen, dass ich ja letztes Jahr zu Beginn des Jahres mit dem sogenannten „Filmprojekt“ angefangen habe, das vorsah, jede Woche einen Film zu gucken. Das kam mir nicht sooo schwierig vor. Aber wo ich das gerade verlinken will, sehe ich: stimmt ja gar nicht, das ist schon zwei Jahre her. Zwei Jahre sind 104 Wochen, ich habe in dieser Zeit 12 Filme gesehen, also ungefähr beinahe fast nahezu einen pro Woche. (Stimmt nicht, ich habe noch ein paar wenige mehr gesehen, z.B. Boyhood, aber nicht drüber geschrieben.)
Nun ja, ich gebe nicht auf und habe also mal wieder einen Film geguckt: The Great Gatsby, und zwar die Version von Francis Ford Coppola von 1974. Hier kommt schon gleich wieder eine Beichte: Ich kannte die Geschichte nicht. Buch nicht gelesen, keine der zahllosen Verfilmungen gesehen, shame on me. Es war mir also ganz neu.
Worum es geht? Um reiche Leute in herrlichen Anwesen an einem Meeresarm, die permanent Partys feiern. Man bekommt nicht so richtig heraus, woher das Geld eigentlich kommt, am allerwenigsten beim Großen Gatsby (Robert Redford) selbst. Vermutlich vom Alkoholschmuggel, aber nichts Genaues weiß man nicht. Er ist jedenfalls irgendwie ein Guter. Auch wenn er hier und da ein wenig lügt, über seine Vergangenheit und das, was er macht. Und Liebeswirrungen gibt es natürlich auch zuhauf, Gatsby ist nämlich nur deswegen in die Gegend gezogen, um seiner alten Liebe Daisy (Mia Farrow) nahe zu sein, die aber dummerweise mit einem Mann mit einem schauderhaften Schnäuzer verheiratet ist (Bruce Dern), der zwar selbst ebenfalls eine Geliebte hat (Karen Black), es aber trotzdem nicht so super findet, dass seine Frau mit diesem Gatsby turtelt. Und am Ende sind welche tot.
Es wird viel angedeutet, viel schweigend bedeutungsvoll geguckt (die Männer) und viel gequietscht (die Frauen). Überhaupt, die Frauen: Wunderschön, tolle Kleider, aber leider total überkandidelt, teils geradezu hysterisch gespielt, was ich nicht gut ertragen kann. Ich kann aber sehr gut schöne Menschen angucken (Sam Waterston!), schöne Kleider, schöne Autos, schöne Häuser, schöne Partys mit tollen Tänzen. Insgesamt also: Schön anzusehen, aber leider unerträgliche Frauenfiguren. Und die Geschichte … vielleicht sollte ich mal das Buch lesen, um herauszukriegen, warum das eigentlich so berühmt ist. Den Film kann man schon gucken, muss man jetzt aber auch nicht so fürchterlich dringend. Jedenfalls nicht, wenn man ein Problem mit quietschenden Frauen hat.
Bechdel-Test:
Mehr als zwei Frauen in Hauptrollen: Ja.
… die miteinander sprechen: Kann mich nicht erinnern. Vielleicht einen Satz, aber kein Gespräch.
… über etwas anderes als einen Mann: Nö.
Frank B. Dienstag, 20. Januar 2015 um 04:04 Uhr [Link]
So stemmen wir uns voran, in Booten gegen den Strom, und werden doch immer wieder zurückgeworfen ins Vergangene.
Sabine Dienstag, 20. Januar 2015 um 18:19 Uhr [Link]
Ja, vielleicht ist es eine gute Idee, das Buch zu lesen. Wobei mir in so einem Fall die Filmeindrücke immer durch die Phantasie trampeln.
Die Neuverfilmung mit Leonardo d.C. ist übrigens in Teilen sehr schrill, auch wenn die Damen in dieser Verfilmung vielleicht nicht ganz so hoch quieken.
Extramittel Mittwoch, 21. Januar 2015 um 09:38 Uhr [Link]
Habe seinerzeit das Buch (und auch sonst viel von Fitzgerald) gelesen und fand immer, dass er mehr als alles andere Atmosphäre transportiert, das aber super. Den Film, den du gesehen hast, fand ich irgendwie blass, die schrille Neuverfilmung hat mir besser gefallen.
Wibke Mittwoch, 21. Januar 2015 um 10:10 Uhr [Link]
Ich hab das Buch vor gefühlt Urzeiten gelesen, und die Erinnerung, die mir bleibt, ist die Stimmung (also die schönen Menschen und Kleider des Films) aber nicht die Handlung (also redende oder quietschende oder sonstwas machende Frauen oder Männer). Das deckt sich ja mit Extramittels Leseerfahrung und deinem Filmeindruck, vielleicht ist die Lektüre also nicht unentbehrlich… Wobei natürlich eine gute Stimmungsbeschreibung durchaus ein Meisterwerk machen kann, aber mir persönlich fallen da spontan andere (gefühlt handlungsarme) Bücher ein, die mich mehr mitgerissen haben. Der Gatsby hat mich mehr so „ach nun, ja dann“ zurückgelassen… vielleicht auch, weil es so gar nicht meine Welt ist… Film hab‘ ich übrigens noch keinen gesehen…
lihabiboun Mittwoch, 21. Januar 2015 um 11:39 Uhr [Link]
Ha! am Ende sind „welche“ tot. Teilungsartikel!!! Il y EN a qui sont morts. Wunderbar.
Beim Gatsby bitte Hirn ausschalten und nur Klamotten + Interior gucken. Alles andere macht einen nur krank.
Uschi aus Aachen Mittwoch, 21. Januar 2015 um 13:29 Uhr [Link]
Die Coppola-Version gefällt mir jedenfalls viel besser als die neuere mit Babyface DiCaprio. Einzig Mia Farrow in ihrer so merkwürdigen Blutleere fand ich fehlbesetzt als die Frau, für die man sich verzehrt und ins Unglück stürzt. – Der Film spiegelt die Athmosphäre des Buches sehr gut, fand ich.
Und der Film „ist es schuld“, daß weiße Rosen meine absoluten Lieblingsblumen sind…
Helga Donnerstag, 22. Januar 2015 um 14:45 Uhr [Link]
Ich kann mit beiden Verfilmungen wenig anfangen. Hab aber alles von Fitzgerald mit großer Begeisterung gelesen.
Eule Freitag, 23. Januar 2015 um 23:59 Uhr [Link]
Wie Fitzgerald selbst seinerzeit an seinen Agenten schrieb: „The book contains no important woman character“. Genau gesagt beinhaltet das Buch überhaupt nur eine richtige Figur, und das ist Gatsby selbst. Der Rest dient dazu, die Geschichte seines Strebens und Scheiterns (an sich selbst) zu erzählen, ganz hervorragend aristotelisch konstruiert. Das Buch ist wahrlich ein Meisterwerk, es enthält keinen einzigen zufälligen oder überflüssigen Satz, allerdings sind etwas Mühe und Liebe zur Literaturanalyse bei der Lektüre schon hilfreich.
Die Verfilmung von 1974 finde ich trotz der teils schrillen Stimmen und übersoften Bildästhetik ebenfalls treffender als die mit DiCaprio. Redford wurde dafür geboren, Gatsby zu verkörpern, perfekter geht es nicht.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past.
Isabel Bogdan Samstag, 24. Januar 2015 um 08:47 Uhr [Link]
Oh, danke. Das hilft ja in der Tat, sowas zu wissen.