Stipendium
Nun ist das Literaturübersetzen ja nichts, wovon man reich würde. Vorsichtig ausgedrückt. Und je schwieriger das zu übersetzende Werk ist, desto weniger ist damit Geld zu verdienen – denn auch wenn man für schwierigere Literatur möglicherweise ein etwas höheres Seitenhonorar bekommt, wird das schnell durch den höheren Arbeitsaufwand wieder aufgefressen, und mit Umsatzbeteiligung ist bei schwierigerer Literatur auch eher nicht zu rechnen. Die leichte Unterhaltung verkauft sich deutlich besser.
Aber glücklicherweise gibt es den Deutschen Übersetzerfonds (DÜF), eine segensreiche Institution, die vor allem dafür zuständig ist, Geld an Übersetzer zu verteilen. Das Geld kommt aus den Kulturstiftungen des Bundes und der Länder und wird vor allem für zweierlei ausgegeben: zum einen werden damit Fortbildungen finanziert. Seminare, die meist über vier oder fünf Tage gehen, und die für die teilnehmenden Übersetzer kostenlos sind (denn sonst würde niemand kommen, weil es schlicht niemand bezahlen könnte), inklusive Unterkunft, Verpflegung und seit einer Weile sogar der Anfahrt. Und zum anderen verteilt der DÜF Stipendien unterschiedlichster Art. Arbeitsstipendien, mit deren Hilfe man es sich erlauben kann, sich etwas mehr Zeit für eine Übersetzung zu nehmen. (Oder sich endlich einen neuen Computer zu kaufen.) Reisestipendien für Recherchereisen in das Land der Ausgangssprache. Verschiedene Sonderstipendien, die nach verstorbenen großen Kollegen mit vielen Vornamen benannt sind, mit denen man endlich mal ein paar Wochen lang gar nichts machen, die Batterien aufladen und Bücher lesen kann, oder bei denen man einen Mentor an die Seite gestellt bekommt (Stipendium für beide, super Sache!), mit dem man mal ein ganzes Buch durchsprechen kann. Und so weiter.
Diese Stipendien sind ausdrücklich nicht dazu da, dass Verlage einem sagen können: ist zwar ein schwieriges Buch, aber kannst Dich ja um ein Stipendium bewerben – es sollen ja nicht die Verlage querfinanziert werden. Aus diesem Grund erhöht es sogar die Wahrscheinlichkeit, eins zu bekommen, wenn man schon einen relativ guten Vertrag ausgehandelt hat.
Bewerbungen sind halbjährlich zum 31. März und zum 30. September möglich.
Der langen Rede kurzer Sinn: ich bewerbe mich gerade um ein Arbeitsstipendium. Meistens übersetze ich ja eher Unterhaltungsliteratur. Und selbst Unterhaltungsliteratur ist übrigens auch ausdrücklich nicht von Stipendien ausgeschlossen, es gibt wertfrei für alle Sparten Geld. Auch das jetzt zu übersetzende Buch ist vielleicht nicht die ganz abgehobene, intellektuelle Höhenkammliteratur, hat aber doch ganz eigene Anforderungen und Schwierigkeiten, einen sehr eigenen Ton, außerdem thematisch einiges, was für mich Neuland ist (häusliche Pflege! Baseball! Darts!). Dennoch gehe ich eigentlich nicht davon aus, ein Stipendium zu bekommen. Warum ich mich trotzdem bewerbe?
Abgesehen davon, dass das Nicht-damit-Rechnen auch der Enttäuschungsvorbeugung dient und ich natürlich doch ein bisschen drauf hoffe: ich nehme mir seit Jahren vor, mal wieder ein Stipendium zu beantragen (einmal hatte ich schon eins). Denn wann immer der DÜF sich bei irgendwelchen Veranstaltungen selbst vorstellt oder erklärt, was er macht, bin ich aufs Neue beeindruckt: was für eine wirklich segensreiche Einrichtung!
Ich habe viele DÜF-Seminare besucht und da wahnsinnig viel gelernt. Fürs Übersetzen braucht man zu einem Teil sicher Talent, das kann man nicht lernen, aber zum Teil eben auch Handwerkszeug. Und was ich an Handwerkszeug gelernt habe, habe ich, außer by doing, auf DÜF-Seminaren gelernt. Desweiteren bekommt man bei diesen Seminaren eine Menge Berufspraktisches von Normseite bis KSK mit, Branchengeflüster, Netzwerkelei, anders gesagt: ich bin dem DÜF wirklich dankbar.
Der DÜF bekommt sein Geld, wie oben beschrieben, von den Kulturstiftungen des Bundes und der Länder. Wenn ich es richtig im Kopf habe, jeweils für drei Jahre. Dann wird wieder neu entschieden, wieviel es für die nächsten drei Jahre gibt. Und damit es für die nächsten drei Jahre wieder Geld gibt, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Leute um diese Stipendien bewerben. Wenn es, sagen wir, 50 Stipendien gibt, auf die sich 52 Kollegen bewerben, dann wird es beim nächsten Mal vermutlich weniger Geld geben. Wenn sich aber 200 Leute bewerben, dann wird es vielleicht ein bisschen mehr Geld von den Kulturstiftungen geben. Was natürlich in unser aller Sinne ist.
