Alan Bennett (Ingo Herzke): Die Lady im Lieferwagen
Erst vor kurzem habe ich ein nur zur Hälfte fiktionales Buch von Bennett gelesen, Vatertage, und das hier ist nun komplett Nicht-Fiktional – und ebenfalls nicht mein Lieblingsbennett.
„Die Lady im Lieferwagen“ ist eine alte Dame, beziehungsweise eben keine Dame, sondern eine Landstreicherin, die in einem Lieferwagen in Bennetts Vorgarten gelebt hat. Zwanzig Jahre lang. Das ist schon wirklich rührend, dass er sie zwar vor seiner Haustür campieren lässt, ihr auch gelegentlich was beim Einkaufen mitbringt und so weiter, aber gleichzeitig auf eine sehr britische Weise Abstand hält und sie nicht zu nah an sich rankommen lässt. Ein ganz eigenartiges Zusammenleben. Und eben: keine erfundene Geschichte, sondern gesammelte Tagebucheinträge aus diesen zwanzig Jahren.
Da dieser Text aber nur sechzig Seiten lang ist und das nicht reicht für ein Buch, sind hinten noch drei kürzere Texte angehängt: einer über Bennetts Verhältnis zu Büchern in seiner Kindheit (beziehungsweise das seiner Eltern), einer über die Straßenbahn seiner Kindheit, und einer über seinen Onkel Clarence, der im ersten Weltkrieg bei Ypern gefallen ist und seitdem durch die Familie geistert. Kann man alles machen, ist alles völlig in Ordnung (hey, es ist Bennett), aber irgendwie doch eher was für echte Fans. Ich bleibe dabei: lest unbedingt Die souveräne Leserin, Così fan tutte und Handauflegen.
Dass Bennett im Regal zwischen Benn und Bergengrün steht, wisst Ihr ja nun schon.
Alan Bennett (Ingo Herzke): Die Lady im Lieferwagen. 90 Seiten. Wagenbach, Taschenbuch, 8,90 €.
Extamittel Dienstag, 4. Oktober 2011 um 11:04 Uhr [Link]
„Cosi van tutte“ ist ja sicher ein total hintersinniges Wortspiel, von wegen Lieferwagen, oder?
Isabel Bogdan Dienstag, 4. Oktober 2011 um 11:07 Uhr [Link]
Ähm, ja, klar, lustig, ne?
Aber ich hab mir gerade überlegt, dass das bestimmt außer Dir niemand versteht und hab’s weggemacht. *hust*
Extamittel Dienstag, 4. Oktober 2011 um 12:08 Uhr [Link]
Wow, du baust extra für mich hintersinnige Wortspiele ein? Welche Ehre!
Isabel Bogdan Dienstag, 4. Oktober 2011 um 13:09 Uhr [Link]
Selbstverständlich, Madame. Ich denke nämlich seit ein paar Tagen sowieso fast pausenlos an Dich, weil der Mann einen „Die Gedanken sind frei“-Ohrwurm hat. Da muss ich dann immer lachen.