Alan Bennett (Ingo Herzke): Schweinkram
Ach, herrlich, Kinder! Ich bin ja sowieso Bennett-Fan (und Herzke-Fan), aber jetzt bin ich auch noch Schweinkram-Fan, denn das ist einer seiner besten. Wie gewohnt bei Wagenbach in einem schmalen Bändchen in rotem Leinen, und zwar diesmal, passend zur letzten Woche in diesem kleinen Kuschelblog, mit zwei unziemlichen Geschichten: Mrs. Donaldson erblüht, und Mrs. Forbes wird behütet. Beide ganz wundervoll.
Mrs. Donaldson hat nach dem frühen Tod ihres Mannes weniger Geld als gedacht und muss irgendwie Geld reinkriegen. Das tut sie auf zweierlei Weisen: sie vermietet ein Zimmer an ein Studentenpärchen, und sie nimmt einen Job im Krankenhaus an, wo sie jungen Medizinstudenten verschiedenste Krankheiten vorspielen muss. Die Studenten führen unter der Oberaufsicht eines Arztes erstmal ein Anamnesegespräch mit ihr, dann untersuchen sie sie. Wie es zugeht, dass Mrs. Donaldson schließlich erblüht, verrate ich natürlich nicht. Aber es kommt überraschend, und es ist herrlich.
Und Frs. Forbes in der anderen Geschichte ist eine alte Zicke, wird aber trotzdem von allen behütet – vor allem von ihrem über alles geliebten Sohn, aber auch von Mann und Schwiegertochter. Dabei haben alle gleichermaßen ihre Geheimnisse, und so geheim sind die gar nicht mal. Dafür aber ziemlich ungehörig, nach gängigen Maßstäben.
Ich mochte die erste Geschichte schon sehr, und die zweite fast noch mehr, weil da ein paar richtig gute Lacher drin sind. Beide Geschichten sind voll mit Sex, aber ohne jegliche Pornografie, sie sind sehr Bennett, mit Distanz und Ironie wie immer, mit diesem wundervollen Humor und vor allem: so wohltuend entspannt gegenüber dem Thema. Auch wenn nicht alle Figuren von Anfang an entspannt sind. Aber am Ende wollen sie natürlich alle nur das eine. Herrlich, ganz wunderbar. Geht hin und kauft dieses Buch und lest und habt Spaß!
Alan Bennett (Ingo Herzke): Schweinkram. Wagenbach, 139 Seiten, 15,90 €.
Christoph Knappe Dienstag, 26. Februar 2013 um 08:59 Uhr [Link]
Das Wort bennett eignet sich, wie Du das machst, tatsächlich ganz hervorragend als adjektiv. Schön!
Gelesen im März | Herzdamengeschichten Freitag, 29. März 2013 um 16:36 Uhr [Link]
[...] bekanntermaßen ganz großartig. Mit großem Vergnügen gelesen. Dazu hat auch Isa was geschrieben, by the way. Und wer Freude am Gebrauch des aussterbenden Semikolons hat, der hat in diesem Buch [...]