Helgoland, Tag 2: Wasser
Dochdoch, wir haben auch gearbeitet. Aber wir waren auch draußen. Die meiste Zeit hat die Sonne geschienen, Wolken gab es auch, es hat auch kurz genieselt, aber den Großteil des Tages war es sonnig. Da kann man unmöglich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen.
Wir sind also spazierengegangen, dann haben wir ein bisschen gearbeitet, dann in der Sonne gesessen und Tee getrunken (draußen nur Kännchen), dann wieder ein bisschen gearbeitet, dann sind wir zur Südspitze gegangen, wo es richtig hässlich ist, eine ellenlange Betonmauer zieht sich am Meer entlang, so hoch, dass man nicht drübergucken kann, dass man das Meer also gar nicht sieht, nur gelegentlich brechen sich die hohen Wellen und Gischt stiebt über die Mauer. Das Wasser landet dann in einer sehr breiten Abflussrinne (Beton), durch die es ins Hafenbecken abgeleitet wird, dann kommt eine zweite Mauer (Beton), dahinter wir. Dann Industriegebiet und Bauschutt, teils noch die Reste der Sprengungen aus dem Krieg. Buddeln will man hier lieber nicht, liegen noch überall Blindgänger. Aber buddeln wollten wir eh nicht.
Was wir aber durchaus wollen, ist, das Meer besser sehen, nicht nur die über die Mauer brechende Gischt, sondern das ganze Meer, die ganzen Wellen, den ganzen Sturm. Von allen Schiffen, die die Insel täglich ansteuern, ist heute nur eins gefahren. Aus Gründen. So wahnsinnig windig ist es gar nicht mehr, aber Wellen gibt es reichlich, es schäumt und tost.
Wir klettern über die erste Mauer, runter in die Betonrinne, hüpfen über das Wasser, das sich dort gesammelt hat, steigen die Treppe an der zweiten, der hohen Mauer hoch bis zu dem Schild „Betreten verboten“, klettern um das Schild herum und stehen auf der allersüdlichsten Spitze der Insel (Beton) und sehen das Meer und die Wellen und die Brecher, und da kommen sie angerollt und brechen und spritzen, und wir werden nass, aber so richtig. Fotografieren komplett unmöglich, alles viel zu nass und zu windig, keine von uns wird ihre Tasche aufmachen und die Kamera rausholen, aber was für ein herrliches Gefühl, der Wind ist eigentlich erstaunlich warm, die Gischt fühlt sich fast an wie weiche Hagelkörner oder sowas, oder ist das Salz? Unsere Jacken halten erstaunlich dicht, die Hosen sind aber bald schon klatschnass, wir freuen uns und grinsen blöd und lachen, weil das so schön ist. Naturgewalten, tolltolltoll. Echt. Dann schnell nach Hause, die nassen Sachen ausziehen.
(NACHTRAG: Na, okay, es war kein Sturm, es waren nur Wellen. Das hier ist Sturm. Aber nass waren wir!)
Abends Essen und Cocktails mit dem Helgoländer in der Bunten Kuh. Fühlt sich fast schon an wie zu Hause.
Aber gearbeitet haben wir auch, ehrlich!
Vgl. Adelhaid, a.a.O.