Simone Buchholz: Bullenpeitsche
Jahaa, da guckt ihr: Ich habe einen Krimi gelesen! Ich! Krimi! Ich bin ja sonst entsetzlich eingefahren in meinen Lesegewohnheiten, und Krimis gehören einfach nicht dazu. Aber Regeln/Ausnahmen, und ein guter Grund für eine Ausnahme ist, wenn ich die Autorin zufällig in einem Taxi kennenlerne. Was ich sowieso super finde, denn „wir kennen uns aus einem Taxi“ kann man auch nicht über jede Bekanntschaft behaupten. Und das kam so:
Auf der Frankfurter Buchmesse verließ ich abends eine Party und wollte mir ein Taxi suchen. Vor mir gingen zwei Leute, ein Mann und eine Frau, und ich fragte sie, ob sie wüssten, wo hier ein Taxistand sei. Also gingen wir die paar Meter zusammen, und am Taxistand sagte der Mann, er müsse nach Unterursel, und die Frau, sie müsse auf die Zeil. Ich sagte, ich müsse über die Zeil hinweg noch ein kleines bisschen weiter, und ob wir zusammen fahren wollten. Wir setzten uns also ins Taxi, fragten den Fahrer zur Sicherheit noch mal, ob das wirklich eine gute Idee ist, und stellten uns dann erst einander vor. Hallo, ich bin Simone; hallo, ich bin Isa. Innerhalb von drei Minuten wussten wir, dass wir beide aus Hamburg kommen, dass sie Krimis schreibt und ich Bücher übersetze, und wir dachten beide, dass wir den Namen der anderen schon mal irgendwo gehört hätten.
Am nächsten Tag auf der Messe bekam ich eine SMS, ihr sei eingefallen, woher sie mich kennt, nämlich von Karen Köhler, mit der sie befreundet ist, und die kurz drauf bei unserer Herbstlesung las. Wo ich dann auch Simone wiedersah. Und so weiter. Und deshalb habe ich jetzt also einen Krimi gelesen, und: Hat Spaß gemacht! Man sollte doch wirklich gelegentlich mal über den Tellerrand gucken.
„Bullenpeitsche“ ist der aktuelle Band aus der Reihe um die Staatsanwältin Chastity Riley. (Ich nehme an, der Name wird in einem der früheren Bände erklärt.) Chastity ist eine irgendwie sperrige Person, ein bisschen kaputt, voller Selbstzweifel, einerseits einsam, aber voller Bindungsängste, und mit einem starken Gerechtigkeitsgefühl. Sie weiß sehr gut, auf wen sie sich verlassen kann – und das sind nicht immer die offensichtlichsten Personen.
Am Anfang geschieht ein doppelter Polizistenmord in den eleganten Elbvororten. Und am Ende – und das gefällt mir besonders gut – ist nicht etwa der Mörder gefunden und alles gut. Sondern am Ende ist klar, dass dahinter ein Geflecht aus Korruption, Männerbünden und mafiösen Strukturen steht, gegen die man einfach permanent weiter ankämpfen muss. Es gibt keine schnelle Lösung, nicht den einen Verbrecher, der für das eine Verbrechen geschnappt wird. Allerdings gibt es doch den einen großen Oberverbrecher, aber über den verrate ich jetzt nichts.
Und dann gefällt mir die Sprache – sehr eigen, sehr umgangssprachlich, unverwechselbar, sehr St. Pauli. Denn in den Elbvororten sind wir nur am Anfang kurz, ansonsten spielt es im Herzen der Stadt, mit dem Sound der Straße. Und das ist ja sowieso mein Lieblingsgrund, Bücher zu lesen: wenn sie eine eigene Sprache haben. Könnt glatt noch einen hinterherlesen. Hier, echter Krimitipp! Lest Simone Buchholz!
Simone Buchholz bekommt einen Regalplatz zwischen Lothar Günther Buchheim und Nadja Budde.
Simone Buchholz: Bullenpeitsche. Droemer, 12,99 €
E-Book 10,99 €.
diealex Freitag, 28. Februar 2014 um 11:27 Uhr [Link]
aah, Du sortierst Deine Bücher also auch alphabetisch (hast Du bestimmt schonmal irgendwo geschrieben, aber ich folge Dir noch nicht so lange – hört sich blöd an. vielleicht eher: ich kenne Deinen Blog noch nicht so lange). Meine Freunde halten mich deshalb immer für bekloppt, aber wie soll man sonst was wiederfinden??
Isabel Bogdan Freitag, 28. Februar 2014 um 12:20 Uhr [Link]
Aber echt. Da bin ich auch total korrekt, das Belletristikregal ist das einzige, was hier immer super aufgeräumt ist. Die anderen Bücherregale, Arbeitszimmer und so, nun ja.
sabrina v. allwörden Freitag, 2. Januar 2015 um 21:15 Uhr [Link]
Hallo, Isabel,
meine Mutter und ich sind große Krimifans, seit neuestem auch von Simone Buchholz. Da wir alle Hamburger sind, würde ich ihr (meiner Mutter) gern eine Lesung von Simone schenken, finde aber weder eine Website von ihr ( Simone) noch eine Kontaktmöglichkeit über Droemer, auf der man neue Termine für 2015 finden könnte. Hast Du evenetuell eine öffentlich zugängliche Webadresse von Simone Bchholz?
Danke für eine kurze Rückmeldung und viele Grüße, Sabrina v. Allwörden
Isabel Bogdan Freitag, 2. Januar 2015 um 22:57 Uhr [Link]
Nee, etwas öffentlich Zugängliches habe ich auch nicht – habe ihr Deine Anfrage aber weitergeleitet, da wird sie sich bestimmt auf die ein oder andere Weise melden.
Simone Buchholz Samstag, 3. Januar 2015 um 15:21 Uhr [Link]
Liebe Sabrina,
entschuldigen Sie bitte, dass ich so gut versteckt bin. Im Moment ist es generell etwas ruhiger, ich habe den Verlag gewechselt und muss jetzt erstmal wieder fleißig am Schreibtisch sitzen und den nächsten Krimi produzieren, der dann – so der Himmel will – im Frühjahr 2016 erscheint. Nächste Lesung: im April 2015, im Rahmen der erneuerbaren Lesetage (Lesen ohne Atomstrom). Ich glaube, am 23.4. bin ich dran. Da müssten Sie aber nochmal ins Programm kucken, das auch demnächst in die Welt fliegen dürfte. Würde mich freuen, Sie dann zu sehen!
Ahoi
Simone Buchholz
Andrea Lämmle Mittwoch, 5. August 2015 um 22:55 Uhr [Link]
Ach ne, Simone, meine Lieblingsmitraucherin aus Würzburger Zeiten. Muss ich anderer Leute Homepages missbrauchen ( sorry!), um dich kontaktieren zu können? Schalte mal eine eigene!! Melde dich doch mal, Andrea