Tove Jansson (Birgitta Kicherer): Herbst im Mumintal

Alle kennen die Muminfamilie, also: gefühlt alle, außer mir. Irgendwie sind die Bücher in meiner Kindheit komplett an mir vorbeigegangen, aber es spricht ja auch nichts dagegen, das noch nachzuholen. „Herbst im Mumintal“ war also mein erstes Muminbuch, und gleichzeitig auch nicht, denn es kommen gar keine Mumins darin vor. Obwohl alle solche Sehnsucht nach der Muminfamilie haben, als es Herbst wird. Da ist der Hemul, der immer für alle irgendwas organisiert und allen sagt, was sie tun sollen. Weil er eigentlich nur will, dass es allen gut geht. Die Filifjonka, die dauernd putzt und auch ganz gut kochen kann, sich aber fürchterlich vor kleinen Krabbeltieren ekelt. Und die gern ein bisschen mehr wie die Muminmutter wäre. Oder der ängstliche und schüchterne kleine Homsa, der tolle Geschichten erzählt. Der griesgrämige Schnupferich, der so schön Mundharmonika spielen kann. Und der uralte Onkelschrompel, der froh ist, dass er einfach alles vergessen kann. Und die Mymla, die ihre kleine Schwester Mü mal wieder sehen möchte. Sie alle brechen zum Herbstanfang auf ins Mumintal, weil es dort so schön ist, aber die Mumins sind gar nicht da. Und so richtet diese bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von mehr oder weniger einsamen Eigenbrötlern sich im Haus der Mumins ein. Und das ist alles unglaublich warm und schön und gleichzeitig irgendwie traurig, und so voller kleiner Lebensweisheiten und Melancholie und Herzlichkeit. Und mal ehrlich: wer nicht schon von dem Namen „Onkelschrompel“ hingerissen ist, dem ist wohl nicht zu helfen. Onkelschrompel. Wundervolle Figur. Genau wie der Schnupferich. Und die Mymla. Und … naja, alle halt. Ganz großartiges Buch, davon kommen sofort noch ein paar mehr auf den Wunschzettel. Dann vielleicht welche *mit* Mumins, denn jetzt habe ich so viel über die Mumins gelesen, dass ich auch was über sie lesen will, wenn Ihr versteht, was ich meine.

Ganz herzlichen Dank an Nils Mohl für die Empfehlung und an Giardino für das Geschenk!

Tove Jansson (Birgitta Kicherer): Herbst im Mumintal. Arena-Verlag. Gebunden, 12,95 €
Taschenbuch, 4,99 €

(Die Links führen zum Webshop der Buchhandlung Osiander. Wenn Ihr das Buch dort bestellt, werde ich unermesslich reich.)

13 Kommentare

  1. Jamie Samstag, 6. Oktober 2012 um 04:40 Uhr [Link]

    Dann erzähl ich dir mal lieber nicht, dass ich vor Äonen die Muminmutter gespielt habe…

  2. Stephan Samstag, 6. Oktober 2012 um 11:08 Uhr [Link]

    Meine liebste Kinderbuchfigur: der unter dem Spülstein wohnt.

  3. nils Samstag, 6. Oktober 2012 um 18:23 Uhr [Link]

    Oh! Meine Kindheit war auch muminfrei. Fühlte mich, ehrlich gesagt, mit 40 (als ich selbst empfohlen bekommen habe) auch gerade eben so reif für diesen Roman. Prima, dass es dir gefallen hat.

  4. kvinna Samstag, 6. Oktober 2012 um 23:09 Uhr [Link]

    Mir allerdings schien der Schnupferich niemals griesgrämig zu sein. Das ist doch eher der herzlich-distanzierte, ziemlich ungezähmte Typ. Aber ich lernte auch erst die Trickfilme kennen, bevor ich die Bücher las. Und ja: ich lese sie noch immer gern.

    Viel Spaß beim weiteren Ent-Decken!

  5. kid37 Sonntag, 7. Oktober 2012 um 12:19 Uhr [Link]

    Großartig! Die Mumins sind ein ewiger Quell von Weisheit, Freundschaft und menshclichen Verschrobenheiten. Mein Favorit (neben, natürlich, dem „Herbst“) ist ja „Sturm im Mumintal“. Pflichtlektüre für alle hanseatischen Kulturbeflissenen, denn es kommt eine Sturmflut drin vor und ein in den Wellen treibendes Theater, für das der Muminvater ein Stück schrebt und mit der ganzen Sippe zur Aufführung bringt.

  6. Fjonka Dienstag, 9. Oktober 2012 um 22:09 Uhr [Link]

    Aber Vorsicht! Die Mumins auf deutsch sind leider extrem unterschiedlich schön, je nachdem, wer übersetzt hat! Du hattest Glück oder einen kundigen Schenker: der „Herbst im Mumintal“ ist wunderbar, obwohl der nicht in meinem Regal steht, weil er grad nicht zu haben war, als ich suchte. (Siehe auch Siehe auch (http://fjonka.wordpress.com/2011/11/04/fjonken-5/ in meinem blog)

  7. Isabel Bogdan Dienstag, 9. Oktober 2012 um 22:22 Uhr [Link]

    Ich glaube, die meisten sind jetzt von Birgitta Kicherer übersetzt, das ist eine sichere Bank (und sowieso eine ganz reizende Kollegin).

    • Fjonka Mittwoch, 10. Oktober 2012 um 22:25 Uhr [Link]

      Ach!? Dann muß ich mich wohl mal wieder umtun in Sachen Mumin… guter Tipp!

  8. KS Dienstag, 9. Oktober 2012 um 22:56 Uhr [Link]

    Also mein achtjähriger Sohn war sowas von enttäuscht von diesem Buch, lauter wirre Wesen und KEINE Mumins, nichtmal das Schnüferl oder Tulipa, beim Vorlesen habe ich sie auch vermisst und den Inhalt einem Kind erklären habe ich auch nicht geschafft. Wir haben nun fast alle gelesen und uns durch ein paar ganz schön gequält. Schöne Namen sind ja wirklich da, aber zu negative Stimmung für ein Kind, ganz eindeutig.

  9. Isabel Bogdan Mittwoch, 10. Oktober 2012 um 00:13 Uhr [Link]

    Ja, kann ich mir vorstellen, dass das für Kinder schwierig ist. Bei Wikipedia steht: Die ersten fünf [Bände] können als Kinderbücher gelten.
    Wenn man die Muminfamilie so mag wie offenbar alle im Land, dann ist es für ein Kind bestimmt schwer, dass sie in diesem Band gar nicht da sind. Ich selbst habe sie logischerweise nicht vermisst, ich kenne sie ja gar nicht.

  10. Hanjo Freitag, 12. Oktober 2012 um 12:39 Uhr [Link]

    Ich denke ja,dass man »Komet im Mumintal« *unbedingt* lesen muss. Eines der unheimlichsten und großartigsten Kinderbücher, die ich kenne …

  11. Isabel Bogdan Freitag, 12. Oktober 2012 um 23:53 Uhr [Link]

    Danke! Alles schon gewunschzettelt.

  12. Tove Jansson (Birgitta Kicherer): Winter im Mumintal Donnerstag, 27. Dezember 2012 um 20:16 Uhr [Link]

    [...] fürs Herz lesen möchte: unbedingt. Es war jetzt mein zweites Muminbuch, im ersten kamen gar keine Mumins vor, in diesem hier eigentlich nur der eine, nämlich Mumin. Zwei weitere Bücher habe ich noch [...]

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