Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt?

Ich bin ja ein großer Fan von Wolf Haas. Und zwar deswegen, weil die Sprache in seinen Brennerkrimis so großartig ist. Weil er da kackfrech einfach tut, wozu er lustig ist. Und das sieben Bände lang. Beziehungsweise er tut so, als wäre das alles gesprochene Sprache und wie ihm der Schnabel gewachsen ist, aber tatsächlich ist es natürlich perfekt durchkomponiert, und falls hier irgendjemand noch nichts von Wolf Haas gelesen hat, möge er das bitte sofortestens nachholen. Die Geschichten dieser Krimis sind stellenweise recht brutal und vor allem: total verwickelt, um nicht zu sagen wirr. Ich hätte auch sofort nach dem Lesen keine einzige Geschichte nacherzählen können, aber die Sprache! Und die Erzähltechnik! Wie er sich immer wieder von einer unerwarteten Seite von hinten anschleicht, ganz harmlos tut, und einem dann plötzlich eine scheuert – großartig. (Mehr dazu habe ich schon mal hier geschrieben.)
Ich habe keine der Verfilmungen gesehen, aber mir ist auch überhaupt nicht klar, wie das funktionieren soll. Denn die Brennerkrimis sind – für meine eigene, private Lesewahrnehmung – ein Extrembeispiel für: Geschichte (fast) wurscht, das liest man (fast) ausschließlich der Sprache wegen. Ich lasse mich aber, wie immer, gern eines Besseren belehren.

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9 Kommentare

  1. Lady Grey Dienstag, 9. November 2010 um 11:56 Uhr [Link]

    Die Filme sind dazu da, dass man DANN die Geschichte nacherzählen kann. Und die wunderbare Sprache von Wolf Haas sind im Film die lakonischen Blicke von Josef Hader. Funktioniert fast genauso. Ich liebe die Bücher, und die Filme finde ich auch prima. Kannst du dir also durchaus mal ansehen, tut nicht weh!

  2. skizzenblog Dienstag, 9. November 2010 um 13:54 Uhr [Link]

    jetzt is scho wieder was passiert…
    und sie hams ausnahmsweise mal richtig gut hinbekommen.
    da gibts ganz andere kandidaten für die liste der definitiv komplett in die hose gegangenen verfilmungen.

  3. BriGro Dienstag, 9. November 2010 um 16:07 Uhr [Link]

    Ich hab sie alle gesehen, den ersten („Komm süßer Tod“) fand ich gut, den zweiten (Silentium) nicht so, den „Knochenmann“ sensationell. Nicht nur Josef Hader (Lady Grey hat recht: Er ist die fleischgewordene Sprache von Wolf Haas), auch Stipe Erceg! Birgit Minichmeyer!! Sepp Bierbichler!!!
    Funktioniert wie jede gute Literaturverfilmung, nämlich als Übersetzung: Man liest das Buch, verdauts und erschafft es neu, mit den eigenen Mitteln. Beim Filmen kann man noch mehr: Die Geschichte rückwärts oder gespiegelt erzählen. Oder das erzählen, was der Autor nicht erzählt, Und wenns gut ist, hat man das Buch GESEHEN. So wars.

  4. Isabel Bogdan Dienstag, 9. November 2010 um 17:19 Uhr [Link]

    Diese Filmfragen sind bei mir halt immer völlig falsch aufgehoben. Die Wahrheit ist: ich wüsste keine Buchverfilmung, die ich super oder scheiße fände. Ich hab zwar schon mal welche gesehen, aber erstens Gedächtnis, zweitens Film. Kann ich nix zu sagen.

  5. Isabel Bogdan Dienstag, 9. November 2010 um 17:19 Uhr [Link]

    Okay, Projekt für 2011: jeden Monat einen Film gucken. Kann man schaffen, oder? Jede Woche kriege ich eh nicht hin, man soll sich ja realistische Ziele setzen.

  6. BriGro Dienstag, 9. November 2010 um 18:37 Uhr [Link]

    Am besten, Du fängst mit der „Klavierspielerin“ von Haneke an, wärn guter Einstieg.

  7. Isabel Bogdan Dienstag, 9. November 2010 um 18:38 Uhr [Link]

    Danke, ist gewunschzettelt!

  8. Helga Dienstag, 9. November 2010 um 20:32 Uhr [Link]

    Ich muss ja ganz ehrlich zugeben, dass ich die Brenner-Bücher gelesen furchtbar fand – aber die Verfilmungen! Wahnsinn!!

  9. molasaria Dienstag, 9. November 2010 um 21:38 Uhr [Link]

    Ich war auch ausgesprochen misstrauisch… mE sieht der Herr Hader ja irgendwie so gar nicht aus wie der Brenner… aber irgendwie ist er’s dann doch. So ähnlich war mir dann auch der Plot der Filme: irgendwie nicht… aber irgendwie dann aber doch wieder. Der Regisseur hat sich ja jeweils mit den Herren Haas und Hader zusammengesetzt, bis ein Drehbuch rauskam, das allen taugte – die Ausgangssituation, die Ingredenzien der Handlung sind jeweils annähernd dieselben, aber die Geschichte, die sich dann daraus entwickelt, ist jeweils eine ganz eigene. Wer die Bücher gelesen hat, kann also auch die Filme noch mit Gewinn sehen. Und andersrum. Wem die Filme gefallen, dem gefallen die Bücher vielleicht auch, vielleicht aber auch nicht. Und andersrum. (Ich bin aber mit Filmen auch eher so einer… kann ich meistens wenig zu sagen, wenn ich mich nicht grad über die fehlende Qualität irgendeiner Übersetzung in der Synchro aufregen darf.)

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