Also denke ich, man sollte sich da ruhig immer mal wieder bewerben, schon aus Prinzip, auch wenn man keins bekommt. Und so sitze ich da jetzt dran. Einzusenden sind:
- das ausgefüllte Bewerbungsformular
- Kurzbiographie, beruflicher Werdegang
- Verzeichnis der Veröffentlichungen und ggf. Auszeichnungen
- Angaben über gleichzeitige Stipendienanträge bei anderen Stellen sowie über Stipendien in den letzten drei Jahren
- kurze Charakteristik des zu übersetzenden Werks (max. 1 Seite)
- Kopie des Verlagsvertrags
- 10 Manuskriptseiten der Übersetzung
- Kopie der entsprechenden Stelle des Originals
- Kalkulation des voraussichtlichen Manuskriptumfangs und der benötigten Arbeitszeit
Das alles in siebenfacher Ausfertigung. Das ist eine Menge Papier, insgesamt ca. 200 Seiten, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Ich geh jetzt erstmal all das, was ich schon ausgedruckt oder kopiert habe, auf sieben Stapel sortieren.
Vielleicht klappts ja doch. Drückt mir die Daumen!
Isabel Bogdan Donnerstag, 28. März 2013 um 21:28 Uhr [Link]
Erledigt:
- Anschreiben formuliert und ausgedruckt
- Bewerbungsformular ausgefüllt und ausgedruckt
- Verlagsvertrag siebenmal kopiert
- Originaltext siebenmal kopiert
- 10 Seiten übersetzt (auch schon mehr)
- Biobibliografie auf Vordermann gebracht und siebenmal ausgedruckt (gildet für „Kurzbiografie, Werdegang, Veröffentlichungsliste, Angaben über bisherige Stipendien und Preise“)
- „Kurze Charakteristik“ geschrieben, inkl. Umfangs- und Zeitkalkulation, und ausgedruckt
- 8 Anschreiben und 7 Bewerbungsformulare unterschrieben
- Vertragskopien und Originalkopien mit Büroklammern zusammengeklammert (keine Spiralbindung, keine Heftnadeln, heißt es)
- Alles auf sieben Haufen sortiert und in Klarsichthüllen gesteckt
- Mail mit Bewerbungsformular in elektronischer Form geschrieben und weggeschickt
- Übersetzung zum letzten Mal überarbeitet, ausgedruckt, in die sieben Stapel sortiert
- Alle Stapel auf Vollständigkeit überprüft
- Eingetütet und frankiert. Mehr als ein Kilo!
To do:
- Nichts mehr! Fertig! (Nur noch gleich mitnehmen, wenn ich weggehe, und in den Briefkasten werfen. Das schaffe ich jetzt auch noch.)
Anne Donnerstag, 28. März 2013 um 23:16 Uhr [Link]
Und von dieser Seite: Daumen gedrückt!
(Wäre doch gelacht, alles.)
Lydia Donnerstag, 28. März 2013 um 23:36 Uhr [Link]
Drück auch mit!
Stephan Freitag, 29. März 2013 um 03:24 Uhr [Link]
Drücke mit. (Und bitte wieder mitspielen lassen, weil: Baseball! Darts!!)
Kiki Freitag, 29. März 2013 um 05:10 Uhr [Link]
Es wird gedrückt. Und: Baseball! (Go RedSox!)
excellensa Freitag, 29. März 2013 um 08:12 Uhr [Link]
Gedrückt, ganz fest.
Jenny Freitag, 29. März 2013 um 09:18 Uhr [Link]
Du packst das, Jutta!
kaltmamsell Freitag, 29. März 2013 um 09:31 Uhr [Link]
Ich wünsche dir das Stipendium von ganzem Herzen.
dorothy_jane Freitag, 29. März 2013 um 10:23 Uhr [Link]
Die Daumen sind gedrückt. Ich wünsche ganz viel Erfolg! :)
Isabel Bogdan Freitag, 29. März 2013 um 10:50 Uhr [Link]
Danke Euch! Jetzt kann ja quasi nichts mehr schiefgehen.
michaela Freitag, 29. März 2013 um 11:17 Uhr [Link]
Oh, eine tolle Einrichtung! Da drücke ich auch sehr die Daumen!
Violine Freitag, 29. März 2013 um 13:16 Uhr [Link]
Hey, alles Gute!!!!! Starke Sache!
Und Baseball? Ist Lokstedt nicht in der Nähe von HH? Soweit ich weiss, hat es da Baseballer der 1. Bundesliga Nord.
jubil Freitag, 29. März 2013 um 14:41 Uhr [Link]
Also, bei allen Baseballfragen stehe ich gern zur Auskunft bereit!
Ansonsten: Viel Glück, Daumen sind gedrückt!
[Hier auch gerade letzter Schliff, damit ich morgen meine Bewerbung (um ein anderes Stipendium) zur Post tragen kann....]
Isabel Bogdan Samstag, 25. Mai 2013 um 13:38 Uhr [Link]
Danke Euch fürs Daumendrücken – hat geholfen! Der Mann mit dem Geldkoffer war gerade da. Sozusagen. (Na gut, es war der Postbote.)
*rumhüpf*
joriste Samstag, 25. Mai 2013 um 15:05 Uhr [Link]
juhuu! Glückwunsch, ich freu mich mit :)
Lydia Samstag, 25. Mai 2013 um 16:55 Uhr [Link]
Wie schön! Freut mich so für Dich!
michaela Samstag, 25. Mai 2013 um 18:22 Uhr [Link]
Toll, toll, toll! Allerherzlichsten Glückwunsch!
Nina T Montag, 27. Mai 2013 um 11:07 Uhr [Link]
:-)