Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert

(Hat jemand bestimmt, man dürfe jede Frage nur einmal beantworten? Also.)

Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein.

Das Buch erinnert mich an meinen Opa, aus dessen Bücherschrank es stammt. Deswegen erinnert es mich außerdem an meine Tante Ingrid, denn sie lebt immer noch in Opas Haus, und Opas Bücherschrank steht immer noch dort, wo er immer stand. Mein Opa starb 1983, da war ich fünfzehn. Wahrscheinlich habe ich es also noch von ihm selbst bekommen, denn ich bin ziemlich sicher, dass ich es im Krankenhaus gelesen habe, als ich mit Windpocken darnierderlag. Und da war ich, glaube ich, noch etwas jünger.
Jedenfalls war Doppelagent Thomas Lieven die erste (und wahrscheinlich einzige) Romanfigur, in die ich mich je verliebt habe. So ein Gentleman, so cool und klug und schön und mutig und überhaupt perfekt. Und kochen konnte er auch noch. Ein paar Jahre lang wäre „Es muss nicht immer Kaviar sein“ die Antwort auf die Frage nach dem Buch gewesen, das ich immer wieder lese. Jetzt allerdings habe ich es bestimmt schon zwanzig Jahre nicht mehr gelesen. Vielleicht sollte ich es noch mal versuchen. Vielleicht auch lieber nicht.
Ich habe auch noch zwei-drei weitere Simmels versucht, so mit um-die-zwanzig. Haben alle nicht so eingeschlagen. Und irgendwann lief der Film zum Buch, den habe ich aber nur zwanzig Minuten ausgehalten: das Grauen! Der hat mit dem Buch gar nichts zu tun, Heinz Rühmann O. W. Fischer als unbeholfen herumstolpernder Thomas Lieven, das ist ungefähr das Gegenteil des echten Thomas Lieven, es ist ein Schimpf und eine Schande, ich war sauer und habe den Fernseher ausgemacht.
Den ersten Satz kann ich immer noch auswendig:

„Wir Deutschen, liebe Kitty, können ein Wirtschaftswunder machen, aber keinen Salat“, sagte Thomas Lieven zu dem schwarzhaarigen Mädchen mit den angenehmen Formen.

Das Buch riecht immer noch nach Opa. Aber möglicherweise riecht das außer mir niemand.

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5 Kommentare

  1. Gaga Nielsen Sonntag, 17. Oktober 2010 um 15:34 Uhr [Link]

    Ich glaube, ich habe mit zwölf so ziemlich alle Bücher von Johannes Mario Simmel gelesen. Das ist das richtige Alter! Du warst einfach schon zu groß dafür. Ich bin allerdings nun ein wenig neugierig geworden, wie diese Schriften heute auf mich wirken würden, 33 Jahre später.

  2. Christiane Sonntag, 17. Oktober 2010 um 15:35 Uhr [Link]

    Na so was! Duplizität der Ereignisse? Du löst mein Blogrätsel (aber pst! bitte noch nicht verraten -)), und ich bringe ausgerechnet gestern zwei Filme aus der Bücherhalle mit, die mir rein zufällig in die Hände gefallen sind. Die Kaviar Kollektion. Teil 1: Es muss nicht immer Kaviar sein; Teil 2: Diesmal muss es Kaviar sein. Wirklich rein zufällig. Ich habe von Simmel nie was gelesen, aber der Film „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (mit schöner Hamburg-Kulisse) hat mir irgendwann in grauer Vorzeit mal gut gefallen. Vom Kaviar kannte ich nur den Titel (wer kennt den nicht). Aber was soll das heißen: Heinz Rühmann? Pah! Nee, O. W. Fischer. Und Senta Berger. In den Hauptrollen. War doch ganz nett. Und in Schwarz-Weiß.

  3. Gaga Nielsen Sonntag, 17. Oktober 2010 um 15:41 Uhr [Link]

    Filme mit O. W. Fischer und Senta Berger sind immer gut! Die können gar nicht anders! Egal, wie schlecht, das Drehbuch ist. Aber die waren tatsächlich ganz gut gemacht, diese Filmchen. Und Jimmy ging zum Regenbogen, war der nicht mit Judy Winter? Sehe ich sehr gerne, die Judy.

  4. Isabel Bogdan Sonntag, 17. Oktober 2010 um 15:41 Uhr [Link]

    Oh! Danke für den Hinweis, Christiane, ist korrigiert. Kannste mal sehen, wie gründlich ich den geguckt habe. Wenn ich mich recht erinnere, fängt der Film auch sozusagen mitten im Buch an, in Paris, was im Buch Marseille ist oder so, und. so. weiter. Ich fand damals, als ich das Buch liebte und gut kannte, alles an dem Film falsch. Kann aber natürlich sein, dass er als Film ansonsten nett ist, wenn man das Buch nicht kennt.

    Gaga, ich weiß immer nicht, ob man sowas nicht ruhen lassen sollte. Wie die Ferienorte der Kindheit, sie werden nicht so sein wie in der Erinnerung, sie machen einem eher das Gefühl kaputt. Oder auch nicht, ich weiß es nicht. Würde auf einen Versuch ankommen. Wahrscheinlich ist Thomas Lieven ein abscheulicher Macho.

  5. Gaga Nielsen Sonntag, 17. Oktober 2010 um 15:47 Uhr [Link]

    Wahrscheinlich! So intensiv und sentimental sind meine Gefühle zur spätkindlichen bzw. frühpubertären Simmel-Ära allerdings nicht, dass da rückwirkend rosa Erinnerungen ergrauen würden. Ich erinnere mich nur diffus, dass da ein bißchen Erotik drin war, welche mich sehr interessierte!

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